Uri Bülbül

Ich finde den Gedanken, gesponsort zu werden, sehr spannend und verlockend. Aber meine Eigenwilligkeit ist eine andere als deine Frage voraussetzt: ich würde sagen: Geld her und ich kann machen, was ich will und du bist raus aus der Verantwortung, weil du dich mit deinem Sponsoring losgekauft hast von der Kunst, geht nicht! Es ist widerlich, dass menschliche Beziehungen auf Geld reduziert werden! Wer mich sponsort, nimmt sich meiner an und kann mit seinem Geld weg bleiben!

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Was aber soll das nun schon wieder heißen: «nimmt sich meiner an»? Er tritt in ein menschliches, mich unterstützendes Verhältnis, genau genommen tritt er in ein Verhältnis zu meiner Kunst, die nicht nur meine ist, sondern doch eine übergreifende Idee. Geldmittel können bei der Realisierung der Projekte hilfreich, aber manchmal auch sehr hinderlich sein, wenn sie von der Idee ablenken, den Blick auf die Realisierbarkeit lenken und dadurch andere Möglichkeiten, die man noch auf der Suche nach Mittel und Wegen gefunden hätte, aus dem Blick verschwinden. Der Sponsor kann nun gemeinsam mit mir die Idee des Vorhabens betrachten, weiterdenken, neu entwickeln und entwerfen, ist als Kritiker gefragt und als Kreativpartner. Das ist das eigentliche Verhältnis, worauf es ankommt. Wenn die Million für mich nur auf der Straße herumliegt, ist sie wertlos. Denn Kunst ist und bleibt Kommunikation! Sponsoring müsste mit dem Gedanken anfangen: Ich finde gut, was du machst... Das aber ist keine Geldfrage, sondern ein Seelenthema: meine Kunst spricht an, interessiert ein weiteres Subjekt außer mich und darüber muss unbedingt gesprochen werden darüber muss der Austausch stattfinden. Dann erst ist die Million sinnvoll; nicht indem sie den Besitzer wechselt von x zu Uri, sondern gemeinsam mit x und Uri FÜR etwas DRITTES eingesetzt wird - FÜR DIE REALISIERUNG EINER IDEE!

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Ideologiekritisch betrachtet habe ich aus einer marxistischen Position den Eskapismus abgelehnt. Meine auf die marxistische Ideologie konzentrierte Phase liegt weit zurück. In der praktischen politischen Arbeit war sehr schnell für mich erkennbar, dass scholastisch-rationalistische Denk- und Vorgehensweisen lediglich zur Bürokratie und sonst nichts führen. Und wenn sich die Demokratie rechtsstaatlicher Kontrolle entziehen darf, sofort in autoritäre Formen staatlicher Herrschaft führt, wenn sie denn an die Macht gelangt. Die Macht aber ist an sich, auch wenn sie nicht links motiviert ist, bürokratisch und rationalistisch und findet ihre moralische Legitimation in der kapitalistischen Version in einem völlig weltflüchtigen und irrationalen Freiheitsbegriff. Darin verbirgt sich auch ein Glücksversprechen, was die Menschen zu Konsumsklaven macht. Das ist ein real praktizierter Eskapismus.

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Ich verstehe meinen Hedonismus so, dass ich am liebsten den Menschen in Entspannung zu sich selbst finden sehe. Natürlich muss er sich dafür den Zwängen der auf Ausbeutung basierenden sogenannten Realität zu entziehen suchen, die normative Kraft des Faktischen überwindend neue Realitätskonstrukte für sich finden, in denen er ein selbstbestimmtes Subjekt sein kann. Das ist eine Flucht aus der einen in eine andere Realität.

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Wenn man dies illusionär betreibt, wird das eskapistisch. Aber Illusionen haben eben den Nachteil, dass sie schnell an Wirklichkeit im Sinne von Wirksamkeit verlieren und dem Menschen letztlich eher schaden als nützen. Und das verbinde ich mit Eskapismus. Fantasy-Geschichten, Filme, Spiele werden kommerziell dazu benutzt, Menschen dahingehend zu manipulieren. Dies formulierend bleibe ich ideologiekritisch auf einer antieskapistischen Position. Aber mir selbst gegenüber ideologiekritisch kann ich ganze Kunst- und Spielgattungen nicht mit dem Verdikt des Eskapismus ablehnen. Das halte ich für einen bürokratischen Zensorenquatsch!

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Was so als Eskapismus bezeichnet wird, kann individuelle Freiräume und Entspannung schaffen. Platt und plakativ ausgedrückt kann ich es mal so zuspitzen: Wenn sich jemand der Schule entzieht, um sich Fantasy-Spielen zu widmen, handelt in meinen Augen richtig, wer zur Erholung von Klausurphasen sich Fantasy-Spielen widmet, optimiert sich für seine Ausbeutung. Wer aber nicht nur schlechte Noten in der Schule wegen Schulschwänzerei bekommt, sondern auch sich wichtiges gesellschaftspraktisches Wissen entgehen lässt, um in einer Fantasywelt zu versacken, liefert sich auch dem Ausbeutungssystem aus. Das ist nachteilig. Ich selbst entziehe mich der Realität, um in meinem Realitätskonstrukt Platz zum guten Leben zu finden - insofern bin ich sehr realistisch realitätsflüchtig und nicht eskapistisch im negativen ideologiekritischen Sinne ;) Die Werbung, die mir die ganze Zeit aufgezwungen wird, verspricht mir übrigens konsumistisch auch Realitätsflucht: Komm für wenig Geld aus deinem Alltag (=Realität). Sehr mies!

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Der Streifenwagen jagte mit Blaulicht und Sirene aus der Stadt. Auf der Landstraße schaltete Robert Kruse die Sirene aus. «So schnell wie möglich in den Dienst, so schnell wie möglich ins Sanatorium – wenn du mich fragst, ist das alles ziemlich verrückt.» Sein Kollege und Partner lachte: «Ja, ist ja auch ein psychiatrisches Sanatorium. Ich glaube, Hoffmann will, dass wir uns selber einliefern.» «Wie kommst du auf so was?» «Naja, vielleicht hat er deinen Bericht gelesen.» Kruse verstand nicht genau, worauf Winkelmann hinaus wollte: «Das ist mir jetzt zu verwinkelt», sagte er. Didi Winkelmann grinste: «Du hast doch alles reingeschrieben, was nur ging, um uns in die Klapse zu bringen! Da springt jemand in der Fritz-Ferdinand-Frohmann Straße 42 vom Balkon und verschwindet spurlos. Der Mann, zu dessen Wohnung der Balkon gehört, ein gewisser Niklas Hardenberg wird überprüft und befragt, scheint ein Bekannter des Herrn Oberstaatsanwalts Leopold...» «Ja, ja, ja, nimm du mich auf den Arm! Geh mir ruhig auf die Nerven», unterbrach ihn der Fahrer des Streifenwagens. Er musste scharf bremsen, sie hatten die Abzweigung des schmalen Feldweges Richtung Sanatorium durch den Wald bereits erreicht. Als sie auf dem Schotterweg weiterrasten, nahm Didi das Gespräch wieder auf: «Aber jetzt mal im Ernst! Mir ist an diesem Kerl etwas aufgefallen», sagte er. «Du meinst, dass er Zauberkräfte besitzt und sich vom Balkon stürzen und verschwinden kann. Ja, ja, Didi, du bist mir schon ein Scharfsinniger!» «Wenn du nur mal so gut Auto fahren könntest wie lästern», erwiderte Dietmar Winkelmann. «Mach dir mal nicht in die Hose; ich werde schon nicht gegen einen Baum rasen wie unsere Kollegin Metzger. Aber nun sag mal wirklich im Ernst: was ist dir denn aufgefallen?» Winkelmann musste kurz die Luft anhalten, sein ganzer Körper spannte sich an, sein rechter Fuß drückte hilflos auf das Bodenblech als wäre es ein Bremspedal, da hatte Robert Kruse mit etwas ausbrechendem Heck die leichte Kurve schon gemeistert. «Also ja, dieser Hardenberg, er war eben nicht richtig überrascht, wenn du mich fragst. Da behaupten die Leute, jemand habe sich von seinem Balkon gestürzt, zwei uniformierte Polizeibeamte stehen vor seiner Tür und der Kerl wirkt irgendwie nicht überrascht oder beunruhigt. Das finde ich komisch.» «Wenn das auch noch im Bericht stehen würde, kämen wir wirklich in die Klapse. Zumindest müsste uns Philomena dienstunfähig schreiben!» Kruse konzentrierte sich schweigend auf die Fahrt, Winkelmann schüttelte nachdenklich den Kopf vor sich hin, dann hob er wieder an: «Und also bitte… auch diese Fahrt jetzt! Was ist das für ein Einsatz? Der Kommissar ruft uns aus der Freizeit in den Einsatz – wir haben nicht mal Bereitschaft. In welcher Dienstvorschrift steht denn geschrieben, dass wir das, was wir jetzt machen...» Er sprach nicht weiter. Er hatte im Wald etwas bemerkt.

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Nur oberflächlich betrachtet, klingt es gut, was da steht. Ich habe es ja bereits kritisiert und kann es gerne noch einmal wiederholen und bei dieser Gelegenheit vielleicht noch etwas hinzufügen:
Die Menschen sind eben so, wie sie sind - weder absolut gut noch absolut schlecht oder böse. Es gibt keine „guten Menschen“. Schon da fängt die Aussage an zu hapern: «Ich glaube daran, dass guten Menschen Gutes widerfahren wird.» Insofern hat er "Karma" schon angefangen schlecht zu beschreiben. Nur setzt er ja einen Einleitungssatz vor seine Aussage: «Ich glaube daran...» Also sagt er nichts über Karma aus, sondern darüber, was er glaubt. Und dem kann man nicht widersprechen. Wenn er etwas glaubt, dann glaubt er das halt. Karma ist aber meines Wissens die Idee, dass guten Taten mit guten Taten in diesem oder in den weiteren Leben nach der Wiedergeburt kosmisch geantwortet wird. Letztendlich, wenn man so viel Positives an Karma gesammelt hat wird man gänzlich vom Leben und vom Wiedergeborenwerden befreit. Diese Idee setzt voraus, dass Leben an sich Leiden ist und man in diesem Leiden die Chance bekommt, durch gute Taten sich vom Wiedergeboren werden zu befreien. Das kann man glauben, ich finde es nicht schön, an etwas zu glauben, was das Leben als Leiden voraussetzt. Für mich ist das Leben an sich schön und das Leiden entsteht durch falsches Leben, durch mangelnde Einsicht in die universellen Regeln, durch Unfreiheit, Dummheit und leider auch durch Assozialität und Egoismus. Zur Dummheit gehört auch, nicht zu sehen, dass der Mensch sowohl Gutes als auch Schlechtes hervorbringen kann und alles aber auch auf einen wieder zurückfällt. Schon in diesem Leben. Da habe ich auch den Gedanken, dass alles Schlechte, was man anderen antut, man sich eigentlich zugleich auch sich selbst antut. Das ist stärker als der Karma-Begriff. Und in dem Zitat steckt ja auch so etwas wie Gehässigkeit und Schadenfreude, Rachsucht und Ressentiment, wenn es heißt: «...während die Menschen, von denen sie verletzt wurden, leer ausgehen». Nein, da spircht kein reines Herz, wenn ich das so sagen darf. Selig aber sind die, die reinen Herzens sind und ohne Ressentiments.

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