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Uri Bülbül

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Wenn man nicht weiß, was einen stört und oft wütend ohne Grund ist, sollte man sich in eine Therapie begeben? Oder kann das einfach auch mal nh Phase sein? Also meine Phase dauert jetzt 6 Monate schon und ich hab das Gefühl es wächst.

Ich denke, es ist nicht leicht, diese Frage allgemein zu beantworten, ohne dich zu kennen. Du scheinst ja kein Choleriker zu sein, der leicht in die Luft geht, denn dann würdesg du dir und anderen diese Frage nicht stellen. Sicher ist eine Therapie ein gangbarer Weg, aber wie jede Reise, sollte sie nicht ohne Vorbereitung angetreten werden. Denn ganz gleich, ob du dich in eine Therapie begibst oder nicht. Du kannst die Verantwortung nicht abgeben, du bleibst für dich und dein Handeln verantwortlich wie auch für den Erfolg der Therapie. Den Zeitraum hast du ja schon benannt und anscheinend für dich erkannt. Ich würde erst einmal neben der Suche der richtigen Therapie für dich auch weiter und genauer mich selbst beobachten: was sind die Anlässe deiner Wut? Sind sie völlig aus der Luft gegriffen oder erkennst du doch ein Muster? Ist vor sechs Monaten irgendetwas vorgefallen in deinem Leben? Etwas, was du noch nicht mit deinen Wutanfällen in Verbindung bringst? Macht dich irgendetwas unzufrieden? Die Therapie ersetzt deine Selbstbeobachtung nicht. Insofern würde ich damit schonmal beginnen.

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Ein Zimmer bei Zimmer wird mir nicht zuteil. Ich muss mein Zimmer mir erdichten und eine Schwester Lapidaria fein, damit ich vernünftig irre sein kann. Uri, der Hölderling - SOKRATES Folge 450:

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Uri war über den Besuch nicht unerfreut. Er lenkte ihn von seinem verdammten Bluttraum ab, der in aller frische in seinem Gedächtnis vor seinem geistigen Auge klebte. Er wusste nicht, was ihn an seinem Traum mehr bedrückte, dass er Blut verlor oder dass sein Vater beschlossen hatte, seine Koffer zu packen und zu gehen, weil er die Eskapaden seines Sohnes nicht mehr mit ansehen konnte. Jedenfalls geriet aber diese Frage durch Bens Besuch etwas in den Hintergrund. Wahrscheinlich wollte der junge Mann mit ihm philosophieren, seine zwangsneurotische Ordnungsliebe musste ja der Philosophie keineswegs abträglich sein. «Rufus ist wieder da», sagte Ben und ganz zweifellos schien das sein Hauptanliegen zu sein, weshalb er mit irgendjemanden darüber sprechen musste. Und so konstruierte Uri Nachtigall Sinn in den Aussagen des jungen Mannes, kam Ben zu ihm, weil Schwester Maja nicht zu sprechen war, weil abwesend! Das musste doch eine Ehre für den Theaterphilosophen sein, dass Ben nach Schwester Maja direkt ihm vertraute, denn etwas in seiner Stimme drückte tiefe Beunruhigung darüber aus, dass Rufus „wieder da“ war. Die Antwort, die Nachtigall darauf gab, war an Dämlichkeit schier nicht zu überbieten: «Wahrscheinlich hat er wieder Dienst». Kurz stutzte Ben und bedauerte sehr, mit diesem so schwerwiegenden Thema zum Theaterphilosophen gekommen zu sein. «Hmmm, ja, wahrscheinlich», erwiderte er hilflos ob der Begriffsstutzigkeit des Theaterphilosophen. Sollte er sofort wieder gehen, oder sollte er einen neuen Anlauf versuchen? «Du weißt, was im Gartenhaus passiert ist?» Fast etwas debil wirkend fragte der Theaterphilosoph: «Im Gartenhaus?» Er war unsicher, ob er den Kopf schütteln oder nicken sollte. «Ayleen ist tot», murmelte er tonlos. Ein Knoten würgte ihn am Hals. Tränen stiegen in seine Augen. Jetzt begriff Ben @Gedankenkammer, dass der Theaterphilosoph an einem anderen Aspekt derselben Geschichte hängengeblieben war. «Eine Freundin von dir?», fragte Ben. Jetzt kam das Nicken ohne Zögern. «Das tut mir Leid», sagte Ben. Konnte er sofort daran anschließen und das Thema mit Rufus ansprechen? Nun zögerte er. «Danke», würgte der Theaterphilosoph mühsam hervor. Obwohl in seinem Schmerz verfangen, war er sensibel genug, um zu merken, dass Ben @Gedankenkammer auch etwas zutiefst berührte und beschäftigte, ja womöglich ihm sogar Angst machte. «Ist Ayleen im Gartenhaus umgekommen? Hat sie sehr gelitten?» Ben hasste solche Fragen; woher sollte er das wissen und warum wollten die anderen solche Dinge von den Toten erfahren, die seine medialen Fähigkeiten für sich auszunutzen versuchten. Er wollte Ayleen nicht sehen, er wollte sie nicht fragen, wo sie ums Leben gekommen war und ob sie viel gelitten hatte. Aber Ben lag falsch mit seinen Gedanken, denn der Theaterphilosoph wollte überhaupt nicht, seine medialen Fähigkeiten ausnutzen. Er wollte Ben nicht um eine Scéance bitten. Er wollte vielmehr eine Brücke zu dem schlagen, was Ben zu ihm trieb.

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Waren das nicht schöne Zeiten? als wir damals noch um die Gunst der göttlichen Filomena, der 'Übersetzerin der Nachtigall', gefochten haben ? Und leiden Sie eigentlich noch sehr darunter daß ich dann den Zuschlag, ( also das Eheversprechen ) mit ner kurzen Wartezeit von 30 Jahren erhalten habe.

druide0815’s Profile PhotoDr. med.nerv. Otto von A bis Z
Mein Lieber, Sie sind ein PHANTAST! Und das gefällt mir ebenso phantastisch gut wie Ihre Phantasterei vom Ehezuschlag. Dabei ist doch eines klar, dass diese Dinge der Liebe nur in unserer männlichen Phantasie so funktionieren. Frauen haben da ihre eigene Realität. Ich vermute, dass Philomena unsere Verehrteste es so gesehen hat, dass sie in uns beiden eine Freundschaft für möglich hält, was nur unter den oberflächlichen politischen, weltanschaulichen und ästhetischen Differenzen, Widersprüchen wie Zwistigkeiten liegt. Sie wollte das Bindeglied zwischen uns sein, die Schaufel, der Ausgrabung in der Archäologie der Menschlichkeit unter dem Schutt der Streitereien. Und sie fühlt sich bestätigt, würde ich annehmen. Als Psychologin, als Dame von Welt und in ihrer untrüglichen weiblichen Intuition.
Ich sage da mal, bevor ich mich voll und ganz in Ihre Phantasiewelt begebe, Folgendes kritisch als Klugdiarrhoe, wobei ich mal anmerken möchte, dass ich meine Berufe aus Berufung nicht so oft wechsle wie Sie Ihre Berufe und ich meine Unterhosen :)))
Unsere verehrte Philomena liegt mit der Intuitionssache richtig und falsch zugleich: auch weibliche Intuition kann trügen, aber ist als Intuition immer ein gutes Sinnesorgan, und ja, Frauen haben eine andere Intuition als Männer. Eine andere wohlgemerkt, ob sie besser funktioniert, sei einmal dahin gestellt.
Nun aber tauchen wir doch mal bitte ab in unsere chauvinistische Männerwelt voller Männerträume und Eroberungsgelüste und ritterlichem Geschick: Okay, gebe mal ganz fein Englisch zu, Sie haben den Zuschlag und die Verlobung erhalten - 30 Jahre sind für uns alte Recken kein Hindernis, sondern ein Katzensprung! Wir feiern Ihren Erfolg!
Nun kommt aber der Dichterlump in mir durch wie einst bei Hölderlin in Frankfurt... Susette Gontard und Philomena... Sie, mein Lieber, werden der gehörnte Ehemann sein und ich ganz nahe im Herzen bei Diotima alias Philomena. So sind die Rollen auf der Chauvi-Bühne gerecht verteilt und wir können uns weiter um Philomena ritterlich trefflich streiten. Nur nicht in einem Punkt: Da gibt es zwischen uns keinen Dissens: Philomena ist und bleibt uns «göttlich», wie Sie so treffend formulierten, dass ich es neidlos anerkennen muss.
Um auf Ihre Frage zurückzukommen: Nein, ich leide nicht darunter, dass Sie den Zuschlag bekamen in unserer Chauvi-Fantasie-Welt: denn, ich bin der Hölderling auf dieser unserer Bühne! Und Sie der gehörnte Ehemann!

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Ich versuche, meinen ask-Aufenthalt sachlich und in meinem Stil fortzuführen, was mir angesichts der Entwicklung des Niveaus wirklich immer schwerer fällt, zumal auch meine Antworten nicht mehr von Leuten gelesen werden können, die gar kein Ask-Account haben und auch nicht haben wollen. Das Modell: Fragen und Antworten und die Technik ist eigentlich sehr schön für sachliche Ausführungen zu Lebens-, Weltanschauungs- und anderen Fragen. Die Threads mit Unterfragen unter dem Motto «Frag weiter und schau, was passiert» sind nun weg, was technisch ein qualitativer Verlust ist. Aber was nützt die Technik, wenn ohnehin kaum Menschen da sind, die die Antworten lesen und sich damit auseinandersetzen. Einige Lichtblicke gibt es aber noch, und allein für diese lohnt es sich, weiter hier zu bleiben und es auszuhalten. Zuletzt erreichte mich dieser Hinweis, weil Simona mich markiert hatte, was mich sehr gefreut hat.
https://ask.fm/simonalein_/answers/168725029997
Danke dafür und für alle nachdenklichen Antworten oder Fragen, die zum Nachdenken anregen. Bei alldem kommt zum Glück auch der Humor nicht zu kurz, finde ich. Nur muss ich aufpassen, dass ich nicht sarkastisch werde, weil ich mich in einen ask-Pessimismus steigere.

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Otto, der Reiseveranstalter könnte mir eine Reise nach Ulan Bator ermöglichen, und er hat ein Tribunal an der Hinterhand. Das ist ein Intermezzo im SOKRATES-Roman wert! Und Basti plädiert für mehr Sachlichkeit im Roman. Höchste Zeit für die Folge 449:

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Dann aber bemerkte er, dass sie stehen geblieben war. Und ängstlich prüfte er den Stellknopf, die Krone an der Aufzugswelle, und war beruhigt festzustellen, dass er sie im Schlaf mit einer ungeschickten Armbewegung herausgezogen haben musste. Das Stehenbleiben der Uhr also hatte eine natürliche Ursache. Zunächst hatte er ängstlich daran gedacht, dass Uhren auch stehenbleiben, wenn jemand stirbt. Um sich wieder zurechtzufinden und seine Orientierung zu finden, schaltete er seinen Computer ein; die Uhr darin war zuverlässig. Es war schon später Abend 21.57 Uhr. «Wann bin ich nur eingeschlafen?», fragte er sich. Da hörte er ein Geräusch an der Tür und ein Sekundenbruchteil später klopfte es zaghaft an seiner Tür. Er war noch benommen und auch etwas überrascht, er dachte an Schwester Lapidaria, obwohl er sehr falsch damit lag. Würde sie so zaghaft klopfen? Sein Wunsch war der Vater des Gedankens, als er hoffnungsfroh aufgeregt «Herein» sagte. Die Klinke wurde langsam, schier ungläubig herunter gedrückt. Es war Ben @Gedankenkammer. «Darf ich reinkommen?» Ben bemerkte Uri Nachtigalls Enttäuschung. Er hatte mit jemand anderem gerechnet. Und man musste kein Gedankenleser oder Geisterseher sein, um zu erraten, dass er lieber Schwester Maja an seiner Tür gesehen hätte. «Schwester Maja ist weg. Ich weiß nicht, wo sie ist», sagte er unvermittelt, ohne dass der Theaterphilosoph überhaupt nur an eine Frage denken konnte. «Weg? Wie weg?», fragte Uri Nachtigall. Ben konnte nicht noch mehr Panik um sich gebrauchen. Es war alles schon viel zu unruhig im Sanatorium. Auch Uri Nachtigall mochte keine Unruhe und Panik in sich aufkommen lassen. Komisch war nur, dass er Schwester Majas Anwesenheit als beruhigend zu empfinden begonnen hatte. Er versuchte sich selbst eine Erklärung zurecht zu legen, noch bevor Ben @Gedankenkammer es konnte: «Vielleicht hat sie dienstfrei, Feierabend», murmelte er. Ben erwiderte nur ein kurzes «ja, ja, möglich». Er stand noch immer unsicher an der Tür. «Komm rein», forderte Uri ihn auf. Der junge Mann wollte wahrscheinlich gar nicht die Nachricht von Schwester Majas Abwesenheit überbringen. Natürlich mussten nicht alle Angestellten im Sanatorium sein. Der Theaterphilosoph beruhigte sich damit, dass es völlig selbstverständlich war, dass die leitende Schwester auch mal Feierabend hatte. Ben trat zögernd ein, Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn, er konnte seinen Blick vom Schreibtisch des Philosophen kaum abwenden. Er bekam schier Atemnot. «Darf ich?», fragte er. Ohne ganz genau verstanden zu haben, worum es ging, nickte der Theaterphilosoph: «Ja, natürlich». Schließlich hatte er ihn doch gerade aufgefordert einzutreten. @Gedankenkammer aber trat an den Schreibtisch und ordnete das Durcheinander dort im Handumdrehen geometrisch an. Uri war überrascht und erstaunt zugleich, sah aber mit einem wohlwollenden Schmunzeln Ben ins Gesicht. «Magst du dich setzen?» «Ja», erleichtert nahm Ben auf dem Schreibtischstuhl Platz.

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Ich wette mit, Sie war'n noch nie in Ulan Bator...Nee Nicht? Hab ich mir gedacht. Mit einer einleuchtenden Erklärung, könnten Si das Tribunal durchaus noch milde stimmen. Guten Abend

druide0815’s Profile PhotoDr. med.nerv. Otto von A bis Z
Sie wissen, wie Alfred Ross, unser Hauptkommissar in SOKRATES, in Libreville auf dem Marktplatz gelandet ist! In einem Aluminiumwürfel, innen schallisoliert und stockfinster. Dabei wollte er doch nur mal deftig auf seine Art den Theaterphilosophen befragen. Schließlich passieren einfach zu viele mysteriöse Dinge in der Psycho-Villa! Und seine Kollegin und junge Geliebte Johanna Metzger ist auf dem Weg in die Villa gegen einen Baum gefahren und liegt seitdem im Koma. Na gute Nacht! Ich bin angesichts dieser fiktiven Tatsachen sehr froh, dass Sie von Ihrer Idee abgelassen haben, einen Schönheitssalon betreiben zu wollen. Es gibt nun einmal Dinge und Gesichter wie Geschichten, die nicht beschönigt gehören! Das Reisegewerbe hingegen ist doch durchaus attraktiv in meiner Vorstellung: ab in den finsteren Würfel, in dem man Geräusche und Musik halluziniert und auch Stimmen hören kann und ab nach Ulan Bator! Ja, Sie haben Recht. Ich war noch nie dort und kann mir gut vorstellen, mit Ihrem Reiseunternehmen dorthin zu gelangen. Wie ist denn bei Ihnen so die Unterbringung? Und wie steht es um den Reisekomfort? Da ich bisher nicht unangenehm genug in der Psycho-Villa aufgefallen bin, hat man gnädigst davon abgesehen, mich nach Ulan Bator zu verfrachten. Aber wenn ich weiterhin jungen Menschen philosophische Flausen in den Kopf setze, kann es durchaus passieren, dass das Tribunal einen entsprechenden Beschluss fast. Was genau ist Ihre Funktion in diesem Tribunal? Sind Sie der stellvertretende Sitzungsleiter oder der Protokollant? Oder ein Experte und Gutachter ohne Stimmrecht? Beraten Sie oder bestimmen Sie? Ach ja, da sieht man doch, wie verwirrt ich bin: ich stelle im Antwortfeld Fragen über Fragen - das ist ein besorgniserregender Zustand - in der Finsternis des Trübsinns gibt es keinerlei leuchtenden Erklärungen - schon gar nicht einleuchtende. Es kann aber gut sein, dass das Tribunal von vornherein schon milde gestimmt ist; erstens leben Totgeglaubte länger; zweitens stirbt die Hoffnung zuletzt und drittens gibt es auf dem Friedhof keine Reisepläne. Früher nannte man das „Dialektik“. Hatten Sie eigentlich in der Schule auch das Fach „ML“?

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Auch darum kann es bei SOKRATES gehen: um das Geheimnis und das Geheimnisvolle und um das Paradox des Geheimnisses, das erzählt und doch nicht weitererzählt werden soll... ich will für meine Erzählweise den Begriff des Epischen aus dem Theaterdiskurs in die Romanpoetik zurückholen. Folge 448:

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Sie aber ging zu seinen Kleidern und durchsuchte seine Taschen, seine Geldbörse, darin seine Bankkarte, Paybackkarte und ein Mitgliedsausweis eines Fitnessclubs. Schlichtweg nichts Ungewöhnliches. Sie fotografierte aber die Karten ab, um später in Ruhe recherchieren zu können, wenn sie wieder allein war. Igor erwachte, als sie sich wieder zu ihm gelegt hatte und Katja tat so, als wäre sie nie aus dem Bett gestiegen. Er nahm sie wieder in den Arm und sie ließ es sich gern gefallen.
Der Theaterphilosoph in der Villa hatte einen seltsamen Traum, der ihn in eine komische zwielichtige Stimmung zwischen Depression und Erleichterung versetzte. Vielleicht hatte sich im Traum etwas seelisch entschieden und geklärt, denn der Traum war nicht einfach beängstigend und bedrückend, vielleicht aber deutete er auch herannahendes Unheil an oder zumindest symbolisierte er die Angst davor. Beim Erwachen stellte er fest, dass seine Armbanduhr stehen geblieben war, weil er den Drehknopf herausgezogen haben musste. Er war an einem undefinierten Ort, in einer Wohnung, die ihm nicht unbekannt vorkam und im Verlauf seines Traums sich immer mehr in eine Wohnung verwandelte, in der er jahrelang gelebt hatte. Ein Wirrwarr von Frauenstimmen war um ihn, fröhliche, fordernde Stimmen, Klänge, die ihn zu etwas aufforderten. Er war mit allem eigentlich einverstanden und wollte der Forderung der Stimmen gerne nachkommen. Da sah er seine Handgelenke, die mit einem speziellen Verband umwickelt waren. Sein Traum wurde farbig, er musste und wollte den weißen Verband abnehmen, um Blut zu spenden. Er ging ins Bad, stand am Waschbecken und nun war völlig klar, dass es das Bad seiner früheren Wohnung war. Die Frauenstimmen wollten es so und er hatte nichts dagegen, sich an diese wohl vorher getroffene Vereinbarung zu halten. Er öffnete am Waschbecken den Verband, das Blut floss, wie erwartet, aus seinen Adern, nun brauchte er die Schüssel, das Gefäß, worin das zu spendende Blut eingefangen werden sollte, aber niemand wollte es ihm reichen. Er bat seinen Vater um Hilfe, der mit ihm in der Wohnung wohnte, aber der Vater des Theaterphilosophen weigerte sich, das gehe ihm zu weit, er werde ihm das Gefäß nicht reichen, er werde jetzt seine sieben Sachen packen und die Wohnung verlassen. Da stand der Theaterphilosoph mit aus seinen Adern strömendem Blut am Waschbecken, überlegte, dass es weder mit Schmerzen verbunden war noch mit einer Gefahr, etwas Blut zu verlieren, er forderte seinen Vater im Befehlston auf, hier zu bleiben und ihm ein Gefäß zu reichen. Der Vater hatte aber eiligst die Koffer gepackt, die nicht einmal ordentlich verschlossen waren und aus denen Kleider und Hemdsärmel hinausquollen und wollte gehen. Die Frauen blieben unsichtbar, waren aber zu hören, weil sie den Theaterphilosophen auslachten, das sei sehr komisch, dass er seinen Vater zurückhalten wolle. Und damit erwachte er, sah auf seine Uhr und wunderte sich, dass es noch so früh war, als sei er gar nicht eingeschlafen

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Was ist Katja H. wichtig im Leben? Ein Exkurs in ihre Vergangenheit finde ich spannend.

StadtderNebel’s Profile PhotoMel Whatever
Der Exkurs in Katja Hardenbergs Vergangenheit existiert; leider ist diese Vergangenheit noch zu sehr verwoben mit der Vergangenheit ihres Ex-Mannes: Niklas Hardenberg. In Meinem monumentalen Hörspielwerk: «Der Auftrag» treten die beiden Figuren ins Leben. Vielleicht verführt dich dieser Hinweis ja dazu, das Hörspiel zu lesen. Hier nur eine kleine Passage:
Katja: Absturz. Was ich auch anfange, wann ich auch beginne, wo immer ich bin, wie immer ich mich verhalte, überall der Geier. Phantastisch. Im Sturzflug auf die Bäuchlingsliegenden der Geier. Ich habe ihn schon fast liebgewonnen, wie zärtlich er doch seinen Schnabel in mein Fleisch bohrt. Gierig. Bin ich ein Stück Aas? Verdorben und verreckt. In der natürlichen Reihenfolge vielleicht verreckt und verdorben oder vielleicht doch verreckt, weil verdorben? Keine Ahnung!
Susanne: Du drehst dich in einer Schattenwelt im Kreis. Das ist kein Vergnügen. Früher glaubten sie an ein Oben und Unten, an eine Höhle und an eine überirdische Welt, an eine Sonne, nicht an Kathodenstrahlen aus der Braunschen Röhre.
Katja: Ich möchte nur mal wissen, ob wir hier in einer Höhle sind. Wenn es so wäre, könnte sich doch der Geier nicht weit in die Lüfte schwingen. Du verstehst schon, was ich meine.
Susanne: Wird uns dein Freund suchen? Er ist doch ein ausgesprochener Feigling.
Katja: Männer werden nicht zu Helden geboren. Wir müssen sie erst dazu machen.
Ich werde irgendwann wiedermal die ganze PDF veröffentlichen; momentan ist dieses Buch nur für teures Geld zu kaufen. Ich sollte aber keinen Exkurs in die Edition machen, sondern in Katjas Vergangenheit. Und natürlich wäre es hier nur blöde Koketterie, wenn ich sagen würde: Katjas Vergangenheit ist das, was geschrieben, editiert und publiziert ist. Nein, nein, so einfach machen wir es uns nicht. Katja Hardenberg war kurze Zeit mit Niklas verheiratet, hat nach der Scheidung den Namen beibehalten, war bei der Eheschließung schon schlau genug, nicht auf einen pseudoemanzipierten Bindestrichnamen zu bestehen; auf eine nichtssagenden Doppelnamen wie etwa Katja Hardenberg-Schmitz. Und all diese blödsinnigen Begründungen, man heirate überhaupt nur noch wegen Steuererleichterungen und nicht, weil man an die Institution der Ehe und an eine lebenslange Liebe oder Verbundenheit glaube. Diese Gedanken- und Argumentationsgänge sind bis zur Widerwärtigkeit blöd. Ich wollte Katja schon eine Gratwanderung zwischen Konventionalismus und Utopiesucht machen lassen und die politischen Bestrebungen als eitlen, narzisstischen Quatsch beschreiben, aber Katja sollte nicht ganz blöde dabei abschneiden. Ich finde, jeder Mensch hat eine faire Chance verdient - auch eine fiktive Katja Hardenberg. Der Untertitel des Hörspiels lautet übrigens: «Die Anatomie des Verrats». was macht der Konventionalismus und die Sehnsucht nach gesellschaftlicher Anerkennung aus uns? Ich habe mittlerweile ein gutes Gefühl für diese Thematik, aber noch keinen treffenden Text.

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@StadtderNebel Ich möchte deine Frage: «Stell dir vor, die neue Bundeskanzlerin beruft dich zum Minister des neugeschaffenen Ressorts für freie Kultur und du sagst zu. Was sind deine ersten Amtshandlungen und inwieweit unterscheidet sich die Arbeit von deinen bisherigen Betätigungsfeldern?» gar nicht abbügeln. Und ich möchte mich erst recht nicht um eine Antwort oder besser um Antworten drücken. Es ist ein Problem der Kommunikation und insbesondere des Interviews, dass Fragen immer ein Vorwissen, Vorannahmen und implizite Aussagen enthalten und auch die Antwort dadurch in eine gewisse Richtung lenken. Da aber deine Frage mich motivieren sollte und überhaupt nicht prätentiös gestellt war, wäre es jammerschade, in der Kommunikationsfalle stecken zu bleiben, dass Fragen immer Implikationen mit sich bringen. Du könntest ganz einfach nach meinem Namen fragen und kämest nicht ohne Vorannahmen auf mich: «Wie heißt du?» setzt schon voraus, dass jede Person einen Namen hat. Und im Deutschen ist dann auch noch mit der Anredeform in zweiter Person Singular schon ein persönliches Verhältnis zwischen Frager und Antworter festgelegt. Ich könnte ja schnippisch darauf antworten und sagen: «Seit wann duzen wir uns?» Die harmloseste Frage ist bezüglich der Implikationen eben nicht harmlos.
Politiker haben oft in ihrer Rhetorik die Strategie, dass sie gar nicht weiter auf gestellte Fragen eingehen, sondern im besten Fall das Thema der Frage aufgreifend, ihre eigenen Dinge erzählen. Das ist wichtig als Strategie - nicht nur als Versuch, unangenehmen Fragen aus dem Weg zu gehen, sondern auch die eigene rhetorische Souveränität zu bewahren. Z.B. «Was haben Sie heute zum Frühstück gegessen?» «Wir können das Ernährungsproblem nicht auf das Frühstück reduzieren und schon gar nicht auf meine persönliche Ernährung. Fest steht, dass Massentierhaltung...» usw. usf. Damit wird die unangenehme Seite der Frage umgangen, dass der Gefragte womöglich fünf Schinkenbrötchen zu sich genommen hat aus Mastschweinen, aber zugleich auch das politische Problem nicht persönlich moralisiert. Selbst wenn die Person vegan gefrühstückt hätte, ist das politische Problem der Massentierhaltung nicht aus der Welt.
Was ich damit sagen möchte, ist: ich bin sensibel in der Rhetorik, weil es auch zu meinem Beruf gehört und es ist wichtig, dass wir diese Sensibilität weiterentwickeln und weitergeben. Zugleich ist es auch sehr wichtig ernste Themen nicht in zu engen Frageformen tod zu pressen! Deine Frage betrifft die Freiheit der Kultur als Kultur der Freiheit! Egal, wie deine Frage formuliert ist, das Thema ist dir ebenso wichtig wie mir und wir haben das eigentliche Thema hier typisch sprachanalytisch angefangen, indem wir Redeformen als Kommunikationskultur thematisierten, und nun müssen wir aber nach der Form auch zum Inhalt vordringen: wie können wir die Kulturlandschaft umgestalten? Was wären die richtigen Maßnahmen dazu?

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Stimmt schon. Sich treu bleiben und etwas bewegen kommt selten zusammen. Danke für deine Antwort! https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/168155517881

StadtderNebel’s Profile PhotoMel Whatever
Ich möchte das nicht pauschal ausschließen, ich sehe nur, dass vermeintliche Machtpositionen wie Ministeramt, sich als eine Falle herausstellen können, wenn es wirklich darum gehen soll, etwas zu verändern. Verändern und bewegen ist auch nicht dasselbe. Natürlich bewegen Minister und Politiker etwas; die Frage ist für mich aber auch immer: was bewegen sie? Und ist das im Sinne menschen- und lebensfreundlicher Verhältnisse und Strukturveränderungen? Der springende Punkt für mich ist in deiner Frage: die Falle, dass man nur ein Ministerposten zu bekommen hat, um etwas zu verändern. Darin sehe ich eine Überschätzung der Posten und Pöstchen. Das habe ich aber schon sehr früh erkannt, wenn ich auch sonst oft nicht die hellste Leuchte bin. Politik ist eine Illusion von Machbarkeit, Veränderung und Verbesserung. Ich bin mit meinem Werdegang nicht unzufrieden, weil ich in einer sehr glücklichen Situation war, vieles sehr "erfolgreich" sein zu können, wenn ich es nur gewollt hätte. Ich habe mich immer für "schöner Leben" statt für "strukturkonforme Macht- und Karriereillusionen" entschieden. Unterordnung war nie mein Ding, strukturkonformes Verhalten weckte meinen Ehrgeiz nicht. Ich hätte höchstwahrscheinlich kein Landesminister werden können, geschweige denn Bundesminister. Und schon gar nicht für Kultur, Bildung, Jugend, Schule. Aus dem im Lande vorhandenen rassistischen Gründen und meiner Herkunft hätte ich es zu so etwas wie Integrationsstaatssekretär bringen können: 1. hätte ich dazu nur in die richtige Partei eintreten müssen, eben eine der Massenparteien, die nicht an der 5%-Hürde scheitern; 2. hätte ich nur etwas parteikonform und machtinteressiert auf Posten schielen müssen - mein politisches Engagement und meine Aktivitäten sowie Funktionen und Angebote hätten es hergegeben. Meine Biographie eignete sich dafür prima. Kurzum: mich hat der Scheiß nie wirklich interessiert. Ich habe viele Leute um mich gehabt, die sich wichtig und bedeutend fühlten, wenn sie auch nur einen mehr oder weniger interessanten Posten ergreifen konnten. Natürlich angeblich voller Enthusiasmus und Idealismus, aber wichtig war eigentlich nur die Geltungssucht. Auch hiermit will ich nicht sagen, dass ich nicht gelten wollte. Aber mein Narzissmus wurde durch politische Ämter nicht befriedigt. Ich wollte Literatur, Philosophie, wollte etwas Bleibendes. Letztendlich sind es narzisstische und keineswegs idealistische Beweggründe, die Menschen in Ämter und in Politik treiben. Machen wir uns da bitte nichts vor - schon gar nicht sind es politisch effiziente Strategien, worunter ich Strukturänderungen verstehe. Lies bitte ganz aufmerksam Büchners «Dantons Tod»! Das Geniale ist eben, dass ein kaum 23-Jähriger das System so früh durchschaut hat. Unfassbar! Die Narzissten der Politik bleiben sich ja auf ihre Art auch treu; sie wären es nicht, würden sie so leben wie ich! Sie sind stolz auf Karriere und Wohlstand als Zeichen des Erfolgs. Für mich wäre es ein Scheitern.

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Ich frage mich, ob „Friedrich Kirchenbedarf“ sich als Charaktername im Fortsetzungsroman eignet; mein poetisches Sprachgefühl sagt: streich das „be“ im Nachnamen und die Sache ist geritzt. Wozu unnötig Zeit verlieren? Friedrich Kirchendarf ist ein Agent des Heiligen Stuhls im Vatikan und.. SOKRATES-

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Folge 447: Nicht nur Else @Erwachsenenstammtisch kam am Hauptbahnhof an; dem Zug entstieg auch ein schlanker großer Mann mit grauen Haaren und einem sehr eleganten wie vornehmen Auftreten in einem schwarzen Anzug. Er suchte keinen Taxistand, hatte nur eine kleine Reisetasche bei sich und nahm einfach den Hauptausgang Richtung City. Er hatte sich in einer kleinen Pension unweit des Bahnhofs ein Zimmer reserviert und nun checkte er ein. Freundlich und zurückhaltend war er, sehr wortkarg, seine Augen so sehr hellblau, dass sie an einen Husky erinnerten und jeden, den er, egal wie freundlich anblickte schaudern ließen. Nachdem er sich einquartiert hatte, verließ er sofort seine Pension gemächlichen Schrittes Richtung Zentrum und Einkaufsstraße, wo ein paar finstere Drogendealer aus dem Kleinkriminellenmilieu auf Kundschaft warteten. Als sie den Mann erblickten, verdünnisierten sie sich sofort den Atem anhaltend. Eine halbe Stunde später meldete eine Beamtin im Polizeipräsidium dem Polizeipräsidenten Dr. Alfons Albermann die Ankunft eines Herren Friedrich Kirchendarf aus Rom und legte mit einem fragenden Gesichtsausdruck eine Visitenkarte mit einem Trauerrand wie bei einer Todesanzeige auf den Tisch des Polizeipräsidenten.
Igor öffnete die Augen. Und schon fand sein erster Gedanke den Anschluss an den letzten, bevor sich alles um ihn verfinstert hatte: Sexspiele! Er stammelte ihren Namen noch immer unentschlossen, ob er offiziell oder persönlich freundschaftlich erotisch mit ihr sein sollte. Sie funkelte ihn an. «Igor, mein Liebster! Geht es denn wieder?», säuselte sie. Wenn sie ihn jetzt aufdrehte und er dann starb, weil sein Herz nicht mitspielte, konnte sie ruhig den Notarzt anrufen; da hatte sich der Security-Igor eben mal übernommen – kann passieren! Und wenn er nicht starb und schön seinen Mann stand, war das eine gelungene Versöhnung und durchaus lohnenswert. Sie streichelte und küsste ihn und stellte zufrieden die aufkommende Bewegung fest! «Igor, mein Liebster! Es geht wieder!» Igor schwieg besser und spielte mit. Diese Frau war eine Herausforderung der besonderen Art. Aber seit sie ihn zu sich gerufen hatte, weil etwas auf ihrer Terrasse geraschelt hatte, gab es ohnehin seltsame Herausforderungen in seinem Leben – da war diese Frau mit ihren verführerischen Aktivitäten momentan das geringste Problem. Er gab sich ihr und der Lust hin, war wieder auf normale Betriebstemperatur abgekühlt und bereit für heißere Spiele. Katja erleichterte es sehr, dass er keine Fragen stellte oder Vorwürfe machte. So schliefen sie miteinander und lagen danach noch schweigend eng zusammen. Sie bemerkte, dass er entspannt wegdämmerte. Vielleicht stimmte auch wirklich etwas mit ihrer Theorie nicht, dass er sie ausspionieren wollte, aber sie blieb wachsam und auf der Hut. Als sie sicher war, dass er schlief, schlich sie sich langsam aus seinen Armen und aus dem Bett, er schmatzte etwas und seufzte und schlief weiter.

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Stell dir bei deinem 93 Jährigen Nachbarn kommt heraus, dass er im 2. Weltkrieg ein Kriegsverbrecher war. Vielleicht magst du den Menschen ja sogar... Wie geht man mit diesem alten Mann um?

ShortMan679’s Profile PhotoSaturas
Das Alter spielt keine Rolle: Kapitalverbrechen verjähren nicht! Ob er nach Verurteilung haftunfähig ist, muss ein Richter auf der Grundlage ärztlicher Gutachten entscheiden. Ob er prozessfähig ist, wird ebenso vorher schon entschieden. Meine Frage ist nun, habe ich es herausbekommen oder ist es durch dritte herausgekommen, dass mein Nachbar, der zum Kriegsende erst 17 war, ein Kriegsverbrecher im engeren Sinne überhaupt sein konnte! Stell dir vor: mein Nachbar steht auf einem Foto von einer Erschießung in einem Dorf in deutscher Uniform irgendwo dabe. Darf ich nun daraus schließen, dass er ein Kriegsverbrecher sei? Oder hat er das Gewehr im Anschlag auf wehrlose Zivilisten gerichtet, was ihn auch nicht automatisch zum Kriegsverbrecher macht, denn es kann sein, dass er auf Befehl so handeln muss, weil er sonst auch erschossen wird. Die Kriegsverbrecher sind die befehligenden Offiziere und Unteroffiziere und Soldaten, die im vorauseilenden Gehorsam oder Blutrausch selbst ohne direkten Befehl töten, foltern, vergewaltigen. Wie war mein damals 17 jähriger Nachbar in all das verwickelt? Wenn ich seine Beteiligung selbst entdecht hätte, würde ich ihn mit meinen Fragen konfrontieren und von seinen Reaktionen abhängig machen, ob ihn anzeige oder nicht. Bei allem noch vorhandenen Vertrauen in das hiesige Rechtssystem, bleibt mir doch die Verantwortung dafür, was diesem Menschen in der Öffentlichkeit oder bei den Nachbarn oder in der Familie alles zustößt, was nur Randphänomene des Prozesses wären, aber den Mann ins Grab bringen könnten. Ich muss diesen Schritt, den ich mit meiner Anzeige gehe, vor meinem Gewissen verantworten können. Also würde ich meinen Nachbarn, den ich vielleicht sogar mag, erst einmal selbst mit meinen Fragen und "Beweisen" konfrontieren. Da kann es durchaus passieren, dass ich den Fall gar nicht erst zur Anzeige bringe. Es kann aber auch sein, dass ich einen unverbesserlichen Faschisten entdecke, der das Gesetz zu spüren bekommen sollte. Aber sollte ich diesen Faschisten nicht zuvor schon entdeckt haben? Bisher war er nur ein netter sympathischer Nachbar und plötzlich halte ich ein Foto in der Hand, das ich auf dem Dachboden gefunden habe, was mir einen unverbeserlichen Faschisten zeigt? Sehr unwahrscheinlich!
Deine Frage kommt nun um fast zwei Jahrzehnte zu spät. Die Wahrscheinlichkeit, dass man richtige Kriegsverbrecher aus dem zweiten Weltkrieg trifft, wird immer geringer. Wie gesagt, in deinem Beispiel wäre mein Nachbar 1945 17 Jahre alt. Kriegsverbrecher sind vom anderen Kaliber. Das Strafgesetzbuch schützt Jugendliche unter 21 Jahren und das ist auch gut so!

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Stell dir vor, die neue Bundeskanzlerin beruft dich zum Minister des neugeschaffenen Ressorts für freie Kultur und du sagst zu. Was sind deine ersten Amtshandlungen und inwieweit unterscheidet sich die Arbeit von deinen bisherigen Betätigungsfeldern?

StadtderNebel’s Profile PhotoMel Whatever
Das ist die Chance meines Lebens! Denke ich erst und dann fällt mir ein, dass wir im Föderalismus leben und die Kulturhoheit bei den Ländern liegt. Na dann, dennoch nicht aufgeben, denke ich, aber du hast in deiner Frage schon diese Schritte alle wohlweislich vorweggenommen. Die Bundeskanzlerin beruft und ich sage zu, es geht nicht mehr um meinen Innen- und Gedankenleben, nicht um die Frage, ob ich zusage oder nicht! Wahrscheinlich hast du geahnt, dass ich als Politstrukturalist mich nicht so ohne Weiteres in Strukturen einbinden lasse, in denen ich nur scheitern und meine Ideen wie Ideale verraten kann. Aber nun gut. Nun ist die Existenz des Bundesministeriums für freie Kultur vorausgesetzt; ich stelle die Abteilungen des Ministeriums selbst zusammen; ich bestimme, wer mein Staatssekretär wird, ich möchte gute Juristen und Justiziare. Und sofort geht es an die Definition und gesetzliche Festschreibung des Begriffs der "freien Kultur" und seines Schutzes. Und zugleich muss auch definiert werden, wer alles zur freien Kultur dazu gehört und es muss klar sein, dass neben Künstlerinnen und Künstlern auch Kulturmanager und Organisatoren, Veranstaltungsmanager, Verlage... haha, es ist eine Falle! Ein Ministerium für Freie Kultur hebt doch schon die Freiheit auf! Es wird administriert und verwaltet! Gesetze, Erlasse, Verordnungen - ich möchte doch bitte auch ein Ministerium für ausgestopfte Lebewesen zur Regulierung ihrer Lebensverhältnisse.
Also noch ein Anlauf: in der gegenwärtigen freien Szene muss die Vergabe von öffentlichen Mitteln neu geregelt werden; die Mittel wird Institutionen der freien Szene zur Weiterverteilung zur Verfügung gestellt: z.B. dem Landesmusikrat, den Kultursekretariaten, der Landesarbeitsgemeinschaft für Soziokultur, den Literaturbüros, dem Landesbüro für freie darstellende Künste usw. Sie alle schreiben Projektmittel aus und lassen von einer Jury, die sie selbst zusammenstellen, auswählen. Hier schreibt sich das Rankingprinzip fest, was der Kultur- und Strukturförderung zuwiderläuft. Die AntragstellerInnen werden ohne Angabe von Gründen abgelehnt und dürfen immer mal wieder hier und da vor die Wand laufen. Eine größere Kultur- und Kunstfeindlichkeit kann ich mir kaum vorstellen. Und alles unter dem Deckmantel der Kulturförderung. Was müsste geschehen:
1. die Jurys müssen wählbar sein und ihre Mitglieder müssen sich mit Vita und Programmatik bewerben, also zur Wahl stellen;
2. es müssen Künstlerregister erstellt werden; Bewerbung ist freiwillig, Aktualisierung jederzeit möglich: vorgestellt werden Vita, Werkliste, Vorhaben, Themen - alles, was die Personen selbst wollen;
3. die Jurys müssen Personen und Projekte aus diesem Register ausgewogen sachgerecht fördern.
Das Ganze ist konkretisierungsbedürftig, aber erst einmal ist die Marschrichtung klar, hoffe ich. Die Jurys dürfen an KünstlerInnen auch Empfehlungen aussprechen. Der Punkt 0 aber ist das Bedingungslose Grundeinkommen, was durch Projektmittel aufgestockt wird.

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«Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Nörgeligste im Ganzen Land?» «Das seid Ihr, Klugdiarrhoe, doch hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen im Tesserakt sitzt eine Nachtigall und nörgelt viel nörgeliger als Ihr *-*» SOKRATES-Folge 446:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Lili, die Libelle kommt angeflogen», sagte Viktor, der fast schon schreien musste, so laut war es plötzlich geworden. Den Landvermesser erinnerte das mehr an einen landenden Hubschrauber. Aber plötzlich war es ganz still. Viktor öffnete die Tür und trat aus der Hütte, die beiden anderen taten es ihm nach.
Die schöne Richterin, Caroline Blank, allein zuhaus, ging im Wohnzimmer auf und ab, sah aus dem Fenster, lauschte auf die Geräusche auf der Straße und hoffte inständig das Auto ihres Mannes zu hören, mit dem sie vor kurzem erst telefoniert hatte. Julius klang besorgt, gestresst und am Rande seiner Fassung. Dabei war er meistens die Ruhe höchst persönlich. Sie fragte sich, ob sie ins Auto steigen und einfach über den Venusberg in den Hattinger Wald fahren sollte. War nicht alles besser als untätig auf ihren Mann zu warten? Sie konnte sich selbst vor Ort ein Bild von der Villa machen und den Personen dort, die in diesem Sanatorium arbeiteten oder „als Gäste“ untergebracht waren. Dort war immerhin ein Mord geschehen. Sie hatte den Fall zwar nicht auf ihrem Tisch liegen, aber warum sollte sie sich nicht in ihrer Freizeit aus Neugier schon mal des Falles annehmen? Was aber sollte dieser Mord mit dem Präsidium zu tun haben und den Ereignissen, die sich dort abspielten? Jedenfalls war die junge Kommissarin Johanna Metzger auf einer rasanten Fahrt ins Sanatorium im Wald verunglückt. Und nun fand man dort die Leiche einer jungen Rechtsanwältin. Und nicht zu vergessen war, was mit der jungen Kommissarin zuvor sich ereignet hatte – sie hatte ihren Vater im elterlichen Haus, wo sie nicht wohnte, „in Notwehr“ erschossen. So viele dunkle Geschichten und Schatten! Das machte Caroline Blank mehr als neugierig. Sie malte sich kurz die Begegnung mit ihrem Mann im Sanatorium aus, wenn sie überraschend dort auftauchte. Wie würde er reagieren? Würde er sich über ihr Kommen freuen und würde er sie in den Fall vor Ort einführen? Oder käme er sich gegängelt und bedrängt vor? Diese Fragen ließen die schöne Richterin innehalten. Vielleicht war es doch erst einmal einfach besser zuhause zu warten.
«Igor? Igor!» Katja Hardenberg hatte es nicht ausgehalten. Der Gedanke, dass die Stille in der Saunakabine ein ernstes Todeszeichen werden könnte, hatte in ihr eine radikale Wende bewirkt. Sie öffnete die Tür, schaltete den Heizer aus und versuchte dabei die aufkeimende Panik zu unterdrücken. Für einen kurzen Moment war es ihr sogar egal, was wohl Igor dazu sagen würde, wenn er zu sich käme. Sie wischte ihm fast zärtlich die Schweißperlen von der Stirn, fühlte seinen Puls und fühlte eine große Erleichterung in sich aufsteigen, die so wechselhaft war wie Aprilwetter. Mit der Erleichterung kam auch wieder die Wut auf diesen Quatschkopf von Spion oder was er sonst noch sein mochte. Ein sprechender Igel! Was für ein Blödsinn, dachte Katja wieder wie eine Furie. Sie holte einen kalten Lappen, benetzte etwas seine Stirn und drückte dann den Lappen fest auf sein Glied!

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Huhu....Herr Bülbül....wenn ich das Bild mit deinem Hund im Wald sehe, dann sieht das aus wie ein großes weißes Einhorn. Ich musste Otto fragen, ich mach mir Sorgen um die Größe des Hundes. Hast du keine Angst? Otto meint ,ihr kommt beide klar. Meine Fantasie......nein....nein....nein...

Ein großes weißes Einhorn ist doch ein fabelhaftes und wundervolles Tier! Und genau das trifft auf Diego Li auch zu! Er ist ein fabelshaftes Wesen, großmütig, elegant, gelassen und geduldig, sozial und sehr aufmerksam - manchmal auch sehr eigenwillig. Diego Li (den Beinamen „Li“ habe ich ihm gegeben, weil er so königlich und edel ist) hat mich das Leben, die Welt und überhaupt alles mit neuen Augen sehen gelehrt und mich auch philosophisch entscheidend vorangebracht. Ich habe durch ihn eine Menge Menschen kennengelernt, sehr, sehr viele essenzielle Erfahrungen gemacht, wofür ich ihm dankbar bin, am dankbarsten aber bin ich ihm, weil er mich aus einer tiefen Krise herausgezogen hat und heute immer wieder zeigt, dass nicht diktatorisches Herumkommandieren dem Universum gemäß ist, sondern eine harmonische Kommunikation. Diego Lis Größe ist eigentlich seine innere Größe, ein unendlicher Liebesspeicher, der die Liebe potenziert reflektiert.
Während ich mich in Worten ergehe, um dem Ausdruck zu verleihen, was diese Facette der Realität beschreibt, macht Otto das, was ihn ja so charakterisiert wie die ausufernde Rhetorik mich: mit wenig Worten und ohne Aufhebens bringt er die Sache auf den Punkt: Diego Li und ich kommen klar! Bestens sogar.
Aber Ihrer Fantasie sollten Sie keine Grenzen setzen

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