@Klugdiarrhoe

Uri Bülbül

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Das Blaue Herz, das Symbol meiner Neo-Romantik, was weder "Neo" noch "Romantik" ist, weil der Ausdruck "Neo-Romantik" lediglich eine historische Etikettierung einer Epoche oder Strömung ist, die eigentlich "meine" nicht wirklich sein kann; denn ich bin noch inmitten meines Seins und Lebens, auch wenn ich mich hier und da daraus hinaus zu rationalisieren versuche. Was eigentlich hinter der Etikette steckt, bekommt vielleicht eine Identität, aber Identität bedeutet nur, dass der Fluss an dieser Stelle unter diesem Blickwinkel nicht zu fließen scheint. Identität ist Schein. Das Sein ein Wandel, der sich unterschiedlich schnell vollzieht und sich von einem ganz anderen, späteren Zeitpunkt aus von anderen Subjekten etikettieren lässt.
«Dialektik ist nicht nur ein philosophischer Terminus», sagte mein Philosophielehrer schon in meiner Gymnasialzeit, «sondern eine Einstellung zum Leben». Einstellung zum Leben! Ich bin geneigt zu sagen: Einstellung muss auch Zugang sein, aber wie kann man von "Zugang" sprechen, wenn man doch schon, um denken und sprechen, um fragen und Zugang suchen zu können, leben muss? @DerBilal würde hier zurecht ein Paradox sehen: Jemand muss leben, um Zugang zum Leben suchen zu können. Ich würde sagen: «Zugang zum richtigen Leben!» Und Bilal würde fragen: «Wer entscheidet denn, was "richtiges" und "falsches" Leben ist. Leben ist in jedem Fall Leben!» Die Diskussion rührt nicht nur daher, dass Wörter verschiedene Bedeutungen haben und Bedeutungen sich auch unter verschiedenen Aspekten verschieben. Einmal ist biologische Funktion gemeint, ein andermal der Stil, die Lebensweise, dann wieder die moralische Bewertung der Lebensweise. Es ist ja auch der Drang nach Freiheit gewesen, der Bilal widersprechen ließ, weil er sich nicht vorschreiben lassen will, was an seinem Leben richtig oder falsch ist. Das blau schlagende Herz aber bringt einen weiteren Aspekt ins Spiel: das "richtig" und "falsch" ist keine Beurteilung von Außen, sondern das Gefühl in einem selbst, das die Frage aufwirft: «Lebe ICH richtig? Oder was fühlt sich falsch an?» Das lässt sich auch so paraphrasieren: «Habe ich ein Gefühl der Erfüllung in meinem Leben? Ein existenzielles Wohlbefinden? Kann ich sagen: Genau so gefällt es mir?»
Sind das nur rationalistische Spinnereien ÜBER "das" Leben? Da ist eine Sehnsucht nach "richtigem", nach "lebendigem" Leben - das kann durch das Blaue Herz symbolisiert werden. Diese Sehnsucht hat man in sich oder man hat sie nicht. Sie kann nicht von einer anderen Person eingefordert werden. Friedrich Hölderlin ist für mich eine wunderbare Symbolfigur der Auseinandersetzungen in einem selbst um Freiheit und der inneren Kräfte nach Freiheit. Ich habe vor ein paar Tagen einen Roman unter dem Titel angefangen "Ästhetik..." und wusste später nicht mehr genau auswendig, ob "Ästhetik des Lebens". Geschrieben hatte ich: "Ästhetik der Freiheit". Vielleicht ist "richtiges" Leben "freies" Leben.
Es grüßt das Blaue Herz.

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Hast du eine Lieblingsmarke bei Mineralwasser, oder ist für dich Leitungswasser immer noch am besten?

Chromosomenfascho’s Profile PhotoJimmigrant
Ich halte jegliches in Flaschen abgefülltes Wasser für flüssiger als flüssig, nämlich für überflüssig.
Aber wenn schon, dann in Flaschen abgefülltes und mit Kohlensäure versetztes Quellwasser. Der Gedanke daran und der Geschmack sind erträglich. Gegen den Durst immer ran an das fließende Leitungswasser. Wie schön, dass es so etwas überhaupt gibt *-*
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Ist dir der Altersunterschied in einer Freundschaft wichtig?

anadahliaadda’s Profile PhotoAna Dahlia
Freundschaft ist Freundschaft. Wenn sie zustandegekommen ist, zählen ganz andere Dinge.

Wünsche dir ein guten Start in die Woche ✨

ebruerck’s Profile PhotoCocoEbru
Oh no! :O Wir haben schon Donnerstag und ich bin immer noch beim Start in die Woche! Wenn Du mal jemanden suchst, der lahmer ist als eine Schnecke, wende dich an mich. Ich glaube, ich bin ein Faultierdenker und Faultierschreiber! Dabei denke und schreibe ich gar nicht ungern. Ganz im Gegenteil. Aber wer sagt denn, dass das, was man gerne macht, schnell machen muss? Wahrscheinlich liebt das Faultier seine ihm eigene Geschwindigkeit. Ich sollte nicht nur von Hunden lernen, sondern auch von Faultieren ;)
Ich wünsche Dir überhaupt und an und für sich schöne Tage, ganz egal in welchem Teil der Woche sie liegen mögen.

Komm, wir geh'n zusamm' den Bach runter

Chrisseeels’s Profile PhotoKirbs✨️
Eine wirklich romantische Vorstellung, zumal sich einige Romantiker auch als selbstmordaffin gezeigt haben, denke da nur an das Ende von Heinrich v. Kleist. Mich erinnert dein Spruch an diesen: «Ich gehe kaputt, gehst du mit?» Aber die Vorstellung, mit dir gemeinsam den Bach runter zu gehen, ist viel schöner allein schon durch die Formulierung - so schön euphemistisch.
Der Geist geht scheinbar insgesamt den Bach runter; die Kultur verödet, der Materialismus und Positivismus siegen so erbärmlich hart und lebensfeindlich. Die Gefahr eines alles schwerst zerstörenden Weltkriegs wächst und man steht als denkender und fühlender Mensch so ratlos da. Warum also kein Spaziergang den Bach hinunter? Aber wäre das denn ein Spaziergang? Ich würde mir viel mehr ein verständiges, breites und kritisches Publikum wünschen - an manchen Stellen nachdenklich, humorvoll und belesen - kultiviert im besten Sinne des Wortes. Am unteren Bachlauf werden wir das nicht finden. Was würdest du zu meinem Vorschlag sagen, wenn wir die Quellen suchen gingen und den Bach entspringen sehen. Oder ist dieser Bach ein trauriger Rinnsal von abfließendem Regenwasser?

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Noch pünktlich mitteilen zu dürfen 😬 Danke dass du mich auch mal besuchst. 😊 Lieber Uri, ich wünsche dir alles Gute zum Herrentag bzw. Vatertag. Mögen die Männer alle mit Liebe und Unterstützung verzaubern. 😊🍻

id77852424’s Profile PhotoМарина *kein VIP*
Für mich ist jeder Tag ein Hundetag und ich der Kynosoph vor dem Herrn :)
Und danke Dir sehr für eine persönliche Nachricht an mich.
Mögen alle Seelen alle Menschen mit Liebe und Unterstützung, Empathie und Achtsamkeit verzaubern. Das ist doch eine schöne magische Mischung für's Leben <3
Hunde können das schon längst.
Noch pünktlich mitteilen zu dürfen  Danke dass du mich auch mal besuchst  Lieber

Wie antworte ich auf “ich vermisse dich” wenn ich die Person nicht vermisse ?

davidthag9’s Profile Photoandrei
«Ich wünschte, ich könnte dasselbe von dir sagen» - wäre doch eine mögliche und sehr ehrliche Antwort. Denn schließlich weckt doch schon die Aussage der anderen Person den Wunsch in einem selbst.
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Wundervoll ist es, als "postmoderner Romantiker", wie ich mich mal zu bezeichnen gewagt habe, ein blaues Herz als Symbol für Gedankenraum zu erhalten. Da ist doch ein Gedankenstrich weitaus unromantischer, so nüchtern, so linear - geradezu langweilig. Irgendwo in den Tiefen meiner Fragensammlung habe ich auch die Frage, worüber ich stundenlang sprechen könne. Über sehr vieles könnte ich das und neuerdings, seit einem Jahr habe ich auch den Spaß entdeckt, stundenlang vor der Kamera zu sprechen; ich ahnte nicht, dass mir das so viel Spaß machen würde. Dazu gibt es auch eine Geschichte, die ich unbedint erzählen möchte, mal sehen, ob der Platz dafür hier überhaupt ausreicht. Denn schließlich möchte ich ja auch etwas über die "postmoderne Romantik" sagen.
Ich bin so vieles in einer Person - mehrere - ja, zu viele Seelen wohnen in meiner Brust, in diesem blauen Herzchen, was kräftig für Literatur, Kunst, Philosophie, Gesellschaft, Menschliches allzu Menschliches, Politik, Kultur schlägt. Das muss ich konstatieren, wenn ich mich selbst unter einem kulturgeschichtlichen oder ideologiegeschichtlichen Begriff ("Postmoderne Romantik") einordne. Man könnte natürlich auch sagen: «Ach nimm dich doch nicht so wichtig! Dein Geschriebsel hat kulturgeschichtlich überhaupt keine Bedeutung!» Aber warum reden wir nur immer alles klein und nichtig, anstatt uns wohlwollend uns selbst und unseren Mitmenschen zuzuwenden, denn letztendlich kann heute niemand wissen, was wann populär und von "Bedeutung" sein wird. Ich nehme gerne Friedrich Hölderlin als Beispiel: er ahnte nicht im Leisesten etwas davon, dass er literatur- und kulturgeschichtlich, so legänder werden würde, als er seine Gedichte, seinen "Hyperion"-Roman schrieb, sich in Suzette Gontard verliebte und irgendwann im Turm von dem jungen Dichter Waiblinger, besucht wurde. Und natürlich ist es auch der Welt völlig egal, dass ich in Waiblingen aufgewachsen bin, Tübingen und das Türmchen kenne und in meiner Jugend mich durch die Kneipen in Tübingen gesoffen und nicht mehr gewusst habe, wo ich mein Auto geparkt hatte, weil ich ja zu Fuß in die Herberge der Tagungsstätte ging mit meinen Kumpels, die sich am nächsten Tag auf die Suche nach dem Auto machen mussten und ich mit dickem Kopf der Wochenendtagung folgen sollte, weil ich der "Verkopfteste" von uns dreien war - angeblich ;) Und heute weiß ich nicht einmal ganz genau, worum es bei der Tagung ging - es war jedenfalls eine der JUSOs und wir entwarfen ein "Spiel des Lebens" als Brettspiel. So war eben manchmal nicht nur mein Herz blau, sondern auch mal ich ganz selbst. Jedenfalls tauchte das Auto wieder auf, ein orangener VW-Käfer, auf den ein Schulfreund ein "Anarcho-Männchen" von Seyfried gemalt hatte, was gerade eine kugelrunde Bombe fallen ließ. Ich muss an diese Zeit zurückdenken, weil mein Abijahrgang zum 40. Jahr sich treffen will und ich abgesagt habe. Ach, mein blaues Herz ist so schwermütig. Ich fühle mich als ein Hölderling!

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Das herz is so sehr verrenkt, wundere dich nicht wenn es nicht mehr zu dir findet.

Das Herz ist wie Wasser - es findet SEINEN Weg - muss ja nicht unbedingt zu mir führen ;)

Wieviel Eventualitäten kann man sich ausmalen, ohne seine psychische Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Oder umgekehrt: wieviel Fiktion ist also sinnvoll und notwendig, um gut durchs Leben zu kommen, auch wenn sich alles im ständigen Wandel befindet? @DerBilal

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Da ist noch so viel, was nicht in ein 3000-Zeichen-Kästchen passt, während die Kästchen aber mir doch eine gewisse Form der Orientierung bieten. Irgendwie kann man sie auch als eine Analogie zu den Fiktionen des Bewusstseins nehmen: es hätten ja ebenso gut auch 2000 oder 5000 Zeichen sein können für ein Antwortkästchen. Aber es ist mir wichtig, dass es diese Kästchen gibt und ich nicht einfach in die unendlichen Weiten des Schriftrollenuniversums schreibe. So hat alles seine innere Zweischneidigkeit, seine innere „Dialektik“, um es philosophisch auszudrücken. Eben auch die Fiktionen des Bewusstseins, worüber ich auf das Auto-Beispiel zurück kommen und ergänzen möchte: Wie schon gesagt: „fließen“ bedeutet nicht, dass sich die Dinge wie durch Zauberhand im Filmschnitt zu etwas ganz anderem verwandeln; aus dem Auto wird nicht plötzlich eine Obstkiste an der Zapfsäule. Für dich bleibt dein Auto dasselbe: vor dem Tanken, nach dem Tanken, während du an der Kasse in der Warteschlange stehst und darauf wartest, bis du an der Reihe bist, bezahlst, zurückkommst und wieder in dasselbe Auto einsteigst, als du es aber anlassen möchtest, das Zündschloss klemmt und der elektromagnetische Mechanismus defekt geworden ist. Erst mit dieser Tatsache konfrontiert, merkst du, dass Dinge sich nicht immer und ewig gleich bleiben. Du würdest solche Eventualitäten nie gedanklich vorwegnehmen und ständig daran denken, was alles passieren könnte, während du an die Kasse der Tankstelle gehst. Du würdest auch nicht damit „rechnen“, dass du plötzlich einen Herzinfarkt bekommst, während du den Schlüssel zum Starten umdrehst, nachdem du von der Kasse gekommen bist, der Herzinfarkt sich aber schon seit Tagen in dir entwickelte und anbahnte, ohne dass du dessen gewahr wurdest. Wieviel Eventualitäten kann man sich ausmalen, ohne seine psychische Gesundheit aufs Spiel zu setzen? Oder umgekehrt: wieviel Fiktion ist also sinnvoll und notwendig, um gut durchs Leben zu kommen, auch wenn sich alles im ständigen Wandel befindet? Das ist eine lebensphilosophische Frage. Was man aber nicht sagen kann, ist, dass sich nichts wandelt. Umgekehrt kann man sich auch fragen: wieviel von der Einstellung ist gesund, dass alles so bleibt, wie es immer schon war! Wer sich permanent, weil alles fließt und verändert, irgendwelche Eventualitäten ausmalt, macht sich neurotisch oder gar psychotisch handlungsunfähig. Wenn Menschen Angst haben, ihre Hunde von der Leine zu nehmen, weil sie sich permanent irgendetwas ausmalen, was passieren könnte, wenn sie die Leinenkontrolle, die so manifest ist, abgäben. Sie machen sich in ihrer Angst völlig unfähig, Situationen empathisch und sensibel einzuschätzen, wahrzunehmen, adäquat zu handeln. Sie sind in ihren Ängsten vor den oftmals phantastischen Eventualitäten völlig verfangen. Und bei der Begegnung mit meiner Gelassenheit rufen sie nach der Ordnungsmacht, damit ich auch ihrem neurotischen Leinenzwang gehorche. So viel Angstbesessenheit!

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@DerBilal Persönlichkeit - Wandel im Leben - Identität - Geist und Seele. Vielleicht sind das die Stichworte, um die sich die Dispute mit Bilal drehen. Sie umfassen sehr, sehr viel. Und ich merke, dass mir Bilals Fragen, Antworten und Erwiderungen ans Herz gewachsen sind. Da ist irgendwo JEMAND:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Ich habe auf meiner Homepage eine PDF-Datei veröffentlicht, in der ich die Entwicklung unseres Dialoges wiederzugeben versuche. Natürlich dokumentarisch und nicht zitierend! Und immer wieder stoße ich auf Sätze sowohl von dir als auch von mir, die mich rühren und die ich neu überdenke und neu verstehe. Ich bin zuletzt und momentan an einem Punkt angelangt, an dem ich, was Form und Medium des Philosophierens betrifft, sehr glücklich bin. Wir können uns mit den heutigen Möglichkeiten doch wirklich sehr glücklich schätzen. Das Printmedium ist eine neben anderen Möglichkeiten, die sich ergänzen, ineinandergreifen und zu einem weitaus organischeren Denken führen, als wenn man nur das Buch und die Schrift hätte.
Es waren durchaus die Bilal-Dispute, die mich bei meinem letzten Vollmondtalk bewegt haben, so zu sprechen, wie und was ich gesprochen habe. Improvisiertes Denken vor der Kamera.
Das allgemeine geistige Niveau auf ask.fm ist in beklagenswertem Zustand. Ich habe immer wieder betont, dass mein Schreiben hier völlig unabhängig davon geschieht, weil ich das technische Medium sehr gut finde. Dazu habe ich auch noch zwei weitere Gedanken: 1. hatten die Klassiker in Weimar und Jena im 18. Jahrhundert ein besseres geistiges Niveau um sich herum? 2. Ohne ask.fm hätte es auch den Dialog mit @DerBilal nicht gegeben und viele andere Dialoge und Internetfreundschaften nicht. Wenn ich auf die Straße gehe, kann ich mich nicht mit jedem Menschen anfreunden, mit einigen aber sehr wohl, und ich kann Freunde sowie Gleichgesinnte oder Gleichgestimmte oder an mir interessierte Menschen treffen und Dialoge führen, Freundschaften schließen. Immer wieder reflektiere ich auf der Metaebene das Medium und gerne auch mein eigenes Denken und Schreiben, wenn ich mich aus dem Sumpf meines Ichs herausziehen kann. Dazu reicht mir u.a. Bilal seine Hand, aber hoffentlich auch ich ihm, da er mir auch schrieb, er sei nicht zu meiner Belustigung auf ask. Nein, Handreichungen sollten schon bilateral sein.
Ich bin friedlich und harmonisch gestimmt. Das intellektualistische Herumzappeln in Begriffen kommt zur Ruhe und kann hoffentlich von mir in ruhigeren und gelasseneren Zügen fortgeführt werden. Ich zitierte vor der Kamera Schopenhauer und dessen Zitation von Goethe:
«Das eigentliche Leben eines Gedankens dauert bis er an den Grenzpunkt der Worte angelangt ist: da petrificiert (Fossilien) er, ist fortan todt, aber unverwüstlich, gleich den versteinerten Tieren und Pflanzen der Vorwelt. [...] Sobald nämlich unser Denken Worte gefunden hat, ist es schon nicht mehr innig, noch im tiefsten Grunde ernst. Wo es anfängt, für andere dazusein, hört es auf, in uns zu leben; wie das Kind sich von der Mutter ablöst, wann es ins eigene Dasein tritt. Sagt doch auch der Dichter:
Ihr müsst mich nicht durch
Widerspruch verwirren!
Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren.»
Doch, doch das Irren und Sprechen und sprechend und schreibend Irren - das gehört auch zum Leben ;)

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@DerBilal Meine Antwort fällt wieder mehrteilig aus. Das erste Feld war schon voll, noch bevor ich die Gedanken zum Wandel und zur Lebensphilosophie zu Ende führen konnte. Immer noch bin ich bei der Persönlichkeit im stetigen Wandel, Identität, komme aber auch auf Entfremdung...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
...aber nicht sofort.
Auf so einen Satz wie „Die Persönlichkeit ist eine Fiktion“ könntest Du natürlich auch erwidern: „Fiktionen haben auch eine Wirklichkeit“. Ja, das denke ich auch im Sinne einer Existenz-Aussage. Es gibt Fiktionen, erfundene Geschichten existieren: Romane, Märchen, Legenden, Sagen, Mythen usw. Es gibt sie aufgeschrieben oder mündlich überliefert, bebildert, verfilmt. Fiktionen existieren, man kann über sie sprechen und Aussagen treffen, man kann sie kategorisieren, analysieren usw. Dementsprechend und folgerichtig existiert auch die Kategorie der Fiktion, in der Ausdrucksweise des Idealismus: „des Fiktiven an sich“. Wir sollten aber zwischen den Inhalten der Fiktion (=“des Fiktiven an sich“) und der Fiktion als Medium unterscheiden, wobei ich momentan noch nicht genau weiß, ob ich mit dem Wort „Medium“ den best zutreffenden Ausdruck überhaupt gefunden habe. Ich möchte jedenfalls nicht darauf hinaus, dass es die fiktiven Inhalte und deren realen Überlieferungsformen gibt. Ich möchte vielmehr darauf hinaus, dass Fiktionen in Bewusstseinsprozessen, bei der Erkenntnisgewinnung eine epistemische Funktion erfüllen können, worauf es in diesem Zusammenhang Nietzsche ankam.
Mit anderen Worten: Wir denken uns die Persönlichkeit, die Identität eines Ichs, als ein gleichbleibendes Moment, damit wir uns sozial, psychologisch und epistemologisch in der Welt und im Leben sicher bewegen und orientieren können. Musikalisch gesprochen gewinnen wir dem Rauschen Klänge ab. Wir ordnen und sortieren: Autos und Fahrräder gehören zu Fahrzeugen, Äpfel und Birnen zum Obst. Obst kann man essen, mit Fahrzeugen kann man sich fortbewegen. Wenn aus Äpfeln im nächsten Moment Autos würden, weil alles fließt und es keine Identität gibt, wären wir vollkommen haltlos in der Welt verloren. Aber ist denn in diesem Beispiel die Kategorisierung nur Fiktion? Stell dir vor: du parkst dein Auto an der Tankstelle an der Zapfsäule, füllst den Benzintank mit Treibstoff, gehst an die Kasse, bezahlst, kommst wieder zurück und dein Auto hat sich in ein Fahrrad verwandelt, weil alles fließt. Dabei hätte es noch nicht einmal die Kategorie „Fahrzeug“ gewechselt; man könnte auch sagen: du kommst zurück und dein Auto hat sich in einen Apfel verwandelt. Da würde man eher sagen: „Mein Auto ist weg, statt dessen ist da ein Apfel“. Oder schlussfolgernd: „Jemand hat mein Auto gestohlen und ein Apfel an seiner Stelle hinterlassen“. Man würde der Polizei nicht erzählen: „während ich meinen Treibstoff bezahlen wollte, hat sich mein Auto in einen Apfel verwandelt, weil alles fließt“.
An diesen Beispielen sollte aber nicht nur deutlich werden, dass es gute Argumente für Identitäten gibt, sondern auch, dass „Fluss“ nicht kategoriale sprunghafte Veränderungen bedeutet. Vielmehr gibt es fließende Übergänge, die gedanklich vernachlässigt werden und diese Vernachlässigung in der Abstraktion stattfindet und auch Fiktion genannt werden kann.

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Aber wenn alles an einer Persönlichkeit im stetigen Wandel ist, gäbe es sie nicht. Wenn man nicht "entfremdet" ist, weiß man ja, wer man IST. Somit wäre es ja herausfindbar. Zumindest der gegenwärtige Zustand.

DerBilal’s Profile PhotoJemand
Mit dieser Frage landest du direkt im Zentrum eines der wichtigsten und schwerwiegendsten Probleme der Lebensphilosophie. Und mit "Lebensphilosophie" ist hier nicht das gemeint, was sich Individuen als Motto oder Prinzip oder Grundsatz zurechtlegen; sondern die philosophiegeschichtliche Strömung, die von Schopenhauer, mehr noch von Nietzsche oder aber auch Henri Bergson praktiziert wird. Meiner Meinung nach gehört auch Sören Kierkegaard dazu, er ist eine wunderbare Schnittstelle zwischen Existenzialismus und Lebensphilosophie.
Diese Einleitung kann dazu dienen, bei Interesse, die eigene Recherche zu vertiefen.
Nun zur Sache:
Mit Hegels Dialektik wird Lebensphilosophie sehr gut begründbar, da die eine die Methode liefert, das zu beschreiben und zu erklären, was die andere als Wirklichkeit vorzufinden glaubt, wenn man sich wie ein Entfesselungskünstler aus den metaphysischen und rationalistischen Fesseln der Begriffe herausgewunden hat und die Theorie ohne Dogmatik auf die Wirklichkeit des Lebens richtet. Was ist Glück? Was strebt der Mensch wirklich an? Was ist das Leben (überhaupt und nicht etwa so, wie wir das mal diskutiert haben: was ist "richtiges" Leben)?
Die Heraklitsche Formel, dass alles fließt, findet sich in der Lebensphilosophie wieder; es ist nicht alles ein für allemal von Gott erschaffen so festgefügt - das Leben ist ein Prozess der Evolution und keine Kreation eines Schöpfergottes; selbst wenn es von einem Schöpfergott angestoßen worden sein sollte, entwickelt es sich fortan in Eigendynamik weiter. Und diese Eigendynamik soll lebensphilosophisch in ihren Eigenheiten erfasst und beschrieben werden.
Das Spannungsverhältnis ist also das zwischen Dynamik und Statik. Und logisch-rationalistisch auf die Spitze getrieben kann man fragen: wie soll man Veränderung begreifen können, wenn es nicht ein Subjekt der Veränderung gibt, das sich so gleich bleibt, dass man sinnvoll darüber sprechen kann und zu der Aussage gelangen: x hat sich verändert. Wenn x nicht gleich x ist und bleibt, kann man nicht sinnvoll von Veränderung sprechen, sondern könnte ja nur sagen: x ist anders als y.
Und Du sagst ja auch etwas ähnliches in Deiner Formulierung: "wenn alles an einer Persönlichkeit im stetigen Wandel ist..." und ich höre da das Wort "alles" betont. Es muss also etwas geben, was sich in der Persönlichkeit nicht wandelt, sonst gäbe es sie nicht. So kann ich aus Deiner Aussage explizieren, dass Persönlichkeit Identität und Identität Stetigkeit impliziert.
Nietzsche sieht darin "logische Fiktionen", einfache Setzungen um nicht im amorphen Fluss zu ertrinken; sie sind zwar lebensnotwendig aber nicht wahr. Auch der Stundenzeiger der Uhr bewegt sich, auch wenn man auf einem Blick den Sekundenzeiger in Bewegung, dann den Minutenzeiger sieht. Das Bewusstsein versucht immer "fest"zustellen, "fest"zuhalten, zu begreifen, Dinge aus dem Fluss des Lebens einzufrieren, um Erkenntnis und Wahrheit zu erzeugen. Die Persönlichkeit ist eine Fiktion.

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Schreibst du meine Projektarbeit?

Ich entwickle selbst Projekte, schreibe die Beschreibungen, die Förderanträge, die Dokumentationen, die Korrespondenz mit Menschen, die für eine Kooperation in Frage kommen. Denn die schönsten projekte sind für mich solche, die von Menschen unterschiedlicher Neigung, Fähigkeiten und Kompetenzen in Zusammenarbeit realisiert werden. Mir sind diese Dinge so sehr ans Herz gewachsen, dass ich nichts davon einfach abgeben würde, um es loszuwerden.
Wenn dir deine Projektarbeit so wenig bedeutet, dass du sie gerne von jemand anderem schreiben ließest, warum lässt du sie nicht einfach fahren und machst etwas, was dir mehr am Herzen liegt?
Selbst wenn die Projektarbeit nur ein Zwischenschritt zu einem Zweck ist, der dir mehr bedeutet, macht die Auslassung dieses Schritts den Sinn dieses Zwecks fragwürdig. Das Berufsleben ist zu wichtig, als dass die Ausbildung dazu so lieblos betrieben werden könnte.

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Wie findet man heraus wer man ist, was man an sich mag, was man sich für sich wünscht und was man seinem Zukunfts-Ich sagen möchte?

DerBilal’s Profile PhotoJemand
Es gibt kein statisches Wesen! Das Wesentliche ist Dynamik, Veränderung, Transformation, Fluss - alles ist im Fluss. Dieses ALLES ist schon ernst und wörtlich zu nehmen. Es ist ein prinzipieller Irrtum, eine statische Persönlichkeit an sich selbst oder an anderen vorauszusetzen und sich dann auch noch auf die Suche danach zu begeben. Das ist wie die Suche nach dem Stein der Weisen. Es gibt ihn nicht, es kann ihn prinzipiell nicht geben, genauso wenig, wie du herausfinden kannst, wer du bist.
Du bist, der du bist, in jedem Augenblick, in dem du dich so spürst, wie du bist.
Natürlich ist jedes Individuum auch eine Summe sozialer, psychischer, ökonomischer, kultureller, kosmischer Energien oder Einflüsse. Aber in jedem Augenblick auch ein Individuum.
Deine Frage weist auf eine Grundverunsicherung hin, die durch Entfremdung entstanden sein mag: du willst erst herausfinden, was du an dir magst? Was du dir wünschst? Weißt du das nicht? Spürst du das nicht? Du weisst nicht, was du dir wünschst? Dann bist du ein Individuum in der Selbstentfremdung. Du kannst deinem Zukunfts-Ich, was es übrigens genauso wenig gibt wie den Stein der Weisen, denn die Zukunft ist kein Ort, wo Persönlichkeiten, die entstehen werden, schon herumliegen wie Steine, du kannst aber von mir aus, um in deiner Metapher zu bleiben, sagen: «ich bin ein mir selbst entfremdetes Ich. Ich weiß nicht einmal, was ich mir wünsche.»
Kann ein Mensch so fremd überformt sein? Von Eltern, Gesellschaft, Moral, Ökonomie? Es ist alles möglich. Dann ist aber auch möglich, diese Überformungen zu erkennen und damit umzugehen.
Du kannst aufhören, mit dir verstecken zu spielen. Du magst, was du magst und magst nicht, was du nicht magst. Die Impulse zählen. Ganz egal, ob du an dir etwas magst oder an anderen. Im zweiten Schritt, was tut dir wirklich gut und dann, warum ist es so, wie es ist, wenn es dir nicht gut tut.
Ich würde auch in den Blick nehmen, dass ich als Individuum und Summe aller Einflüsse und etwas darüber hinaus im Netzwerk all dieser Einflüsse mich befinde: ich beeinflusse und werde beeinflusst. Nichts ist eine Einbahnstraße. Selbst die stille Beobachtung nicht. Man beobachtet nicht nur, sondern wird in der Beobachtung auch wahrgenommen und verändert durch das Beobachten die Situation.

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Liked by: Papiertiger. Jemand

Glaubt Ihr an Paranormale Ereignisse?

YunaKatana’s Profile Photoゆな
Die Geisterstunde ist seit einer Viertelstunde vorbei, also wage ich mich mal an die Beantwortung deiner Frage:
Wenn ich jetzt rein begrifflich argumentierte, könnte ich sagen: Die Normalität ist so ungeheuer beschränkt, dass es nur dumm wäre, nur sie für wirklich zu halten.
Worauf du aber mit deiner Frage abzielst, ist etwas anderes:
Nennen wir die "paranormalen" Ereignisse "übersinnlich"; auch da könnte meine eingangs erwähnte Aussage gelten: die menschlichen Sinne sind so beschränkt, dass es nicht schwer ist, als Ereignis über diesen Sinnen zu liegen.
Aber du möchtest etwas anderes hören: Geister, Gespenster, etwas Gruseliges. Nehmen wir das Christentum; der Ostermonat ist noch nicht vorbei. Da wird einer vor rund 2000 Jahren, der sich als Gottes Sohn ausgibt, von Römern ans Kreuz geschlagen und getötet. Sonntag ist das Grab leer, ein schwerer Stein, so groß wie Obelix' Hinkelstein, beiseite geschoben, was einer allein gar nicht geschafft haben kann - schon gar nicht, wenn er schwer verletzt und nicht ganz tot in der Grotte gelegen hätte. Diejenigen, die das leere Grab entdecken, haben nur einen Gedanken: Jesus von Nazareth ist, wie er behauptet hat, Gottes Sohn und nun von den Toten auferstanden. Ein Tag später wird er auch noch gesichtet und trägt noch seine Wundmale an Händen, Füßen und am Kopf von der Dornenkrone. So etwas ist paranormal, aber alle tun so, als wäre es eine Geschichte, die der Staat in Kooperation mit der Kirche für die Steuer erfunden hat.
Aber auch das wolltest du nicht hören, stimmt's?
Also habe ich da noch etwas für dich, aber das möchtest du sicher auch nicht hören:
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Ich wünsche Dir eine gute Nacht.

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