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Uri Bülbül

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Ach, Uri... Es weiß doch jeder, dass ein Kreis keinen Anfang hat :D

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Ja, das kann man aber auch anders sehen. Es gilt den Blick auf den ganzen Kreis zu richten und auch darauf, dass ein Zirkel existiert, der dem Kreis vorausgeht. Ich will nicht sagen, dass der Zirkel der Anfang des Kreises ist, obwohl auch das eine Möglichkeit wäre; ich möchte, dass du dir einmal die Handlung genau vorstellst, einen Kreis zu ziehen. Erst stichst du die Nadel des Zirkels in den Punkt, der den Mittelpunkt des zukünftigen Kreises bilden wird.
Ach Arthur, wärst du doch nicht so vorlaut, sondern ein wenig vorausdenkender, dann könnte man dir wenigstens einen silbernen Prometheus verleihen; so aber muss ich dich mal wieder rügen, du mein Kopilot im Rundflieger ^^

Gibt es einen Song, den du eigentlich nicht leiden kannst und dennoch immer mitsingst, wenn er gespielt wird?

Oooch, ich singe nicht einmal die Songs mit, die ich leiden kann, weil ich sie dann nicht mehr leiden könnte. Eigentlich sollte ich die Songs, die ich nicht leiden kann, wirklich alle mitsingen, damit sie end- und letztgültig zersungen sind ein für allemal.

Sagenhaft! Wie die Zeit vergeht. Langweilig wird es mir beim Schreiben des SOKRATES jedenfalls nicht. Ein halbes Jahr liegt es zurück, dass ich die Folge 46 http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/120950574265 veröffentlichte. Solange ist also die Rechtsanwältin Ayleen schon tot. Folge 86...

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Ica nahm dankend den Schlüsselbund an. Ein paar Minuten später würde ihre Nachbarin ihrem Mann erzählen, dass «die Metzger wieder getrunken» hatte.
Sie schob ihrer Tochter eine kleine Kiste zu. Wortlos, schier reglos. Sollte doch die Kiste für sich selbst sprechen. „Ica“ hatte keine Lust. Ihr war alles vergangen, Lust und noch mehr: jegliches Lebensgefühl war aus ihr gewichen. Wäre sie auf der Straße, wäre es äußerst zweifelhaft, dass sie an einer stark befahrennen Kreuzung an einer roten Ampel halt machen würde. Nicht etwa, weil sie sich umbringen, wollte. Sie hatte einfach gar keinen Willen mehr. Wenn die Füße einfach immer nur voranschreiten wollten, sollten sie es doch tun? Was sollte dagegen sprechen? Dass sie überfahren werden könnte? Na und? «Was ist in dieser Kiste?» fragte Johanna, aber ihre Mutter antwortete nicht. Sie war nur noch die Hülle ihrer selbst, alles war aus ihr gewichen; in der Sonne würde sie nicht einmal einen Schatten werfen. Sie war dabei, zur Fata Morgana zu werden, sich in nichts aufzulösen, auf ewig zu verschwinden. Johanna musste aufhören, Antworten von ihrer Mutter zu erwarten. Mit dieser Kiste hatte sie alles bekommen, was sie zu geben im Stande war. Und was sie nun darin finden würde, würde sie fassungslos machen – nichts war in dieser Welt so gewiss wie dies.
Wie durch eine göttliche Fügung war ihr der Schlüsselbund ihres Mannes in die Hände gespielt worden. Gerade, als sie sich mit ihrem Koffer als Physiotherapeutin auf den Weg zum „Liebesnest“ ihres Mannes auf den Weg machen wollte, was sie bereits durch eigene gute Detektivarbeit heraus bekommen hatte, wurde sie durch ihre Nachbarin und ihrem Fund auf einen neuen Weg gebracht. Mit halb offenem Mund und benebeltem Sinn nahm sie den Schlüsselbund an und bedankte sich beiläufig. Der Schlüsselbund ihres Mannes! So war es nun plötzlich wie durch ein Geschenk des Himmels möglich und damit auch höchste Zeit, einmal in den Kellerräumen herum zu stöbern und die Geheimnisse des Franz-Joseph Metzger zu lüften. Zweifellos war das nun der bessere Plan, wenn man in dem anderen Fall überhaupt von einem Plan sprechen konnte. Mit ihrem Arbeitskoffer bewaffnet vor der Wohnungstür des Liebesnestes zu stehen und an der Tür zu läuten, damit die junge Mätresse die Tür öffnete. Sie wollte das Miststück einfach zur Seite schubsen, eintreten und womöglich Franz-Joseph ahnungslos rufen hören, wer denn da sei. Aber noch ehe die Geliebte antworten könnte, würde sie ihren Hammer aus dem Koffer holen und ihren blöden jungen Schädel einschlagen; dann im nächsten Schritt ihrem vertrottelten Mann, der ganz überrascht sein würde, erst einmal gezielt das Knie zertrümmern. Und dann würde sie den Jämmerlichen zur Rede stellen: «Was hast du, Schwein, mit unseren Töchtern gemacht?» Diese mehr Gewaltphantasie als Plan hatte ihr bis zu dem Augenblick vorgeschwebt, in dem sie den Schlüsselbund überreicht bekam. Nun war klar, dass sie erst einmal in den Keller gehen würde.

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und ich will auch, dass ich in der Geschichte so ein altes Holzhaus irgendwo im Wald finde, wo schon ganz lange keiner mehr drin gewohnt hat, und ich geh da rein, weil ich neugierig bin, und dann finde ich im Keller eine Schatztruhe, wo ganz viele Goldmünzen drin sind :3

Ja, die Idee mit dem Holzhaus liegt ja schon seit einer kleinen Ewigkeit in der Luft. Genau genommen seit der Folge 46 von SOKRATES:
«Im abgelegensten Winkel des Gartens zum Beispiel befand sich ein schönes romantisches Gartenhäuschen, zu dem Rufus ebenfalls einen Schlüssel besaß, da er auch dort wie an vielen anderen Stellen sauber machen und für Ordnung sorgen musste. Er nahm seine Geliebte in die Arme wie eine Braut, die über die Schwelle getragen werden sollte [...] Rufus beschloss, sie in das Gartenhäuschen zu bringen, da Hausmeister Stein die nächsten Tage dort sicher nicht vorbei kommen würde, weil er im Wald arbeitete. Eigentlich genoss Hausmeister Stein das Privileg, in der Villa wohnen zu dürfen. Er hatte im Untergeschoss zwei kleine Zimmer mit Bad für sich allein; aber lieber hielt er sich in der Blockhütte im Wald auf, wo er mehr seine «Ruhe hatte», wie er es nannte. Rufus wohnte in einer anderen Blockhütte im Wald, lieber aber wäre ihm ein Zimmer in der Villa gewesen, was ihm niemand zubilligen mochte.»
Nun kommst du und willst auch ein Häuschen im Wald haben. Schwebt dir etwa so ein Haus wie auf dem Foto vor? Ich jedenfalls finde das sehr romantisch und würde sofort dort einziehen. Ich liebe die Waldeinsamkeit :)
Aber die Schatztruhe und die Goldmünzen kannst du vergessen ^^

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und ich will auch dass ich in der Geschichte so ein altes Holzhaus irgendwo im

ist Tautologie das gleiche wie Pleonasmus? :3

Der Unterschied ist jedenfalls ein geringer, wenn man sich auf den Bedeutungsinhalt der Wiederholung konzentriert. Ein Pleonasmus wäre ein runder Kreis oder ein weißer Schimmel. Die Eigenschaften stecken schon in den Substantiven und die Adjektive wiederholen diese nur.
In der Tautologie wiederholen sich Gedanken; zwei und zwei macht vier und wenn man einer Zahl sich selbst addiert, dann verdoppelt sie sich. Wobei ich an diesem Beispiel auch sehe, dass sie nicht ganz tautologisch ist, denn zwei und zwei macht vier bezieht sich konkret auf die Zahl zwei, während die zweite Aussage allgemein ist. Es gibt aber auch die Theorie, dass kein Gedanke sich exakt wiederholt, wenn man ihn anders ausdrückt. Und dass es keine zwei unterschiedlichen Wörter gibt, die absolut synonym wären: Mutter und Mama zum Beispiel können sich zwar auf dieselbe Person beziehen, die einen Menschen geboren hat; Mama aber drückt noch ein persönliches, liebevolles Verhältnis aus, während sich Mutter einfach nur auf die sozial-familiäre Funktion beschränkt. Und so gesehen sind die beiden Wörter aufgrund ihrer Konnotation (Nebenverbindung und Nebenbedeutung) nicht synonym.

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Beschreibe einen Spaziergang durch dein Gehirn.

Gerne suche ich mein Hinterstübchen auf - so in Gedanken. Aber wie schon gesagt: es ist eben nur ein Stübchen, ein verstaubtes, Hinterstübchen mit Spinnweben an allen Ecken und Winkeln, irgendwo an der Wand ein Poster von einem weit aufgerissenen Fenster, aus dem man die Welt sieht: Felder, Wiesen, in der Ferne im Tal ein Dorf, dahinter Berge - nur schemenhaft. Und hinter den Bergen, das sieht man nicht, müsste eine Großstadt liegen, eine Metropole mit Industrie, Kraftwerken, Kläranlagen, einem großen schmutzigen Fluss, einem Binnenhafen, mit einem Flughafen, auf dem minütlich Flugzeuge aus aller Welt landen und in alle Welt starten. Sie tragen Passagiere in ihren Bäuchen oder Container mit Waren, Maschinenteilen, mit Waffen für die Welt, mit Baumaterial für Kraftwerke und Industrieanlagen. Alles aus der Metall verarbeitenden Industrie mit Präzision hergestellt und solide Wertarbeit. Eine Autofabrik ist auch irgendwo; und man sieht auch nicht, wie in einem der Stadtteile in einer Kneipe Neonazis einen Brandanschlag planen. Man hört auf diesem Plakat auch kein Telefonat, in dem ein V-Mann von seinem Vorgesetzten und Kontaktmann gesagt bekommt: «Da müssen wir uns heraus halten». In vielen Behördenbüros wird in dieser unsichtbaren Metropole emsig gearbeitet. Es werden Antragsformulare ausgewertet und Ablehnungsschreiben verfasst; es wird auch auf die rechtliche Möglichkeit des Widerspruchs binnen vier Wochen hingewiesen. In einem Schulzentrum bekommen Jugendliche ihre Zeugnisse, und wieder ist klar, dass einige es nicht geschafft haben. Und andere ein Zeugnis der Chancenlosigkeit in der Hand halten, womit sie 150 Bewerbungen auf Lehrstellen schreiben können. Ein Fotograf wird ihnen schon ein schönes Bewerbungsfoto machen. Und in der Bewerbungsmappe werden trotz aller Durchsicht und Korrektur Rechtschreibfehler bleiben.
Ich wünschte, das Fenster in meinem Hinterstübchen wäre echt; ich wünschte ich könnte aus diesem Fenster klettern und mir bei dem Versuch, diesem Gefängnis zu entwischen, mein Genick brechen. Aber es gibt auch die Stimme der verräterischen Freunde, dieser falschen Hunde, die einen nur ausgenommen haben, solange man mit mir punkten konnte - dann aber war die Zeit gekommen, sich des Lästigen zu entledigen, weil er nicht nur schöne Dinge schrieb, die sich verwerten und benutzen ließen. Der Eigensinn sprach aus der Stube und Staub wehte durch die Luft, aufgewirbelt wurde Unangenehmes und Reizendes. Wie aber sollte das geschehen sein - in diesem fensterlosen Raum?
Spaziergang ist hier ein Ding der Unmöglichkeit. Auf zu engem Raum liegt zu viel Gerümpel herum, Erinnerungen, die verblassen, alte Fotografien, auf denen man die Gesichter schier nicht mehr erkennt oder doch erkennt, aber nicht mehr kennt: wer war das noch mal? Die Bücher sind vergilbt, der Netzempfang schlecht. Mein Highspeedvolumen abgelaufen mit falschen Filmen, in denen ich die Hauptrolle mir erträumte und nun nicht mehr weiß, welche Rolle ich überhaupt gespielt habe.

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Was stirbt nach der Wahrheit?

Reserviertheit’s Profile PhotoOrchde
Die Formulierung «die» Wahrheit ist schon mal der Tod der Wahrheit selbst, ein Ausdruck der Illusion, als gäbe es die eine große Wahrheit, die personifiziert sterben könnte und danach würde die Welt in ein Lügenfinsternis verfallen.
Wahrheiten verändern sich mit den Umständen des Lebens und der Welt, mit der Perspektive auf das Sein und mit neuen Erkenntnissen, die alte in ein neues Licht setzen. Die Wahrheit ist ein Prozess, ein Verlauf, ein ständiger Wandel und hört in dem Moment auf zu sein, in dem der Mensch als Gattung nicht mehr existiert. Aber was stirbt denn nun zuerst, wenn man wieder unbedingt personifizieren will: der Mensch und damit in Folge die Wahrheit? Oder die Wahrheit und damit in Folge der Mensch?
Was war eigentlich zuerst da: Die Henne oder das Ei? Und ich will keine Lügenmärchen hören, sonder die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit ^^

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Spürst du bewusst dein eigenes Leben?

BeInLoveWithYou’s Profile PhotoKatzenfängerin.
Obwohl diese Frage schon sieben Monate alt ist, was ja bedeutet, dass ich sie so lange nicht beantwortet habe :( muss ich sagen, dass sie zu den wunderschönen Fragen in meinem Fragenarchiv gehört - auch mit der darin enthaltenen Paradoxie oder ist es doch nur eine einfache Tautologie: «spürst du bewusst»!?
Ich empfinde diese Formulierung deshalb als paradox, weil spüren und etwas bewusst sein zunächst wie zwei Phänomene aus unterschiedlichen Sphären zu sein scheinen: Gefühl und Vernunft oder Verstand. Andererseits möchte ich genau diesem rationalistischen Vorurteil nicht auf den Leim gehen: Nein, Gefühl und Vernunft sind keine Gegensätze; denn erst wenn man etwas spürt, kommt es einem auch ins Bewusstsein. Was wären Vernunft und Verstand ohne die sinnlichen Empfindungen? Sie wären blind, taub und stumpf, sie wären vom Leben abgeschnitten.
Erst wenn man etwas spürt, kommt es einem auch ins Bewusstsein. Manchmal aber steht einem das Bewusstsein auch im Wege - es steht einem genau zwischen Gefühl und Vernunft; es verhindert, dass man etwas spürt, weil es einen mit seinen ewig gleichen begrifflichen wortreichen Erzählungen, wie die Welt und das Leben sein sollen, ablenkt, ja geradezu betäubt.
Man kommt dann gar nicht dazu, inne zu halten, zu riechen und zu sehen, zu tasten und zu schmecken, zu hören und ein wenig zu lauschen, was die Intuition einem zu sagen hat. Man weiß ja sowieso schon alles: Blumen sind schön, Bäume erhaben, die Sonne heiß und grell, der Regen nass. Weil man sich das alles so schön selbst erzählen kann, bekommt man nichts davon wirklich mit; man riecht die Blumen nicht, man schmeckt den Wind nicht, den Regen nicht, man fühlt die Sonne nicht auf der Haut - all das hat keinen Platz mehr im Leben, weil einem die Stimme des Bewusstseins schon alles pausenlos erzählt. Das Leben kommt über den Schutzwall der Worte nicht mehr an den eigenen Körper, man spürt das eigene Leben nicht mehr bewusst. Und da muss man den Schwall der Worte zum Verstummen bringen und atmen, riechen, schmecken, tasten, fühlen, sehen, hören, dann spürt man das eigene Leben wieder bewusst. Es kann passieren, dass man nicht innehält. Ich hoffe, mir passiert es nicht. Ich würde mein Leben verspielt haben.

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Hinzufügung der Frage von gestern: Zeigst du dir gegenüber Courage?

Reserviertheit’s Profile PhotoOrchde
Ich werde, je älter ich werde, umso mutiger auch mir selbst gegenüber. Ja, manchmal zeige ich mir gegenüber Courage. Aber eine große Angst, die ich auch nie verlieren möchte ist, anderen Menschen Weh zu tun - aber, was soll ich sagen? sie hat mich nicht davon abgehalten, anderen Menschen Weh zu tun :( Ich weiß nicht, ob es Courage ist, wenn ich nun sage: es war unvermeidlich. Und gut, dass du es getan hast.

Wie definierst du Courage?

Reserviertheit’s Profile PhotoOrchde
Courage ist für mich ein anderes Wort für "Mut"; und es kann einem damit gehen wie Hamlet, der, als er erfährt, dass sein Vater umgebracht wurde und er diesen nun rächen solle, anfängt zu grübeln und zu zweifeln. Und je mehr er nachdenkt und grübelt und zweifelt, desto mutloser wird er. Couragiertest Handeln ist natürlich zugleich entschlossenes Handeln; man verbringt die Taten, ohne lange darüber nachzudenken, ob und wie sie besser wären und ob sie einem gelingen könnten oder was denn passiert, wenn sie misslingen. Wenn mal ein Nachdenken anfängt und einen immer mehr Zweifel beschleichen, wird die Wahrscheinlichkeit des Scheiterns auch immer größer.
Heute hörte ich aber auch den Satz, dass sich Selbstrepräsentation und Selbstgewissheit ausschließen. Man begibt sich in die Repräsentation, in dem man für seine Taten durch die Taten einsteht; man handelt und steht somit zu sich und seinem eigenen Tun und hat in dem Moment keine Möglichkeit, Gewissheit über sich selbst und die Richtigkeit der eigenen Taten zu erlangen.
Aber vielleicht ist es auch so, dass gerade, wenn man eine Tat begeht, eine Handlung vollzieht, ohne der Tat «des Gedankens Blässe anzukränkeln», wie es Hamlet sagt, man am ehesten bei sich ist und zu sich steht und man Gewissheit nicht mit Gedankensicherheit gleich setzen sollte, sondern mit der Sicherheit der Erscheinung des eigenen Selbst im Moment des Handelns.
Ich habe selbst leider zu häufig Momente, in denen ein Teil meiner Selbst sich immer fragt, ob das auch richtig ist, was ich mache, damit erzeuge ich einen inneren Widerspruch und eine auch körperliche Zerrissenheit: Springe ich über die Mauer oder springe ich nicht? Ein Teil von mir ist mutig, ein anderer sagt, dass ich mir das Bein brechen könnte oder nicht hoch genug springen werde und dass ich besser vorsichtig sein sollte usw.
So gesehen ist Courage auch ein Augenblick des überwundenen oder nicht vorhandenen Zweifels.

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Basti ist vor dem Gartenhäuschen, in dem sich Ayleen befindet, eingeschlummert. Wir wissen immer noch nicht, was er in seinen Träumen alles erleben wird. Betty, Lara und Uri gehen gemächlich spazieren und unterhalten sich, Luisa ist noch immer auf dem Weg zur Villa und Johanna ist bei ihrer Mutter..

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
SOKRATES, der kafkASKe Fortsetzungsroman Folge 85:
Johannas Mutter war einfach geistesabwesend; in ihren Gedanken und Erinnerungen beim vergangenen Abend, als Franz-Joseph das Haus verlassen wollte und ihr mal wieder Lügenmärchen auftischte: Reiseantrag, Nederkorn, tragende Betonsäulen – alles einfach nur ein Lügenkomplex. Sonst nichts. Selbst wenn es die Betonsäulen wirklich gab, so dass man sich den Schädel daran weichschlagen konnte, blieb alles zusammen genommen ein Lügenkomplex.
«Vorher muss ich aber noch zur Baustelle und den Antrag offiziell beim Chef abgeben, damit der den Brief, zusammen mit allen anderen, direkt zur Zentrale schickt», führte er seine Erklärung fort. «Tschüs, Ica», rief er in ihre Richtung, während er seinen Schlüsselbund suchte. Sie antwortete nicht. Er sah noch ein letztes Mal in den Spiegel und ging aufgeregt durch die Haustür. Sie hörte das Anlassen des Motors und schaute durch das Fenster nach draußen. Ihren Spitznamen hatte er genannt. «Ica». Sowie sie den vorbeifahrenden Wagen hörte, rannte sie die Treppe hoch in ihr Arbeitszimmer. Ica schaltete hastig das Licht ein und öffnete ihren Kleiderschrank. Unter einem Regenmantel fand sie ihren Werkzeugkoffer aus ihrer Ergotherapie-Praxis, den sie als Ersatz bei sich zu Hause hatte. Sie lächelte bei dem Gedanken, dass sie sich mal geschworen hatte, Berufliches und Privates nie zusammenzubringen. Eine bessere Gelegenheit bot sich bisher nie an. Andererseits hatte sie ihren Gatten erst durch die Arbeit kennengelernt. Er klagte vor über zwanzig Jahren über heftige Rückenschmerzen. Der Ordnung halber kniete sie sich hin und öffnete ihren Koffer. Dabei fiel ihr Blick auf einen Hammer mit Metallspitze, eine Laubsäge, eine Ahle und einen Seitenschneider. Staunend nickte sie und schaute dabei auf ihren Hammer. Es klingelte. Hektisch legte sie ihren Hammer wieder zurück in ihren Koffer und stand auf. Sie nahm ihren Regenmantel und ihren Koffer mit und machte das Licht aus. Zügig schritt sie die Treppe hinunter. Unten angekommen legte sie nebenbei ihre Haare zurecht und stolperte. Sie war betrunkener als sie dachte und stützte sich an der Küchentheke ab. Sie schritt zügig zur Haustür, legte ihre dunklen Locken zurecht und sah vorwurfsvoll auf die Uhr. Es war viertel nach neun. Im Vorbeilaufen sah sie in den Spiegel und nahm einen großen Schluck Gin aus ihrem Glas. Erneut legte sie ihre Haare zurecht und öffnete die Tür. «Guten Abend Mama», begrüßte sie Johanna, die den Tränen nahe war.
Wunschtraum! Es war nicht Johanna und niemand war den Tränen nahe. Ihre Nachbarin hielt einen Schlüsselbund hoch. «Guten Abend, Frau Metzger, Ihr Mann hat seinen Schlüsselbund beim Einsteigen ins Auto verloren und nichts bemerkt.» Der kleine Hund an der Leine wollte an Icas Beinen schnuppern. Sie unterdrückte den Reflex, nach dem Köter zu treten, und wich einen kleinen Schritt zurück. Die Nachbarin lächelte verlegen, während sie den Hund ohne Strenge zurecht wies.

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Vor etwa einem Monat hat mir mein lieber Freund Arthur @point_man eine sehr witzige Frage gestellt, die mich zu einem kleinen poetischen Ausflug animierte...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/126440427961 Eine kleine verdammt mephistophelische Frage ist das. Und heute dringlicher als vor einem Monat baut sie sich vor mir auf, und ich frage mich allen Ernstes: Wo bin ich Mensch? Und wo darf ich sein? Meine geistige Heimat ist ins Wanken geraten. Doch jede Krise deutet auch auf einen Umbruch hin. Und ein Umbruch ist auch ein Aufbruch. Also muss ich nicht verzweifeln.
Bei einer musikalischen Lesung kurze Zeit nach meiner Antwort an Arthur hatte ich die Gelegenheit, den Text zu vertonen. Und hier ist das Ergebnis mit dem TRANSAESTHETICS-TRIO: http://www.kulturprogramm.de/musik/Transaesthetics_Uri_Stell_Dir_vor.mp3
Und in diesem Zusammenhang kann ich auch noch auf das Interview mit mir verweisen, das der Westdeutsche Rundfunk in der Sendung «Neugier genügt - Redezeit» führte: http://podcast-ww.wdr.de/medstdp/fsk0/67/678119/wdr5neugiergenuegtredezeit_2015-04-08_postdramatischergrenzgaengersendungvom080415_wdr5.mp3

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Dir steht frei, ein neues, wissenschaftliches Experiment zu gestalten und durchzuführen. Worum handelt es sich dabei und welche Hypothese stellst du auf?

Ich hätte gerne einen Indikator, der sich rot verfärbt, wenn man sich selbst belügt. Da erzählt jeder von sich selbst, wie er denn sei, welche Eigenschaften er habe, was er gerne möge und was nicht, worin seine Stärken liegen und worin die Schwächen. Da will sich niemand von seinem Lebens-/Liebespartner/in belügen lassen. Da wird erzählt, die knallharte schmerzliche Wahrheit sei einem immer lieber als die süße Lüge oder dass man selbst unverwundbar durch Kritik sei oder eben offen für Kritik und, und, und...
Ich werde das verdammte Gefühl nicht los, dass die meisten Menschen über sich selbst anderen, aber vor allem sich selbst gegenüber Lügenmärchen erzählen. Und ich will mich davon keinesfalls ausnehmen. Nur ist mein Problem, dass ich meine eigenen Lügen, die ich mir so schön auftische so abkaufe, dass ich sie für Wahrheit halte. Da wäre mir dieser Indikator nun sehr wichtig, wenn ich ihn denn nur sicher hätte: er würde sich rot färben, und ich wüsste, jetzt habe ich mich mal wieder selbst belogen. Natürlich könnte man diesen Indikator auch bei anderen einsetzen und sehen, wann sie sich mit ihren Selbstaussagen belügen.
Meine Hypothese ist: Jeder Mensch belügt sich, um sich selbst ein halbwegs bequemes Leben einrichten zu können. Diese Selbstlügen nennt man Lebenslügen. Man erleichtert sich damit selbst das Leben. Auch dann, wenn es nur eine vermeintliche Erleichterung ist, wie zum Beispiel Drogenabhängige von sich behaupten, sie hätten alles im Griff und könnten jederzeit aufhören.
Man müsste einen Versuch starten mit dem Indikator, in dem die eine Gruppe immer die Wahrheit sagt und die andere sich schön belügt. Aber hier steckt schon der große logische Fehler meiner Versuchsanordnung. Wer belügt sich denn schon so offensichtlich selbst? Alle haben das Gefühl, über sich selbst die Wahrheit zu kennen und zu sagen. Doch ich sage mit Nietzsche: Wir sind uns fremd. Jeder ist sich der Fremdeste :(

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TF2: Welche antike Gottheit wärst du? ( Wer passt da am Ehesten zu dir ? )

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ich weiß nicht, ob ich mich mit diesen Göttern, die mich sehr interessiert haben, auch identifizieren soll. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich mein Interesse für sie nie gesehen. Da wäre erst einmal Prometheus. In Goethes gleichnamigem Gedicht ein Rebell und Humanist, ein Philanthrop, der das Leben der Menschen weitaus interessanter und anziehender findet als das der Götter. Er will den Göttern ihren Olymp lassen; das schöne Leben spielt sich für ihn unter den Menschen ab.
Innerhalb der Mythologie gesprochen: so abwegig kann dieser Ansatz nicht sein, denn auch den Herrscher im Olymp Zeus zieht es immer wieder zu den Menschen - insbesondere zu menschlichen Frauen. Frauen haben im gesellschaftlichen Leben eine besondere Rolle - nicht nur bei den Griechen oder in der griechischen Mythologie, sondern in allen Kulturen und Gesellschaften. So seltsam das klingt: diese Wertschätzung der Rolle der Frau drückt sich auf sehr unterschiedliche Weise und zum Teil tatsächlich äußerst paradox aus: Manche Kulturen, die das Patriarchat überbetonen, sind sich der Macht der Frauenrolle durchaus bewusst; sie drücken aber dieses Bewusstsein keineswegs in Ehrerbietung und Respekt gegenüber der Frau aus, sondern in dem radikalen und äußerst brutalen Versuch, das Weibliche zum Verschwinden zu bringen. Versteckt Mann die Frau unter einem schwarzen Sack, ist die Gefahr wie gebannt.
Aber jedes Kind weiß, dass ein gefürchtetes Tier, das man in einen Sack gesteckt hat, die Furcht nicht überwinden hilft; man schaut immer wieder in Richtung des Sacks und will ihn kaum in die Hand nehmen, um ihn irgendwoanders hin zu tragen. Und den Sack wieder öffnen, will man erst recht nicht. Das Tier könnte durch die Gefangenschaft wild oder noch wilder als zuvor geworden, einem ins Gesicht springen. Aber zurück zu unserem Thema:
Die große gesellschaftliche Akzeptanz ist mit dem Eindringen in das Leben einer Frau verbunden; erst wenn eine Lebensgemeinschaft gegründet werden kann, hat es ein Mann auch in der Gesellschaft geschafft, ein Vollmitglied zu werden. Das hat auch sehr viel mit der Anerkennung des Mannes durch die Frau zu tun. Ohne diese Anerkennung bleibt dem Mann etwas sozial Wesentliches verwehrt. Aber es ist überhaupt ein gesellschaftstypisches Phänomen, dass es irgendwo Macht und Anziehung gibt und auf der anderen Seite damit verbunden tausend Rituale, diese Macht zu bändigen.
Scheinbar ist es für Zeus immer wieder ein großer Anreiz, sich die Herzen menschlicher Frauen erobernd, den Eintritt ins menschliche gesellschaftliche Leben als Mitglied und nicht als Gott zu verschaffen. Und immer scheitert es, ob er es liebevoll, durch Entführung und Vergewaltigung oder List versucht. Prometheus (der Voraussichtige) versucht es gar nicht. Er will den Menschen nur gegen den göttlichen Übergriff verteidigen und entreißt Zeus wieder das Feuer, was dieser dem Menschen entzogen hat, und bringt es den Menschen zurück. Dafür wird er hart bestraft: Im Kaukasus an einen Felsen geschmiedet...

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TF2: Welche antike Gottheit wärst du? (Wer passt da am Ehesten zu dir ?) @DerApfeltyp Teil 2...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
zerhackt ihm ein Geier die Leber - Tag für Tag, die nachts ihm wieder nach wächst. Die Leber symbolisiert den Sitz der menschlichen Seele oder Psyche («dir ist wohl eine Laus über die Leber gelaufen») und bedeutet in diesem Fall eine psychische Folter an Prometheus. Ich habe mir als literarisches Motiv seine Befreiung vorgestellt und komme immer wieder an den Punkt, dass er als ein psychisches Wrack irgendwann von Herakles vom Felsen genommen wird. Und Herakles sich nur darüber wundern kann, was er denn nun befreit und am Hals hat. Einen irre gewordenen Voraussichtigen. Dahinter steckt ein Zynismus, den auch viele Nazis im KZ gegenüber ihren Opfern praktiziert haben. Mütter, die mit ihren schreienden Babys allein gelassen werden und diese nicht stillen können und in ihrer Verzweiflung irgendwann die Babys erwürgen u.ä. Zynismen. Ich sehe den Grund für solche Untaten darin, dass Menschen, die keinen Humanismus entwickeln können und quasi depriviert sind, sich selbst immer wieder genötigt sehen, die Menschlichkeit auszuhöhlen.
Einen solchen zynischen Zug legt Zeus auch an den Tag, in der Art und Weise, wie er mit dem Feuerdiebstahl des Prometheus umgeht: Er nimmt dem Menschen das Feuer nicht einfach wieder weg. Nein, er lässt sich eine künstliche Schönheit erstellen, die reine Verführung selbst - natürlich eine Frau, der er eine Büchse mit gibt (Als Mitgift sozusagen), worin alle Übel der Welt enthalten sind. Und es ist der Bruder des Prometheus, der die Warnungen seines Bruders in den Wind schlägt und die Schönheit Pandora ehelicht und das Mitgift unter die Menschen bringt.
Mit Zeus kann ich mich auf gar keinen Fall identifizieren, aber mit Prometheus ein wenig schon, obwohl die Folter, die ich erfahre und die mir auf die Stimmung schlägt, längst nicht die Wucht eines Geiers erreicht, der meine Leber vollständig zerhackt, so dass ich darüber den Verstand verlieren müsste. Daher gibt es eine weitere Götterfigur, die mir Stan Nadolny mit seinem Buch «Der Gott der Fechheit» nahe gebracht hat. Er ist eine Randfigur und nie beachtet und auch von mir nicht ins Visier genommen, trat nun mit dem liebenswerten Stan Nadolny in mein literarisches Denken. Manchmal werde ich nach Buchtipps gefragt. Zusammenhanglos und nur auf Nachfrage, weil sich mal wieder jemand orientierungslos langweilt, gebe ich sicher keine Buchtipps. Aber nun in einem Zusammenhang empfehle ich in jedem Fall den Autor Stan Nadolny mit seiner «Entdeckung der Langsamkeit» oder aber eben auch mit dem «Gott der Frechheit». Es handelt sich um den Götterbooten Hermes, der in Kunst und Malerei ein wenig albern dargestellt wird, wie ich finde. Für mich ist er als Gott der Diebe, Räuber, Wegelagerer, der Gott der Nachrichten und der Kunst des Verstehens und Interpretierens (der Hermeneutik) ein sehr spät und von Prometheus überschatteter Held meiner Literatur- und Phantasiewelt. Hermes ist auch derjenige, der die Menschen in Schlaf versetzen und träumen lassen kann und die Seelen der Toten...

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TF2: Welche antike Gottheit wärst du? (Wer passt da am Ehesten zu dir ?) Teil 3 @DerApfeltyp

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
...ein Stück weit aus dieser Welt begleitet und zwar genau bis zur Grenze am Fluss Styx, wo er sie dem Fährmann Charon übergibt. Genau dieses Stück Weg habe ich auch in meinem Dramulett «Beschiss» thematisiert, worin sich Ophelia, nachdem sie sich ertränkt hat, von Hermes begleitet auf dem Weg zu Charon befindet.
Zur Zeit haben die Proben im http://www.katakomben-theater.de begonnen, bei denen eine neue Variation des «Beschiss» mit Annabelle Krajewski in der Rolle der Ophelia und Habbe Ehrenfeld in der Rolle des Hermes entstehen soll. Im Zusammenhang mit «Gespenstern am toten Hirn» hatten wir am 30. Mai 2013 «Beschiss» schon einmal aufgeführt. Nun freue ich mich sehr auf die neue Variation, in der der Pantomime und Puppenspieler Habbe Ehrenfeld den Hermes spielen wird. Und Annabelle und ich haben schon eine Vision, wie das ungefähr aussehen kann.
Hermes jedenfalls hat sich für mich im Laufe der Jahre zu einer äußerst sympathischen Götterfigur entwickelt, ein wirklich cooler Typ, der sich in meiner Phantasie auf den Weg macht, Gott und die Welt verstehen zu wollen. Und eines ist damit ja wohl ganz klar: das ist eine äußerst schwierige Aufgabe. Aber als Gott der Hermeneutik, kann sich Hermes doch wirklich anstrengen und hat eine ihm gebührende Rolle gefunden, meine ich.
In einem meiner ZERFAHRENHEITsromane («Das verrückte Labyrinth im Turm zu Babel») schickt er einen der Helden ins Koma und lässt ihn träumen und erzählen... Selbstverständlich fängt dieser Roman, wie sollte es auch anders sein, mit den Worten an: «Ich habe einen Traum.» Martin Luther Kings große Rede lässt grüßen ;) Und die Frage ist doch für Hermes: Wie soll man den Menschen bloß verstehen? Vielleicht indem man seine Träume analysiert?

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SOKRATES, der kafkASKe Roman bekommt nun seinen 84. Teil. Wir sind noch immer in Johanna Metzgers Elternhaus; Johanna kommt auf einen Gedanken, den sie bisher nie gehabt hatte. Wird sie noch Verständnis für ihre teilnahmslose Mutter entwickeln?

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Er hatte nach der Geburt ihrer zweiten Tochter in wenigen Jahren sein Interesse an ihr fast völlig verloren. Sie hatte es stillschweigend akzeptiert. Schließlich wusste er ohnehin nie, was ihr gefiel und was nicht. Er war grob, kurz angebunden und sehr selbstzufrieden. Die kleine Luisa war im Kindergartenalter, da erkaltete alles zwischen den beiden. Aber das war die falsche Zeitrechnung! Sie hatte ihre Aufmerksamkeit, wenn man denn überhaupt davon sprechen konnte, auf die falsche Person fokussiert. Niemals hätte sie gedacht. Nein, sie konnte diesen Gedanken noch immer nicht zulassen. Sie konnte ihn nicht vor sich selbst aussprechen. Sie hatte nur eine Schimäre irgendwo im Dunkeln gesehen und sich gefürchtet – furchtbar erschreckt. Aber wahrscheinlich, nein ganz sicher, war da nichts! Ihre Töchter aber gingen nicht ans Telefon. Es kränkte sie, dass es in der heutigen Zeit unmöglich ist, jemanden wegen Ehebruch anzuzeigen. Ohnehin war ihr Selbstbewusstsein durch sein ständiges Verschwinden im Keller stark in Mitleidenschaft gezogen. «Warum gibst du den Antrag erst heute Abend ab?», fragte sie misstrauisch. «Schatz, das hab’ ich dir doch erzählt. Ich muss auf die Baustelle. Und danach wollte ich mit dem Nederkorn und den Jungs noch einen heben gehen», erklärte er. Ihre Welt war in Aufwallung geraten. Nichts war mehr, wie es war. «Der letzte Bauabschnitt – das muss gefeiert werden! Heute gießen wir die letzten tragenden Wände und Säulen!» Er war stolz und überheblich wie immer. Jetzt aber sah sie es, wie sie es nie zuvor gesehen hatte. Sie hatte sich immer der Illusion hingegeben, dass in seinem Verhalten ihr gegenüber Respekt enthalten war. Nun aber war die Fassade zerbröckelt und alles erschien wie eine billige Karnevalsmaskerade. Wie konnte sie das alles nur geglaubt haben?***
«Mutter! Hallo Mutter! Wo bist du nur im Geiste? Ich rede mit dir!» Johannas Mutter reagierte nicht. Sie hatte aufgehört zu weinen. Es war, als wäre ihre Seele aus ihrem Körper in weite Ferne entrückt. Ein Zustand, den Johanna sehr gut nachvollziehen konnte. Es ging ihr früher auch nicht anders, wenn sie mit ihrem Vater alleine war und es ihm beliebte, seine Spielchen mit ihr zu spielen. So war auch Nilam in Johannas Leben getreten. Plötzlich eines Tages war sie da. Sie schien diese widerlichen Spiele zu genießen, ja, geradezu obsessiv zu begehren. Johanna wollte mit Nilam eigentlich nichts zu tun haben. Aber sie war nun einmal da und wollte auch nicht wieder verschwinden. «Komm, frag doch mal deinen Vater, ob er nicht mit uns einkaufen gehen möchte, dann können wir uns wieder amüsieren, und du bekommst eine schöne Jacke, eine Tasche oder eine Bluse. Oder möchtest du lieber wieder schöne Schuhe? Dieses Mal Stiefel vielleicht?» Nun aber würde es bald endgültig vorbei sein mit Nilam – das stand für Johanna ein für allemal fest. Vielleicht hatte ihre Mutter ja auch so jemanden bei sich wie Nilam. Daran hatte Johanna nie zuvor gedacht.

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aber den anderen Handlungsstrang finde ich langweilig, weil das nix mit mir zutun hat :c

Es geht um SOKRATES, den kafkASKen FortsetzungsROMAN! Also um ein langes Erzählwerk. Ein solches Erzählwerk lebt nicht von einer Figur und ihren Abenteuern allein. Das wäre wirklich zu wenig. Die Kunst, einen Roman zu schreiben, besteht nun einmal darin, mehrere Erzählstränge, mehrere Figuren, mehrere Handlungsebenen geschickt miteinander zu verweben. Und genau das versuche ich. Dagegen zu opponieren, hat wenig Sinn. Andererseits heißt das nicht, dass ich deine Plotwünsche ablehne oder unberücksichtigt lasse. Deren Verwirklichung braucht einfach Zeit. Das ist alles.
Zumal du mich auf recht entscheidende Dinge hingestoßen hast: Erinnerst du dich beispielsweise an den ersten Delphin, der eingeführt werden sollte, dem du den Namen Ophelia empfohlen hast. Prompt ist das zu einer wichtigen Erzählidee geworden, von der ich jetzt noch nichts verraten möchte, und was in etwa zwanzig Folgen eine wichtige Rolle spielen wird. Ja, ich plane langfristig - das muss ich zugeben.
Nun finde ich es schade, wenn dir diese Teile langweilig vorkommen. Das kann ich nicht ändern. Aber eines muss dir klar sein: Alles hat auch in diesem Roman mit dir zu tun, denn sonst wäre es ja nicht ein Roman, wenn Figuren einfach voneinander unberührt nebeneinander existierten. Stell dir vor, du sitzt in einem langen Zug, in dem du viele Leute nicht kennst, und mit ihnen auch bisher nie etwas zu tun gehabt hast. Nun aber sitzt ihr alle in einem Zug. Du kannst sagen, sie hätten nichts mit dir zu tun; dann aber kommt es zu einem Unfall. Der Zug stößt frontal mit einem fälschlicher Weise entgegen kommenden Zug. Du bist nicht der Lokführer und befindest dich auch nicht in den ersteren Waggons, aber du kannst nicht mehr sagen, das hätte nichts mit dir zu tun, du wolltest dich nur um deinen eigenen Reisekoffer kümmern.
Ich habe mehrere Erzählstränge angelegt, von denen ich dir jetzt schon erzählen kann: da ist zum einen das Theater, in dem Luisa mit ihrem Deutschkurs war, da ist das Polizeipräsidium mit Alfred Ross und Luisas älterer Schwester Johanna; Johannas und Luisas Eltern ergeben auch noch eine interessante Geschichte und ein biographisches Element der beiden Mädchen. Und nun sag bitte nicht schon wieder, das findest du langweilig. Schließlich sitzt ihr im selben Zug, und wer weiß, was euch zusammen bringt. Stell dir vor: Luisas grausamer Vater taucht plötzlich bei dir im Gartenhaus auf, das du doch für dich haben wolltest. Und sollte nicht dein Dino jemanden auffressen - nicht aus Hunger, sondern, weil er jemanden nicht leiden kann?
Ein Handlungsstrang ist sowieso für dich interessant, weil er sich auf die Psycho-Villa bezieht. Also sperr schön die Augen auf und lies weiter; denn die Folge 84 ist nicht weit entfernt ;)

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Huhu, URI

Falls das nun ein @ sein sollte, habe ich mir dein Profil angesehen. Während ich ein wenig zu sehr wortlastig bin, muss ich sagen, dass mir dein Profil zu sehr bildlastig ist; zudem sind es nicht Bilder, die du selbst geschaffen hast, sondern, die du zitierst. Ich finde es für mich zu unbefriedigend, nur aus zitierten Bildern meinen aktiven Geist zu speisen.
Andererseits wird hier auch durch dich eine Frage aufgeworfen: wie sehr sind meine Worte MEINE Worte und nicht einfach nur zitierte Grammatik und Bedeutung der Gesellschaft?
Für diese Frage, die du in mir erzeugt hast, bin ich dir zu Dank verpflichtet.

in welcher relation stehst du zur präferierten Konjunktion von dem neuronalen verhältnis zur nase?

Ich habe ja schon etwas davon gehört, es gebe einen Zusammenhang zwischen der Nase eines Mannes und seinem "Johannes". Vorausgesetzt, es gäbe ein solches Verhältnis zwischen Nase eines Mannes und der Größe seines Gliedes und zwar nicht über die olfaktorischen Reize vergrößert, sondern einfach physisch vorhanden, könnte es doch ebenso sein, dass eine Verbindung zwischen dem Konjunktiv als grammatische Form und dem neuronalen Verhältnis zwischen Nase und Gehirn existiert.
Ach so, jetzt kommt's: Du hast ja von einer Konjunktion (also Verbindung) und nicht vom Konjunktiv (Möglichkeitsform des Verbs) gesprochen ;)
Also Verbindungen gibt es ja kreuz und quer und alles ist möglich, also der Konjunktiv wichtig. Aber ob es auch immer Verbindungen der vergleichbaren Art sind und logische Zusammenhänge bedeuten, wie es der Begriff der Relation nahe legt, kann angesichts des neuronalen Verhältnisses zur Nase bezweifelt werden, denn eine solche Annahme riecht nach Scheiße.
Ich selbst stehe in keiner bevorzugten logischen Verbindung zum nervlichen Verhältnis zwischen Nase und Hirn, obwohl ich mich gerne von meinem Instinkt leiten lasse und die Verhältnisse nach ihrem Geruch beurteile, obwohl das -nun komme ich doch wieder zurück auf meinen geliebten Konjunktiv- in unverständigen Augen nach Unsinn riechen könnte.

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Ist dir dein Leben wichtig? Warum? Warum nicht? was macht es schön, was macht es nicht schön?

Es sind mir drei Fragen zu viel: Warum? Warum nicht? was macht es schön, was macht es nicht schön? Kurzum: alles, was im Moment in meinem Leben ist, macht es schön und das Leben wichtig.
Aber mein Leben ist meine Lebensweise und nicht die biologische Funktion meines Körpers. In meinem gegenwärtigen Leben würde ich mich sehr ärgern und es äußerst schade finden, wenn diese Funktion aussetzen würde.
Aber wäre ich gezwungen anders zu leben, ein Sklave zu sein, nur Geld verdienen zu müssen, um die biologische Funktion aufrecht zu erhalten oder wäre ich gezwungen, ein Soldat zu sein und anderen Menschen Schaden zuzufügen oder ihnen das Leben zu nehmen, dann wäre mein Leben kein Leben mehr, dann wäre auch die biologische Funktionstüchtigkeit meines Körpers nur ein Ärgernis.

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