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Uri Bülbül

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TF Welche Situation oder Handlung ist für dich im Alltag " aussichtslos " ?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Die Menschen überzeugen zu wollen. Wenn jemand zunächst neutral war und mit etwas konfrontiert wird, wovon er sich überzeugen lassen soll, wird erst einmal Mißtrauen geweckt; und je intensiver der Versuch ausfällt, diesen Menschen überzeugen zu wollen, desto größer wird sein Mißtrauen.
Ist jemand aber ohnehin von etwas anderem überzeugt und damit also nicht neutral, wird die Sache vollkommen aussichtslos. Jedes Argument für das Andere wird an der Messlatte der eigenen Überzeugung gemessen und zerschellt dort wie ein Bötchen in der Brandung.
Ich lasse mich aber von meinen Überzeugungen auch nicht abbringen. Warum also sollten sich andere von mir überzeugen lassen? Aussichtslos.
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Ist die Wirklichkeit die nicht Wirklichkeit der Wirklichkeit? (Falls sich diese Frage sich wiederholt, entschuldige ich mich.)

MaskenmitMasken’s Profile PhotoZeitspiel
Ein zutiefst dialektischer Gedanke und seit Heraklit vorhanden: etwas ist und ist schon nicht mehr, weil es sich im Wandel befindet. Wenn aber alles sich wandelt, was ist dann «alles»? Wir halten in der gedanklichen Welt eine Fiktion von einem Subjekt fest, damit wir in unserer Logik die Grammatik der Wandlung vollziehen können. Die Wirklichkeit ist der Wandel, der stete Fluss und darin ist jeglich wirkliches Ding zur Unwirklichkeit verdammt, weil es sich wandelnd untergeht. Um es vielleicht auch mal in der Logik der Maskerade zu formulieren: Hinter den Masken ist die Wirklichkeit des Wandels; nichts bleibt, wie es ist, alles ist nur als Maske festzuhalten. In Goethes Denken war es die Metamorphose. Wenn wir von «Bewegung» sprächen, müssten wir fragen: Was bewegt sich? Und bleibt eben es selbst, damit wir das «sich» mit Sinn füllen können? Was wandelt sich in der Metamorphose? Steckt im Schmetterling eine Puppe oder eine Raupe oder beides? Oder sind Puppe und Raupe verschwunden und daher nicht mehr wirklich?

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Liked by: Zeitspiel Merlin

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Die Frage zum Gewissen war überhaupt nicht auf mein früheres Profilbild bezogen. Aber das finde ich jetzt interessant, dass du es darauf beziehst. Sagt auch etwas über dein Gewissen aus, hm?

kampfzwergRonni’s Profile PhotoAnxiety Queen
Hmmm, ja. Muss ich zugeben. Ich verliebe mich nicht ohne Gewissen - nicht mal in ein Profilbild. Habe trotzdem viel falsch gemacht. Gewissen hin, Gewissen her.

Ich fühle mich schon fast schuldig, mein Profilbild jetzt zu ändern, haha. Gefühle der Schuld sind etwas Seltsames... Wie stark ist dein Gewissen ausgeprägt?

kampfzwergRonni’s Profile PhotoAnxiety Queen
Ha, ha. irgendwann musste es ja geschehen. Ja, Gefühle von Schuld fühlen sich bestimmt nicht gut an. Aber ich werde mich jetzt nicht schuldig fühlen, weil du dich durch mich «fast schuldig» fühlst. Wer verliebt sich schon ungestraft in ein Profilbild?
Aber im Ernst: Wenn sich das Gewissen nur noch einschaltet, um bei Geschehenem Schuldgefühle zu produzieren, kommt es ein wenig zu spät, finde ich. Ich verlange von meinem Gewissen, dass es sich vor der Handlung, vor der Tat zu Wort meldet, danach kann es mir gestohlen bleiben. Meine Reue kommt nicht aus dem schlechten Gewissen, sondern aus Mitleid mit den Folgen meiner Tat.
Im Fall deines Profilbildes bzw. deines «fast Schuldgefühls» hält sich die Reue aber in Grenzen. Vielleicht schenkst du es mir ja mal einen Tag lang als Hintergrundbild für mein Profil.
Ich hoffe, dass mein Gewissen stark ausgeprägt ist und mich vor so manch einem Schwachsinn bewahrt, wozu ich im Affekt mich häufig hingezogen fühle.

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Ist es von Nachteil, Dummheiten auszusprechen?

Es ist von noch größerem Nachteil, Dummheiten zu benennen - vor allem, wenn dies auch noch Dummheiten von Politikern oder Vorgesetzten sind.

Wo beginnen deine geistigen Grenzen? Was ist für dich unmöglich vorzustellen?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich geistige Grenzen habe.

Aber der Antiheld bleibt bis zum Ende akribisch in seinen Untersuchungen, schonungslos für Recht und Wahrheit kämpfend? (Arthur)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Ein Gebrochener ist, wenn man dem Wort «Antiheld» nachspüren will, überhaupt kein Held, auch kein Anti-Held, sondern einfach ein Wrack. Das möchte ich von der Figur im Fortsetzungsroman nicht behaupten; er hat Züge eines Antihelden, weil er mit der gebrochenen Nase nicht gar so Heldenhaft da steht. Wir wissen nicht, ob wir es hier mit einem Menschen zu tun haben, der wirklich «schonungslos für Recht und Wahrheit kämpfend» akribisch in seinen Untersuchungen bis zum bitteren Ende durchhält. Ehrlich gesagt, habe ich mir die Geschichte gar nicht bis zum Ende überlegt; das wollte ich gerade mit den ask-Followern machen, was hiermit ja auch geschieht.
Für eine Tragödie ist die Fallhöhe entscheidend: fällt ein niederträchtiger Idiot, ist es weniger tragisch, als wenn ein glänzender Held, dem bisher alles wunderbar gelang und der alle Sympathien auf sich zog, in den Abgrund gerissen wird. Mit Antihelden kann man keine wirklich tragischen Tragödien basteln. Es sei denn, es gelingt uns irgendwie auf eine andere Art für eine große Fallhöhe zu sorgen.
Schön ist, wenn sich Charaktere im Laufe der Geschichte wandeln, entwickeln und neue bisher ungeahnte und ihnen nicht zugetraute Kräfte und Eigenschaften an den Tag legen. Für solche Wandlungen sind Antihelden gut. Ein desillusionierter Zyniker findet wieder zu einem Ideal zurück oder handelt doch noch gegen alle Beteuerungen nach dem Motto: «edel sei der Mensch hilfreich und gut».

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"Den Kelch bis zur bitteren Neige austrinken", passt in diesem Zusammenhang vielleicht. Der Roman wird tragisch enden? Aber der Antiheld bleibt bis zum Ende akribisch in seinen Untersuchungen, schonungslos für Recht und Wahrheit kämpfend? Dann kann er doch noch zum Held werden, zum Märtyrer?

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Nein, warum sollte ein sch(n)öder Antiheld plötzlich zum Märtyrer werden? Oder sollte ich besser denken, dass nur Antihelden Märtyrer abgeben. Ich halte nichts von Märtyrern - für mich steckt da eben das Wort «Mär» darin: eine sagenhaft, unrealistische Erzählung: ein Märchen eben. Und die Märtyrer sind Vollidioten, die solchen Märchen auf den Leim gehen und über die Klinge springen. Hups-schwups: wieder einer tot. Auch Sokrates ist für mich kein Märtyrer, weil ich doch seine philosophischen Fähigkeiten sehr schätze und ihn für alles andere als für einen Märtyrer sprich Vollidioten halte, der für eine vermeintlich gute Sache über die Klinge springt.
Aus meiner humanistischen Sicht ist eines ganz klar: es kann keine gute Sache geben, die Menschenopfer verlangt. Alles andere sind Märchen.
Sokrates trinkt seinen Becher nicht als Märtyrer, sondern weil sein Weiterleben sein bisheriges Leben mehr zerstören würde als sein Tod. Es klingt zunächst paradox. Aber noch über zweieinhalb Tausend Jahre später sprechen wir von Sokrates. Er ging davon aus, dass es ganz anders gekommen sein würde, wenn er die Flucht aus Athen ergriffen hätte, anstatt seinen Becher zu trinken. Seine Nachwelt hätte ihn schnell vergessen und der Bedeutungslosigkeit überlassen. Er aber wollte für seine Wahrheit auch einen entsprechenden Preis zahlen. Also doch ein Märtyrer? Nein, Sokrates schuf sich selbst als Legende. Er starb seiner selbst willen und nicht für eine andere, höhere Sache. Es gibt sozusagen ethisch gesehen Momente, in denen der Tod für einen selbst gesünder ist als ein zerstörtes Weiterleben, womit man eigentlich gar nicht mehr weiterleben kann, sondern in ein gebrochenes Dasein hinüber wechselt, ein Leben führt, dessen man sich selbst schämt.
Ein Antiheld folgt einer solchen ethischen Logik nicht. Er ist deswegen schon ein Antiheld, weil er gebrochen ist, an sich und an andere Werte nicht glaubt, desillusioniert und hoffnungslos entwickelt er sich vielleicht zu einem Zyniker, wahrscheinlich aber fehlt ihm auch dazu der Schneid. In dem Film «Casablanca» ist Rick ein schneidiger Zyniker: er ist zwar desillusioniert, aber nicht in seiner Persönlichkeit zerstört. So kann er mutig einen zynischen Standpunkt beziehen, sich aus Politik heraushalten oder sich einmischen. Er ist nicht gebrochen.
Gebrochen wäre jemand, der beispielsweise aus Angst seine Freunde, Mitstreiter verrät und mit diesem Verrat leben muss, aber dieses Leben ihm unmöglich wird. Das setzt aber ein Schuldbewusstsein voraus. Ich habe vor nicht langer Zeit einen Menschen kennen gelernt, dem es selbstverständlich ist, Verrat zu begehen. Schuld ist da gar kein Problem. Ohne das Bewusstsein kann man also auch gut leben, hat man es aber, ist die Frage berechtigt: ist das, was nach dem Verrat kommt, überhaupt noch ein Leben zu nennen? Hat man also tatsächlich überlebt, nur weil man die physische Existenz gerettet hat? Wer verdrängen kann und sich in Lebenslügen einwickelt, hat Glück. Der andere eben nicht.

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Achtest du bei Pflegeprodukten (Shampoo, Creme, etc.) ob sie von jeglichen Tierversuchen frei sind oder ist es dir egal?

HeuteBinIch14’s Profile PhotoGundel Gaukel ey
Nein, aber das liegt nicht daran, dass ich für Tierversuche bei Kosmetika bin. Ich benutze nur, ziemlich puritanisch, nur Kernseife. Ich wollte das Waschen nicht ganz einstellen.

sind Liebesbeziehungen es wirklich wert geführt zu werden ? wenn ja ...warum denkst du das ? ....wenn nein warum nicht ? :)

Ist das Leben es wirklich wert gelebt zu werden? Man wird krank, erleidet Unfälle oder Unglücke anderer Art - Lohnt sich das alles auf sich zu nehmen?
Ich würde sagen, aber ja. Liebesbeziehungen wie das ganze Leben müssen bis zur Neige ausgekostet werden. Wie schlimm und paradox ist es, wenn man vom Gegenteil überzeugt ist und sich nicht umbringen kann.
Was steckt eigentlich hinter der Frage? Nach welchem Wertsystem wird denn beurteilt, ob sie «es wirklich wert» sind, geführt zu werden? Woran macht sich der «wirkliche Wert» fest? Nur weil nichts von festem Bestand ist und alles wert, dass es auch zugrunde geht, heißt es doch nicht, dass man es nicht solange genießen kann, solange etwas in seiner Blütezeit steckt.
Ich liebe Obst, nicht unreif und nicht überreif bis faulig. Aber soll ich das faule Obst betrachtend sagen: Obst ist es nicht wert, gegessen zu werden? Zugegeben: ich verwandle es auch nur in Sch...

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Gibt es ein Lied was dich an deine Kindheit erinnert ? Wenn ja welches ist es ? beschreibe mal das Gefühl was es in dir auslöst ,oder erinnert es dich an eine bestimmte Situation ? :)

Es gab ein Lied in meiner frühen Kindheit, an das ich mich nicht mehr erinnern kann. Ja, tatsächlich habe ich das Lied, die Melodie vergessen - das Einzige, was ich darüber noch weiß, ist, dass ich sofort zu weinen anfing, wenn ich das Lied hörte. Und ich weiß noch, dass meine Mutter mich damit lange aufgezogen hat, bis ich etwa mit der Grundschule fertig war, indem sie immer allen möglichen und unmöglichen Leuten davon erzählte, wie ich bei dem besagten Lied als Kleinkind zu weinen anfing. Ich habe nun nicht nur das Lied nicht parat, auch «Vater und Mutter sind lange tot», wie es in dem schönen romantischen Eichendorff-Gedicht heißt, so dass ich niemanden mehr fragen kann. Es ist ein schönes Gefühl, manche Dinge der Grauzone des Vergessens überlassen zu müssen.
Dafür beschäftigt mich aus beruflichen Gründen das Eichendorff-Gedicht in letzten Tagen umso mehr und davon insbesondere die erste Strophe:
In der Fremde
Joseph von Eichendorff
Aus der Heimat hinter den Blitzen rot
Da kommen die Wolken her,
Aber Vater und Mutter sind lange tot,
Es kennt mich dort keiner mehr.
Wie bald, ach wie bald kommt die stille Zeit,
Da ruhe ich auch, und über mir
Rauscht die schöne Waldeinsamkeit,
Und keiner kennt mich mehr hier.
http://youtu.be/3KiZSE0PQCsKlugdiarrhoe’s Video 109396279993 3KiZSE0PQCsKlugdiarrhoe’s Video 109396279993 3KiZSE0PQCs

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Mit verlaub, wir haben versucht diese Frage zu beantworten. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch weitere, die ebenso schwer waren. Wenn nicht sogar schwerer. Und mein Partner ist ein ungeduldiger Typ.

MaskenmitMasken’s Profile PhotoZeitspiel
Um Mißverständnisse zu vermeiden: Ich will mich mit euch philosophisch duellieren, ritterlich schlagen. Wie und warum ihr auch zu der gegebenen Antwort gekommen seid. Nun steht sie einmal da und ist doch philosophisch interessant - sowohl verteidigt als auch angegriffen zu werden. Ich mache den Angreifer und ihr verteidigt die Frage bzw. eure Antwort darauf und nicht euch persönlich. Ich möchte doch nicht euch persönlich angreifen. Zur wahren Ritterlichkeit gehört, dass man am Ende des Turniers ein schönes Bierchen miteinander trinkt (metaphorisch gemeint: kann von mir aus auch Cola sein oder ein Gläschen ask-Sekt).
Ihr habt doch eine Punktlandung in ein philosophisches Wespennest gemacht - ich aber bin keine Wespe, sondern der Ritter, der euch beim Ausräuchern helfen könnte, wenn ihr nicht wie kleine Knappen kneift.
*Wie gefällt euch die Allitration?*

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Wir verstehen beide nicht, worauf du hinaus willst.

MaskenmitMasken’s Profile PhotoZeitspiel
Es war eine Einladung zu einem philosophischen Spiel; zu einem Wettstreit der Argumente, der Rhetorik und der Gedanken. Ich wollte ein wenig provozieren und euch auch wütend machen, aber ohne euch zu beleidigen, sondern um in euch die Wut des Ehrgeizes zu wecken. Ich liebe die Polemik als literarische und essayistische Gattung. Ihr habt doch den Fehdehandschuh angenommen und habt mich nach meiner Meinung gefragt. Aber nun finde ich diese Antwort auf meine Bemerkung nicht mehr auf eurem Profil. Habe ich etwas übersehen? Oder habt ihr die Antwort wieder gelöscht?
Es ging jedenfalls um eure mit Verlaub etwas großspurige Bemerkung: http://ask.fm/MaskenmitMasken/answer/109035849343 Ich dachte, solche Sätze können auch etwas Widerspruch hervorbringen:
«Eine Rolle ist ein verblendetes "Ich", sprich eine Lüge.
Psychopathen können skrupellos lügen, normale Menschen eher weniger.
Das heißt also wiederrum, dass keiner richtig glücklich mit einer Lüge leben kann.
*Die nachdenkende Maske sprach* »
Rolle gleich Lüge zu setzen, zeugte für mich nicht gerade von großem vorangegangenem Denkprozess. Außerdem mochte ich absolut nicht, wie ihr «Psychopath vs. Normal» als Denkkategorie benutzt habt. Muss ich den Umkehrschluss ziehen, dass ihr jeden, der von der Norm abweicht, zum Psychopathen erklärt? Und können Psychopathen die Wahrheit prinzipiell nicht erkennen? Es sieht mir eben nur nach Maskerade aus: Mit Worten wird die Maske des Nachdenklichen erschaffen und aufgesetzt. Es ist sozusagen: Nur Theater.
Aber was lernen wir daraus?

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Warum nennt man Dich den "Hausphilosophen" ?

Die Ausformulierung der Philosophie unseres Theaters, die unsere Leitdidee bildet und der wir uns in unserer Arbeit und Arbeitsweise verpflichtet fühlen, ohne dabei dogmatisch zu werden, gehört ebenso in meinen Aufgabenbereich wie die Zahlreichen und ausführlichen Gespräche und Interviews, die wir führen, um unsere Arbeits- und Denkweise bekannt zu machen. Das Katakomben-Theater ist nicht einfach nur eine Spielstätte, in der ein Sammelsurium von zufälligen Programmpunkten zur Aufführung gelangt; wir folgen gewissen ästhetischen und kulturphilosophischen Gedanken, deren Entwicklung, Entfaltung und Ausformulierung einer intellektuellen Kraft bedarf, die das Leitungsteam in mir gefunden zu haben glaubt.
Meine Kollegen und ich glauben, dass wir ähnlich denken und die Dinge auf eine ähnliche Weise beurteilen, so dass gewisse Formulierungsdinge ebenso wie die Entwicklung von innovativen wie strukturellen Ideen mir anvertraut wird.
Der Hausphilosoph würde aber seine Aufgabe völlig falsch verstehen, wenn er sich zum Denker und Lenker der Institution des Hauses hochstilisieren würde. Es ist ein demokratischer und konsensualer Prozess, der hierarchiefrei stattfindet. Es gilt, die Dinge, Gedanken und Ansichten zusammen zu tragen, sie zu hinterfragen und kritisch zu durchleuchten. Erkenntnis ist ein kollektiver Prozess - auch das ist ein Teil der Hausphilosophie. Dazu bedarf es einer dialektischen und rhizomatischen Denkweise:Gegensätze, Gegenstandpunkte erkennen, Ansichten (auch wenn es nicht die eigenen sind) in die bestmöglichen und klaren Worte für den diskursiven Prozess kleiden, so dass sich die Menschen darin wiederfinden und im besten Fall sagen: «Ja, das hast du schön formuliert - besser hätte ich es nicht ausdrücken können» und dann zu einem synthetischen weiterführenden Punkt bringen, weitere Standpunkte, Perspektiven und Ansichten heranziehen und die Dinge miteinander verknüpfen, neue Assoziationen bilden - das ist, abstrakt formuliert, etwas, was ein Hausphilosoph leisten muss.
Die Praxis entwickelt sich manchmal an der Hausphilosophie vorbei oder auch gegen die Hausphilosophie. Aber auch das ist ein Erkenntnis- und Diskussionsprozess. Wenn mir die Dinge wichtig erscheinen und ich der Meinung bin, dass sie sich nicht ohne die Philosophie entwickeln sollten, thematisiere ich sie. Das A&O dabei ist, dass nichts dogmatisch werden darf. D.h. ich gehe in der Philosophie nicht von feststehenden starren Regeln und Prinzipien aus, sondern habe einen pluralistisch-analytischen Ansatz, der dem späten Wittgenstein entlehnt ist. Wer meine Terminologie verfolgt, wird sicherlich Einflüsse des Marxismus ebenso wieder erkennen wie die eines an Nietzsche orientierten Vitalismus. Die Kunst aber ist immer, das Denken in der Praxis bestehen zu lassen.
Es ist ein seltener Glücksfall, dass ich ein Hausphilosoph werden durfte. Aber vielleicht ist ein Glücksfall auch kein Zufall.

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Der 6. Teil des kafkASKen Romans SOKRATES kommt... Es gibt eine seltsame Begegnung im Polizeipräsidium. Aber das wird nicht die seltsamste Begegnung sein. Bald fallen die Masken wie vertrocknete Zwiebelschalen. Aber was verbirgt sich darunter? Ab Teil 7 werden die Anregungen eingebaut :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Teil 6:
...schlug die Hacken zusammen und ließ den ausgestreckten Arm mit der Flachen nach unten gekehrten Handinnenfläche in den Himmel schießen zu dem entschlossensten Hitlergruß der letzten Jahrzehnte: «Sieg! Heil!» Genau in diesem Moment lugte der Staatsanwalt durch die Tür. Sie, die ihn bemerkte lief puterrot an und ließ ihren Arm peinlich berührt sinken. Ein Kloß saß plötzlich in ihrem Hals. Leopold Lauster entschied sich, so zu tun, als habe er nichts gesehen. «Ich suche AZ317! Warum ist die Akte nicht auf meinem Tisch?» «Ich wollte noch ein paar Fotos einfügen, Herr Staatsanwalt», sagte er und fischte mit einem Griff die gesuchte Akte aus dem Stapel auf seinem Tisch heraus. «Und? Haben Sie die Fotos eingefügt?» Er nickte. Beim Verlassen des Raumes vermied der Staatsanwalt den Blickkontakt mit ihr. «Ihr Kollege grinste. Ja, mit dieser Einstellung wirst du es bestimmt weit bringen. Mach einfach weiter so!» «Ich werde jetzt meinen Bericht schreiben. Und dann gehe ich nach Hause. Ich habe für heute die Schnauze voll von dir und deinen komischen Alleingängen. Du weißt, dass du es übertrieben hast mit dem Typen. Du hast nicht nach unseren Anweisungen gehandelt. Aber du kannst es einfach nicht zugeben, und lassen kannst du deine Übergriffe auch nicht!» «Schreib einfach deinen Bericht, und wir werden es dann sehen! Du bist keine drei Jahre von der Polizeiakademie und willst mir schon erklären, wie ich meine Arbeit zu tun habe? Schreib einfach deinen Bericht und quatsch mich nicht blöde zu!» Mit diesen Worten verließ er das Büro, ohne zu sagen, wohin er ging. Sie nahm hinter ihrem Computer Platz und schaltete ihn ein. Das Passwortfenster erschien, aber sie sah reglos und gedankenverloren durch den Bildschirm hindurch in die Ferne.
Ein Baum von Kerl in blauer Hose und blauem Kittel betrat behäbig das Untersuchungszimmer. Er setzte sich direkt vor den Patienten auf einen Hocker und brummte ein «Lassen Sie mal sehen!» Vorsichtig fasste er die Nase an, die angeschwollen war, doch keine Vorsicht der Welt konnte den Schmerz vermeiden, der den Patienten aufschreien ließ. «Ja, ja, gebrochen, das Näschen. Wohl gegen eine Laterne gelaufen, was? Und das mit einem ordentlichen Tempo.» Er wollte widersprechen; zog es aber dann doch vor zu schweigen. Dann sollte die Laterne eben die offizielle Version werden. Was machte das für einen Unterschied? Er konnte sowieso nirgends sein Recht einklagen. «Ja, wir tamponieren die Nase und schauen mal in ein paar Tagen, was daraus geworden ist.» Dann leuchtete der Baum mit Wiener Akzent ihm noch in die Augen, prüfte die Pupillenreflexe und ließ ihn mit den Augen, seinem drohend in die Luft gestreckten Zeigefinger folgen. Mit erstaunlich kräftigen Fingern umfasste er noch die Schädeldecke des Patienten und drehte den Kopf nach rechts und links. «Ich glaube, wir müssen Sie nicht hier behalten! Wenn wir die Nase bearbeitet haben, können Sie von mir aus nach Hause. Oder möchten Sie lieber ein paar Tage bei uns bleiben?»

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Angenommen es ist spät am Abend. Draußen ist es bitterkalt und dunkel, da klingelt es an deiner Haustür. Du öffnest und vor dir steht eine ärmlich aussehende Gestalt, die dich bittet, ihr für eine Nacht Obhut in deinem Heim zu geben. Was tust du?

herbularasa’s Profile Photoशिव
Im Grunde legen alle Märchen, Gleichnisse und religiösen Texte nahe, wie man sich verhalten sollte: mitleidig, offen, aufnahmebereit. Aber ich würde jemandem, der einfach anklingelt und vor meiner Tür steht, keinen Zutritt gewähren. Hilfe sucht und findet man nicht, indem man auf eine märchenhafte Weise die Humanität seiner Mitmenschen auf die Probe stellt. Je nachdem, wie hilfsbedürftig dieser Mensch aussieht, würde ich ihm vielleicht anbieten, ihn in ein Obdachlosenasyl zu fahren, zur Bahnhofsmission oder eine andere Hilfseinrichtung. Es könnte aber auch gut sein, dass ich einfach ablehne und ihn abweise, wenn er mir aus irgend einem Grund unsympathisch ist - da genügt ein falsches Funkeln in den Augen im falschen Moment oder ein Ton in der Stimme, der mir nicht gefällt. Es könnte aber auch umgekehrt sein, dass mir irgend etwas an diesem Menschen verrät, dass ich ihm größere Aufmerksamkeit widmen sollte. Kurzum: Es ist für mich eine individuelle und nicht von religiösen und märchenhaften Motiven getragene prinzipielle Entscheidung.

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poste mal ein Bild bei dem du ein schönes / Glückliches Gefühl empfindest ....beschreibe kurz warum es dich glücklich macht :)

Oh, ich habe die Frage falsch verstanden und habe ein Bild ausgesucht, auf dem ich glücklich bin. Natürlich macht mich auch die Betrachtung dieses Bildes glücklich. Aber großes Glück empfinde ich schon beim Betrachten meines Hintergrundbildes, weil es so ungeheuer romantisch ist, im Gartenhaus bei Kerzenschein zu sitzen, zu denken, zu lesen und zu schreiben. Und damit zusammenhängend auch das hier gepostete Bild: Ich hatte meine schönste und entspannteste Lesung im Garten in meiner Kulturlau.be: «Stimmen aus dem Bauch der Sphinx».
poste mal ein Bild bei dem du ein schönes  Glückliches Gefühl empfindest

http://ask.fm/point_man/answer/108119933193 300 Zeichen hätten nicht genügt.

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Oh, da ist jetzt ein bißchen viel auf ein Mal. Ich beginne mal ganz oben: «die vampirisch, fiese Sprach-Nazi Tante» wäre nicht meine Formulierung gewesen, vampirisch und fies kann ich sehr gut unterschreiben. Das Wort «Nazi» würde ich nie als Schimpfwort für Hinz und Kunz gebrauchen. Ich bin manchmal mit dem Vorwurf, der eine oder die andere seien «Faschisten» ziemlich schnell. Aber dann meine ich den Vorwurf ernst, auch wenn er überzogen ist. Als Metapher möchte ich den Ausdruck nicht verwenden. Nein, meine Sprache ist das nicht, jemanden als «Sprach-Nazi» zu bezeichnen, auch wenn ich den Ausdruck witzig finde. Es ist eben Jugendsprache.
«Ich sehe in den Spiegel und wundere mich, warum Kinski nicht aus dem Spiegel schaut. Meistens bin ich auch froh darum.» schrieb ich. So sehr hat mich das Leben des exzentrischen Schauspielers nicht interessiert und ich habe auch von der Existenz des Buches seiner Tochter nichts gewusst und googelte erst auf deinen Hinweis. Insofern spielte die Pädophilie in meiner Bemerkung keine Rolle. Vielmehr ging ich von dem Fragenkonglomerat aus: Verkörpert Klaus Kinski den Wahnsinn? Spielt er den Wahnsinnigen? Ist er wahnsinnig? Oder gar der personifizierte Wahnsinn höchst persönlich? Ich hatte meinen kleinen Film http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/109289143225 «Der König des Postdramas» im Sinn. Als ich den Film sah, dachte ich: «Meine Güte, bist du von Klaus Kinski inspiriert?» Und ich weiß nicht, ob ich das so toll finden soll oder nicht. Manchmal spiele ich halt und reflektiere später darüber. Und dann will es vielleicht auch so nicht mehr wieder spielen, deshalb habe ich auch so eine zwiespältige Formulierung gewählt.
Die Angst hast du in der Tat falsch gedeutet; ich habe dich nur als Sir Arthur Pointman angeredet; der Satz lautet «So etwas macht mir Angst» - gemeint ist damit: die «schlichte und vollkommen von sich selbst bis in den Wahnsinn überzeugte Geradlinigkeit, die wahnhafte Arroganzen gut geschminkt an den Tag legt, nicht ohne Witz» und das bezieht sich nicht auf dich, sondern auf die «vampirisch, fiese Tante». Ich finde sie unheimlich und ja, auch etwas beängstigend. Aber so hat Wahnsinn nun mal verschiedene Gesichter. Mein Gesicht hat mich in einem Anfall von schauspielerischer Selbstüberschätzung an Klaus Kinski erinnert.

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httpaskfmpointmananswer108119933193
300 Zeichen hätten nicht genügt

Was ist heutzutage für den Menschen nützlicher, Introversion oder Extraversion? Klassifizierst du dich selbst als extrovertiert oder introvertiert?

urfeuer’s Profile Photogeisterseher
Nein, ich bin nicht introvertiert. Die wichtigsten Lebensimpulse kommen von außen. Die Sonnenstrahlen, die Nahrung, die Zärtlichkeit, die Stimmen der Mitmenschen, die Musik, die Sprache, die Nachrichten. Aber wenn alles nur noch auf einen niederprasselt, kann man auch unter all den Fluten ersticken. So banal es ist und schier langweilig: auf das richtige Maß kommt es an und letztendlich gibt es doch ein ICH, das nicht in Oberflächlichkeit erstickt werden darf. Schon allein das Wort «nützlich» dann auch noch mit dem komperativ: «nützlichER» könnte eine böse Falle sein. Man wendet sich nicht durch utilitaristisches Kalkül von Nutz und Unnutz nach Innen oder Außen. Da spielen ganz andere Faktoren eine Rolle.
Aber auf der Suche nach Anerkennung ist es ratsam, sich nach außen zu wenden, ohne aber dabei das eigene Ich zu verraten.

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Sollte der Mann beim 1. Date im Restaurant zahlen? Oder soll man lieber geteilte Rechnung machen? Wieso? (Ich finde es ganz lustig jetzt ab und zu auch mal so Art Tagesfragen zu machen, wenn du keine willst, kannst du das dann einfach mit in die Antwort schreiben?)

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Du fragst nach allgemeinen Benimmregeln? Nicht nötig, ich habe dich hier so kennen gelernt, dass ich weiß, wie sensibel du sein kannst, empathisch und sympathisch. Ganz offensichtlich hast du auch ein feines Benehmen. So bist du mit allem bisher bei mir angekommen. Ein feines, «natürliches» Benehmen. Sicher steckt das nicht oder nicht nur in den Genen, sondern ist eine Sache der Erlebnisse in der Kindheit, der Vorbilder und dessen, was einem in der Familie und im sozialen Umfeld vorgelebt wird. Manche Menschen haben da mehr Glück als andere - aber das Glück nicht darin, dass man in eine reiche oder arme, in eine akademisch gebildete oder weniger «gebildete» Familie geboren wird, sondern, wieviel Empathie und Liebe man erfährt. Das ist durch nichts zu übertreffen. Schulische und kulturelle Bildung hat keinen wirklichen Menschen hervor gebracht: alle Menschheitsverbrechen, die systematisch durch Kriege, Massenmord, Folter und Polizeigewalt geschehen, werden von gebildeten Menschen organisiert und vollzogen. Benimmregeln hatte ein Heinrich Himmler bestimmt perfekt in seinem Verhaltensrepertoire. Und?
Bei deinem ersten Date sollten dich ganz andere Fragen beschäftigen, als die wer am Ende die Zeche zahlt. Sonst läuft da etwas schief. Und wichtig ist: Wie auch immer diese Frage entschieden wurde: ein Gefühl der Verpflichtung kann daraus nicht entstehen. Der Mensch bleibt gerade in der Liebe völlig frei. Oder glaubst du, du kannst deine Freundin mit einer Tasse Kaffee und einem Becher Eis kaufen? Selbst ein Restaurantbesuch «berechtigt» zu keinen Ansprüchen.

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"...aber es gibt nichts vergleichbares." "Es ist einfach pure Kreativität." Was ist pure Kreativität?

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Kreativität bedeutet in erster Linie erschaffen, etwas in die Welt setzen - dann sofort damit implizit verbunden, was noch nicht in der Welt war; denn sonst bedürfte es ja der Kreativität nicht. Aber schau dir mal eine Geschichte an, die du erzählen könntest; selbst wenn du sie dir kreativ ausdächtest, würdest du dich einer Sprache bedienen, die es schon gibt und bei genauerem Hinsehen würde nur zu deutlich werden, dass du auch Formen benutzt, die der Begriff einer «Geschichte» nahelegt. Und trotzdem wäre es nicht eine reine Kopie, sondern enthielte deine Eigenleistung an Kreativität. «Pur» ist an der Kreativität der eigene Schöpfungsakt: der Moment, in dem du etwas hervorbringst. Du bist aktiv, du planst, du schöpfst, du korrigierst dich, du ringst um eine Form, du hast einen Inhalt, den du variierst usw. usf. In dem Schöpfungsakt steckt das «Pure» der Kreativität. Das Glück und Unglück, die Zweifel und die Begeisterung, der Stolz wie die Unsicherheit und die Bescheidenheit. Die Originalität, die Einmaligkeit, also die «pure», die «totale» Individualität sind Ideale des Geniekults. Der Geniekult aber produziert nur Leistungsdruck und verdirbt die Kreativität, wo er doch angeblich die reine, die pure Kreativität zu Tage fördern zu wollen, vorgibt. Nicht die Originalität, die Freude an der Kreativität ist «pure» Kreativität. Der Schöpfungsakt muss den Schöpfer zufrieden stellen, das Werk, das Produkt, das Ergebnis wird dies nicht leisten können. Es ist in der Welt für andere und kann bestenfalls das Publikum zur neuen kreativen Schritten und Akten anregen. Irgendwann aber wird auch der Schöpfer sein Werk mit fremden Augen ansehen und sich vielleicht darüber wundern, dass er es erschaffen hat. Und wie kein Akt mit dem anderen vergleichbar ist, wie jeder Augenblick einzigartig ist, ist auch die «pure Kreativität» einzigartig. Und doch auch wiederum zugleich wiederholbar als Akt und doch sollte in dieser Wiederholung keine Kopie sich verbergen.

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