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Uri Bülbül

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"Genial, aber falsch! Oder genial, weil falsch?" http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/114095828921 Warum falsch? Hältst du deine eigene Antwort nicht für richtig? Unsinn.

Humorlos. Warum muss ich unbedingt und mit aller Gewalt an die Richtigkeit meiner Auffassung glauben? Nein, ich wage es, mich in Frage zu stellen und stellen zu lassen. Da ist noch eine Menge Platz zwischen Sinn und Unsinn, zwischen Schwarz und Weiß. Auch die Gedankenwelt ist bunt, und beim Philosophieren über ein so komplexes Thema wie Kunst, Nicht-Kunst, Pornographie oder Erotik, müssen Zwischentöne möglich sein.
Da schlägt ein rationalistisches und pseudo-logisch argumentierendes Großmaul mit einem Ein-Wort-Satz als Urteil zu. Und ich schlage mal mit zwei Wörtern ungehörig zurück:
Fick dich!

Passend zum Persephone-Mythos, den man auch so interpretieren kann, dass mit der Gewalt gegen die Frau ein Teil von ihr in die Unterwelt verbannt wird, also abstirbt...

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Ich habe einen Artikel in der Zeitschrift FREITAG gefunden:
https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/mythos-vom-monster?utm_content=buffer74fea&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer
Zwei Dinge lässt er allerdings außer Acht:
1. Die brave Unterteilung der Männer, in die verbal oder tätlich Gewalt gegen Frauen üben und in diejenigen, die das auf gar keinen Fall tun würden; ich denke, die Grenzen sind fließend und jemand, der sich so sicher frauenfreundlich gibt, könnte durchaus auch Gewalt- und Wutphantasien gegen Frauen haben;
2. Das Phänomen ist, wie die griechische Mythologie zeigt, nicht neu, muss also in einer anderen Tiefendimension durchdacht werden, als nur in der oberflächlichen: wir leben in einer schlimmen Zeit des Chauvinismus. Ich sage damit nicht, dass man ein Phänomen nur deshalb akzeptieren muss, weil es alt ist!

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Kore alias Persephone: Missbraucht, entführt, zwangsverheiratet entsteht eine Doppelexistenz: die Hälfte des Jahres in der Unterwelt, die Hälfte des Lebens ein «Platz an der Sonne». Selbstbestimmt sähe anders aus...

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Kore alias Persephone Missbraucht entführt zwangsverheiratet entsteht eine
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Gedanken zu Persephone, zu meinem Profilhintergrundbild, das nun einem anderen weichen wird :)

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Da ist ein junges Mädchen, schön, attraktiv. Das Erste, was ihr passiert ist, dass sich ihr Vater in sie verliebt und «in der Gestalt einer Schlange» in sie kriecht. Dann, als wäre damit nicht genug Ätzendes geschehen, verliebt sich der Herr der Unterwelt, des Totenreichs, in sie und bittet um ihre Hand. Er bittet aber nicht sie, sondern den Vater. Dieser sagt gar nichts dazu, was der Herr der Unterwelt als Zustimmung deutet - was auch sonst?
Also entführt er die Schöne in sein Reich - warum auch nicht? Wozu lange fackeln?
Jetzt erst schlägt die Mutter Alarm. Um ihre Tochter zu schützen, was ihr aber bisher auch nicht gelang, und wieder zurück zu holen, kämpft sie um ihre Tochter mit Mitteln der Obstruktion. Sie verhindert alle Pflanzen am Wachstum. Also wird ein Kompromiss geschlossen: die Hälfte des Jahres darf die Schöne in der Oberwelt sein und muss die andere in der Unterwelt verbringen.
Unter dem Namen «Persephone» fügt sie sich, so heißt es bei Wikipedia, ihrem Schicksal. So wird Persephone als Gemahlin von Hades und Herrin der Unterwelt bekannt.
Die griechische Mythologie greift in das volle Leben und bringt unter anderen sehr, sehr lebendigen Geschichten diese Frauengeschichte hervor, die auch heute noch an Aktualität und Lebendigkeit nichts verloren hat. Mütter, die ignorieren, Väter, die ihre Lust ausleben, Kinder und Halbwüchsige, die den Schlamassel ausbaden dürfen - nein, müssen, weil sie nie vor eine eigene Wahl gestellt wurden und nie eine Chance hatten, sich ein Schicksal auszuwählen. Aber ist es nicht immer so mit dem Schicksal?
Wer würde es sich schon freiwillig aussuchen, in Indien als Mitglied einer niederen Kaste geboren zu werden und noch dazu als Mädchen, um in Klolosen Behausungen zu leben und auf die Gefahr hin, vergewaltigt und umgebracht zu werden, auf die Straße zu müssen, um die Notdurft zu verrichten?
Die Griechen haben sich schon viel Grausames ausgemalt und in ihre Mythologie gedichtet. Aber es gibt noch Realitäten, die das bei Weitem übertreffen. Persephone war fast zwei Monate mein Profilhintergrund und sollte nun bald abgelöst werden. Mich hat sie lange genug an das grausame Schicksal von Frauen und Mädchen erinnert, die in einer irrsinnigen Männerwelt auf die unterschiedlichsten Weisen zum Opfer werden. Ich will dieses Motiv/Thema auch in meinem kafkASKen Roman SOKRATES aufgreifen. Mehr wird vorerst nicht verraten. Aber in diesem Zusammenhang hoffe ich doch sehr, dass ihr Sokrates mit der gebrochenen Nase im Profilbild bemerkt habt ;)
@Gehirn_Zelle: Meine fortwährende Frage nach dem Warum werde ich Dir noch versuchen zu beschreiben. Aber es dreht sich um den Irrsinn dieser Welt. Klar, oder?

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Nun, möglicherweise decken Sie bereits damit einen Teil des diabolischsten aller Pläne auf, lieber Patient Bülbül? Ich wünsche eine sichere Nacht. - Doctor Parranoia

DoctorParranoia’s Profile PhotoWillkommen im Irrenhaus
Es verhält sich so, lieber Docotor. Vor fünf Tagen wünschten Sie mir eine sichere Nacht. Aber es kam schlimmer: Die Nacht war sicher wie die darauf folgenden auch; doch dafür geschah es auf ask. Meine Pläne bezüglich meiner diabolischen 666. Antwort auf eine Frage meiner Wahl wurde derart durchkreuzt und über einen Haufen geworfen, dass ich nicht mehr wusste, was ich tat.
Frisch hatte eine Frage mein Konto erreicht, die da lautete: «Du schaffst es wirklich immer wieder, einen ellenlangen Text zu schreiben und doch keine richtige Antwort zu geben, haha. Das nenne ich Genial.» Sollte das etwa ein Lob sein und mein Ego aufpolieren, meine Eitelkeit befriedigen und mich in meinem Treiben hier bestärken? Oder war es eine herbe Niederlage, weil meine Antwort http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/114176905657 über Kunst und Pornographie, bei der ich DIE LÖSUNG SCHLECHTHIN gefunden zu haben glaubte, als falsch eingestuft wurde?! Genial, aber falsch! Oder genial, weil falsch?
Ich war so durcheinander, dass ich sofort auf diese Frage antwortete. Damit hatte ich meine 666. Antwort auf eine wahrhaft teuflische Art verspielt.
Herr Doctor ich weiß, das Böse hat viele Namen und noch mehr Gesichter; aber hat es auch weitere Zahlen außer 666? Dann will ich mich mit meinen Antworten beeilen. Bitte nennen Sie mir nur solche, die teuflisch und größer als 666, nein mittlerweile größer als 670 sind. Jetzt brauche ich wirklich ihre Hilfe, sonst bin ich verloren.

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http://ask.fm/sopzock/answer/112940977989 - kunst oder pornografie? (ich hoffe das wirde bis dahin nich gelöscht)

sopzock’s Profile PhotoSam
Die Antwort ist nicht schwer, wenn man eine wichtige Voraussetzung macht. Und diese Voraussetzung betrifft den Begriff der «Kunst». Eine Definition habe ich ja schon auf deinen Wunsch hin versucht. Zentral ist für den Kunst-Begriff die Zweckfreiheit. Kunst ist kein Gebrauchsgegenstand. Natürlich können auch Gebrauchsgegenstände ihre Ästhetik haben und haben das auch - ganz selbstverständlich ist das zum Beispiel bei Geschirr. Jede Kaffeetasse, jede Kuchengabel ist künstlerisch geformt, ist designed. Die Gestaltung dieser Gegenstände ist Kunst, die Gegenstände selbst aber sind Gebrauchsgegenstände, also keine Kunst.
Duchamp hat diesen Gedankengang wunderbar provoziert und schier ad absurdum geführt, indem er Pissoirs ins Museum stellte - Kunst oder Gebrauchsgegenstand? Wer könnte behaupten, dass Waschbecken, Wasserhähne, Kloschüssel, Badewannen, Pissoirs nicht designed werden? Und im Museum darf niemand in ein Pissoir hineinpinkeln - jedenfalls nicht außerhalb der Toiletten, nicht in den Ausstellungsräumen. Wer sein Schwänzchen beim Betrachten des Duchamp-Pissoirs aus dem Hosenladen holen möchte, wird vom freundlichen Wachpersonal hinausbegleitet.
Ein Gebrauchsgegenstand, der keiner mehr sein darf - ist das nun Kunst?
Nicht immer. Es gibt Museen über berühmte Staatsleute oder Archäologie, in denen Gebrauchsgegenstände wie Schnupftabakdosen, Taschenuhren, Schwerter, Degen, Jacken, Helme usw. ausgestellt werden, die zwar auch das Kunstelement des Designs an sich tragen wie eine Badewanne im Badezimmer; aber das taten sie schon immer und nicht erst durch die Ausstellung. Sie werden ausgestellt als Exponate, Zeugnisse einer Bestimmten Epoche oder Biographie: Diese Schnupftabakdose bekam der große Staatsmann xy vom General Schießmichtot usw.
Diese Gegenstände sind keine Kunst, obwohl sie dem alltäglichen Gebrauch entrissen und museal ausgestellt sind. Dieses Problem betrifft aber immer nur Gegenstände, die eigentlich für einen Gebrauch hergestellt waren. Bei Duchamp besteht die Kunst darin, dass er etwas wahrnehmend zur Wahrnehmung angeboten hat: «Hey Leute, was ist eigentlich Kunst? Was passiert, wenn man ganz extrem, Gebrauchsgegenstände aus dem Gebrauchsrahmen reißt und sie ins Museum stellt?» Er hat ein Problem wahrgenommen und dieses Problem anderen mitgeteilt. Einfach so, ganz ohne Zweck, ohne Gebrauchswert. Über Kunst diskutiert man aus Spaß an der Freude. Ein Beitrag dazu ist also auch Kunst, wenn er nicht dem Wissenschafts- und Feuilletonbetrieb angehört; denn das sind Gebrauchszusammenhänge.
«Kunst» haftet etwas ganz Besonderes an; vor allem wenn man zum Beispiel sagt: «Das ist doch keine Kunst!» Wir erwarten etwas Mystisches von der Kunst, ihr muss ein Musenkuss vorausgegangen sein. Eine Form von Genialität.

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http://ask.fm/sopzock/answer/112940977989 - kunst oder pornografie? (ich hoffe das wirde bis dahin nich gelöscht) Teil 2...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Diese Genie-Ästhetik ist eine Ideologie. Sie unterteilt Kunst und Nicht-Kunst anders als meine Definition von Gebrauchsgegenstand und Kunst. Was in meiner Definition zur Kunst gehören würde, gehört teilweise in der Genie-Ästhetik nicht zu Kunst, sondern ist einfach «Schrott», weil weder Gebrauchsgegenstand noch Kunst.
So hat auch gerade ein Freud, der mich besuchen kam, weil er mit mir im Garten «buddeln» wollte, auf diesen Punkt aufmerksam gemacht: Was wäre, wenn er Pissoirs mit Beton zu gießen und dann ins Museum stellen würde? Sie wären ihrer Funktionalität entzogen, unbrauchbar. Aber wären sie dadurch Kunst, in dem man sie ins Museum stellt? Wahrscheinlich würde ein Museumsdirektor diese Pissoirs nicht mehr annehmen; denn Idee und Problematik sind seit Duchamp bekannt und uninteressant. Kunst wäre vielleicht die Aktion, die Pissoirs in öffentlichen Toiletten mit Beton auszugießen. Über Sinn und Unsinn von Kunst kann man ja immer streiten, ganz unabhängig davon, ob man etwas zu Kunst zählt oder nicht. Das gehört zum Streit dazu: Es ist unsinnig, und damit keine Kunst; es ist sinnvoll, also doch Kunst. So geht der Streit, als würde der Sinn die Kunst ausmachen. In der Genieästhetik ist das auch so.
In der von mir bevorzugten Definition, wird nicht mehr darüber diskutiert, ob etwas Kunst ist oder nicht; sondern, ob etwas gute Kunst ist oder schlechte Kunst. Denn «Kunst» bedeutet nicht automatisch gute Kunst. Schlechte Kunst muss aber auch nicht als «Schrott» in eine weitere Kategorie, die ja eigentlich die Kategorie der Brauchbarkeit und Funktionalität ist. Und diese Kategorie lässt meine Definition weg, weil Kunst gerade durch ihre Unbrauchbarkeit, Unfunktionalität definiert ist.
In der Genieästhetik hat die Kunst aber eine Brauchbarkeit, nämlich die des «großen» oder «tiefen» Sinns, der zu einer Art von Erleuchtung führt. Wenn man weiß, was der Künstler einem damit sagen wollte, hat Kunst einen Gebrauchs- sprich Erleuchtungswert. Damit kann aber nur Schüler in Sachen Interpretation und Analyse quälen, ohne genau den Kunstbegriff zu reflektieren.
Nun zum Abschluss zu der eigentlichen Frage: Pornographie ist keine Kunst, weil zum Zwecke der Selbstbefriedigung zum Sexualakt einladende oder den Akt vollführende Menschen dargestellt werden. Der Zweck ist also die Onanie. Damit hat Pornographie einen Gebrauchswert und ist also keine Kunst. Aber auch kein Schrott im Sinne der Genie-Ästhetik. Das vorliegende Bild aber erfüllt die Bedingung der Pornographie nicht; es hat mit Sex nichts zu tun, hat bestenfalls nur erotische Komponenten, und ist damit Kunst, wie es erotische Literatur oder erotische Fotographie durchaus sein kann; denn zwischen Erotik und Pornographie gibt es deutliche Unterschiede.

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Wir haben (den) facebook(Messenger) :-)

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Wir haben die Kunst und nichts als die Kunst, um nicht an der Realität zu verzweifeln, lieber Arthur. So lehrt es uns Friedrich Nietzsche. Aber vielleicht haben wir auch den facebook-messenger.
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Was denkst du darüber, dass viele ihre Liebe oder Zuneigung öffentlich auf Ask präsentieren, sodass es jeder lesen kann?

HeuteBinIch14’s Profile PhotoGundel Gaukel ey
Jeder, wie er es mag. Wenn niemand etwas mitzuteilen hätte, bräuchte man auch keinen ask. Und die Liebe ist doch wirklich etwas, was nach Mitteilung geradezu schreit. Liebe ohne Mitteilung ist wie trockenes Wasser.
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Was ist das was man Kunst nennt bzw wie definierst du Kunst ohne ein Beispiel zu nennen?

sopzock’s Profile PhotoSam
Kunst ist eine Tätigkeit des Menschen, bei der Werke entstehen, die um ihrer selbst willen da und keinem Zweck unterworfen sind. Sie werden aus Spaß an der Freude generiert und wahrgenommen. Sie entspringen dem ästhetischen Bedürfnis. Dies ist das Bedürfnis nach Interaktion mit der Umwelt, wahrnehmend wahrgenommen zu werden.

Apropos Wahnsinn: ich könnte die nächste Folge von SOKRATES veröffentlichen. Was bisher geschah findet ihr frei kommentierbar unter: https://docs.google.com/document/d/1O_cvvRp7qIerpzTciSZn3vyfhoTfmjkJIdMeghAcPQs/edit?usp=sharing Und hier nun Folge 18:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Fortsetzung von http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/114005574073 Die Begegnung mit Zodiac, der im Gesindehaus des Herrensitzes wohnt:
Sie erinnern mich an diese bekannte Sokratesbüste mit der abgebrochenen Nase. Worauf wurden Sie denn so direkt gestoßen, dass Sie sich dabei das Nasenbein brechen mussten?» Wieder sah Zodiac die nackte Angst im Gesicht seines Gegenübers, der ihn zu langweilen begann. «Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend und grüßen Sie mir Schwester Lapidaria», sagte er, indem er sich abwandte und auf das Gesindehaus zuging, wobei er mit einem größeren Stein tänzelnd Fußball spielte.
Schwester Lapidaria? Das konnte nur die Hexe sein, der er schon auf dem Weg begegnet war.
Beherzt trat er auf das Herrenhaus zu und klingelte am Haupteingang. Während er wartete und auf Geräusche im Haus lauschte sah er sich um. Zodiac war im Gesindehaus verschwunden, und Uri fragte sich, ob er dort ganz alleine wohnte. Die Chance das und noch mehr heraus zu bekommen, hatte er ja ausgeschlagen. Wer weiß, was ihn nun im Herrenhaus erwartete. Plötzlich wurde die Tür geöffnet, ohne dass er zuvor Schritte gehört hatte. Wieder erschrak er sich und machte einen Satz nach hinten. Zwei dunkelbraune Augen schleuderten giftige Blicke auf ihn; der grellrote Mund formte ein spöttisches Lächeln. «Da ist er ja – der Vogel aus dem Wald. Na dann, komm mal rein!» Sie beachtete sein Zögern nicht weiter, wandte sich einfach ab und ging ins Haus, ihrer Sache ganz sicher, dass er folgen würde, was er auch tat. Das Entrée war ein großer Saal, von dem mehrere Türen abgingen und eine Marmortreppe in den ersten Stock führte. Die Empfangshexe steuerte auf eine mächtige Eichentür und als sie ihre Hand auf die Klinke legte, drehte sie sich nach dem Besucher um, der wie ein Bauerntrottel mit halboffenem Mund die Deckenleuchter und die Bilder an den Wänden begaffte. Sie drückte die Türklinke demonstrativ einladend nieder, machte die Tür auf, die sich nach Innen in den Raum öffnete und sagte: «Das ist unser Kaminzimmer mit Büchern und Zeitschriften und einer Bar, an der du dich bedienen kannst. Mach es dir einfach gemütlich.» Der Raum war im alten englischen Kolonialstil eingerichtet; drei lederne Ohrensessel waren um ein Kamin gruppiert, in dem große Holzscheite gemütlich brannten und einen behaglichen Duft mit Wärme verbreiteten. «Ich kann dir auch einen Tee bringen, wenn du möchtest», sagte sie ihm, der noch immer verloren im Raum stand und nicht aufhören konnte herum zu gaffen, als wäre er vollkommen verblödet. Mit dem Stichwort «Tee» konnte er scheinbar doch noch etwas anfangen: «Ja, gerne. Ich hätte einen Tee lieber. Einen Earl Grey.» «Mit einem Schuss Milch?» «Nein, danke, lieber mit einem Stück Zucker.» Es war ein Fehler, die gut versteckte giftige Ironie in ihrer Stimme nicht gehört zu haben: «Hör mal zu, du Schwachkopf! Wir sind hier nicht im Hotel, sondern in der Psychiatrie! Hier kannst du Pfefferminztee oder Hagebuttentee bekommen. Sonst gar nichts!»

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Ich verstehe deine Frage zum Thema "Das Bildnis des Dorian Gray" nicht ganz. Warum sollte man sich mit dem Gemälde unterhalten? Es kann doch nicht antworten. Oder ist das in der Verfilmung anders? Habe sie nicht gesehen.

In der ersten Frage sprach ich tatsächlich von «unterhalten». Das ist ein bißchen sprachlich schlampig ausgedrückt. Es wären natürlich Selbstgespräche. Warum führt man sie? Und warum führt man sie ausgerechnet mit einem Bild, dann aber nicht mit irgendeinem Bild, sondern mit einem verfluchten Portrait? Antworten auf diese Fragen zu geben, ist schon eine phantastische literarische Leistung.
Der Film ist leider aus youtube verschwunden - wahrscheinlich aus Urheberrechtsgründen. Schade.
Ein Maler portraitiert Dorian Gray, und dieser wünscht sich angesichts seines Portraits nichts sehnlicher als, dass er immer so bleibt wie auf dem Bild, das Bild aber statt seiner altert. Dafür ist er auch bereit, seine Seele zu opfern. Ganz unabhängig davon, wie Oscar Wildes Roman weiter geht; stell dir vor, du hast das Bildnis (in Kopie?) bei dir im Zimmer hängen. Du denkst natürlich, es ist eine Kopie. Aber es ist, wie unheimlich, das Original.
Ab und an in gut gelaunten oder schlechten einsamen Momenten erzählst du diesem Bild irgend welche Dinge; du prostest ihm zu, du beschimpfst ihn oder sonst etwas. Du könntest ja auch mit einer Madonnenfigur sprechen oder mit Jesus am Kreuz. Aber diese Dinge hätten andere Konnotationen als das Bildnis des Dorian Gray.
Es geht mir überhaupt nicht darum, ob das Portrait nun selbst sprechen kann und antwortet oder nicht. Aber wie du es auch drehst, es könnte interessant sein. Ich weiß nicht, ob dein Bildnis des Dorian Gray antwortet oder nicht. Das liegt doch in deiner literarischen Phantasie.
Im Verfassen von literarischen Texten geht es nicht so sehr um Tatsachen, sondern um Motive, Themen, um Atmosphäre.
Du hast die ganze Freiheit der Fiktion.

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Liked by: Lucky Jake

Ist eine tatsächlich ziemliche "hässliche" bzw. unattraktive Person, die sich ständig vor Augen führt, dass sie absolut unattraktiv ist, einsichtig oder leidet sie an Minderwertigkeitskomplexen? ( "Keine Person ist hässlich" ist keine wünschenswerte Antwort. )

Es gibt in der Ästhetik eine grundsätzliche Frage: Ist die Hässlichkeit eine Art von Unvollkommenheit gemessen an dem Ideal des Schönen? Je näher man diesem Ideal kommt, desto schöner wird man? Oder aber gibt es neben der Schönheit, die man mehr oder minder vollkommen erreichen kann noch etwas anderes, wie es neben einem Engel ja auch einen Teufel gibt? Wenn das Erstere der Fall wäre, könnte man sehr wohl sagen: niemand ist vollständig unvollkommen und absolut das Gegenteil von der Idee des Schönen; sondern jeder Mensch hat irgendwie irgendeinen Anteil an dieser Idee, ist also wirklich nicht hässlich.
Wenn es aber das Böse wie das Gute gibt; und das Hässliche wie das Schöne - wenn also das Schöne und das Hässliche zwei eigenständige seiende Dinge wären (Entitäten), dann könnte es doch in der Fraktion der Hässlichen auch mehr oder weniger vollkommen hässliche geben.
Es gibt einen alten Witz, den meine Mutter immer gerne zitierte: ein Ortsfremder muss dringend zum Bahnhof und sieht außer einer Gruppe von Irren, die aus der Anstalt beurlaubt einen Spaziergang machen, keine anderen Menschen, die er nach dem Weg fragen könnte. So tritt er auf gut Glück an die Gruppe heran und fragt einen, wer der vernünftigste unter ihnen sei. Dieser zeigt auf einen in einer Zwangsjacke und sagt «dieser da».
Ich fand das so witzig, dass ich mich nie gefragt habe, warum die Gruppe aus der Anstalt unbeaufsichtigt in der Stadt herumlaufen darf, ohne Betreuer, ohne Bewachung? Denn sonst hätte doch der Ortsfremde die Betreuer fragen können.
Der Witz selbst liegt in der Unterschiedlichkeit der Wertmaßstäbe: was für den einen vernünftig ist, muss in der Logik einer anderen Gruppe keinesfalls auch vernünftig sein; und so könnte ich mir vorstellen, dass in der Fraktion der Hässlichen der weniger Hässliche weniger zählt, weil er eben unvollkommen hässlich ist. Kurzum: Minderwertigkeitskomplexe entstehen durch eine Wertigkeit, die die Gesellschaft suggeriert. Wer sich von einer Gesellschaft nicht angenommen fühlt, wird Minderwertigkeitskomplexe entwickeln, ganz gleich, ob hässlich oder schön, was ja eigentlich im Auge des Betrachters liegt, wie zum Beispiel bei Narziss, der seine eigene Schönheit so an sich, dass er sich in sich verliebt.
Aber gerade Narzissmus macht doch Menschen unattraktiv, weil sie zu sehr auf sich bezogen sind. Diejenigen, die nach gesellschaftlicher Anerkennung schmachten und einsichtig sind, dass ihnen das verwehrt wird, müssen sich diese Anerkennung entweder in einem anderen sozialen Milieu holen oder andere Strategien der Attraktivitätserhöhung entwickeln. Irgend etwas findet sich immer :)

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Liked by: Harry Clit anmitnu

Denkst du es gibt etwas was die Menschen, selbst die genialsten Wissenschaftler nie begreifen können, wo sie nie eine Erklärung finden und sich die köpfe zerbrechen?

sopzock’s Profile PhotoSam
Die eigenen Kinder begreifen die wenigsten. Entweder sie passen in das von den Eltern vorgegebene Schema oder sie sind unbegreiflich. Da machen die genialsten Wissenschaftler keine Ausnahme.
Liked by: Jake toni Tyler Durden

Findest du es Ok wenn Leute für ihre Religion töten? Also nicht Terroristen mäßig, eher Martyrer. Den Glauben verteidigen, gegen den Feind. Wärst du bereit so etwas zu tun?

sopzock’s Profile PhotoSam
Ach quatsch! Wo lebst du denn? «Glauben», «Feind», «Märtyrer»? Ist der blaue Planet eine universelle Psychiatrie für den ganzen Irrsinn des Universums?
Liked by: Tyler Durden toni

Was hältst du von dem neuen Konsumformat "Original Unverpackt"? http://www.format.at/articles/1422/933/375597/ein-supermarkt-verpackungen-kunden Würdest du so einkaufen oder würde dich das eher aus Bequemlichkeit bzw. anderen Gründen eher nicht interessieren?

HeuteBinIch14’s Profile PhotoGundel Gaukel ey
Die Verpackungsindustrie heißt nicht nur so, sondern ist tatsächlich ein ganzer Industriezweig mit ich weiß nicht wieviel Beschäftigten. Bekannte von mir arbeiteten in einem riesigen Industriebetrieb zur Herstellung von Verpackungsmaschinen. Immer wird der Sinn des Lebens hinterfragt: so ganz allgemein, völlig abstrakt. Dazu gehört nicht viel Mut, jeder Depp kann das Leben im Allgemeinen und Abstrakten hinterfragen und pseudoreligiöse oder existenzielle Erörterungen anstellen.
Kaum jemand wagt es, die Alltagspraxis des Lebens zu hinterfragen: Was brauchen wir wirklich? Müssen die Dinge verpackt sein? Wäre es tatsächlich ein Verzicht, wenn man bestimmte Dinge aus dem Leben striche? Könnte es nicht auch eine Bereicherung der Sinne oder des Lebens sein, wenn man nicht etwas aus der Verpackung in die Mikrowelle schöbe, sondern selbst kochen müsste? Wäre es so furchtbar, wenn man seine Hühner, die man auf dem Grill haben möchte, selbst im Garten fangen und schlachten, ausnehmen und rupfen müsste?
Das Leben radikal aber in kleinen konsequenten Schritten umgestalten würde zu ganz anderen Städten, Produktionsweisen, Ernährungsgewohnheiten und zu einer völlig anderen Ökonomie führen. Daraus möchte ich den technologischen und wissenschaftlichen Fortschritt gar nicht ausschließen.
Es geht mir nicht darum, so zu leben, wie im 17. Jahrhundert. Es geht mir überhaupt darum zu leben und nicht von der Industrie als Konsument gelebt zu werden!

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Einverstanden.

Das ist großartig. Die erste Fragerunde zum Projekt «Zodiac in SOKRATES» führt uns zum «Bildnis des Dorian Gray»: http://youtu.be/PiDaqukvxQ0Klugdiarrhoe’s Video 114028028089 PiDaqukvxQ0Klugdiarrhoe’s Video 114028028089 PiDaqukvxQ0 Die ersten knappen zwanzig Minuten vermitteln das ganze Problem. Und nicht viel anders, aber viel englischer als Schlemihl, verkauft da ein junger Mann seine Seele dem Teufel. Ich möchte eine weitere Variation dieses Themas mit dir durchspielen und das Ergebnis im kafkASKen Fortsetzungsroman niederschreiben. Das wird natürlich einige Folgen in Anspruch nehmen, bis es so weit ist. Bisher sind ja 17 Folgen veröffentlicht und etwa weitere folgen geschrieben.
Zur Zeit habe ich einen SOKRATES-Lauf und denke daher, dass ich heute Nacht zwei weitere Folgen schreiben werde. Die Begegnung der Hauptfigur mit Zodiac ist zunächst nur ein kleines Zwischenspiel auf dem Weg zu @DoctorParranoia Dieser selbst möchte nicht allzu große Verwendung im Roman finden, so die Bitte des Doctors selbst, weil die Figur literarisch an einer anderen Stelle in einem anderen Werk eine Rolle spiele. Diesem Wunsch kann ich insofern entsprechen, als ich den Herrn Doctor durch Abwesenheit glänzen zu lassen gedenke. Ein Geheimnis ist solange interessant, solange es nicht gelüftet ist und sich durch Nebelschwaden eine Silhouette andeutet, die sich später, wenn sich der Nebel lichtet, auch in nichts auflöst.
Ich denke, nach der 22. Folge könnte @Zodiac6000 eine zentralere Rolle spielen. Bis dahin aber wird Schwester Lapidaria der Hauptfigur einige Probleme bereiten. Und glaub mir: Norman Bates ist nichts gegen diese Frau. Und zwischen der 17. und 22. Folge ist auch Platz für ein sprechendes Delphin. Was sagt doch @DoctorParranoia so schön: «Willkommen im Irrenhaus - Wer sich auf den Wahn einlässt, wird Sinn finden.»
Vielleicht spricht das Delphin ja etwas Sinnvolles. Hat das Orakel von Delphi nicht Sokrates prophezeit, er sei der klügste Mensch?

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Klugdiarrhoe’s Video 114028028089 PiDaqukvxQ0Klugdiarrhoe’s Video 114028028089 PiDaqukvxQ0

[Etwas was nicht zu retten ist… eine einzelne Träne. Was nicht zu stoppen ist… ein Schrei der Hoffnungslosigkeit. Was uns näher bringt… ist eine Kette des Hasses.] Wie würdest du dieses Zitat interpretieren und was sagt es deiner Meinung nach aus?

HeuteBinIch14’s Profile PhotoGundel Gaukel ey
Ich sehe in den Worten eine unaufhaltsame Bewegung der Trennung; ein Prozess, der zwei Menschen einander entfremdet. Die Unaufhaltsamkeit steckt ja schon sofort in dem «was nicht zu retten ist». Es ist eine Bewegung zum Negativen, Unerwünschten, und zuvor war etwas, was besser hätte bewahrt werden sollen. Nun aber, da man den Point of no Return verpasste, ist es nicht mehr zu retten. Zugleich aber wird deutlich, dass nicht das Leiden und Trauern im Vordergrund stehen wird; es geht eine Beziehung nicht einfach auseinander, «was nicht zu stoppen ist...»; nein, der letzte Satz birgt eine gefährliche Wendung zu einer neuen Verbundenheit; sie wird erzeugt sein durch die «Kette des Hasses». Liebe schlägt also unaufhaltsam und unwiederbringlich («was nicht zu retten ist») in Hass um. Ich assoziiere mit der «Kette des Hasses» nicht nur eine Kette, mit der man Menschen fesseln kann, sondern die Kette einer Motorsäge. Auch hierbei muss man ja eine gewisse entstehende Distanz erneut überwinden, aufeinander zugehen, also Nähe suchen, um sich mätzeln zu können. Die Kette des Hasses führt unweigerlich zur Zerfleischung. Ich höre Motorenlärm in der Ferne. Heute werden nicht Bäume gefällt.

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