Was hilft dir dabei, durchzuhalten/ weiterzumachen, wenn du am Boden bist und eigentlich nicht mehr weiter weißt?
«eigentlich nicht mehr weiter weißt» - «eigentlich»? Lese ich da ein «eigentlich»?
Der Boden ist für jeden unterschiedlich weit, aber jeder, der den Boden spürt, am Boden wirklich angekommen ist, sagt nicht mehr «eigentlich».
Manche würden sagen: man kann nicht allgemein jemandem raten, jeder muss seine Überlebensstrategie finden; deswegen fragst du ja auch einfach nur nach meiner Strategie. Du möchtest, selber abgleichen und für dich selbst herausfinden, ob eine von den Strategien auch für dich in Frage kommt. Eine kluge Entscheidung. Wer so viel Klugheit aufbringt, ist nicht am Boden. Um dich mache ich mir keine Sorgen. Ich denke nur, du solltest aufpassen, dass die Melancholie oder gar die Depression bei dir nicht zu einer eitlen Attitüde wird. Wenn du dann wirklich mal am Boden liegst, glaubt dir keiner mehr.
Aber nun zu mir: ich halte nicht durch und mache auch nicht weiter. Ich weiß, dass das Leben eine Vielfalt an Möglichkeiten und Überraschungen bietet, wenn ich sie zulasse, wenn ich es darauf ankommen lasse, wenn ich offen bin und bleibe. Als ich letztes Jahr meine Depression hatte, habe ich sie genossen. Sie hat mir so viele neue Facetten von Mitmenschen gezeigt, die Besorgten, die Schwachsinnig-Euphorischen, die Besserwisserischen, die Einfühlsamen (übrigens waren da wirklich Überraschungen dabei; Jemand aus dem Gartenverein, den ich wirklich nur oberflächlich kannte und für einen kleinkarrierten Spießer hielt, sah mich nur kurz an und meinte: «Wie geht es dir? Und ich meine Frage ernst!» Und aus mir sprudelten die unglaublichsten Sätze und Dinge heraus. Und er erzählte mir von seinem Sohn, der an einem Burnout litt. Er hatte einen Blick für Burnout und Depression entwickelt und erkannte meine Gefühlslage sofort. Ich habe ihn seitdem nur ein einziges Mal wiedergesehen; über die Hecke habe ich ihn gegrüßt und wir lachten beide einfach grundlos und doch wissend: Uri hat es überstanden! Und er freute sich mit mir und ich sah, dass sein Sohn es auch überstanden haben musste). Es bedarf nicht immer vieler Worte, keiner gekünstelten Pseudogedichte, wenn Menschen sich verstehen können, verstehen sie sich.
Mit meinen direkten Gartennachbarn habe ich gebrochen. Sie arbeitet in einer Psychiatrie, die mit Naturheilverfahren therapiert, als Krankenschwester, hatte selbst einmal eine Therapie nötig, wie es früher erzählt hatte, und kapiert einfach nichts. Ihr krankhaft gutgelaunter Mann, der nicht aufhören kann zu quatschen bot mir Depressiven selbstaufgesetzten Pflaumenschnaps an. Als ich ablehnte waren er und sie beleidigt. Finger weg von Alkohol! Kann ich dir nur raten, wenn du mal am «Boden bist und eigentlich nicht mehr weiter weißt»! Ich habe einfach radikal pausiert, den Knoten in meinem Hals zu lösen versucht durch Spaziergänge, ich habe auf einen Hund aufgepasst wie auf meinen kleinen Sohn, als er zwei, drei Jahre alt war. Und irgendwann habe ich angefangen handschriftlich zu schreiben - Banalitäten und immer wieder Gespräche!
Der Boden ist für jeden unterschiedlich weit, aber jeder, der den Boden spürt, am Boden wirklich angekommen ist, sagt nicht mehr «eigentlich».
Manche würden sagen: man kann nicht allgemein jemandem raten, jeder muss seine Überlebensstrategie finden; deswegen fragst du ja auch einfach nur nach meiner Strategie. Du möchtest, selber abgleichen und für dich selbst herausfinden, ob eine von den Strategien auch für dich in Frage kommt. Eine kluge Entscheidung. Wer so viel Klugheit aufbringt, ist nicht am Boden. Um dich mache ich mir keine Sorgen. Ich denke nur, du solltest aufpassen, dass die Melancholie oder gar die Depression bei dir nicht zu einer eitlen Attitüde wird. Wenn du dann wirklich mal am Boden liegst, glaubt dir keiner mehr.
Aber nun zu mir: ich halte nicht durch und mache auch nicht weiter. Ich weiß, dass das Leben eine Vielfalt an Möglichkeiten und Überraschungen bietet, wenn ich sie zulasse, wenn ich es darauf ankommen lasse, wenn ich offen bin und bleibe. Als ich letztes Jahr meine Depression hatte, habe ich sie genossen. Sie hat mir so viele neue Facetten von Mitmenschen gezeigt, die Besorgten, die Schwachsinnig-Euphorischen, die Besserwisserischen, die Einfühlsamen (übrigens waren da wirklich Überraschungen dabei; Jemand aus dem Gartenverein, den ich wirklich nur oberflächlich kannte und für einen kleinkarrierten Spießer hielt, sah mich nur kurz an und meinte: «Wie geht es dir? Und ich meine Frage ernst!» Und aus mir sprudelten die unglaublichsten Sätze und Dinge heraus. Und er erzählte mir von seinem Sohn, der an einem Burnout litt. Er hatte einen Blick für Burnout und Depression entwickelt und erkannte meine Gefühlslage sofort. Ich habe ihn seitdem nur ein einziges Mal wiedergesehen; über die Hecke habe ich ihn gegrüßt und wir lachten beide einfach grundlos und doch wissend: Uri hat es überstanden! Und er freute sich mit mir und ich sah, dass sein Sohn es auch überstanden haben musste). Es bedarf nicht immer vieler Worte, keiner gekünstelten Pseudogedichte, wenn Menschen sich verstehen können, verstehen sie sich.
Mit meinen direkten Gartennachbarn habe ich gebrochen. Sie arbeitet in einer Psychiatrie, die mit Naturheilverfahren therapiert, als Krankenschwester, hatte selbst einmal eine Therapie nötig, wie es früher erzählt hatte, und kapiert einfach nichts. Ihr krankhaft gutgelaunter Mann, der nicht aufhören kann zu quatschen bot mir Depressiven selbstaufgesetzten Pflaumenschnaps an. Als ich ablehnte waren er und sie beleidigt. Finger weg von Alkohol! Kann ich dir nur raten, wenn du mal am «Boden bist und eigentlich nicht mehr weiter weißt»! Ich habe einfach radikal pausiert, den Knoten in meinem Hals zu lösen versucht durch Spaziergänge, ich habe auf einen Hund aufgepasst wie auf meinen kleinen Sohn, als er zwei, drei Jahre alt war. Und irgendwann habe ich angefangen handschriftlich zu schreiben - Banalitäten und immer wieder Gespräche!
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