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Uri Bülbül

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Mir gefällt Ihre Antwort. Es war sicher nicht Ihre Absich aber Sie sind mir etwas ausgewischen. "nehme ich mir die Politiker und das System ins Visier" Was genau -umsetzbar und im hier und jetzt- tun Sie? wie nehmen Sie die ins Visier?

AmberMoon92’s Profile Photoblue star
Nein, in der Tat, es war nicht meine Absicht. Aber Ihre Frage auf das konkrete individuelle Verhalten abzielend ist natürlich auch ungeheuer schwer zu beantworten. Allerdings muss ich auch zugeben, dass dieses Thema sich wie ein roter Faden durch mein Leben zieht. Schon in meiner Jugend sagte mir meine damalige Freundin, als wir auf dem Sofa über Politik diskutierten, ich sei ein Sofarevoluzzer, was mich äußerst empörte; denn ich war weitaus größere Risiken und Gefahren auch persönlich an Leib und Leben (etwas abstrakt) eingegangen, als sie je in ihrem Leben. Aber was hat so etwas schon konkret zu bedeuten? Was waren die Risiken?
Ich war nicht in Gorleben (Anti-Atomkraftproteste mit Wasserwerfern und Tränengas), und auch andere ähnliche Auseinandersetzungen mit konkreter und direkter physischer Gewalt und Auseinandersetzungen mit der Polizei waren nicht in meinem Handlungsspektrum. Ich war bis zu meinem 29. Lebensjahr türkischer Staatsbürger und von Ausweisung bei Straffälligkeit bedroht. Und ein als politisch Krimineller in der Türkei angekommen, hätte sicherlich kein schöneres Paradies auf mich gewartet. Und die besagte Freundin erwartete von mir ebensolchen Märtyreraktionismus - sonst war man eben ein Sofarevoluzzer.
Politische Versammlungen, Bürgerinitiativen, Öffentlichkeitsarbeit durch Flugblätter, Diskussionen und Fortbildungslehrgänge bei Parteien, Verbänden, der evangelischen Kirche oder auch staatlich in meinem Fall im Kultusministerium von Baden-Württemberg zählten nicht. Wer sich nicht unter einen Wasserwerfer stellt, ist ein Sofarevoluzzer und Schwätzer.
Heute gehört die besagte Dame voll und ganz zum Establishment; sie hakte ihre poltisch aktive Zeit, in der ich sie auch kennen und lieben gelernt hatte als Jugendphase ab. Ich kann mit solchen Persönlichkeitsmetamorphosen nicht viel anfangen. Genau davon aber profitiert auch das System. Die Rebellen von gestern sind die verbeamteten Lehrer von heute; einfach ekelhaft. Mir ist das richtig zuwider. Und da das Menschen recht schnell spüren, gibt es auch auch recht schnell Distanz und Differenzen, ha, ha.
Aber ich will nicht wieder ausweichen! Ich bin im Kulturbetrieb kulturpolitisch und in Sachen kultureller Bildung und Kunst unterwegs. Zum Teil besteht der Alltag im Kleinkrieg mit der Kulturbürokratie, in ideologischen wie administrativen Auseinandersetzungen, in Kulturarbeit mit Jugendlichen, Theater-Inszenierungen, Pressearbeit, Öffentlichkeitsarbeit etc. Eigentlich ist das Tätigkeitsfeld sehr vielseitig und vielschichtig und langweilig wird es nicht. Und tatsächlich gehören auch meine öffentlichen Texte, ganz egal, wie und wo ich sie veröffentliche, zu dieser Arbeit dazu. Diese Korrespondenz beispielsweise würde ich auf der Habenseite meiner Arbeitsbilanz verbuchen. Ich weiß ja nicht, wie Sie es sehen.

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Hallo. Auf welche Art nehmen Sie die Verantwortlichen ins Visier? https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/136347739833

AmberMoon92’s Profile Photoblue star
Ich halte es für falsch, im Sinne einer Individualethik nach Verantwortlichen zu suchen. Denn die Ökonomie und ihre Verflechtungen mit Staat und Gesellschaft sind von niemandem individuell steuerbar und veränderbar, nicht einmal von denjenigen, die Staatsämter oder Wirtschaftsfunktionen bekleiden.
Im Falle der Schuldenuhr, Staatsverschuldung, Inflation und ähnlichen Fragen, die mit Geld und Geldwert zusammenhängen, halte ich die Frage nach der Schuld für völlig verfehlt. Es kann auch umgekehrt weder eine Partei noch ein Individuum versprechen, den Systemfehler zu beheben.
Das Paradoxe ist, dass jeder, der sich in diesem System in "verantwortlicher" Position platziert, systemimmanent zum Teil des Problems wird und nicht zu seiner Lösung. Wenn, wie ich behaupte, der Geldwert ab einer bestimmten Abstraktion nur noch Fiktion ist, dann muss man auch nicht verzweifelt nach Verantwortlichen und Schuldigen suchen, sondern nur nach Kommunikation und Vernetzung auf der Suche nach systemischen Lösungen.
Der Versuch, den Geldwert nach computergestützten Berechnungsgrundlagen neu zu definieren und von staatlichem Handeln unabhängig zu machen, ist ein bedenkenswerter Versuch, selbst wenn er noch seine Fehler und Mängel haben sollte. Der Jumbo-Jet war auch nicht am ersten Tag der Fliegerei da.
Und solange man aber nach Schuldigen sucht, kann man im Umkehrschluss auch Leute präsentieren oder sich präsentieren lassen, die es besser machen können wie z.B. Schäuble mit seiner schwarzen Null. Die Frage ist aber, steht eine astronomisch wachsende Zahl auf einer Leuchtwand, oder hat man dort eine Null, während das ganze Land ächzt und die Infrastruktur allmählich zusammenbricht, Bildung, Wissenschaft, Kultur und Soziales stagnieren oder verkommen? Habe ich die Uhr gestoppt und dafür einen Verfall eingeleitet, der real ist oder lasse ich eine Uhr laufen und finanziere ein schönes gesellschaftliches Leben (Schäuble würde sagen "auf Pump") oder mit einer Fiktion, die nie Erfüllung finden kann, nämlich den Ausgleich der Staatsschulden. Und zudem ist zu fragen: wem schuldet denn der Staat etwas? Den Banken oder seinen im Hier und Jetzt lebenden Bürgern.
Apropos Bürger: mit bürgerlicher Moralvorstellung, dass man doch bitte seine Schulden zu bezahlen habe, kommt man im Wirtschaftssystem nicht weit, weil da nicht Individuen individualverantwortlich miteinander handeln. Der Staat ist ebenso ein Abstraktum (und nicht einfach nur eine Summe seiner Bürger) wie das Bankenwesen in diesem Bereich. Insofern bürden wir nachkommenden Generationen mit einer harten Sparpolitik viel mehr auf als mit Staatsverschuldung. In Deutschland befinden sich Bildungswesen, Wissenschaft und Kultur in einer Abwärtsspirale. Und ich weiß nicht, ob das wieder aufgefangen werden kann.

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Was würdest Du gerne noch tun, wozu Dir bisher der Mut gefehlt hat?

Wie wäre es mit einer Liebeserklärung? Aber Tatsache ist abgeleitet aus meinen bisherigen Erfahrungen: wenn die Liebe erst erklärt werden soll, dann wird das eh nichts.

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Ich werde mich jetzt mit SOKRATES zurückziehen. Ein halbes Stündchen gönne ich mir noch mit deinem Buch. Dann sinken die Lider, Schlaf darf kommen. Gute Nacht, Uri

Oh ja, SOKRATES eignet sich prima zum Einschlafen. Darum nun die Folge 173:
«Sie dürfen mich ruhig „Adonis“ nennen, junger Mann», sagte der Zwerg, als er wieder Platz genommen hatte; Uri Nachtigall fiel das Häppchen von der Gabel. «Herr Narrat, Sie können mir sicher eine Frage beantworten, die mir hier von einem jungen Mann gestellt wurde, für die er sich sogar, sagen wir mal ein wenig zu stürmisch eingesetzt hat: Wer schreibt uns?» Luisa stieß einen überraschten Lacher aus. Dieser Theaterphilosoph war immer für eine Überraschung gut. Was war das nur wieder für eine verrückte Frage? Adonis aber reagierte äußerst sachlich, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, danach zu fragen, wer einen schreibe. «Sehen Sie? Das ist sehr unterschiedlich. Manche von uns entspringen einem Traum oder einer Idee und sind kaum mehr als ein Lufthauch, ein Frühlingsdüftchen oder ein kalter Luftzug im winterlichen Flur eines schlecht beheizten und wärmeisolierten Häuschens.» Er lächelte vielsagend, als könnte er mit diesem Lächeln Uri Nachtigall endgültig vernichten und aus der Welt schaffen, um wieder mit Luisa ungestört zu sein. Uri und Luisa aber wechselten freundschaftliche Blicke, sie lächelte ihm sogar zärtlich zu. Nein, so leicht würde er sich nicht geschlagen geben. Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und sein Blick wurde eiskalt und messerscharf, als er Adonis wieder ansah: «Manche von uns sind also ein Frühlingsdüftchen und ebenso leicht flüchtig. Die anderen aber? Wie sind sie?» «Sie entspringen langen Erzählungen, dem Roman einer Lebensgeschichte, der schier unendlichen Tradition von Ahnen und ihren Abenteuern. Sie werden in einen Kosmos geboren, sie werden zu Trabanten wirkungsmächtiger Zentralfiguren und drehen ihre schicksalhaften Kreise ohne je die geringste Chance zu haben, ihren Orbit zu verlassen.» «Und manche sind darin zu einer tragischen Bedeutungslosigkeit verdammt, obwohl wahnsinnig viel Energie in ihnen steckt, nicht wahr?» fragte Uri Nachtigall. «Ich glaube, man kann festen Laufbahnen auch entrinnen», warf Luisa ein. «Wird sind keine bewusstlosen Monde!» In diesem Augenblick betrat Schwester Lapidaria mit zwei Polizisten den Speisesaal.
Im Ofen knisterte das Feuer. Bellarosa hatte noch ein paar Holzscheite nachgelegt. Auf dem Ofen stand die Teekanne mit dem Kräutertee, aus der sie sich immer wieder nachschenkten. Sie aßen die Filomena-Kekse dazu und unterhielten sich über dies und das. Lara hatte eine Afrika-Reise mit ihrer Schulklasse gemacht, auf der sie sich mit einem Lehrer ganz und gar nicht verstanden hatte; sie erzählte auch von ihren Berufsvorstellungen und auch davon, dass sie sich auf der Theaterbühne versucht habe, was ihr aber letztendlich auch nicht gefiel. Lieber fotografierte sie und schrieb Geschichten und Berichte. Sie erwog, Journalistin zu werden. Das konnte sie als Beruf für sich recht gut vorstellen.

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jap - wir brauchen im Prinzip mindestens 42 Mio Ches. Allein hier.

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Na ja, keine schlechte Ausrede, um den eigenen Popo nicht zu bewegen. Nur keine Risiken eingehen, schließlich sind wir weder Jesus noch Che. Genau auf dieser Ausrede gründen auch Kommunismus wie das Christentum. Franz Kafka hatte die Befürchtung, dass hinter jeder Revolution ein Napoleon lauert. Ich glaube aber, dass auch ein Robespierre oder Stalin lauern könnten. Aber wirklich hinter jeder Revolution?

Was ist dein persönlicher Geheimtipp an die User hier?

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Ich neige dazu, zu sagen: Behaltet schön die Zahl eurer Antworten im Auge, denn es kann schnell passieren, dass ihr nicht bemerkt, wenn euch irgendwelche Antworten gelöscht werden. Wer seine Antworten als großartige literarische, aphoristische der gedankliche Ergüsse aufbewahrt sehen möchte, sollte sich nicht auf ask verlassen, sondern diese Antworten sofort auf seinem Rechner oder irgendwo in einer Wolke speichern. Ich habe mich mit einem ask-user und Facebookfreund ziemlich lange auseinandergesetzt, weil ich es nicht in Ordnung finde, wenn Antworten gelöscht werden. Der Freund vertrat die Gegenmeinung. Jeder Betreiber habe das Recht Inhalte von seinen Seiten zu entfernen.
Die Positionen haben sich nicht verändert. Aber wir sind jetzt beleidigt.

"Der Einkaufsbong ist der Wahlzettel im Kapitalismus" - Wie stehst du zu dieser Aussage?

sopzock’s Profile PhotoSam
Es gibt in letzter Zeit eine ganze Reihe von Selbstermächtigungsversuchen der Machtlosen. Ja, im Grunde kann es auch nicht anders zu seiner sozial-ökonomischen Veränderung in der Welt und in dieser Gesellschaft kommen. Niemand gibt uns demokratische Rechte - und schon gar nicht freiwillig. Die Wahlen sind eine Illusionshandlung zur Wahl von Politikern, die in einem für sich abgehobenen und verselbständigten System sich selbst am besten versorgen nebst den Leuten, denen sie zu Diensten sind. Heutzutage werden diese Leute Lobbyisten genannt.
Der Wahlzettel selbst hat also nicht viel Wirkung. Im Grunde ist dein Einkaufsverhalten, wofür metaphorisch ja der Einkaufsbong stehen soll, wirkungsvoller als der Wahlzettel, der lediglich ein Symbol des Freiheitsbetrugs ist, wenn man angefangen hat, das System zu durchschauen.
Mich hat persönlich der skandalöse Umgang mit der griechischen Regierung Tsipras/Varoufakis so heftig schockiert, dass ich nicht einmal mehr an einen Hauch von Spielraum durch Wahlen und Regierungswechsel glaube.
Da zeigt dein Einkaufsbong mehr Wirkung. Die Paradoxe Situation, in der wir uns aber befinden, ist, dass in Deutschland kaum jemand nennenswert dem System den Rücken zudreht. Die überwiegende Mehrheit versucht noch zu funktionieren, macht eine Schulausbildung, unterzieht sich brav der Gehirnwäsche der Ordnungsliebhaber, glaubt an Qualifizierungen durch Abschlüsse und Aufstiegschancen durch die sogenannte Bildung. Viele gute Köpfe werden in Schulen, Hochschulen und Berufsausbildungen zerrieben. Es sind ja auch nicht wenige, die tatsächlich durch ihr Bravsein tatsächlich persönliche Vorteile erlangen. Viele finden einen "guten" Job, wenn sie ein gutes Abschlusszeugnis vorlegen können.
Was aber bedeutet "einen guten Job finden"? Im System ein gut funktionierendes Rädchen an einem systemimmanenten Platz finden. So gesehen löst das System also auch sein Versprechen ein: wer brav ist, gehorcht und lernt, was verlangt wird, kann auf Belohnung hoffen. Dies ist nicht total erschüttert, sondern nur hier und da angeknackst.
Während einige Leute in ihrer Systemimmanenz ein wohlgefälliges Verhalten an den Tag legen und zugleich durch ihr gewissenhaftes Konsumverhalten wenigstens ein bißchen den Anstand zu wahren suchen, gibt es viele, die auf einen Anstand zugunsten eines relativ ignoranten Konsumismus total verzichten. Und nur ganz wenige suchen wirkliche Alternativen zum System: in der Computerbranche haben sich sehr viele subversive Kräfte entwickelt: freies Lernen, freie Systemsoftware, Experimente mit Bitcoins, Attacken auf Rechenzentren, aber auch das Containern. Da sind Ansätze, die wirkungsvoller sind als ein "sauberer" Einkaufsbong. Aber mal ehrlich: sich zu einem Revolutionär zu entwickeln ist eine Lebensentscheidung und ebeso hart wie zu Ches Zeiten. Geh brav zur Schule und tu, was man dir sagt und leb von mir aus vegan, wenn du dein Gewissen beruhigen möchtest!

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Was für ein Gefühl weckt wird in dir geweckt, wenn du dieser Zahl beim Wachsen zu siehst? http://www.staatsschuldenuhr.de/

sopzock’s Profile PhotoSam
Das ist wie eine Stoppuhr eines sportlichen Wettkampfs; nur dass sie aufgrund der Zinseszinsen immer schneller läuft und läuft. Der Wettkampf aber läuft schon längst nicht mehr. Irgendwo gab es einen Crash, alles brach zusammen, nur den Ablauf der Uhr hat man bei all dem Trubel vergessen zu stoppen. Vielleicht steckt irgendwo auch noch jemand, der ahnungslos auf die Ankunft in der Zielgeraden wartet. Einige Zuschauer haben auch nichts mitbekommen, sie starren auf die Uhr und starren und machen sich große Sorgen, was wohl passieren wird. Dabei ist schon alles passiert, was passieren kann.
Geld ist eine Fiktion. Und wenn morgen die Banken abgeschafft werden und man sich auf neue Wertbemessungsgrundlagen einigt, kann die Uhr so wie sie läuft ab ins Museum. Anstatt auf die Uhr zu starren, nehme ich mir die Politiker und das System ins Visier, die diese Uhr noch als Maßstab ihres Handelns nehmen. Von dort droht die wirkliche Gefahr und das Elend dieser Welt.
Du solltest nicht auf die Uhr schauen, wenn du eine stark befahrene Straße überqueren möchtest. Sonst wirst du überfahren.

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"Die Welt muss romantisiert werden. So findet man den ursprünglichen Sinn wieder" (Novalis) So mache ich mich auf den Weg in einem Fortsetzungsroman SOKRATES Teil 172 ;)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Ich werde mich noch irgendwann mit ihm unterhalten, auch wenn er wahrscheinlich sehr gerne alleine essen mag. Schwester Lapidaria wird seinem Wunsch entsprochen und die anderen Stühle weggeräumt haben», dachte er. An dem Tisch, an dem er gesessen hatte, sah er nun Luisa und ihr gegenüber saß ein sehr alter, ein steinalter Mann, klein, schmächtig, fast nur aus Haut und Knochen bestehend. Ein seltsames Paar. Neugierig ging er an diesen Tisch, grüßte und nahm Platz. Luisa schien sich über seine Anwesenheit zu freuen. Der kleine alte Zwerg aber sah ihn fast eifersüchtig und feindselig an, da er nun das junge Mädchen nicht allein für sich haben konnte. Seine Haut schien fahl und wächsern, ein wenig gelblich und seine Augen grün und funkelnd. Obwohl er zunächst so wirkte, als könnte ihn ein Lufthauch davontragen, brannte hinter den Augen dieses alten Mannes unter seiner Schädeldecke ein prometheisches Feuer von großem Ausmaß. Seine Augen spiegelten dieses Feuer in einem brandgefährlichen Maße. «Methusalem», dachte Uri, «er wird mich mit dieser ihm innewohnenden Energie um Jahrzehnte überleben.» Luisa nahm die Verteilung des Essens in die Hand, nahm die Teller der Männer und schöpfte Hauptspeise und Beilagen darauf; erst dem ältesten am Tisch, dann der Nachtigall, dann verteilte sie den Salat und erst als ihre Tischgenossen versorgt waren, nahm sie sich selbst. Die beiden hatten ihr fasziniert und freundlich wohlwollend zugesehen. Uri Nachtigall empfand fast schon Dankbarkeit für diese ihre kleine Geste der Freundlichkeit, was natürlich recht schnell den Beigeschmack von Schneckenschleim bekommen konnte, wenn Luisa es darauf ankommen ließ. Sie sah aber freundlich in die Runde und wünschte allen einen guten Appetit. Der alte Mann schmatzte ein wenig, noch bevor er die Gabel überhaupt in die Hand nahm. «Darf ich mich vorstellen? Ich heiße Marcellus Adonis Narrat. Ich bin Diplomat, Weltreisender, Geschäftsmann und auf einem Zwischenstopp Gast des DoctorParranoia auf Wunsch eines gewissen Jo Ziegler und Uri Bülbül.» «Uri Bülbül?» fragte Uri Nachtigall, «ich heiße ebenfalls Uri aber nicht Bülbül, sondern Nachtigall.» «Was nicht dasselbe ist!» antwortete der Alte verschmitzt. «Ich bin Luisa», stellte sich Luisa vor. «Entzückend, Ihre Bekanntschaft zu machen, junge Dame», sagte er, stand überraschend gewandt auf, kam um den Tisch, nahm Luisas Hand und gab ihr äußerst galant einen Handkuss. Luisa ließ es lächelnd geschehen und schien sogar ein wenig zu erröten. Uri Nachtigall klapperte demonstrativ mit dem Besteck. Was sollte das Theater? Hatten die beiden sich nicht schon unterhalten, bevor er an den Tisch kam? Hatten sie sich da einander nicht schon längst vorgestellt? Für Uri Nachtigall hatte es den Anschein, als hätte Methusalem schon längst das Mädchen für sich eingenommen und in eine kleine Verschwörung gegen den Rest der Welt, wozu nun auch Uri Nachtigall gehörte, verwickelt. «Schön, dass wir uns kennengelernt haben», brummte Uri.

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Im Sinne der Demokratie & Meinungsfreiheit finde ich es super, dass sich jeder Depp im Internet frei äußern darf nur finde ich es im Sinne der Demokratie & Menschenrechte gefährlich wenn jeder Depp im Internet ernst genommen wird & eine Meldung wert ist, wenn es um Flüchtlingsphobie geht.

Nun ja, Meinungsfreiheit ist Meinungsfreiheit - ohne wenn und aber!
Die Flüchtlingsphobie ist nicht aus heiterem Himmel entstanden; Nationalismus, Rassismus und Abschottungspolitik sind schon seit Ewigkeiten Thema in dieser Gesellschaft und werden am Köcheln gehalten; damit wird Politik gemacht, werden Aggressionen gegen andere Staaten und in anderen Ländern ebenso gerechtfertigt wie Waffenverkäufe und die eigene Hochrüstung. Es ist ein Spiel mit dem Feuer, was kurz nach dem zweiten Weltkrieg wieder begann und eigentlich, mal von kleinen Päuschen abgesehen, nie von der politischen Bühne abgesetzt wurde. Der nahe und mittlere Osten war immer ein offener oder gedeckelter Kriegs- und Krisenherd.
Von den globalgeführten Stellvertreterkriegen ist man nun aufgrund eines großen politischen Dilettantismus der vergangenen 10-15 Jahre zu Kriegen übergegangen, die alle sehr schwer bis gar nicht mehr zu kontrollieren sind. Das hat auch etwas mit der großen Machtrolle Deutschlands in Europa in Verbindung mit der entsprechenden Unfähigkeit der Politik etwas zu tun, ein komplexes Staatengebilde auf der Welt zu lenken und zu gestalten. Je mächtiger Deutschland wurde, desto mehr sank umgekehrt proportional die politische Kompetenz, mit dieser Macht sinnvoll und effektiv für den eigenen Staat umzugehen. Guido Westerwelle war der Kulminationspunkt des außenpolitischen Versagens deutscher Regierungspolitik.
Aber auch später wurde es nicht besser. Man kam aus einer nun vollkommen erblindeten US-Hörigkeit nicht mehr hinaus. Muss ich noch einmal an die NSA-Affäre und die deutschen Reaktionen darauf erinnern? Wer soll solche Regierungsmitglieder als Bündnispartner in der NATO ernst nehmen? Da hat man plötzlich nicht nur strukturell wenig Gewicht wie eh und je, sondern auch inhaltlich ist man abgemeldet, weil man ja keinen sinnvollen Diskussionsbeitrag zu liefern vermag, weil man dieselben Phrasen drischt wie die Scharfmacher in den USA. «Deutschland muss mehr Verantwortung in der Welt übernehmen» war gleichbedeutend mit «Mehr Militäreinsatz im Ausland». Eine total destabilisierte Welt aber bringt nun mal Flüchtlingsströme. Das konnte nicht ausbleiben. Und nun versucht man den eigenen Dilettantismus ohne Folgenabschätzung zu kaschieren, indem man die Flüchtlingsphobie schürt. Katastrophal ist, dass nicht die eigentlichen Probleme diskutiert werden, sondern die Symptome der Krankheit zu Sündenböcken gemacht, ohne dass irgendeine Lösung tatsächlich angesteuert wird. Und dies geschicht nicht wertneutral, sondern auf Kosten der demokratischen Gesinnung in Deutschland und unter Befeuerung faschistischer Tendenzen. Diesen Raubbau an politischer Kultur wird diese Gesellschaft nicht ohne Schaden überstehen.

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Du bist ein wildes Uri?! Daher die Nähe zu den wilden Kerlen? Bist du dann etws ein wilder Kerl? Ich wünsche dir eine gute Nacht. Und morgen gehts in Pfützen und auf Bäume ;-)

Morgen geht es an die Anwendung der Dialektik auf ethische Fragestellungen zum Zweck der kontextualen Aufhebung der Verantwortung im dialektischen Sinne :)
Ha, ha, das ist morgen meine Pfütze und mein Baum und ich werde mich pudelwohl darin fühlen, von oben bis unten eingesaut und auf dem Baum den Wind geschnuppert. Danke für deine schöne Frage und deine Wünsche.
Ich wünsche dir auch eine gute Nacht. Für dich lege ich meine beiden Beine ins Feuer und gebe dir alles, was mir wichtig ist und was mir etwas bedeutet. Meine besten Wünsche und Gedanken sollen dich begleiten. Heute und immer :)
Du bist ein wildes Uri Daher die Nähe zu den wilden Kerlen Bist du dann etws ein
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Ein wildes Science and Me erscheint. Was tust du?

sopzock’s Profile PhotoSam
Ich bin ja auch ein wildes Uri, manchmal sogar fuchsteufelswild. Also freunde ich mich mit Science and Me an. Kein Problem für mich, denke ich.
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Welche Tugenden sind dir persönlich am wichtigsten?

derherbstinmir’s Profile PhotoLara Evans
Ist Freundschaft eine Tugend? Mir erscheint es so schwierig und doch so wichtig, echte Freundschaft zu pflegen. Ich denke, ein wahrer, wirklicher und guter Freund zu sein und solche Freunde zu haben, zu erkennen, zu halten und von den falschen zu unterscheiden, ist die allergrößte und womöglich die einzig wahre Tugend.
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Ich hoffe doch, dass das ein schlechter Scherz ist, oder wie soll ich mir dein Like hier drauf erklären? https://ask.fm/jiy4n/answers/133980864478

Erstens bedeutet es, ich habe es zur Kenntnis genommen; zweitens bedeutet es, man kann es so sehen; drittens bedeutet es ich mag allein schon die Auseinandersetzung mit dem Begriff Rassismus und wenn ich meine Gegenmeinung dazu äußern will, dann würde ich das hier auch kundtun oder werde es noch - mal sehen.
Deine Frage aber fällt aus dem Rahmen, weil du besserwisserisch mit einem "ich hoffe doch, dass das ein schlechter Scherz ist" daher kommst und dazu noch anonym. Das finde ich ziemlich daneben.
Hast du irgend eine ernsthafte Wahrheit für dich gepachtet, dass du andere zurechtweisen zu können glaubst, ohne irgendeine Begründung dafür abzuliefern?
Dann definiere mir doch "Rassismus" innerhalb von 300 Zeichen. Du weißt doch, wie es geht.

Kennst du humorvolle Autoren?

Der Klassiker der humorvollen Autoren ist immer noch Kurt Tucholsky, würde ich meinen. Aus dem Englisch sprachigen Raum würde ich Tom Sharp empfehlen. Und wenn man noch etwas mehr in die Vergangenheit geht: Wilhelm Busch.
Als Kinderbuchautor unterschätzt aber ein großartiger Schriftsteller ist auch Erich Kästner.
Das Repertoire hier, was ich dir anbiete, ist aber insgesamt sehr traditionsorientiert, finde ich.
Fast in die Gegenwart gehört Dieter Hildebrandt als Satiriker, Kabarettist und Buchautor.
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Dass ne Herde Rapper deinen "Kulturansprüchen" durchaus genügt seh ich schon ein und es überrascht mich nicht. Wir sprechen aber hier und Heute von ECHTER Kultur die auf dem Spiele steht. Da ihr Intellektuellen Schmierfinken UNFÄHIG seid an diese anzuknüpfen, greift ihr halt in die 'Schwarze Kiste'

Oh ja, spricht dies nicht so wunderbar für sich? Muss ich dem etwas hinzufügen? Was ist nur "wahre Kultur"? Eine Melone mit braunem Hirn darunter?

Ach ?..der Herr Künstler fühlt sich also durch das "scheißnazithema Flüchtlinge, belästigt". Was meinst du wie lästig das wird, wenn du einst vor denTrümmern deines Theaters stehst ? Und zehn schwarze Kulturträger deine 'Blauen Stühle' zum Heizen verwenden...Leb wohl..

Da treibt sich der Soldat noch heimlich auf meinem Profil herum und kann seine braune Gesinnung nicht für sich behalten. Wer hat Angst vor dem schwarzen Mann? Unser Theater ist interkulturell und das Motto von mir ausgegeben: Kultur ohne Grenzen! Interkulturell, vielfältig, vielschichtig. In einer globalisierten Welt dürfen nicht nur die Früchte frei verkehren und der Kaffee, sondern auch die Menschen. Ist schwer für manch einen zu verstehen. Aber wer sich gleich von anderen bedroht fühlt und dann auch noch versucht so schäbig bei anderen Furcht zu erzeugen, verdient es nicht einmal zutiefst verachtet und bespuckt zu werden.
Unsere afrikanischen, kurdischen, syrischen, lateinamerikanischen Freunde sind bei uns im Theater ebenso herzlich und offen willkommen wie die Freunde aus New York, Paris und London.
Wenn jemand unser Theater zerstören will, dann sind das solche Köpfe wie dieser Fragesteller. Ich weiß, wo meine Feinde sitzen. Keine Sorge!

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Ach der Herr Künstler fühlt sich also durch das scheißnazithema Flüchtlinge

Kann man vielleicht auch eigentlich zwar das moralisch Richtige tun aber mit falschen Motiven im Hinterkopf? siehe z.B. Merkels Flüchtlingspolitik, da junge Männer ohne Familienzuzug Arbeitskräfte sind in der Zukunft?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Was findest du an diesem Scheißnazithema so wahnsinnig interessant, dass du mich mit diesen "Flüchtling"sfragen belästigen musst?
Aber wenn es dich beruhigt: Zum moralisch richtigen Handeln gehören die Motive dazu. Wer Menschen aus wirtschaftlichen Erwägungen Zuflucht gewährt, handelt moralisch nicht richtig, sondern nur zum Vorteil der Zufluchtsuchenden, so dass eigentlich diese Menschen wissen müssen, dass sie mit Menschen zusammenleben und bei Menschen Zuflucht gefunden haben, denen Moral und Menschlichkeit fehlen.
Moralisch richtiges Handeln ist von Motiven niemals zu lösen.
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Ohne viel Umschweife lassen wir doch mal die 171. Folge von SOKRATES sprechen. Eine Gefahr besteht auf gar keinen Fall: ich kann die Lesefaulen nicht zu Tode langweilen. Sie sind gegen SOKRATES total immun :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Nein, Niklas musste zugeben, dass die Waffe noch immer konfisziert war und aller Wahrscheinlichkeit nach in der Asservatenkammer lag. «Aber nein, so ist das Dickerchen nicht!» grinste Hermes, «Das Asservat bezeichnet einen nach Polizeirecht oder nach der Strafprozessordnung sichergestellten oder beschlagnahmten Gegenstand. Die asservierte Sache kann im Straf- oder im Bußgeldverfahren als Beweismittel oder der Gefahrenabwehr dienen»,* sprach die Weisheit der guten Polizeischule aus Hermes. Aber seine Menschenkenntnis wusste noch etwas anderes: «Hoffmann ist so einer, der Fünf gerade sein lassen kann. Er bewahrt gewiss die Pistole in seiner Schublade und wird sie dir nach einem interessanten Gespräch wieder zurück geben. Aber er erwartet natürlich von dir, dass du dich um deine Angelegenheiten kümmerst. Ich erwarte das von dir auch!» fügte er mahnend hinzu. «Sagt der Richtige», brummte Niklas Hardenberg, «erscheint irgendwann mitten in der Nacht in meinem Leben, erschreckt mich schier zu Tode, mischt sich in alles ein, was nur mich etwas angeht und dann sagt er, ich solle mich um meine Angelegenheiten kümmern. Kümmer du dich doch um deine Angelegenheiten!» Hermes lachte herzhaft. «Das ist mein Job sozusagen! Ich muss mich um dich kümmern! Du bist meine Angelegenheit, Nick. Und ich muss dir auch sagen, bevor ich dich jetzt verlasse, kümmere dich um Kairos!» Mit diesen Worten stand Hermes grinsend auf. «Ich muss jetzt gehen», sagte er, ging aber nicht Richtung Flur, sondern zur Balkontür. «Was machst du da?» fragte Niklas etwas ratlos. «Ich nehme die Abkürzung», antwortete Hermes, als er die Tür öffnete. «Lass den Blödsinn!» Aber es war zu spät. Hermes ging sicheren Schrittes zum Balkongeländer, sprang darüber hinweg in die Tiefe. Niklas hörte Menschen schreien. Er blieb wie versteinert in seinem Wohnzimmer stehen mit Schweißperlen auf der Stirn und wagte es nicht an die Balkontür zu treten, um sie wieder zu schließen. Er musste aber schnellstens etwas unternehmen, denn so konnte jeder von unten sehen, wo Hermes gesprungen war. «Verdammtes 4rschl0ch!» fluchte Niklas, «Als hätte ich nicht schon genug Scherereien!»
Als Uri Nachtigall den Speisesaal betrat bemerkte er, dass Betti nicht anwesend war, ebenso fehlte Basti und mit ihm Lara. «Sie sind also immer noch nicht zurück», sagte er sich. Das erfüllte ihn nun ebenfalls mit Sorge. Wie mochte es Betti damit gehen? War sie nun auf ihrem Zimmer mit ihren Sorgen um ihre verschwundene Tochter allein? «Nach dem Essen werde ich bei ihr anklopfen», nahm er sich vor. Der junge Mann namens Benjamin saß weit ab von Uris Mittagstisch mit dem Rücken zu ihm. Er saß zwar allein und an dem Tisch wäre noch Platz für mehrere andere Personen gewesen. Aber es war dort nicht nur für weitere Personen nicht gedeckt. Es befanden sich an dem Tisch auch keine weiteren Stühle.
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* https://de.wikipedia.org/wiki/Asservat

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Abteilung 'Laster' und Selbsthilfegruppen: Ich heiße .... und bin.......-abhängig. Fülle bitte die leeren Stellen. Was hältst du generell von solch Gruppen? Und ja, diese Frage darf auch humorvoll beantwortet werden. Ich gehe jetzt in meine Taschenselbsthilfegruppe :-)

Ich heiße Uri Bülbül und bin von mir selbst abhängig. Ich kann zwar alles um mich herum wahrnehmen, aber ich denke, das sei schon alles, was ich um mich herum wahrnehme. Da ich so bin wie ich bin halte ich von Selbsthilfegruppen nicht viel, weil für mich eine Gruppe erst ab drei Personen beginnt. Und da ich ich bin und nur ich, komme ich irgendwie nicht auf drei Personen. Bei Selbstgesprächen gibt es nur eine weitere Stimme, von der ich weiß, dass auch sie meine ist. Aber sie ist wichtig für ein Gespräch, da es ja sonst ein Monolog wäre. Im Grunde bin ich mir nicht mal sicher, ob ich Hilfe benötige. Aber wenn, dann helfe ich mir selbst. Selbsthilfe finde ich am besten, nur die Gruppe bekomme ich nicht hin. Jetzt gehe ich in mich.

https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/136346265529 Also ja, Tatsache: ich bin der, der pleite ist und auf ask «unnötige romane schreibt obwohl keine Ahnung»^^ Und ich kann sie nicht mehr zurückhalten die 170. Folge des SOKRATES-Romans. Sie will unbedingt raus in die Welt, obwohl keine Ahnung :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Mein Freund ist über jeden Verdacht der Bestechlichkeit erhaben» - warum hatte er das gesagt? War das nur ein dummer Zufall, eine Phrase, bloß so daher gesagt, um sich nicht von Hardenberg einladen zu lassen, sondern ihn einladen zu können? Dann diesem jungen Mädchen gegenüber! Oder hatte er ernsthaft die Befürchtung, dass Hardenberg ihm eine Falle stellen wollte? Aber so eine dumme kleine Falle mit einem Essen, was nicht einmal den Wert von 100 € erreichte? Im Grunde war diese Bemerkung von Lauster kleingeistig und dumm. Oder aber Lauster spielte auf den verdammten Auftrag an. War diese Geschichte also immer noch akut, war es Thema und beschäftigte die Herrschaften im Präsidium! Aber selbst Katja traute er so eine Rachsucht nicht zu. Letztendlich war fast niemand wirklich zu Schaden gekommen, bis auf den einen Menschen eben. Aber er war nun tot. Die Affäre mit Kristina hätte eigentlich viel präsenter sein müssen. Alfons Albermann könnte er es nicht verübeln, wenn er Rachegefühle deswegen hegte. Das aber hatte nun wiederum gar nichts mit dem Staatsanwalt zu tun. Und schon gar nicht mit Bestechung. So in Gedanken vertieft, zweifelnd und grübelnd erreichte Niklas Hardenberg seine Wohnung. Nachdem er die Tür hinter sich sorgfältig wieder verschlossen hatte, ging er durch den dunklen Flur ins Wohnzimmer. Er liebte seine Wohnung im Dunkeln. Er hatte das Gefühl in dieser Dunkelheit besonders geborgen zu sein. «Ich bin ein Mann mit Sonnenallergie, um im platonischen Höhlengleichnis zu bleiben, das wurde doch schon über mich geschrieben», ging es ihm durch den Kopf. Nein, er wollte das nicht denken! Er wehrte sich gegen diesen Gedanken, gegen dieses Gleichnis und wie er damit in Verbindung gebracht wurde. Aber wie sicher kann einer seiner Gedanken schon sein? Er stieß einen Schreckensschrei im Wohnzimmer aus, als er plötzlich eine Stimme aus der finsteren Ecke des Sofas hörte, wo Hermes es sich bequem gemacht hatte: «Guten Abend, mein lieber Freund.» «Ah! Du hast mich zu Tode erschreckt.» «Hast du mit dem dicken Polizisten gerechnet? Der Bulle ist anderweitig gut beschäftigt. Er ist mit seiner lädierten Visage im Krankenhaus auf der Intensivstation.» «Was? So schlimm habe ich aber nicht zugeschlagen!» Hermes lachte: «Manchmal überschätzt du dich! Natürlich hat das nichts mit deinen Fausthieben zu tun, Junge. Ross ist auf der Intensivstation, weil dort seine Partnerin Johanna Metzger liegt. Sie hatte einen „Verkehrsunfall“.» Hermes apostrophierte das Wort schier spöttisch. «Was willst du damit sagen?» «Ach, du hängst zu sehr in deiner Vergangenheit mit deinen Gedanken, als wärest du dein eigener Schatten und müsstest damit einem Willen folgen, der rein gar nichts mit dir zu tun hat.» «Sehr philosophisch!» Hardenberg schaltete das Licht ein. «Kristina Albermann, Frank, Katja, der Auftrag – meine Güte, was für Geschichten! Hast du dich auch mal um deine Gegenwart gekümmert? Hast du vom dicken Hoffmann deine Walther wiederbekommen?»

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