@Klugdiarrhoe

Uri Bülbül

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Gibt es Fragen, auf die du gerne eine Antwort möchtest, sie aber nicht stellst? Warum? Und wie lauten die Fragen?

Warum sollte ich Fragen, auf die ich gerne eine Antwort hätte, nicht stellen? Wenn ich zögere, Fragen zu stellen, gehe ich in mich und frage und finde immer wieder vor, dass ich die Antwort lieber gar nicht hören möchte. Sind die offenen Fragen nicht die schönsten?
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Ich wünsche euch allen einen wunderschönen winterlichen Sonntag Morgen :3 Was verbindet ihr mit Schnee oder fällt euch vielleicht eine kleine Geschichte dazu ein? :)

The_open_door’s Profile Photoet immutati
Nun ist der Sonntag schon seit einer Stunde vorbei. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag gehabt zu haben. Gestern Nacht noch Regen und Blitzeis, davor eine Eiseskälte, dass ich am Samstag, als ich in das Gartenhäuschen kam, sogar das Wasser auf dem Herd gefroren vorfand, stand der heutige Tag unter dem Zeichen des Tauwetters. Man kann wieder Wasser aus dem gefrorenen Teich schöpfen und mit dem Wasser auf dem Herd, habe ich, nachdem ich es lauwarm gemacht habe, Blumen gegossen. Ich habe zu Schnee ein neutrales Verhältnis, die Stimmung, wenn der erste Schnee fällt, ergreift mich aber schon. Und wie letztes Jahr bin ich auch in diesem Jahr beim ersten Schneefall mitten in der Nacht mit meiner Videokamera raus und habe kleine Aufnahmen gemacht. Das Ergebnis findest du da:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/141991703737
Ich verbinde nur eine kleine Geschichte mit dem Schnee aus meiner Kindheit. Ich werde kaum fünf Jahre alt gewesen sein, als mein 11 Jahre älterer Bruder mit mir einen Schneemann im Garten bauen wollte. Der Schnee war sehr tief und ich versank fast bis zum Hals in ihm, half aber kräftig mit, bis uns unsere Mutter herein rief. Ich weiß nicht warum, aber wahrscheinlich wollte sie nicht, dass ihr kleines Söhnchen sich erkältet, blieb ich abgelenkt durch irgendetwas im Haus. Dann tauchte mein Bruder wieder auf, um mir stolz den fertig gebauten Schneemann zu präsentieren. In einem Wutanfall heulend, dass er das Werk ohne mich vollendet hatte, trat ich gegen den Schneemann und schlug ihm wütend den Kopf vom Hals. Mich macht die Geschichte jedes Mal traurig, wenn ich daran denke. Sie lässt mich nicht los. Aber ich muss, wenn ich Schnee sehe nicht mehr an sie denken, sondern nur, wenn ich gefragt werde, was ich mit Schnee verbinde: einen blöden Teil meiner Kindheit^^

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"was würdest du tun, wenn du ganz frei wärst?" Eine frisch aufgeschnappte Frage aus dem Film 'die Blutsbande'. Was würdest du tun, wenn du ganz frei wärst?

derherbstinmir’s Profile PhotoLara Evans
Wie schade, dass du dich von der Freiheit, der du so nahe warst, abgewendet hast, um dich in den Schutz der Strukturen zu begeben - womöglich auch in der Hoffnung, Geld damit zu verdienen. Was für eine Sklavenmoral! Jetzt musst du sogar die Frage, was man alles tun könnte, wenn man nur frei wäre, einem Film entnehmen.
Mir blutet das Herz.
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Hm, ich hab's immer noch nicht verstanden - aber ich schiebe das mal auf die fortgeschrittene Zeit. (Ebenso wie das "hälst" - oder kommt das in diesem Fall von "aufhalsen"? :b )

ApertureTech’s Profile PhotoFlo
Ha, ha, nein meine Gretchenfrage kommt mir nicht aufgehalst vor; ich habe den Rechtschreib-/Tippfehler korrigiert :)
Das andere Problem erscheint mir schwerwiegender: Ich hielt meine Beispiele wirklich für einleuchtend: das Geheimnis des Feuers ist das Feuer; Verbrennung ist nicht einfach nur eine chemische Reaktion. Liebe und Freundschaft sind nicht mit Begriffslogik zu fassen, sondern bedürfen einer anderen Denkweise: ich schlug da das Familienähnlichkeitsdenken à la Wittgenstein vor. Die Analogie zur Chemie zog ich eher von Goethes Wahlverwandtschaften inspiriert. Gerade meine Beispiele mit den Flüssigkeiten haben für mich eine Evidenz, die überzeugen müsste. Auch die Unterscheidung zwischen quantitativen Unterschieden und qualitativen wirkt auf mich nachvollziehbar. 1000-900=100 aber nicht Liebe-Sex=Freundschaft
Aber vielleicht stört dich einfach meine Behauptung, dass Liebe und Freundschaft zwei unterschiedliche Qualitäten seien. Ja, muss man sich nun Liebe unfreundschaftlich denken? Aber in solchen Fällen muss man sich fragen: was meint man mit "Liebe"? Es gibt verschiedene Formen wie z.B. Eltern lieben ihr Kind; Geschwister lieben einander; und auch Freunde können sich lieben; und ich liebe es, nachts zu schreiben. Und so muss man sich fragen, wie das Wort "Liebe" jeweils verwendet wird. «Woran erkennt man, dass man mit seinem Partner mehr zusammen ist als befreundet?» lautete die Ausgangsfrage; und die Antwort könnte ganz einfach: Liebe heißen. Aber in Paranthese stand auch: «Zu einer Partnerschaft gehört als Grundlage auch eine Freundschaft, ich weiß». Ich habe diese "Partnerschaft" in dem vorliegenden Kontext als eine Liebespartnerschaft verstanden. Und für mich gehört zu einer Liebespartnerschaft auch die Möglichkeit des Auslebens des Geschlechtstriebes, sofern vorhanden. Sonst hat man eben etwas anderes. Es muss ja deshalb nicht schlechter sein oder weniger. Und das spricht auch nicht dagegen, dass es auch Freundschaft mit Sex geben kann; es ist auch kein Gegenargument, dass es Sex ohne Liebe gibt. Menschliche Verhältnisse haben viele Spielarten und sie sind durch eine Familienähnlichket verbunden und nicht durch eine logisch stringente Verkettung.

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Liked by: Flo et immutati

Ich bin zwar nicht Anon, nehme mir aber trotzdem heraus, auf die Frage zu antworten, die du gestellt hast: "Schon mal an [Körperlichkeiten] gedacht?" Es gibt Partnerschaften ohne und Freundschaften mit Sex. Gehst du mit deiner Frage nicht auf genau die Mengenlehre ein, die du doch ablehnst?

ApertureTech’s Profile PhotoFlo
Ich finde diese Frage sehr wichtig und gut. Gibt mir auch noch einmal die Gelegenheit, selbstkritisch auf meine Antwort zu schauen.
Ich denke, das Problem wird durch den vorletzten Absatz aufgeworfen, und er erweckt in der Tat den Eindruck als ginge es um Begriffe und um deren Grenzen (Mengenlehre), also was gehört zu dem Begriff, was ist sein Unterbegriff usw.
Wenn ich zur entscheidenden Differenz der Begriffe Freundschaft und Liebesbeziehung den Sex mache, wirkt das wie eine Mengenlehre, weil dieses Vorgehen allzu sehr an die klassische Definitionslehre erinnert: eine Sache gehört zu einem Oberbegriff und ist mit einer wesentlichen Eigenschaft von den anderen differenziert. Z.B. Ein Fahrrad ist ein Fahrzeug (Oberbegriff) mit zwei Rädern und Pedalen (Differentia spezifica).
Und nun: Eine Liebesbeziehung ist eine Freundschaft (Oberbegriff) mit Geschlechtlichkeit (Differentia spezifika).
In der Tat legt meine Formulierung des Absatzes diese Analogie nahe; wichtig aber ist in den Ausführungen zuvor die Stofflichkeit als Metapher. Letztendlich wollte ich keine Wesensbestimmung der Liebe geben, sondern darauf hinweisen, dass ich Liebe und Freundschaft für unterschiedliche Stoffe halte: Benzin ist eine brennbare Flüssigkeit; das sind andere Stoffe aber auch. Wasser ist eine trinkbare Flüssigkeit, das sind Fruchtsäfte auch; aber zwischen "brennbar" und "trinkbar" gibt es einen erheblichen Unterschied. Dieser Unterschied war mir in diesem Fall wichtiger als alle anderen verwandten Formen.
Die Formel in der Zurückweisung einer Liebesbeziehung "Lass uns Freunde bleiben" halte ich für verfehlt, weil das eine mit dem anderen nichts zu tun haben muss. Wenn das eine Verhältnis zwischen Menschen nicht funktioniert, ist nicht subtraktiv das andere Verhältnis automatisch möglich. Wir müssten eher sagen: wenn es mit der Liebe nicht geklappt hat, müssen wir mal sehen, ob es mit der Freundschaft funktioniert. Das ist eine Logik der Familienähnlichkeit, wobei die Familienmitglieder autonome Einheiten sind: Liebe ist mit Freundschaft verwandt, aber nicht additiv oder subtraktiv zu haben, sondern individuell. Geschwister sind ja trotz Verwandtschaft auch individuell.
Es ist etwas anderes, wenn ich sage: leih mir doch wenigstens 100 €, wenn du mir schon keine 1000 € leihen kannst. Da ist keine andere Entität, keine andere Qualität im Spiel.
Ich hoffe, ich konnte jetzt besser verdeutlichen, was ich meinte.

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Woran erkennt man, dass man mit seinem Partner mehr zusammen ist als befreundet? (Zu einer Partnerschaft gehört als Grundlage auch eine Freundschaft, ich weiß)

Ich fange lieber mal mit der Klammer an: Ich meine nicht, dass Partnerschaft in der Liebe einfach eine umfangreichere Freundschaft ist, nämlich Freundschaft mit Sex und Lebensgemeinschaft. Wir haben es meiner Meinung nach mit unterschiedlichen Qualitäten zu tun: vielleicht kann sich das eine in das andere umwandeln, wie sich chemische Stoffe umwandeln können, indem Elemente oder Moleküle miteinander reagieren. Aber was am Ende einer solchen Reaktion steht, ist eben eine Veränderung: Nehmen wir Wasser: es ist mehr als nur die Summe aus zwei Einheiten Wasserstoff und einer Einheit Sauerstoff. Mit einer heftigen Verbindung, mit einem richtigen Knall verbinden sich die Elemente zu Wasser und haben nun als Wasser ganz andere Eigenschaften als Wasserstoff und Sauerstoff. Und von der Energie, dem Knall wollen wir erst gar nicht reden. Die neuen Eigenschaften haben auch nichts mit der Summe der Eigenschaften der Elemente zu tun.
Und es ist auch nicht immer möglich, die Dinge wieder zurück zu verwandeln. Es dauert ziemlich lange und es gehört eine Menge an Prozessen dazu, bis aus der Asche eines verbrannten Stück Holzes wieder ein Baum wird.
Gerade in menschlichen Beziehungen müssen wir aufhören, die Dinge in einfacher Arithmetik und Mengenlehre zu denken: Freundschaft ist eine Teilmenge von Liebe etc. Oder wenn zur Freundschaft Liebe addiert wird, entsteht eine Beziehung. Es laufen in Wirklichkeit Reaktionen ab, die nicht zu vereinfachen, vielleicht nicht einmal recht zu begreifen sind: wenn Holz beginnt mit dem Sauerstoff aus der Luft zu reagieren, entsteht so etwas wie ein Mysterium, was wir Feuer nennen.
Und wo dieses Feuer metaphorisch nicht brennt, entstehen Fragen wie die obige; Begriffskalküle, Additionen, Subtraktionen, das kleine Einmaleins der Begriffsstutzigkeit in emotionaler Armut der Rationalität.
Freundschaft hat mit Liebespartnerschaft nichts zu tun, auch wenn die Dinge ineinander enthalten sein mögen. Flüssiger Wasserstoff hat mit Wasser nur gemeinsam, dass beide flüssig sind. Alles andere muss man schön gesondert betrachten, sonst knallt's ;)
Ach ja, und woran erkennt man, dass man in einer Liebesbeziehung ist und nicht in einer Freundschaft? Schon mal an Begehren und Sex gedacht? An Sehnsucht nach Zärtlichkeit von dem einen und nur von diesem Menschen?
Ist schon ein komisches Gefühl, ich weiß.

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Kaum zu glauben! Mata Hari ist vor 100 Jahren gestorben. In diesem Jahr werden die Geheimdienstakten geöffnet. Genau zur rechten Zeit, wenn sie in SOKRATES Folge 273 ihre Wiedergeburt feiert:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Etwas ratlos schwieg im Cockpit der Kopilot. Kurs auf Casablanca. Der Käptn wollte es so; mitten auf dem Atlantik nach etwa 800 Seemeilen die Umkehr; eine lange Schleife und zurück Richtung Afrika. Sie waren sowieso nicht, wie es die Order war, entlang der afrikanischen Küste über internationalen Gewässern in den Süden geflogen bis zumÄquator und dann entlang des Äquators direkt nach Osten nach Gabun mit dem Ziel, die Hauptstadt Libreville-Airport anzufliegen. Was auch immer der Käptn mit Philomena besprochen hatte; sie schien ihm wahrlich den Kopf total verdreht zu haben. Klar hätten sie ohne eine Zwischenlandung Libreville niemals erreicht, klar konnte diese Zwischenlandung statt im portugiesischen Faro auch in Casablanca sein; aber sie hatten gewiss nicht die kürzest mögliche Strecke nach Casablanca geflogen. Im Gegenteil: sie hatten sich über 800 Meilen von der Route entfernt, um dann einfach wieder umzukehren. Und nun konnte sich der Kopilot fragen: Befehlsnotstand oder mitgefangen, mitgehangen? Tief in Gedanken versunken, stierte er still auf die Instrumente vor sich. Während die Maschine in Sinkflug überging und an Geschwindigkeit verlor, saß Philomena als hilflose Flugbegleiterin in der Bordküche. Der Ärger über ihre Ohnmacht, vermischt mit Wut auf Luisa ging nun mit dem Sinkflug in eine schleichende Müdigkeit über. Philomena war schier fassungslos gewesen, als aus dem Passagierraum nach ihr geklingelt wurde, und sie feststellen musste, dass es Luisa war, die sich äußerst selbstbewusst wie selbstzufrieden etwas zu essen bestellte und dabei die Flugbegleiterin deutlich spüren ließ, wer hier die Chefin im Hause war! Methusalem saß im Morgenrock auf dem Sofa und tat so, als würde er die Zeitung lesen und amüsierte sich darüber, wie das junge Mädchen nun zur Frau geworden über die Bedienstete triumphierte. Philomena bereitete den Servicewagen vor in der festen Absicht sich von der Kleinen nicht provozieren zu lassen. Sie würde bestimmt nicht aus der Rolle fallen. Aber die Zeit, die sie sich beim Käptn erbeten hatte, um nicht in Faro von Bord gehen zu müssen, hatte sie zugegebenermaßen nicht sinnvoll zu nutzen verstanden. Ihre Mission war in dieser Hinsicht gescheitert. Kaviar, Lachs, Meerrettich, verschiedene Salate, Croissants, Baguettes, Orangensaft – eine unmittelbare Gefahr an Leib und Leben bestand jedenfalls nicht für die Göre. Was der Alte auch vorhatte, zunächst hatte er das Spiel gewonnen – vorläufig wenigstens. Und Philomena war eine gute Verliererin; denn sie wusste, dass die eigentliche Verliererin sich gerade von ihr bestens verköstigen ließ. Dann schoss ein Gedanke durch ihren Kopf, der ihr Angst machte: «Henkersmahlzeit!» Aber diesen konnte sie schnell von sich schütteln. Wie wahrscheinlich konnte es sein, dass Methusalem der Tochter eines ranghohen Geheimdienstagenten etwas antat? Sie schien die Sicherheit und den Instinkt ihres Vaters in ihren Genen zu haben. Eine geborene Mata Hari.

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Welche Frage würdest du gerne gestellt bekommen? Wie wäre die Antwort auf jene?

Du kleiner Trickbetrüger ;) Du versuchst doch nur mein Lieblingsthema aus mir herauszukitzeln! Als hätte ich nicht schon oft laut genug gelacht!
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Gibt es ein Gedicht, dass du gerne magst?

Vor ein paar Tagen noch wäre es mir leichter gefallen, diese Frage zu beantworten: ich habe ein absolutes Lieblingsgedicht, das Wolf Biermann verfasst hat. Dann habe ich aber für das Schauspieltraining ein anderes Gedicht gefunden, das sich für Dialoge auch sehr gut eignet und das auf der Bühne spielbar wird, wenn man es szenisch interpretiert. Je mehr wir damit gespielt haben, desto mehr gefiel es mir, weil es ganz viele unterschiedliche Stimmen in mir weckte. Es ist ein Gedicht von Erich Fried und heißt „Was es ist“. Eigentlich wollte ich dir vom Biermann-Gedicht erzählen, weil es mir schon, sehr, sehr lange ans Herz gewachsen ist und zu den schönsten Gedichten der Gegenwartslyrik gehört. Aber seit gestern sind es drei Gedichte, die ich erwähnen muss und während ich das schreibe, fallen mir noch zwei weitere ein - jetzt sind es also schon vier Gedichte. Biermanns Gedicht „Die Karytiden“ spricht mehrere Themen an und ist sehr vielschichtig. So vielschichtig fängt es auch an: mit einem Imperativ an die Leser: «Sieh an, mein Freund...» Das Gedicht geht in einen Dialog mit den Zuhörern und erzählt etwas balladenhaft von einem irrealen Dialog in der zweiten Strophe. Die erste und die letzte, die die erste wiederholt wie ein Refrain , beschreibt, was es zu sehen gibt, aber das ist irgendwo auch die Aufforderung, etwas genauer hinzusehen und zugleich auch die Mitteilung eines Erstaunens darüber, was man da sehen kann, wenn man nur die Phantasie ein bißchen spielen lässt: die Leichtigkeit der Frauen, die ein Tempeldach auf dem Kopf tragen. Aber sie sind nicht naturschön, sie erfüllen ihre Aufgabe auch nicht aus sich heraus, sondern weil sie von „schwerer Männerhand“ in Stein gehauen wurden. Sie können eigentlich nicht anders: die Verhältnisse, in denen sie stecken und so leicht und schön aussehen, lassen nichts anderes zu, als das Tempeldach auf dem Kopf zu tragen. Das könnte ein Symbol für große Ideen sein: für Religion oder für eine Ideologie, die ja auch religiöse Charakterzüge annimmt. Aber diese von Menschen geheiligten Dinge (geschlagen von schwerer Männerhand in Stein) zum Tragen eines Tempeldaches sind eben nicht leicht beweglich; sie sehen nur so aus. Und im Grunde hat das nun auch etwas mit dem Patriarchat zu tun: es sind nicht umsonst schwere Männerhände, die die versteinerten Verhältnisse schufen!
Der, der aber zu uns spricht und uns zum Ansehen auffordert und erzählt, ist in diese Ruinen des Alten, der Antike, nicht eingebunden: er ist frei! Aber das sein Freiheitsglück ist nicht ohne Melancholie, denn er ist einsam: was er schön findet, ist in Stein gehaun. Ich liebe die zweite Strophe wegen der kruden Satzstellung: „Die eine, außen links, als ich/Da oben ihr zu Füßen saß/Und aß auf der Akropolis paar Kirschen, sprach:“ Der traurige und unfreiwillige Tourist wird im doppelten Sinne von den Frauen in Stein angesprochen: „Ach Kleiner, du!“

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Gibt es ein Gedicht, das du gerne magst? Nymphadora Tonks @JellaMorrison Teil2:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Kann ihre Schönheit ihm Trost spenden? Und warum braucht er Trost? Und wo, wenn nicht bei den Frauen, wird er diesen Trost finden können? Die zweite Strophe der „Karyatiden“ beantwortet diese Fragen:
„Die eine, außen links, als ich
Da oben ihr zu Füßen saß
Und aß auf der Akropolis paar Kirschen, sprach:
Ach Kleiner, du! auf dich wart ich schon
Seit sie dich gejagt haben in das Exil
Mein Lieber, laß man! ich hab viel
Mehr Unrecht hier mit angesehn
Zweieinhalbtausend Jahre stehn
Wir hier.
Die Menschen unten dumm!
Und stumm die Götter oben“
Der Mann also exiliert, die Verhältnisse versteinert, die schön hätten werden sollen, die Götter schweigen und die Menschen begehen nur Dummheiten und Unrecht. Der Trost soll sein, dass es Schlimmeres gibt, als aus der Heimat gejagt zu werden. Er aber sucht menschliche Nähe und Wärme in der nächsten Strophe und sucht natürlich bei den Frauen, die nach Männerwillen gestaltet sind, vergeblich, denn diese Frauen sind ganz besonders pflichtbewusst:
„Ich sagte: Komm mit mir! ach komm, wir wolln
Was trinken! was singen! was selig sein!
Sie sagte: Mein Lieber, ich will ja, ich kann nicht
Sonst stürzt meine Ecke hier auch noch ein“
Für mich, dessen heißgeliebte Freundin nicht in den Westen ziehen wollte, nachdem mein Antrag in die DDR überzusiedeln von den dortigen Behörden abgelehnt wurde, bekommen diese Zeilen einen ganz besonders traurigen Klang.
Und wie endet das Gedicht? Mit den Worten „In Stein“ :'(
Jetzt kann man die große Diskussion führen: Was?! Du wolltest in die DDR übersiedeln?! Aus dem freien Westen in die Diktatur?! Bla, bla... Ich habe nie den Traum aufgegeben, den Marx einmal so formulierte: Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen, indem man ihnen ihre eigene Melodie vorspielt!
Wo aber suchen wir die Resonanzschwingung? Wo finden wir Trost? Deshalb spricht das Gedicht eigentlich die Zuhörer an, Dritte, die sich das einmal ansehen könnten, wie sich die Dinge so verhalten: „Sieh an, mein Freund, die Leichtigkeit“ und wenn du das siehst, was ich sehe, sind wir beide nicht mehr allein.
Während Erich Frieds Gedicht von den angesprochenen Themen sich auf die Liebe konzentriert:
„Was es ist
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe“
fällt mir noch ein tolles Gedicht von Nietzsche ein, das "Vereinsamt" heißt. Da ist nichts außer den schreienden Krähen, die stadtwärts ziehen, diese elenden Verrätervögel, und das Subjekt einsam dasteht bei bevorstehendem Wintereinbruch und sich von seiner Zweitstimme vorwerfen lassen muss, warum er vor Winters in die Welt aufgebrochen ist: eine Welt als Tor zu „tausend Wüsten stumm und kalt“!

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Besteht bei dir null Interesse an Zigarren aus Cuba? Oder einen guten Rum? In einem Ohrensessel vor einem Kamin?

Ich habe als Realist auf das Känguru-Szenario geantwortet. Mit Alkohol und Rauchen habe ich es nicht. Ich denke, das Beste, was mir passieren könnte, wäre die Therapeutin mit der deutschen Mutter. Aber auch da bleibe ich Realist, bis ich meinen Flirt-Flat zu ihr aufgebaut habe, lande ich auf der Zuckerrohr-Plantage: Kein Ohrensessel, keine Zigarren, kein Rum, bis ein Landarbeiterkollege sich meiner erbarmt und wir uns anfreunden. Er lädt mich zu sich ein, muss nicht in der Baracke mit zehn anderen schlafen und lerne dort seine Tochter kennen... Oh, nein, schon wieder *-*

Bruder mein Cheffe war in Cuba und da ist nicht sooo mit Internet.

Das habe ich befürchtet. Dann bleibt nur noch die Klapse.

Szenario: Du erwachst eines morgens auf Cuba, was nun?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ich muss unbedingt sofort prüfen, ob mein Weltzugang irgendwie gesichert ist: habe ich meinen Rucksack mit dem Thinkpad darin dabei? Habe ich Internet? Muss ich in ein Internetcafé? Wie sieht es mit den Zahlungsmitteln aus? Die Kollegen müssen nicht täglich wissen, wo ich stecke. Aber dieser Sonderfall mit Cuba wird sie sehr interessieren. Also heißt es sofort Korrespondenz aufnehmen und Reportagen schreiben. Ich brauche auch per Postanweisung Dollars. Aber auch das örtliche Parteisekretariat muss aufgesucht werden: ich muss den Genossen meine Lage erklären; ich habe keine dissidenten und konterrevolutionären Absichten; wir müssen im Kollektiv klären, wie dieses paranormale Ereignis zu bewerten ist.
Natürlich laufe ich Gefahr, dass die Dogmatiker den einfachsten aller möglichen Wege wählen werden: ab in die Klapse, der Typ hat sie nicht mehr alle! Er wacht eines morgens auf, hat seine Muttersprache: Spanisch vergessen, spricht statt dessen nur noch Deutsch, dieser El Turqo (was soviel wie Türke und Irrer zugleich beduetet) und erzählt Märchen! Da ich sonst nicht gefährlich und aggressiv bin und Psychopharmaka rar im Embargo gebeutelten Land, wird man mich vielleicht nicht sedieren und ich komme um die Gummizelle herum.
Und mit ein bißchen Glück nimmt sich eine wunderhübsche Psychiaterin meines Falles an und ich verliebe mich in meine Therapeutin, deren Mutter eine deutsche Ärztin aus der DDR ist, bis der Geheimdienst unsere sich anbahnende Liaison beendet, da er inzwischen meine Personalien überprüft hat, zu keinem Ergabnis gekommen ist und mich einfach auf eine Zuckerrohrplantage zum freiwilligen Arbeitsdienst abschiebt. Dort kann ich dann hoffen lernen, dass ich eines Tages wieder in Deutschland aufwache - am besten in meinem Garten.

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Liked by: Ruu Moony

Wir wünschen dir ein frohes neues Jahr mit den schönsten Gefühlen, Ereignissen und einem dicken Geldgewinn. Ich hoffe, du wirst dieses Jahr dein Ziel erreichen, und trotz allem glücklich werden. ☻

lebensberatungen’s Profile PhotoWolfslyrik-♥ das Wolfsgetier♥
Das sind ja lustige Wünsche :O Gleich vorneweg: ich wünsche euch nur das Beste vom Besten, alles soll so sein, wie es euch gefällt.
Geldgewinn brauche ich nicht. Danke. Wenn Geld verteilt werden soll, gibt es bestimmt Menschen, die mehr Wert darauf legen als ich. Ich will mich da nicht vordrängeln.
Ziele erreichen klingt da schon ganz anders. Oh ja, ich möchte dieses Jahr so gerne wieder einige meiner Ziele erreichen.
* Meine Novelle „Brachland“ soll dieses Jahr, am besten noch im Januar, spätestens aber Februar erscheinen.
* Im Bereich Philosophie will ich dieses Jahr auch endlich mein Buch „1001 Antwort - mein Sein als Klugdiarrhoe auf ask.fm“ erscheinen; ist ein wenig mit Editierarbeit verbunden und aufwendig, aber bis zum Herbst könnte ich es schaffen;
* Im Bereich Theater will ich auch meine Betrachtungen veröffentlichen: „Das Theater der Einmaligkeit“ oder so ähnlich - ich bin mir wegen des Titels noch unsicher. Ich will endlich meinen nächsten Schritt nach dem Buch „Ein Koffer voll Welt“ machen.
* Der 3. Band des Sokrates will natürlich auch unbedingt in Buchform erscheinen. Das wird hoffentlich zum Herbst sein.
* Das Schreibhaus will endlich belebt werden, Literaturarbeit mit anderen Menschen kann voll nervig sein, aber auch total viel Spaß machen: ich will es wieder wissen^^
Das sind so meine Wünsche erst einmal und meine Ziele. Du siehst: ich wünsche mir nichts, was ich nicht halbwegs in der Hand habe. Lottogewinn wünsche ich mir beispielsweise nicht. Mehr Vernunft für die Menschheit auch nicht. Sie hat mit dem, was sie an Vernunft mitbekommen hat, schon genug Unfug angestellt: Auschwitz, Hiroshima, Tschernobyl, Fukushima, Vietnam-Krieg, Kriege im Nahen und mittleren Osten... die Liste ist so ewig fortsetzbar: das planerische und technologische Handeln des Menschen ist höchst effizient, wenn es um Destruktivität geht. Und ich bin mir sicher, dass mit mehr Vernunft dieses Handeln noch effizienter wird. Nein, bitte, nicht noch mehr Vernunft!
Aber schön ist dein Wunsch, Ziele zu erreichen und TROTZDEM glücklich zu werden. Ja, meistens setzt man sich Ziele, erreicht sie und merkt: ach, das war's nicht, was glücklich macht!
Darum verspreche ich mir kein Glück davon, alle meine Buchpläne zu realisieren. Das Glück liegt wahrscheinlich wieder dort, wo ich es gar nicht erwarte und vermute.

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Wo bleibt dies Jahr mein Neujahrskuss, was meinst du, wer mich küssen wird? :D

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Deine Ich-Bezogenheit in deinen Fragen, dieses schier aufdringliche auf sich selbst aufmerksam machen Wollen hat etwas Nerviges. Ja, du kannst in den Sokrates-Roman, ja, wir können uns schreiben, ja, du kannst etwas herumfrotzeln, ohne dass es dir übel genommen wird. Polemik ist fein und belebt die Gedanken.
Ich wünsche dir einen Pferdekuss und als Zugabe noch einen vom Elch!

Was tut eigentlich ein Theater Schaffender, ein Künstler ....also ein dichtender Sänger , wenn ihn unerwartet eine "Schöpferische Delle " ereilt....Improvisieren ? Oder einfach mit ins Publikum setzen.

Eine "Delle" ereilt einen doch nicht einfach so, da ist jemand oder etwas, was die Delle verursacht. Z.B. sitzt da ein Graf im Publikum, der mitten im Sokrates-Monolog: «Ich weiß, dass ich nichts weiß» furchtbar laut gähnt. Da ist dann die schöpferische Delle. Was tun? spricht Zeus, die Welt ist weggegeben. Der Dichter geht leer aus. Sich ins Publikum zu setzen wäre eine echte Möglichkeit, aber das kann er jetzt mit seiner schöpferischen Ehre nicht vereinbaren, also hält er inne, er ist ja eh aus dem Konzept. Das Innehalten fällt ihm nicht schwer. Er muss es nur ein bißchen ausdehnen und schon wird aus dem Ernst ein Spiel. Er hält noch ein bißchen länger inne: das Publikum ist verunsichert - gehört das jetzt zum Spiel? Und der Graf selbst ist gespannt. Was wird passieren: Alle wissen, dass sein Gähnen das Spiel verändert hat: der Typ auf der Bühne rührt sich aber nicht - noch nicht... was wird passieren?
Lieber Graf, nun machen wir einen kleinen Fortsetzungsroman daraus - zumindest einen Zweiteiler.
Wenn Sie wissen wollen, wie es weitergeht, stellen Sie mir einfach eine zweite Frage. Dann schauen wir mal ;)

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http://ask.fm/lahmeschnecke/answers/141060710579

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Es heißt eigentlich auch nicht „Freudscher Fehler“, sondern „Freudsche Fehlleistung“ - ich habe mich da ungenau und nur in Anlehnung an Freud ausgedrückt. Außerdem habe ich festgestellt, dass meine Frage an Dich vorwurfsvoll klingt, obwohl sie gar nicht so gemeint war. Ich will dich damit nicht angreifen - ganz im Gegenteil. Ich habe mich über http://ask.fm/lahmeschnecke/answers/141015105715 gefreut. Meine Bemerkung bezieht sich auf deinen letzten Satz: «Und trotzdem könnte man nie sicher sein, dass sie trotzdem halten.» Zuvor hattest du geschrieben, dass Freundschaften gepflegt werden müssen, dass man auch um sie kämpfen muss und nicht davon ausgehen kann, dass sie einfach ewig halten. Und dann kommt, «trotzdem könnte man nie sicher sein, dass sie trotzdem halten.» Mit zweimal «trotzdem».
In der Freudschen Fehlleistung verrät sich das Unbewusste durch einen scheinbar zufälligen Fehler. Du plädierst dafür, sich in einer Freundschaft nie zu sicher zu sein, man muss kämpfen und trotzdem (!) könnte sie halten.
Du möchtest nicht, dass man in einer Freundschaft (in deiner Beziehung?) deiner sich sicher fühlt und sich keine Mühe mehr gibt, du einfach eine Selbstverständlichkeit wirst, aber andererseits möchtest du gar nicht aus dieser Freundschaft heraus, auch dann nicht, wenn man sich keine Mühe um dich macht.
Ist nur ein Gedankenspiel, eine Interpretation um die Ecke geliefert. Ich wünsche dir ein glückliches Jahr mit deinen Lieben.

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