@Klugdiarrhoe

Uri Bülbül

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Guten Morgen Meister Uri. Beneidenswert, mit welcher Energie Sie sämtliche Erscheinungen und Vorgänge analysieren und zernehmen können. Ich werde immer oberflächlicher und denkfauler. Und brauche die Ergebnisse in vorverdauter Form...kompakt und übersichtlich sortiert. ..einen angenehmen Sonntag!

Immerhin sind Sie keine Eiche am Boden mehr! Das ist schon sehr viel wert. Nun also Arzt und Pharmazeut, Arzt und Apotheker würde Ihnen besser zu Gesicht stehen. Für mich sind Pharmazeuten diejenigen, die mit Salben und Pillen und anderem Zeug nur Geschäfte im Sinn haben! Sie aber gehören für mich doch eher in die Kategorie ehrliche Haut, und daher lieber : Apotheker als Pharmazeut!
Ich mag Ihren Ausdruck "zernehmen" sehr! Ja, ja, analysiert, zergliedert, zerlegt und nichts gewonnen, wie ein Kind, das sein Spielzeug auseinander nimmt und nicht mehr zusammenbekommt und doch nichts von dessen Innenleben verstanden hat.
Ich gehe jetzt an die nächste Folge meines SOKRATES. Da schwirren die Geister umher in freier literarischer Wildbahn.

...voll! ABer setzen wir mal die Memoiren eines Unverbesserlichen in diesem Thread fort :)

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Ich verstand den Sinn des Unternehmens nicht: was sollte ein Modem, zum Schreiben über das Telefonnetz, wenn doch das Telefonieren viel schneller ging. Und dieser Freund versuchte es mir begeistert zu erzählen, fand aber in meinen etwas germanistisch verbildeten Ohren kaum Gehör. Seine Augen leuchteten, weil er eine Revolution sah und meine Augenbrauen zogen sich skeptisch zusammen, weil ich eben mir eine Revolution vorstellte, wie ich sie aus Bildern der Oktoberrevolution kannte. Und doch wollte ich auch wieder zurück zu meinem hochschulpolitischen Thema der Kritischen Wissenschaft und mit drei Ähnlichgesinnten ein «Institut für Kritische Wissenschaft» gründen. Diese Initiative zerschlug sich bald, die unzeitgemäßen Spinnereien zerplatzen wie eine Seifenblase. Derjenige aber, den ich damals für einen Spinner hielt, sah das Internet als www aufkommen und die Welt erobern. Und ich hörte «Welt erobern» und dachte an Lenin. Hätte ich aber besser auf meinen Philosophiedozenten gehört, hätte ich durchaus wissen können, dass Zukunftsentwürfe allein schon deshalb scheitern müssen, weil sie aus den Erfahrungen und Vorstellungen der Gegenwart geschmiedet werden. :( Mit anderen Worten, hätte jener Freund mir gesagt: du wirst eines Tages im virtuellen Raum dich wie ein Straßenphilosoph à la Diogenes fühlen, hätte ich ihn nur ausgelacht. Bin ich heute wirklich weiter? Erkenne ich meine zeitlich und sozial bedingte Gebundenheit, die ich auch gut und gerne Borniertheit nennen könnte? Das Scheitern des angedachten Instituts für Kritische Wissenschaften finde ich jedenfalls nicht weiter bedauerlich, es ist aus heutiger Sicht eine wichtige Erfahrung und ein Meilenstein in meinem Werdegang. Auch aus meiner heutigen Sicht, habe ich neben sehr viel Unsinn auch einiges Sinnvolle gedacht. Sowohl Sinn als auch Unsinn bereichern mich und haben mir kein Bißchen geschadet.
Als Straßenphilosoph stehe ich im Moment hier vor der Frage: «was denkst du über den optimistischen nihilismus?» In gewisser Hinsicht könnte man doch meine hiesigen Betrachtungen als einen Ausdruck des optimistischen Nihilismus betrachten. Mit einer gewissen Selbstironie erkenne ich, dass vieles, was ich für äußerst wichtig erachtete, sich in Nichts auflöste. Wenn ich darüber nicht in Depression verfalle, sondern die fröhliche Seite der Irrungen und Wirrungen entdecke, bin ich doch schon ziemlich auf der Seite des optimistischen Nihilismus. Aber nein! Ich werde darauf auch eine andere Antwort geben - diese Frage steht auf meiner Agenda ganz weit oben. Ich habe dazu auch ein kleines Filmchen gefunden und darin fiel mir auf, dass die Wissenschaft über das Faustsche und Sokratische Wissen, dass wir nichts wissen können wenig hinaus gekommen ist! Die wirklich essenziellen Fragen bleiben bei allen astronomischen Quantifizierungen des Universums und seiner Geschichte eigentlich unbeantwortet. Wenn ich das nicht pessimistisch sehe, sondern sage: ach, das macht doch nichts! ist es optimistischer Nihilismus!

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+1 answer in: “Bevor das Schweigen hier noch länger wird. 2018 war für mich ein ätzendes Jahr; habe auch ein Jahr gebraucht, um mich davon zu erholen. Nun aber 2020 sprühen die Ideen von Gedankenblitzen begleitet, was eben auch Verlagerung der Aktivitäten bedeutet, ohne dass ich die hiesige Straßenphilosophie...”

Bevor das Schweigen hier noch länger wird. 2018 war für mich ein ätzendes Jahr; habe auch ein Jahr gebraucht, um mich davon zu erholen. Nun aber 2020 sprühen die Ideen von Gedankenblitzen begleitet, was eben auch Verlagerung der Aktivitäten bedeutet, ohne dass ich die hiesige Straßenphilosophie...

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...aufgebe! Gerade in letzter Zeit wurde das Niveau sehr schön, hat mir viel Freude bereitet und ich hoffe, es entwickelt sich so weiter. Die Fragen, auf die ich gerne antworten möchte, sind sehr motivierend:
SOKRATES betreffend greife ich sehr gerne eine alte Frage auf, auf die ich wohl nicht geantwortet habe, aber selbst die Frage ist auf ask.fm verschollen; ich hatte sie mir nur herauskopiert und dann, nicht untypisch für mich, erst einmal aus den Augen verloren. Aber nun ist sie wieder da *-* «Was bedeutet [der] Hölderlin-Komplex?»
Im Moment bin ich ganz in Vorbereitungen einer Tagung. Aber auch dort spielt der Hölderlin-Komplex indirekt und im Hinergrund eine Rolle. Die Antwort wird mich also auch in meinen Vorereitungen voranbringen.
Sehr viele Gedanken gehen im Moment in Richtung Kulturphilosophie. Das Buch habe ich im Titel schon angekündigt und hätte gedacht, ich könnte es vergangenen Oktober schon fertig haben. Aber nicht einmal diesen Oktober wird es erscheinen: «Schnitzel ohne Jagd. Wandeln durch Gedankengänge und Labyrinthruinen. Kulturphilosophische Schnipsel» Der Titel ist so lang, dass ich selber immer nachschlagen muss, wenn ich ihn korrekt wiedergeben möchte. Es fängt mit etwas an, was auch in SOKRATES im Zusammenhang mit dem Theaterphilosophen eine Rolle spielt: die Paradiesologie. Eine Theorie des Paradieses, eine Betrachtung wörtlich genommen, wem das Paradies direkt vor der Nase liegt, wie dem Theaterphilosophen des Romans und mir ;)
Ich habe aber auch die Fragenkomplexe über das Studium der Philosophie und die kritische Wissenschaft nicht vergessen. Für mich sehr interessante und bewegende Themen. Sie führen mich zurück an das Ende meiner Jugendphase, wenn ich mal jene U30 so nennen darf :))) Diese endete damit, dass ich meine politischen Aktivitäten an der Uni ablegte, beendet habe ich sie nicht zu meiner Zufriedenheit. Zuletzt war ich Referent für Kritische Wissenschaften im AStA der RUB und danach wollte ich mich erst einmal im stillen, dann allzu stillen Kämmerlein der Literatur widmen und einen Roman schreiben. Das Fragment ist ein Fragment und wird es wohl bleiben, aber ich habe mich mit Fragmenten und dem fragmentarischen Arbeitsstil angefreundet und habe das Gefühl, dass genau dieser Arbeitsstil zu mir passt! Damals hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich mal auf ask.fm mich als Straßenphilosoph betätigen würde. Das hat einen einfachen Grund: Ich war vom Internet meilenweit entfernt. Nicht dass ich ein Spätzünder bin, wir reden hier von den ersten Jahren um 1990. Ich hatte gerade meinen Apple Macintosh LCIII, eine umfunktionierte Pizzaschachtel und wähnte mich auf der Höhe der Zeit, als mir meine Freundin zum Geburtstag ein Modem schenkte, mit dem man ins Telefonnetz gehen und jemanden mit einem Modem direkt anwählen konnte, um sich mit ihm zu schreiben. Und diese Person war ein telekommunikationsbegeisterter Freund, der darüber seine Magisterarbeit schrieb. Oh, ich schweife ab und die 3000 Zeichen sind

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Wir sollten auf jeden Fall weiter über Wissenschaftskritik und Kritische Wissenschaft sprechen - das gehört zur Philosophie! Aber auch SOKRATES kann als eine praktische wie praktizierte Form der Wissenschaftskritik gelesen werden, wer es mag - Folge 415:

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Der Radfahrer radelte wie einst ein berühmter Außerirdischer, der nachhause telefonieren wollte, kräftig in die Pedale tretend los und nutze den Schotterweg im Wald als eine Startbahn wie ein Flugzeug, flog im steilen Winkel hoch über die Baumwimpfel und flog einen Kreis über Nadia. Seine Stimme aber war noch so nah an Nadias Ohr, als stünde er direkt neben ihr und keine Anstrengung der Radelei war ihr anzumerken, keine Änderung der Atmung, kein Schnaufen nicht im Leisesten. «Wir müssen über Leviathan sprechen, Nadia, wir kommen nicht umhin, uns dieses Themas anzunehmen!» Er radelte im Himmel an die 20m über Nadias Kopf, aber sie war weit davon entfernt, sich darüber zu wundern. So war es eben in ihren Welten, zwischen denen sie hin und her pendelte und pendeln musste, wie es eben das Schicksal eines Pendels ist, hin und her zu schwingen. Nadia hatte sich dieses Leben nicht ausgesucht. Sie war hineingeboren in eine Welt, in der es bald, als sie eine junge Frau zu werden begann, eine andere gab. Dann verschwinden eben auf eine mysteriöse Weise nekrophile Mörder und Gärtnergehilfen aus einem mit vier Polizisten bewachten Polizeiwagen, dann versucht eben ein Hauptkommissar seinen etwas minder begabten Gehilfen loszuwerden und schickt ihn mit schier sinnlosen Aufträgen erst weg und beordert ihn dann über Funk wieder zurück. Dann gibt es eben einen Theaterphilosophen, der sich in das psychiatrische Sanatorium verzieht, weil er mit der Nachricht, die ihm zugegeben etwas unsanft überbracht wurde, er sei verhaftet, nicht fertig wird. Dann ist da eben eine Blackbox, in der Menschen „entsorgt“ werden, die irgendwelchen anderen nicht in den Kram passen. Dann landet eben auch mal ein etwas zu brutaler Hauptkommissar in einer solchen Blackbox. Na und? Nun ist eben einer da, der über den „Leviathan“ sprechen muss und meint, sie damit behelligen zu dürfen, während ein fünfzehnjähriger Junge als rosa Delphin in ihrer Badewanne erscheint. Ein kleiner Voyeur vielleicht – aber eben doch mit ganz besonderen Fähigkeiten und einem sehr eigenartigen Charme. «Warum sollten wir nicht umhin kommen, über den Leviathan zu sprechen?», rief Nadia so laut sie konnte zum Radfahrer in den Himmel hinauf. Seine Stimme aber war wieder ganz nah und entspannt: «Wir sind die kleinen freien Atome, die autonomen Teilchen, die Aufgaben übernehmen und sich zu einem Ganzen fügen, das Ganze aber ist nicht vorherbestimmt, sondern es entsteht durch die Art und Weise, wie wir zueinander finden.» «Ich habe nicht zu dir gefunden», sagte Nadia nun ebenfalls in ganz ruhigem Tons, aber sie setzte ihren Weg Richtung Villa fort, während der Radfahrer in angemessener Höhe und nicht lästig wie eine Mücke um sie kreiste. «Das sieht nur so aus. Alles hat zwar auch einen Anschein als ob, aber alles kann auch ganz anders sein und wiederum ist dieses Anderssein auch nur Schein in einer anderen Perspektive.» «Du hast zu viel Science Fiction gelesen, glaube ich!», sagte Nadia streng.

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Ich habe dich wohl falsch verstanden. Dir geht es nicht darum, nicht immatrikuliert zu sein, sondern sich zwar in den Zwang der Immatrikulation zu begeben, aber dann aus dessen Anforderungen (Studienverlaufsplan, Regelstudienzeit, Langzeitstudiengebühren, Zwangsexmatrikulation,...) auszubrechen, die

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Mir ist es nicht wichtig, ob man immatrikuliert ist oder nicht, wenn es um eine kreative Annäherung an die Philosophie geht. Wir dürfen die Ausgangsfragestellung nicht aus den Augen verlieren: «Wie kann man sich fruchtbar der Philosophie nähern?» Ich habe nun «fruchtbar» mit «kreativ» umschrieben, ich denke, das ist noch ganz im Rahmen der Verstehensmöglichkeit. Die Fruchtbarkeit der Annäherung erfolgt eben weder doxographisch, wie ich ja auch @suessezitrone nach der Aufklärung des Mißverständnisses zwischen ihr und mir verstanden habe, noch geht es an der Einhaltung der Studien- und Prüfungsordnung. Man muss sich, um sich fruchtbar/kreativ der Philosophie anzunähern, sich von Denkzwängen und Denkhindernissen frei machen: einfach wie Columbus das Ei nehmen, auf den Tisch knallen und sagen: es steht! Nur so ist eine wirklich fruchtbare Annäherung an die Philosophie möglich - alles andere bleibt steril im Doxographischen und Historischen stecken. Für das kreative Philosophieren gilt, dass du nach deinen Neigungen, Interessen und in deinem Tempo studieren musst. Vielleicht bleibst du erst einmal Monate lang an Hegels «Phänomenologie des Geistes» hängen oder du entdeckst sofort etwas ganz anderes, was ähnlich klingt, aber sehr anders ist: Husserls Phänomenologie in seinen «Cartesianischen Meditationen» oder bist Feuer und Flamme für tausend andere Möglichkeiten, die ich gar nicht alle aufzählen kann. Du kannst immatrikuliert sein, bis dir Studiengebühren oder Zwangsexmatrikulation ins Haus winkt - das alles hat mit Philosophie nichts zu tun! Du kannst aber auch einfach von mir aus ohne Abitur an die Uni gehen und dich in Philosophievorlesungen setzen, dir Notizen machen und das für dich mitnehmen, was dich irgendwann brennend interessiert und du dich immer mehr und immer weiter mit der Materie beschäftigst. Du exzerpierst, machst Randbemerkungen, entwickelst Gedanken dazu und liest Sekundärliteratur oder andere Primärtexte, vertiefst dich in einzelne Kapitel oder Sätze oder verschlingst ganze Werke - das hat etwas mit Philosophie zu tun und ist zumindest erst einmal für dich fruchtbar, weil du dich ja dafür begeisterst. Studien- und Prüfungsordnungen sind nur wichtig, wenn du formale Qualifikationen erwerben willst, die dich im (bürgerlichen) Berufsleben weiterbringen. Das aber hat wiederum nichts mit fruchtbarer Annäherung an die Philosophie zu tun. Denk an das Ei des Columbus und durchbrich scheinbare Notwendigkeiten in Formalismen, die dich gefangen halten. Was steht am Eingangstor zum delphischen Orakel? Erkenne dich selbst! Ich paraphrasiere das etwas frei in einer Umdeutung: Entwickle ein Selbstbewusstsein, dass dich gegen Normen widerstandsfähig macht, dann trägt die Philosophie Früchte in dir und du hast dich ihr fruchtbar genähert.
Aber Dein Argument mit der Lebenshaltung, um die man sich ja auch zu kümmern hat, ist ja nicht einfach vom Tisch zu wischen. Welchen Weg du findest, kann eine philosophisch fruchtbare Entscheidung sein ;)

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Philomena @Phinaphilo kann sich Meister Otto als den neuen Leiter der Psycho-Villa vorstellen, aber der Autor hat andere Pläne - das ist gewiss. Zu allem anderen muss gesagt werden. Die Wahrheit ist nur ein Versuch, Welt und Leben eine Aussagenform zu geben, die für etwas Sicherheit sorgt. SOKRATES-

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Folge 414: «Du hast mir in meiner Welt gerade noch gefehlt!», rief Nadia. Sie waren schon von der Landstraße auf den Waldweg abgebogen und schon einige Minuten gegangen; Nadia war noch ein bißchen beim Hilfskommissar hängengeblieben mit ihren Gedanken. Ein Wichtigtuer und Angeber, aber auch einer, der ein starkes Vorbild für sich brauchte, eine Leitfigur, einen Leithammel – so schätzte sie ihn ein. Aber dann mal eine spontane Zeugenbefragung durchführen, weil der Polizei ein Häftling entflohen war. So jedenfalls war es gemeldet worden über Polizeifunk. Ob aber alles stimmte, was so über Polizeifunk kam, wusste man ja auch nicht genau. Es musste ungefähr die gleiche Zeit sein, als der Landvermesser sein Meßgerät auf dem Stativ abstellte, die Beine des Stativs aufklappte und sein Meßgerät aufzubauen begann. Dabei erklärte er nebenbei, ohne genau zu wissen, ob Basti sich überhaupt dafür interessierte, dass es wichtig sei, das Gerät zum Vermessungspunkt lotgenau auszurichten. Und wenn das Gerät eingestellt sei, man nicht an den Beinen rütteln dürfe. Er wolle nun die geodätischen Daten des Sees, auf dem die Seeräuber schipperten, Reden hielten und Lieder sangen, erfassen und die Flächengröße des Sees bestimmen. Mit den genauen Koordinaten versehen könne er den See dann in seine Landkarte vom Hattinger Wald einzeichnen, wenn er wieder in seinem Hotel wäre, wo er sich ein provisorisches Büro eingerichtet hatte. Basti ließ ihn erzählen, warum sollte er auch nicht alles schön erklären, was ihm so vorschwebte. Parallel dazu spazierten der Radfahrer und Nadia auf dem Waldweg Richtung Parranoia-Villa, die eine neue Leiterin bekommen sollte, wie es im Ministerium bestimmt worden war. Fachkundiges Lesepublikum müsste nun ein Fragezeichen im Kopf haben: Warum wurde die Leitung eines psychiatrischen Sanatoriums vom Innenministerium bestimmt. Diese Frage zu stellen, setzt eine gewisse Fachkunde tatsächlich voraus, sie zu beantworten aber geht über Fachkunde in Richtung geheimes Wissen hinaus. Katja Hardenberg, die hohe Beamtin im Ministerium, die Dame im gehobenen Dienst und ehemalige Ehefrau des etwas taugenichtsigen Detektivs Niklas Hardenberg, wusste um die Antwort, auch wenn der Ausdruck „eingeweiht in das Geheimnis“ nicht ganz zutraf, worüber auch hier erst einmal Schweigen bewahrt werden muss! Nicht dass dem Autor an dieser Stelle der Angstschweiß auf der Stirn perlt, aber er ist sich der Gefahr bewusst, die zu früh ausgeplauderte Geheimnisse mit sich bringen. Bleiben wir bei Nadia und dem Radfahrer und lassen die Geheimnisse Geheimnisse sein! Nadia, das schwarze Schneewittchen, schrie nicht umsonst den Ruf „Du hast mir in meiner Welt gerade noch gefehlt!“ in die Welt hinaus. Denn sie noch mit den Gedanken bei Oberländer, lenkte der Radfahrer ihre Aufmerksamkeit auf sich, indem er sich aufs Fahrrad schwang und losfuhr. Sie hätte überrascht sein können über den abschiedslosen Weggang, aber der Radfahrer hatte nur Anlauf genommen und hob mit dem Fahrrad ab.

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Ich finde es lustig wie du die Motivation hast einen Roman über 400 folgen zu schreiben aber sich dein drittklassiges geschwätz kaum ein Mensch durchlesen tut 😂

durchliest, heißt das, Dummerchen. Und die Klasse kannst du in deiner Klasse gar nicht beurteilen.
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eigentlich wollte ich dir recht geben und doxographisches wissen ist in wissenschaftlichen arbeiten halt verpöhnt, nur andere meinungen wiedergeben bringt halt keinen fortschritt und damit fällt man in der uni auf die nase. was du in meine antwort hineininterpretierst ist deine sache und nicht meine

Hinein- und herausinterpretieren - ja, das ist ein sehr schönes Beispiel für ein Mißverständnis scheinbar. Für meine Hineininterpretationen muss und möchte ich mich natürlich bei dir entschuldigen. Oben finde ich den Ausdruck "doxographisches Wissen" treffend gebraucht, allein der Aussage, sie sei in "wissenschaftlichen Arbeiten verpönt" kann ich nicht zustimmen. Natürlich soll die Wiedergabe der Quellen allein nicht zu oberflächlich und vordergründig und überwiegend ausfallen, aber wir reden aneinander vorbei, wenn ich versuche auf die Frage einzugehen, wie man sich fruchtbar der Philosophe nähern könne, wenn der Weg nicht über die Universität führen soll und du von der Praxis der durch Noten sanktionierten Form der Pro- und Hauptseminarsarbeiten erzählst. Ich würde dich bitten, deine Begriffe von "wissenschaftlichem Fortschritt" und der "Wissenschaftlichkeit" überhaupt im Zusammenhang mit der Philosophie noch einmal kritisch zu überprüfen.
Zu der Formulierung, was nun wessen Sache sei: Natürlich ist es unser beider Sache, was wir an Interpretationsfläche dem/der anderen darbieten, wenn wir miteinander kommunizieren wollen. Und die Tatsache, dass wir uns hier schreiben, ist für mich eine Äußerung des Kommunikationswillens. Wir können nicht auf der einen Seite von Weisheit, Kultur des Denkens. Philosophie und Kreativität sprechen und auf der anderen Seite subjektivistischer Willkür das Wort reden. Auch in der Interpretation getätigter Aussagen geht es um Verständigung, was Mißverständnisse einschließt. Aber wo man sich mißverstehen kann, kann man sich auch richtig verstehen. Ich habe deine Formulierung "keiner will doxographisches wissen von dir lesen/hören (egal ob student*in oder nicht)" auf mich bezogen. Du hast es aber anders gemeint, scheinbar: niemand an der Uni ist an doxographischem Wissen allein/ausschließlich interessiert. Um die Qualität jedweder Diskussion bemüht, sollten wir unsere Sätze so unmißverständlich wie möglich formulieren. Mein Fehler war, dass ich gemeint habe, du würdest meine Ausführungen zu der Frage als "doxographisch" bezeichnen, und das traf ja nun wirklich nicht zu. Was aber die universitäre Philosophie einem genau abverlangt und wie damit ein wissenschaftlicher Fortschritt verbunden sein soll, haben wir noch gar nicht wirklich expliziert.
In meiner ersten Antwort versuchte ich erst einmal philosophische Inhalte von studientechnischen und abschlussorientierten Strukturen der Studien- und Prüfungsordnungen zu trennen. Die philosophischen Inhalte, die an der Universität angesammelt sind und bearbeitet werden, finde ich wichtig und rate niemanden ab, sich damit zu beschäftigen, ich rate lediglich aber umso vehementer davon ab, sich am Gängelband von Studien- und Prüfungsordnungen an der Nase herumführen zu lassen.
Sowohl die Ausgangsfrage als auch deine Bemerkungen haben mich jedenfalls sehr motiviert, wofür ich euch sehr zu Dank verpflichtet bin.

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+2 answers in: “Wie kann man sich fruchtbar der Philosophie nähern? Von einem universitären Studium rätst du ja intensiv ab.”

kurz: keiner will doxographisches wissen von dir lesen/hören (egal ob student*in oder nicht) und in der uni gibt man dir nur werkzeuge an die hand, in klausuren/hausarbeiten/mündl. prüfungen verlangt man eigene gedanken. philo studieren KANN das erfüllendste sein, wenn man nicht nur auswendig lernt

suessezitrone’s Profile Photoju
Kleiner Systemverteidiger ;) Möchte dich Affirmator nennen. Habe ich deinen Nerv getroffen? Auf Genderkorrektes achtest du und wähnst dich schon auf der richtigen Seite. Schon der Form nach ist deine Aussage etwas dümmlich: was keiner will, kannst du gar nicht wissen. Also bescheide dich! Wenn du nict lesen willst, lass es! Achte schön auf die richtige Verwendung der dir fremden Wörter: mit «doxographisches wissen», liegst du in der Kategorisierung meiner Antwort falsch! Du wirst bestimmt mal ein braver Staatsdiener im Schuldienst und wirst dich für einen werweißwie fortschrittlichen Lehrer halten. Absolviere deine Prüfungen und glaube, eigenständig zu denken, wenn du magst - von deiner Sorte habe ich schon viele verbeamtet gesehen. Wenn dich das Philosophiestudium nach Studien- und Prüfungsordnung erfüllt aber du nicht einmal in der Lage bist, meine Sätze richtig zu lesen: «gehe zur Uni, gehe einfach in Vorlesungen und Seminare, besorge dir einfach das kommentierte Vorlesungsverzeichnis, rede mit den Fachschaftern und Dozenten, ohne eingeschrieben zu sein. Erfülle nicht die Studienordnung, sondern benutze sie als Kompass für DICH» bist du auf jeden Fall auf dem richtigen Weg für dich, du freiwilliger Sklave der bourgeoisen Ordnung!
Ich weiß, ich weiß, ich soll auf junge Leute nicht so wüst eindreschen. Aber wie sonst soll man Weizen von der Spreu trennen?
«Doxographie oder -grafie (von griechisch δόξα dóxa, deutsch ‚Meinung, Ansicht', und -graphie) bezeichnet allgemein die Darstellung der Lehren von Philosophen in philosophiegeschichtlichen Werken oder philosophiegeschichtlichen Teilen sonstiger Werke.» Wikipedia ;)

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+2 answers in: “Wie kann man sich fruchtbar der Philosophie nähern? Von einem universitären Studium rätst du ja intensiv ab.”

Wie kann man sich fruchtbar der Philosophie nähern? Von einem universitären Studium rätst du ja intensiv ab.

StadtderNebel’s Profile PhotoMel Whatever
Oh, nein, das ist leider ein Mißverständnis, was an mir liegt. Ich habe mich zu sehr polemisch gegen die universitäre Philosophie geäußert. Das darf nun nicht als Abraten verstanden werden. Das ist mir sehr wichtig. Die universitäre Philosophie ist wie das Materiallager einer Fabrik oder der Fundus eines Theaters oder die Fundgrube eines Künstlers. Die Kreativität wirst du dort nicht finden, du musst das in dir suchen und entwickeln und dann macht es sehr viel Sinn, dass du einen Fundus hast, aus dem du schöpfen kannst. Ich polemisiere so heftig gegen die universitäre Philosophie, weil sie in ihrer Arroganz, Philosophen auszubilden, Verrat an der Philosophie begeht. Die Kultur des Denkens wird in bürokratischer Dekadenz erstickt. Löse dich von den Ketten der Studienordnung, höre dir Vorlesungen an, nehme aufmerksam das kommentierte Vorlesungsverzeichnis zur Kenntnis und stelle dich auch hier und da, wo du es für sinnvoll erachtest, einigen Aufgaben in Hausarbeiten schreiben. Davon ist dir nicht abzuraten. Das wäre ein fataler Fehler. Aber bleibe dir und deiner Intuition treu, werde nicht zum Nachbeter von abgepackten Theoremen und Philosophemen, halte dich von der formalisierten Philosophasterei fern. Konzentriere dich auf die Texte und Textabschnitte, die du wirklich liest und exzerpierst und versuche nicht, dich im typisch universitären Diskurs der Phrasendrescherei hinzugeben: «Aber in seinem Hauptwerk im Kapitel Blabla auf Seite Schießmichtot hat der Philosoph dies und jenes geschrieben... blablabla» Alles Blendwerk wider die Kultur des Denkens! Eine gute Kenntnis in Philosophiegeschichte, die Kenntnis einzelner Schulen und Texte, einzelner Termini und deren Funktion im Denksystem kann dir nicht schaden. Vergiftet wirst du erst durch den Diskurs der Philosophaster, die als Blender agieren. Von dort kann man sich übrigens auch sehr schnell in Depression stürzen, weil man sich heuristisch in Aporien verrennt und plötzlich das Gefühl bekommt, gar nichts mehr formulieren zu können, weil es zu allem und jedem ein Gegenargument zu geben scheint. Nicht nur du kannst andere im Blendwerk blenden, du wirst ja auch von anderen geblendet und schon versinkst du in Selbstzweifeln, ob du dies und jenes überhaupt «richtig» verstanden hast. Davor möchte ich dich warnen, denn nur ein kreativer Geist, der sich angstfrei entwickelt ist schön für das Leben und die Kultur des Denkens.
Das Ganze fängt schon damit an, dass du meinst, dich erst offiziell für ein Studium einschreiben zu müssen, um das Studium aufzunehmen. Versuche mal gegen diese Institutionsgläubigkeit zu handeln: gehe zur Uni, gehe einfach in Vorlesungen und Seminare, besorge dir einfach das kommentierte Vorlesungsverzeichnis, rede mit den Fachschaftern und Dozenten, ohne eingeschrieben zu sein. Erfülle nicht die Studienordnung, sondern benutze sie als Kompass für DICH. Dann bist du in der Universitas der Universität ;)

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Dir ist bestimmt aufgefallen, dass die Menschen versuchen, ihren Geist zu verbessern, So viel wissen wie möglich anzusammeln, aber sich fast nie um die Kultur des Denkens scheren. Sie versuchen, logisch zu argumentieren, aber kümmern sich nicht darum, richtig zu denken. Stimmst du zu?

«Die Kultur des Denkens» - was für ein schöner Ausdruck, ein faszinierender Begriff. Ich möchte ihn auf die Paraphrasierung der Philosophie anwenden: Die Philosophie ist die «Kultur des Denkens», aber nicht jene, die die Schriftgelehrten an Universitäten lernen und lehren. Die universitäre Philosophie (ich würde sie nicht «akademisch» nennen, um den Begriff «akademisch» nicht zu beschmutzen), die universitäre Philosophie oder noch deutlicher und noch verächtlicher. die HOCHSCHULPHILOSOPHIE IST ZU 99,9% Philosophiegeschichte anhand Primär- und Sekundärliteratur. Das ist die traurige und dekadente Entwicklung der Philosophie, die zu akademischen Graden und Würden führt, was an sich schon dem Begriff des «Akademischen» Hohn spricht. Dagegen führst du nun, wie von magischer Zauberhand geführt, die Wendung «Kultur des Denkens» ein. Meine Anerkennung und mein Dank dafür! Chapeau!
Allerdings kann ich nun wirklich nicht behaupten, dass mir aufgefallen sein soll, dass Menschen versuchen «ihren Geist zu verbessern». Ach ja? Wann und wo soll das denn der Fall sein? Der Mensch im Medienzeitalter saugt Bilder, Nachrichten, Informationen in sich ein, scheint über das ganze Weltgeschehen Bescheid zu wissen oder lebt zumindest in diesem Gefühl vollkommen berauscht und zu keinem wahren Gedanken fähig, sammelt Wissen über einige enge Fachbereiche, weil er es irgendwie nutzen und als Kapital einsetzen kann, wendet hier und da mit seinem Geist Machteffekte an und ansonsten ist er ohnmächtig wie bewusstlos. In der Selbstoptimierung findet hier und da ein Gedächtnistraining seinen Platz und das war's! «Geist verbessern» habe ich noch nirgends entdeckt - nicht mal an mir selbst ;)
Ich finde es neben deiner Einführung der Wendung «Kultur des Denkens» äußerst bemerkenswert und anerkennenswert, dass du zwischen logischer Argumentation und «richtigem» Denken unterscheidest. Auch dafür Respekt! Diesen deinen Wendungen und Differenzierungen stimme ich zu.
Gemeinsam mit dir würde ich sehr gerne «richtiges Denken» inhaltlich bestimmen. Logische Folgerichtigkeit (nehmen wir den Begriff der «Argumentation» mal aus) allein macht «richtiges Denken» keineswegs aus. Wobei das Wort «richtig» hier nicht in die Irre führen soll: es meint nicht, Folgerichtigkeit und Wahrheit im Sinne von Übereinstimmung der Aussage mit der Wirklichkeit. Ein banales Beispiel hierfür liegt direkt vor uns: «Dieser Text ist von Uri Bülbül als Antwort auf eine ask.fm-Frage geschrieben, also ist Uri Bülbül der Autor dieses Textes». Ja, so ist es: wahr und folgerichtig und doch hat das nichts mit richtigem Denken zu tun! Denn richtiges Denken kann nur dort stattfinden, wo es voll in die Sensibilität der Sinnenwelt eingebettet ist. Die Kultur des Denkens muss also aus dem Denken hinausweisen! So viel Leben aber erlaubt diese Gesellschaft nicht, die nur auf Schein begründet funktioniert.

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Dir ist bestimmt aufgefallen dass die Menschen versuchen ihren Geist zu
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Was macht einen Menschen in Deinen Augen schön? Wie definierst Du Schönheit? Was findest Du an Dir schön? Sag nicht es gäbe da nichts. Da gibt es bestimmt etwas. Grüßle

Schönheit ist für mich eine Harmonie der Erscheinung in allen Punkten: natürlich gehört das Äußere dazu, aber auch die Seele, die den Menschen bewegen lässt, reagieren und agieren, lächeln, lachen oder weinen, den Stirn in die Falten legen und und und. All das zusammengenommen kann Schönheit ausmachen. Seelenlos gibt es keine Schönheit. Vielleicht macht mich meine Leidenschaftlichkeit schön, meine Freundlichkeit, aber auch die Wut, obwohl meine Herzallerliebste sagt, sie fände meine Wut, die in Abgrenzung und Abstand zu ihr geht, hässlich, da möge sie mich gar nicht ansehen. Verzweiflung jedenfalls und der wütende Rückzug machen mich hässlich. Mein leidenschaftliches Engagement und meine Verträumtheit vielleicht schön. Ich empfinde in letzter Zeit die hässlichen Momente in meiner Persönlichkeit und in meinem Verhalten deutlich als hässlich und mag mich dann selbst nicht. Vielleicht ist aber die Fähigkeit, das wahrnehmen zu können, ein Moment meiner schönen Seite.

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Lässt du ein Buch über dich schreiben? Dein Leben klingt spannend. Ich lese gerne auf deiner Seite, um mich zu unterhalten und zu freuen, dass die Welt wohl auch schön und lebenswert ist.

Ich denke eigentlich immer daran, Bücher üner das Leben anderer Menschen zu schreiben und nun wird diese Frage an mich herangetragen wie an einen Veteranen der Kulturarbeit. Ja, ich komme ja auch in die Jahre, das wird mir bewusst, ist mir bewusst und ist mir auch ganz schön beunruhigend. Aber ich muss auch sagen, dass mir das sehr schmeichelt, wenn Du ein Buch über mich schreiben wolltest. Ich beauftrage aber niemand hierfür. Wer meint, über mich schreiben zu wollen, soll es ungehindert tun.
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Nach der 400. Folge kann ich getrost feststellen, dass ein ganzer SOKRATES-Roman-Kosmos von Figuren und Charakteren entstanden ist. Und in der Konstellation Basti und der magische Hattinger Wald entsteht dort eine Freundschaft zwischen einem sehr ungleichen Paar. SOKRATES Folge 413:

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«Ja, ja, nix Moschee, nix Moschee», erwiderte der Landvermesser, «ich suche nix Moschee, nix beten, nix Moschee! Was ist das? Guck! Guck!» Er zeigte wieder auf seine Uhr. «Ja, sag‘ ich doch! Jetzt ist es fünfzehn Minuten früher als vorher. Aber verlass dich nicht darauf: wir werden hier nicht jünger!» «Wir werden nicht jünger?», fragte der Landvermesser und folgerte, ohne es ganz ernst zu meinen: «Dann werden wir nicht zu Babys?» «Nein, ich glaube nicht», sagte Basti im ruhigen Ton. Der Landvermesser grinste: «Hihi – du Glaube? Du Moschee? Oder Kirche? Oder Tempel? Oder Synagoge?» Basti überlegte, plötzlich fragte er sich, ob es nicht im Hattinger Wald nicht doch irgendwo ein religiöses Haus oder dessen Ruinen gab. Er kannte die Häuser an den Ecken des Bassins und Viktors schiefe Hütte, auf mehr war er bisher nicht gestoßen, aber das wollte nichts heißen. «Was du überlegen?», fragte der Landvermesser und Basti antwortete ehrlich und direkt: «Wir werden nicht zu Babys, aber ich werde manchmal zu einem rosa Delphin». «Oh! Rosa Delphin – so, so!» Basti konnte nicht ganz genau einschätzen, ob der Mann ihn veralberte und ihm keinen Glauben schenkte oder ob er tatsächlich ernsthaft überlegte, wie das gehen sollte und was Basti ihm damit sagen wollte. Jedenfalls fragte der Landvermesser: «Wann?» Und blieb dabei durchaus ernst. «Das geht nicht nach der Uhrzeit. Manchmal! Ich verwandle mich manchmal in einen rosa Delphin. Meine Mama heißt Ophelia und lebt dort draußen im Wasser, aber sie ist blau. Nur ich bin ein rosa Delphin und auch ein Mensch, wie du sehen kannst.» Der Landvermesser überlegte kurz und sagte: «Wenn du dich verwandelst, will ich es sehen. Verstehst du: gucke, gucke!» «Ja, wenn du müde bist und schläfst, kannst du mich in deinem Traum sehen. Ich bringe auch meine Mama mit.» «Gut, aber wenn ich schlafe träume ich nicht. Ich schlafe einfach und fertig. Und Kollegen sagen: ich schnarche! Kann sein, aber träume? Nein, nein!» «Woher wissen deine Kollegen, dass du schnarchst? Schläfst du bei der Arbeit?», fragte Basti interessiert. «Nein, nein, nicht bei der Arbeit. Ich mit Kollegen auf Montage wochenlang und dann immer teilen zwei, drei ein Zimmer, verstehst du?» Ja, das war nicht schwer zu verstehen. Basti nickte. In diesem Moment schlug das Gegröle der Seeräuber ihnen sehr deutlich entgegen, so dass sie ihre Worte deutlich verstehen konnten: «Wir wollen kein Unrecht erdulden dulden, keine Ungerechtigkeit, nicht der Bürokraten Selbstherrlichkeit, nicht der Krämer Geiz und Gier. Freie Menschen wollen wir sein und teilen gern unser Lohn und Brot mit anderen Menschen frei, die nicht der anderen Kraft und Zeit stehlen. Krämerei ist uns ein Graus, Habgier und Sklaverei. Freiheit ist für alle, niemand ist des anderen Untertan.» «Oh, oh, oh!», machte der Landvermesser, wog mit aufgeblasenen Backen den Kopf seitlich hin und her, als wäre er mächtig beeindruckt vom Gesang der Seeräuber. «Nix Untertan! Sehr gut!», sagte er, sein Messgerät abstellend.

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Kann Poststrukturalismus unter der Postmoderne subsumiert werden?

Ich würde «Poststrukturalismus» als einen, wenn auch etwas unglücklich gewählten Methodenbegriff der Kultur- und Gesellschaftswissenschaften bezeichnen. Die «Postmoderne» ist ein nicht weniger unglücklicher Epochenbegriff. Der Poststrukturalismus entsteht, wenn man die Begriffe so versteht, u.a. als Methode der Postmoderne. Die Vorsilbe «post» macht beide Begriffe zu sehr abhängig von dem, wonach sie kommen sollen. Einerseits kann ich das, wenn ich dialektisch-linear denke, nachvollziehen. Mit «dialektisch-linear» meine ich einen Entwicklungsbegriff, der zwar Bewegung und Entwicklung aus dem Kampf der Gegensätze ableitet, der aber zugleich eben wie eine steigende Linie verläuft, da es ja angeblich eine Entwicklung vom Niederen zum Höheren gibt. Und da kann die Vorsilbe «post» dem Bezeichneten höhere Weihen verleihen. Der Poststrukturalismus ist etwas Besseres als der Strukturalismus, hat dessen Fehler und Mängel aufgehoben und steht auf einer höheren Stufe, ist die dialektische Aufhebung des Strukturalismus. Und ebenso die Postmoderne die höhere Aufhebung der Moderne. Ich denke, wir sollten dieses Denkmodell abstreifen und zu konkreten Betrachtungen der Phänomene kommen - sowohl historisch-epochenkundlich als auch im Methodendenken. Der Poststrukturalismus wird auf jeden Fall nicht das essenzielle Merkmal der postmodernen Epoche sein! Mehrwertige Logik, Aufhebung der Dualismen, nicht binäres baumhierarchisches, sondern rhizomatisches Denken mit einer Vielzahl von Verästelungen (ich vermeide das Wort VerZWEIgung) an einem Knotenpunkt, Netzwerke und Synergien, nicht Monokausalität wie in der Mechanik, sondern vielfache Interdependenzen, die als Eigenschaften des postmodernen Denkens gelten sollten, können diese Epoche besser kennzeichnen, wenn das klassische, mechanistische Denken nicht zu übermächtig wäre - da hilft auch die Vorsilbe «post» nicht als Befreiungsschlag. Diese Eigenschaften könnte man methodisch auch als «Poststrukturalismus» bezeichnen, wenn man den binären Zerfall im Erklärungsmuster in generierende Strukturen in der Tiefe und generierte Phänomene auf der Oberfläche (Matrix-Welt) hinnehmen möchte. Es sind ja nur hypothetische Hilfskonstrukte, heuristische wie hermeneutische Hilfsmittelchen, die man mal einnehmen Kann, wenn man Zahnschmerzen oder eine Erkältung hat. Was aber wirklich begriffen werden muss, ist, dass die Welt und darin auch wir selbst begrifflich-rational nicht zu erfassen sind. Es ist wie der Versuch, unter dem Regenbogen hindurchzulaufen. Es ist ein nettes Spiel, kann aber zu nichts Wirklichem führen. Als marxistischer Pseudogroßinquisitor hätte ich meine Ausführungen hier früher mit knapp 30 Jahren als bürgerlich-subjektivistischen Idealismus verdammt. Damals war die wahre Religion die wissenschaftliche Weltanschaunung des Marxismus-Leninismus in Zentralverwaltung Moskaus. Irgendwann prägte ich noch Mitglied der KP den Spruch: Ich bin kein Marxist, kann selber denken! Heute bin ich quasi ein Sokratiker ;)

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Der Herbst naht langsam. Kannst du dieser Jahreszeit etwas abgewinnen? Wenn ja, was gefällt dir besonders? Wenn nein, was stört dich an der Jahreszeit und welche magst du lieber?

In der Tat, in drei Wochen steht die Sommersonnenwende bevor, die Tage werden kürzer, bald geht der Sommer zu Ende. Ich betrachte im Garten die Bäume, die gerade voll im Saft stehen und überlege mir schon, wie der Herbstschnitt sein wird. So schnell vergeht die Zeit - ich muss den Gartenmüll aus dem vergangenen Herbst nun endlich loswerden.
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Für wen schreibst du?

Was ich nicht selbst essen würde, böte ich auch sonst niemandem an, bis auf Futter aus der Dose für meinen vierbeinigen Freund, aber er bekommt weiß Gott nicht nur Dosen- oder Trockenfutter. Gestern haben wir uns Lamm geteilt. Und so manch einen Abend verspeisen wir Steaks, er ganz ohne Messer und Gabel, so ein 300g Steak verschwindet nach etwas Weichkauen in einem Haps. So mute ich auch meinen Leserinnen und Lesern nichts zu, was ich nicht selbst gern lesen würde und natürlich gibt es unterschiedliche Geschmäcker. Literatur ist eine sehr unaufdringliche Kunstform im Gegensatz zur Musik zum Beispiel, man kann sich dem Hören nicht entziehen, wenn man es nicht mag. Lesen ist ein aktiver Prozess und man kann so lesen, wie man mag und sofort aufhören, wenn man nicht mag. Das erleichtert mir das Schreiben für mich, ich denke mir, ich würde das alles sehr gerne lesen und wer es anders sieht, kann es sein lassen. Genau diese Freiheit ist mir sehr wichtig. Ich schreibe nach eigenem Gusto und wer es nicht mag, soll es bitte nicht lesen und schon gar nicht lesen müssen, zum Beispiel als Schullektüre. Stelle mir vor: Eines Tages ist der SOKRATES-ROMAN Schullektüre - das ist für mich eine Horrorvorstellung. Generationen von Schülerinnen und Schülern müssen diesen Roman lesen, weil darüber eine Klassenarbeit geschrieben wird, in welchen Folgen verarbeitet der Autor seine Erinnerungen an seinen verstorbenen Vater? Ist das nicht furchtbar? Liebe Schülerinnen und Schüler späterer Generationen, es tut mir Leid, diesen Roman geschrieben zu haben, so etwas wollte ich euch niemals antun! Aber seht bitte, dass nicht ich euch quäle, sondern das elende und niemals reformierbare Schulsystem. Wahrscheinlich wird genau diese ask-Antwort verlorengehen und in keiner Werkausgabe auftauchen und die armen Kinder werden mich verfluchen. Wahrscheinlich aber kommt es ganz anders, niemand wird Notiz von mir und meiner Literatur nehmen, alle werden zwar nicht vom System aber doch von mir verschont bleiben und ich werde Gott sei Dank wenigstens für mich geschrieben haben. So habe ich zu Lebzeiten Spaß und das Schreiben ist nicht umsonst. Wenn ich aber anderen eine Freude machen kann, ist das Schreiben umso schöner, so habe ich Spaß und der eine oder andere ebenfalls. Nun werde ich mich einer anderen Frage zuwenden, die theoretischer, um nicht zu sagen rationalistischer Natur zu sein scheint, ob denn der Poststrukturalismus der Postmoderne subsumiert werden könne. Ich hatte einen Professor in der Filmwissenschaft, der auf solche Fragen von mir diese und zwar nur diese Antwort gab: "wenn Ihnen das was bringt!" Ich mochte ihn sehr und habe, als ich von seinem Tode erfuhr in der Cafeteria der Uni geweint. In meinen Erinnerungen lebt er weiter und ich frage mich, warum er noch keinen Eingang in den SOKRATES-Roman gefunden hat.

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Nun verschließen wir uns nicht in der Gedankenkammer, sondern öffnen wir uns genau jener Welt, die die Analysis als Funktion der gebrochen rationalen Art beschreibt. Schauen wir mutig in jenen Bereich, den sie mathematisch "die Unendlichkeitsstelle" nennt - SOKRATES Folge 412:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Dieser Schritt war dann reine Formsache; in der Bezirksregierung landeten hunderte von solchen Fällen und wurden pauschal mit einer Genehmigung abgefertigt und damit die Schicksale vieler Jugendlichen vorerst einmal besiegelt. So war auch Ben @Gedankenkammer kurz davor in den Mühlen der Bürokratie zermahlen zu werden, da erregte Bens Fall das Interesse der Frau vom Amt. Lassen wir sie namenlos, lassen wir sie ohne Gesicht und Biographie, eine Frau vom Amt eben aber nicht eine Frau von Amts Wegen. Viele andere hatten Disziplinarprobleme, schwänzten die Schule, weigerten sich manchmal sogar gänzlich, die Schule zu besuchen, waren schon mehrmals straffällig geworden, die häufigsten Delikte waren Diebstahl, Körperverletzung, Hehlerei, Drogenbesitz oder Drogenhandel im kleineren Rahmen auf Schulhöfen. Dieser Fall aber lag gänzlich anders. Er hatte nichts mit Drogen, Banden- und Jugendkriminalität, Schulschwänzerei oder Schulverweigerung zu tun, da galt ein Schüler als psychisch gestört und war auffällig geworden durch mehrfache üble Nachrede und die Behauptung, er habe Visionen und könne mit Geistern verstorbener Menschen kommunizieren. Die meisten Beamten hätten gedacht, dass in diesem Fall die Psychiatrie der zutreffendste Ort für diese Person sei. Ganz zweifelsfrei. Ob ein krimineller Schulverweigerer in die Klapse gehörte, konnte man bezweifeln, ein selbsternannter Geisterseher mit Visionen gehörte ganz ohne Zweifel in die Klapse - so dachten die meisten Beamten im Jugendamt und in der Schulbehörde, so aber nicht diese unsere Frau vom Amt, der wir Gesicht und Biographie verweigern. Warum eigentlich? Diese Sachbearbeiterin aber, der Bens Akte vorlag, griff zum Telefon, nachdem sie alles sorgfältig gelesen hatte: «Maja, ich glaube, ich habe da etwas für euer Sanatorium.»
Der Wind trug die Gesänge oder besser gesagt das Gegröle der Seeräuber auf dem Schiff bis zu Basti und dem Landvermesser. Die beiden standen am Ufer und sahen auf den See hinaus. «Kennst du dich hier gut aus?», fragte der Landvermesser. Basti musste etwas lachen. «Vielleicht, weiß nicht genau», sagte er. Der Landvermesser polterte ein bisschen, ohne aber seine Freundlichkeit dabei zu verlieren. Man konnte ihm seine polterige und etwas laute Art zu reden, überhaupt nicht übel nehmen. Vielmehr wirkte das eher belustigend. «Was? Was? Vielleicht, nix genau? Weiß nicht? Was ist das?» Basti fand etwas Kindliches in der Art des Landvermessers. «Ja, genau: nix genau!», antwortete er, um den Landvermesser etwas zu necken, fügte dann hinzu: «ich weiß nicht, was du unter gut auskennen verstehst! Suchst du etwas Bestimmtes im Wald? Dann kann ich dir wahrscheinlich nicht helfen, denn hier gibt es nichts Bestimmtes. Schau auf deine Uhr, wenn du mir nicht glaubst. Mal geht sie vorwärts, mal rückwärts und dann wieder vorwärts.» Der Landvermesser sah auf seine Uhr und da war wieder sein Allah, Allah. "Hier im Wald nix Moschee!", scherzte Basti.

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Söder ist:

ChamPati’s Profile PhotoChamPati
Das Produkt eines politischen Inzests nach bayerischer Manier - die Welt ein Dorf und in diesem Dorf gibt es Dorftrottel und Kinder, die dem Pfarrer ähneln und hoffentlich ist er der zukünftige Bundeskanzler - diese Republik hat nichts Besseres verdient.
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Der klassische magische Gegenstand im Fantasy ist das Schwert. Wahrscheinlich geht dieser Gegenstand auf Excalibur zurück. Was wäre deiner Meinung nach mal ein ausgefallener magischer Gegengenstand und was müsste er bewirken?

simonalein_’s Profile PhotoSimona ⁽⁽⁽i⁾⁾⁾
Der eigentlich magische Gegenstand neben dem Schwert und dem Schwert eigentlich auf eine metaphorische Weise anverwandt ist das Wort. Man sagt ja manchmal auch, das Wort sei eine Waffe - politisch, gesellschaftlich - die Hand, die das Schwert führt, ist vom Wort, von einer sie beflügelnden und vom Wort getragenen Idee, geführt. Daher würde ich das Buch als das gegenständliche Medium des Wortes für den magischen Gegenstand halten, von dem die wahre Zauberkraft ausgeht. Ausgefallen ist dieser Gedanke aber nicht. Das Buch als magischer Gegenstand ist also nicht sehr originell. Mit Büchern, Wörtern, Ideen verwandt fiele mir als magischer Gegenstand ein Fotoapparat ein: eine Polaroidkamera, mit der du eine Situation, eine Szenerie fotografierst, das Bild, aber das aus der Kamera kommt und vor deinen Augen sich entwickelt, zeigt dir, nach eigenem Gutdünken, wie es mal früher in diesem fotografierten Viereck war oder wie es in einiger und manchmal sogar in einer kurzen Zeit hier sein wird. Du fotografierst also mit der magischen Polaroidkamera, ohne, dass du es willentlich steuern kannst, in die Zukunft oder Vergangenheit. Eigentlich könnte das doch als ein weiteres surreales Element mit dir gemeinsam als Simona @simonalein in den kafkASKen Fortsetzungsroman SOKRATES. Was meinst du dazu?
Du bist eine rasende Reporterin und im SOKRATES-Roman immer auf der Suche nach einer guten Story, hast eine Menge mehr oder minder kritischer Fragen zur Verbesserung der Welt; du fotografierst mit deiner magischen Polaroid und musst dann die Bilder deuten - manchmal ist das ein Kaffeesatzlesen, denn kein Foto dieser Art kann eindeutig und von sich aus sprechen. Es ist auf deinen guten verständigen interpretierenden Verstand angewiesen. Vergiss das Schwert - du als rasende Reporterin mit dieser magischen Polaroid bist die Fantasy-Figur schlechthin für mich. Wir müssen uns natürlich auch eine Backstory für dich überlegen: warum hat ausgerechnet dich das Universum auserwählt für den Umgang mit dieser Kamera? Wie bist du an sie gekommen? Und welche Abenteuer warten auf dich?

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Guckst du den FreeESC oder ARD? 🎉

ChamPati’s Profile PhotoChamPati
Ich nehme deine Frage mal zum Anlass auf meinen eigenen kleinen Film hinzuweisen, der in einem Monat nur 15 Aufrufe geschafft hat. Ich habe ihn mir heute noch einmal angesehen, als ich für das Hardenberg-Blog einen neuen Beitrag schrieb:
https://hardenberg-projekt.blogspot.com/2020/04/corona.html
Ich halte die Kurzversion des Hardenberg-Projekts für gelungen. Ich muss allen noch einmal sehr danken, die daran mitgewirkt haben. Dieser Film und der heutige Blogeintrag korrespondieren miteinander. So ist meine Art, Literatur zu machen - Literatur und Philosophie korrespondieren bei mir ebenfalls und ich habe Spaß am seriellen Erzählen gegen alle Regeln der Kunst des seriellen Erzählens. So hat es SOKRATES - der kafkASKe Fortsetzungsroman schon auf 412 Folgen gebracht und die nächsten 8 entstehen bis Ende des Monats und werden nach und nach hier veröffentlicht.
Soweit in eigener Sache. Nun zu deiner Frage: Ich habe überhaupt keinen Fernseher und schaue kein Fernsehen.
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'Kunst'. Ich kann mich an meine Kindheit erinnern, da hatten wir auch Kunst in der Wohnung. ..Also Kunsthonig. Der war bei allen sehr beliebt und es war eine Kunst! wenn man davon noch was abhaben wollte. ..Also ? MUSS Kunst süß und schön sein.

Nach Ihrer Definition von Kunst ist der türkische Honig genau das Richtige. Wenn Sie mal Museumsdirektor in Dresden werden sollten, schmeißen sie das Gerümpel dort raus und richten sie eingerahmte Honigecken mit türkischem Honig ein. Ich schreibe einpaar ganz zuckersüße Gedichte dazu und die reimen sich alle und Kasperle bezwingt das Krokodil bevor es verschlingt die Oma zum Mahle.
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Gibt es Musik/Musiker*innen die deine politischen Einstellungen oder politische Identität geprägt hat?

Ich würde eher denken, es gibt Musik und MusikerInnen, die mit meiner politischen Position und meinem ästhetischen Empfinden korrespondierten. Ich denke, politisches Bewusstsein und Musikästhetik hängen durchaus miteinander zusammen - eine ausdifferenzierte Ästhetik erfordert ein ausdifferenziertes Rezeptionspotential und schlichtes Denken reproduziert sich in Marschmusik, in Schlagern oder in großen Teilen der Popmusik. Aber auch Klassik ist nicht immer ein Garant für ausdifferenzierte Rezeptionsästhetik. Joseph Hayd, einiges von Mozart, die Klassik-Epoche sind so grenzwertig. Expressive ernste Musik oder russische Romantik, Bach oder atonale Musik sagen mir mehr zu. Hanns Eisler oder Arnold Schönberg gefallen mir und in der Folge politisch in die Nähe der Liedermachertradition und Lyrik gerückt Wolf Biermann. Aber es bleibt fraglich, ob die Henne erst da war oder das Ei: wurde mein politisches Bewusstsein von den genannten geprägt oder habe ich sie meiner Prägung entsprechend bevorzugt? Erst ab 2008 habe ich eine starke emotionale Affinität zu Oriental Jazz entwickelt; im Moment aber wende ich mich eher wieder davon ab - zu viele menschliche und künstlerische Enttäuschungen motivieren mich zu anderen Wegen.

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Ist Kunst systemrelevant? Teil 3...

Man kann von dieser Frage auf das nahe Verhältnis von Kunst und Kitsch schließen, da “Kitsch” ursprünglich mit Müll gleichbedeutend ist. Es haben sich aber Bedeutungsverschiebungen ergeben, so dass Kitsch eine andere Art von “Müll” darstellt, als eine Fett-Filz-Ecke im Museum. Es gibt die Behauptung, dass das Wort “Kunst” von “können” käme und dadurch auch eine besonders akribisch entwickelte Fähigkeit darstelle. Dazu passend der Spruch “Das ist keine Kunst, das kann doch jeder!” Kunst wäre demnach eine besondere Fähigkeit des Handelns. Es gibt auch Auffassungen, wonach Kunst schön sein müsse und schön sei, was gefallen finde. Und wenn etwas niemandem oder nur wenigen Leuten gefalle, sei es keine Kunst. Wiederum möchte manch ein anderer in der Kunst die eigene Realitätswahrnehmung wiedererkennen. Und wenn Kunst in seinen Augen “unrealistisch” wird, sei es dann auch keine Kunst. Manche verbinden Kunst direkt mit der Fähigkeit, andere Menschen zu unterhalten und wenn sie langweile, sei sie keine Kunst. In einigen dieser Auffassungen erkennen wir direkt den Einfluss zweckrationalen Denkens. Mechanisches, kapitalistisch-utilitaristisches sprich monetäres Denken, Konsumismus, Kommerz bilden eine Melange von Ideologemen, worin Kunstverständnis und die Kunst selbst untergehen.
Wir können nicht unser Denken und Leben in kapitalistisch präformierten Denkstrukturen und sozialen Machteffekten lassen, Statussymbole von Wohlstand und Wohlergehen für unser eigenes Streben verinnerlichen, bürgerliche Bildungsideale und darauf basierende Hierarchien für wahr halten und zugleich ein freiheitliches Kunstverständnis haben. Entweder es ändert sich alles oder es ist alles im Falschen ohne ein Richtiges. Wir können auch im Falschen nicht richtig leben - und “richtig” meint hier gewiss nicht “korrekt”, “konventionell” und sozial unanstößig, sondern “lebendig”! Was an der kapitalistischen Gesellschaft als Existenz geboten und realisierbar ist, ist nichts anderes als ein Sein zum Tode im Ausgebeutet- und Ausgenommensein! Dem Leben und dem eigenen Sein entfremdet, vom Leben abgeschnitten darf der Mensch lediglich selbst das Sein führen, was er auch seinen sogenannten Nutz- und Haustieren beschert: Käfighaltung, eine Überversorgung mit Antibiotika und Verfettung. In dieser Welt und in diesem System, das eine enge Verzahnung von politischem, wirtschaftlichem, gesellschaftlichem und kulturellem System darstellt, kann man nicht in freiheitlichem und vitalistischem Sinne sinnvoll von und über Kunst sprechen. Was “systemrelevant” ist, könnte ja im systemstützenden oder systemstürzenden Sinne “relevant” sein. In Tat und Wahrheit aber ist Kunst im Kapitalismus der Versuch, das Richtige im Falschen zu etablieren und zu leben.
Dazu passend:
https://youtu.be/t7xopR0xixMKlugdiarrhoe’s Video 162829018041 t7xopR0xixMKlugdiarrhoe’s Video 162829018041 t7xopR0xixM

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Klugdiarrhoe’s Video 162829018041 t7xopR0xixMKlugdiarrhoe’s Video 162829018041 t7xopR0xixM +1 answer in: “Ist Kunst systemrelevant?”

Ist Kunst systemrelevant?

Fruhlingspfutze’s Profile PhotoLebenstänzerin
Teil 2:
Ich kann z.B. einen Stuhl bauen, weil ich Schreiner bin und es zu meinem Beruf gehört, Stühle zu bauen, die ich dann verkaufe, um damit Geld zu verdienen. So befinden sich Stuhl und ich als Schreiner in einem wirtschaftlichen System und der Stuhl gehört dennoch auch zum System von Wohnen. Wenn ich als Schreiner für jemand anderen arbeiten würde, der mich gegen einen Lohn Stühle bauen lässt, die er dann zu einem weit höheren Preis verkauft, als er an Material- und Lohnkosten hatte, befände ich mich in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem. Systeme definieren sich über Zwecke und Funktionalitäten. Ein kaputter Reifen erfüllt seinen Zweck nicht an einem Fahrrad oder Auto und muss gegen einen funktionstüchtigen ausgetauscht oder repariert werden. Aber der kaputte Reifen eines Rennwagens, dessen Fahrer deswegen verunglückt und gestorben ist, in einem Museum, befindet sich in einem anderen System.
Also gibt es Systeme, deren Funktionszusammenhänge nicht in monokausaler Linearität stehen: Werkzeuge sind ein Gegenbeispiel: sie sollen einen ganz bestimmten Zweck erfüllen: Schraubenzieher und Schrauben, Schraubenschlüssel und Schraubenmuttern, Hammer und Nagel - die Funktionszusammenhänge sind monokausal zuzuordnen. Wirtschaftliche Zusammenhänge lockern diese Zusammenhänge auf, bis zu dem Punkt, an dem sie sogar gänzlich verloren gehen. Ich baue einen Stuhl nicht, weil ich darauf sitzen möchte, sondern, weil ich damit Geld verdiene und das Geld in diversen Zusammenhängen einsetzen kann - es erhöht meine Flexibilität. Ich kann Stühle bauen und verkaufen, auf denen Menschen gefoltert werden. Oder Stühle, die einfach auf einer Halde landen, nachdem sie mir abgekauft wurden, damit ich Geld verdienen kann, ohne dass diese Stühle gebraucht werden.
Bei all den Überlegungen ist eines wichtig festzuhalten: Unser Denken über Funktionszusammenhänge, Zwecke, Ursachen und Motive ist im Wesentlichen durch die Mechanik bestimmt. Wenn wir in Kausalketten denken, denken wir Ursachen, Wirkungen in einem mechanischen Zusammenhang: eine Ursache und die daraus resultierende immer gleiche Wirkung.
Die Realität des Lebens ist aber eine andere. Es gibt komplexe Systeme, worin das Aufeinanderwirken der einzelnen Module vielfach variieren kann und eine Ursache verschiedene nach Wahrscheinlichkeiten und weiteren Faktoren auftretende Folgen haben kann. Physiker idealisieren und abstrahieren die mechanischen Gesetze in der Anwendung auf die Realität in künstlichen Laborsituationen, indem sie viele Faktoren auszuklammern versuchen wie z.B. den Luftwiderstand beim freien Fall. So entsteht ein Rationalismus, der vieles erklärt, ohne dass man das Leben versteht.
Was also ist Kunst? Es gibt die Kunst, ein Motorrad zu reparieren, die Kunst, anderen Menschen zuzuhören, die Kunst im Museum und die berühmte Frage, die wohl mit einer Skulptur von Joseph Beuys in Verbindung steht: “Ist das Kunst? Oder kann es weg?”.

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