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Uri Bülbül

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Likest du deine eigenen Antworten? Weshalb bzw. weshalb nicht? Wie stehst du der Funktion und deren Gebrauch insgesamt gegenüber?

Ich bin nicht ganz unkritisch, was meine Antworten anbelangt; ich weiß auch, dass sie unterschiedlich gut gelingen und einiges an ihnen durchaus auch verbesserungswürdig ist. Insofern mag ich meine eigenen Antworten (auf den versteckten Narzissmus) muss ich mal bei der entsprechenden Frage noch mal zurückkommen, aber bisher like ich sie nicht.
Ich glaube, die ask-Programmierer haben sich an Facebook angelehnt, wo man doch auch seine eigenen Beiträge mit einem Däumchen etc. bewerten kann. Dort macht das insofern Sinn, als dadurch vielleicht noch einmal die Aufmerksamkeit der Freunde darauf gelenkt wird. Hier mag das auch so sein, aber ich habe es noch nicht ausprobiert und hier sehe ich auch eher die Gefahr, dass dies von anderen als narzisstisch bewertet werden könnte.
Und mein Narzissmus soll doch versteckt bleiben, ob gesund oder ungesund, sei auch noch mal dahin gestellt ;)

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Ich verstehe nicht ganz, was Uri Nachtigall an der Psycho-Villa so festhält. Warum geht er nicht einfach zu einem Anwalt und erkundigt sich nach seinen Rechten? Und diese Geschichte dieses Niklas ist auch mehr als seltsam! SOKRATES - Teil 216:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Tausend andere Dinge gingen ihm noch durch den Kopf: Bettis Verbleib, der seltsame Methusalem, der ein Mann von Welt zu sein schien und sicherlich mit viel Geld und Macht gesegnet war, die hübsche Luisa, die sich bei ihm wohlfühlte, Johanna, die im künstlichen Koma lag, aber außer Lebensgefahr schien. Und so machte er sich bettfertig und legte sich hin. Irgendwann begann sein Traum. Er bekam jetzt schon die einzelnen Bilder dieses Traumes in seinem durchgeschüttelten Kopf nicht mehr wach gerufen. Er war in eine verrückte Welt gerutscht; alles in seinem Leben, das ohnehin nicht sehr ordentlich war, war mit einem Schlag im wahrsten Sinne des Wortes aus der Fassung gesprungen. «Ich muss wieder ins Theater zurück», sagte er, um sich wenigstens an seine Kunstwelt klammern zu können, die längst nicht so verrückt war wie das, was er nun erlebte. Er saß reglos da, wohin ihn die Schwester platziert hatte und döste vor sich hin, als Maja schwungvoll eintrat: «Hier ein Kühlpack für den Kopf. Möchtest du auch ein paar Tropfen gegen Schmerzen, mein Vögelchen?» Er schüttelte den Kopf, was mit Schmerzen verbunden war: «Aua!» Schwester Maja lächelte. «Keine Sorge, der Kommissar wird dir nichts mehr anhaben können. Vor ihm bist du nun sicher.» «Also ist er doch ein Kommissar und kein Irrer?» fragte Uri Nachtigall. Eine zweite Frage blitzte durch seinen Kopf, aber er stellte sie nicht: Vor wem war er nicht sicher? «Ein irrer Kommissar!», sagte Maja.
Eines Tages vor nicht allzu langer Zeit war auf Hardenbergs Konto, während er den Kontostand per Onlinebanking abfragen wollte, diese horrende Summe aufgetaucht. Er hielt es für einen Computerfehler, für einen Streich eines Hackers oder etwas Vergleichbares. Und er kam bisher zu keiner Lösung, zumal ihm noch dieses Mißgeschick mit seiner Pistole im Suff passierte. Zugegeben, er hatte wirklich eine Flasche Whisky ausgetrunken und war auf seinem Bett eingeschlafen. Aber... da kam eine neue Email in sein Postfach und fesselte seine Aufmerksamkeit. Mitten in der Nacht, zu solch einer späten Stunde, arbeitete sein Freund der Rechtsanwalt Markus Kolbig und schrieb Emails? «Hallo Nick, ich habe vergessen, dir zu schreiben, dass morgen bzw. heute um 9.00 Uhr der Haftprüfungstermin für Francis Arthur Suthers ist; wäre nicht schlecht, wenn du auch kämst. Im Landgericht Zimmer 216. Gruß Mark» Er klickte auf das Antwortbutton: «Okay.» Vielleicht war das nun auch ein Zeichen für ihn, ins Bett zu gehen. Auf jeden Fall musste er den Wecker stellen. Lange betrachtete er im Bad sein Spiegelbild. Er fuhr mit der flachen Hand über seine Wange. Sollte er sich für morgen rasieren? Da kam ihm die Waage in den Sinn: Was musste er abwägen, wenn er die Gelegenheit am Schopf ergreifen wollte? Was genau war nun die Botschaft? «Fange ich schon an, Dinge hinter dem Spiegel zu suchen?» fragte er sich. Als könnte er sich damit frische Gedanken in den Kopf schrubben, begann er, seine Zähne zu putzen.

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Würdest du zum Glauben an Käng kängvertieren?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Neee, lass man! Ich glaube nur an das, was ich mit eigenen Augen im Fernsehen sehe! Letztens habe ich einen Affen gesehen, ich glaube, es war ein Riesengorilla, der ganze Hochhäuser zu Mus stampfen konnte und sich in ein winziges (aus seiner Sicht) blondes Mädchen verliebte - eine echte Schönheit. Ich wollte, ich wäre auch so ein großer Affe. Warum soll ich da an einen einfachen Käng glauben?
Würdest du zum Glauben an Käng kängvertieren

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Respekt Uri, für die Videoteile, auch wenn ich durch meine Ausbildung in Kommunikation unbewusst anfing die "ö's" und "ä's zu zählen. :D

HenrietteSophie’s Profile PhotoApfelmädchen
Also... äh... da habe ich mir doch öh... gedacht, vielleicht möchtest du äh... die Fortsetzung des Films äh... auch äh... wie soll ich sagen? Äh... sehen... Gegen einen rhetorisch glatten Hochglanzquatsch mit mittelmäßigem Erkenntniswert und einigen Klischees über Philosophie, setze ich mein Underdogs äh... öh... Diogenes-Philosophie-Gestammel :) Aber ich will mich natürlich äh... rhetorisch äh... verbessern.
https://youtu.be/oYGYXpMcJXsKlugdiarrhoe’s Video 138876594361 oYGYXpMcJXsKlugdiarrhoe’s Video 138876594361 oYGYXpMcJXs
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http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/137964759225#_=_ Wie ist deine dritte Lösung eigentlich? (Ignoriere das bitte, wenn du sie schon verraten hast.)

zerstreuterprofessor’s Profile Photokäthe
Auch im Zusammenhang mit der filosofix-Problematik komme ich auf den wahnsinnig interessanten Vortrag von Paul Watzlawick zurück: «Wenn die Lösung das Problem ist».
https://youtu.be/M7aMmiMrYmUKlugdiarrhoe’s Video 138820465849 M7aMmiMrYmUKlugdiarrhoe’s Video 138820465849 M7aMmiMrYmU
Uns wird in filosofix eine Aufgabe präsentiert, bei der wir nur verlieren können, sobald wir nach einer Lösung suchen. Wir haben sozusagen schon verloren, wenn wir uns in einer Position wähnen, in der wir gezwungen sind, eine Lösung zu finden. Die Filosofix-Aufgabe hat zwar ein ähnliches, aber nicht genau ein solches Muster. Insofern wird die Lösung, die ich gleich anzubieten haben werde, nicht ein einfaches Ignorieren des Problems sein, obwohl ich sagen muss, dass genau diese Ignoranz bei ähnlich gestellten Aufgaben durchaus das Richtrige sein kann: Daher jetzt schon mal ganz kurz ein Wort zu «Terror» von Ferdinand von Schirach: Wäre die Frage etwa «Was würdest du an Stelle des Majors machen, der das von Terroristen entführte Passagierflugzeug mit einer Luft-Luft-Rakete abschießt, damit es nicht in ein Stadion fliegt (was natürlich auch ein AKW sein könnte)?», wäre meine Antwort ganz einfach: ich wäre niemals an der Stelle des Majors, weil ich es schon moralisch verwerflich halte, in einem Militärapparat eine Funktion auszuüben. Im Falle eines AKWs würde ich sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass ich es auch für absolut verwerflich halte, eine solche Technologie anzuwenden. Wäre ich also in der Regierungsverantwortung und müsste ethisch und moralisch korrekt handeln, hätte ich die Armee abgeschafft und ebenso die AKWs beseitigt bzw. nie erbaut. Aber das ist noch nicht einmal die halbe Wahrheit. Ich werde noch einmal auf das Stück von Ferdinand von Schirach bei deiner entsprechenden Frage zurückkommen.
Von dem Fall des Majors unterscheidet sich der Fall des Weichenstellers am Straßenbahngleis ganz erheblich. Er ist weder in eine tödliche Hierarchie wie Militär noch in eine derart umweltbelastende Technologie wie ein AKW eingebunden, sondern hat einen an sich harmlosen Beruf als Weichensteller und gerät in eine Ausnahmesituation - wird quasi in einen UN-Fall verwickelt.1 In meinem Video-Vortrag «Radio verrückter Uri Folge 1» bin ich auf die unterschiedlichen Gedankenebenen einer philosophischen Antwort eingegangen: Man kann sich einen philosophischen Gedanken vorstellen wie ein Photoshop oder GIMP Bild, das aus verschiedenen übereinander liegenden Ebenen besteht. Solange die Ebenen nicht auf eine Ebene reduziert werden, lassen sie sich separat bearbeiten. Das Gedankenbild besteht also gleichsam aus mehreren übereinander liegenden Glasplatten, die einzeln für sich ausgemalt, bearbeitet und gelöscht werden können.
Wenn wir diese scheinbar einfache philosophische Frage mit der GIMP-Methode der Ebenen angehen, erkennen wir eine Vielschichtigkeit und Komplexität, die uns dazu verhilft, aus dem gedachten ethischen Quadrat auszusteigen.
https://youtu.be/UQWOqJRbSYYKlugdiarrhoe’s Video 138820465849 UQWOqJRbSYYKlugdiarrhoe’s Video 138820465849 UQWOqJRbSYY

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Klugdiarrhoe’s Video 138820465849 M7aMmiMrYmUKlugdiarrhoe’s Video 138820465849 M7aMmiMrYmU
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http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/137964759225#_=_ Wie lautet deine Lösung?

Teil 2
Vielleicht kommen wir dadurch wieder in ein neues ethisches Quadrat, das nur in unserem Denken existiert, aber wir begreifen immer mehr auch, dass wir die Formen unseres Denkens überwinden und überspringen können. Das äußerst Interessante am Precht-Video ist, dass gesagt wird, er komme aus einem marxistischen Elternhaus. Aber was die Eltern gedacht haben, ist ihm so fremd und weit entfernt, dass er eine dialektische Lösung des Filosofix-Problems nicht einmal in Betracht zieht. Das Dialektische streift er nur ganz kurz, indem er sagt, man wisse ja gar nicht, wie man im wirklichen Leben handeln würde, aber er zieht daraus keine philosophische Konsequenz, sondern kehrt in das bürgerliche Ethikquadrat zurück. Dabei fragt man sich im marxistischen bzw. dialektischen Denken auf jeden Fall: was hat meine Vernunft mit meiner Lebenspraxis zu tun? Was soll ich mit einer Vernunft, die meinen Lebensalltag nicht tangiert? Oder anders gesagt: Die Philosophen haben die Welt nur interpretiert, aber es kommt darauf an, sie zu verändern. Philosophie muss also, wo sie wahr werden will, lebensweltlich, lebenspraktisch werden. Das hätte Precht aus seinem marxistischen Elternhaus mitbringen können. Statt dessen flüchtet er sich in die bürgerliche Philosophie, die, wie noch nachzuweisen ist, eine mörderische Ethik hat.
Die in der Filosofix-Aufgabe versteckte Frage lautet: Bist du bereit, für das, was du für richtig hältst, Menschen zu töten? Du bist nicht in ein System eingebunden wie der Weichensteller, sondern gehst deines Weges, siehst einen fetten, feisten Fresssack und schubst ihn von der Brücke, um die fleißigen guten Menschen (Gleisarbeiter) vor einem drohenden Unglück zu retten! Das ist so faschistisch, dass kaum jemand so recht darauf einsteigen mag. Warum springt man nicht einfach selber von der Brücke, wenn man fünf fleißige Arbeiterleben für mehr erachtet als das Leben eines Einzelnen? Ach so: fett, feist und verfressen sind nur andere. Klar. So scheidet man lebensunwertes von lebenswertem Leben. Faschismus pur.
Zurück zum Weichensteller: der brave Arbeitsmensch verlässt seinen Posten nicht, sondern funktioniert in jedem Fall, auch wenn der Fall ein Unfall ist. Der Weichensteller stellt weichen und fertig. Dialektisch hingegen wäre es, den Rahmen zu sprengen: Wie weit ist die Gruppe der Arbeiter entfernt und wie weit der einzelne? Wen erreiche ich schneller? Kann ich die einen oder den anderen mit einem Steinwurf hochschrecken und warnen? Dann kann man die Weiche stellen, losrennen, einen Stein nehmen und werfen. Denn letztendlich gilt für die Ethik etwas, was in der Kantischen Ethik auf jeden Fall angelegt ist: Ethik ist nicht objektiv, sondern subjektiv und hängt von der Situation ab: Es gibt nicht Sätze wie: Du sollst nicht lügen, denn, wenn ich einen Menschen vor Verfolgung durch Faschisten retten will, kann ich ihn auch verstecken und die Verfolger anlügen. Letztendlich ist ethisch gut, wenn man sagen kann: «ich habe mein Möglichstes getan».

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Dritte Lösung der Filosofix-Frage Teil 3...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Teil 3
Bevor ich auf das Schirach-Problem komme, noch eine allgemeine Bemerkung, die wieder vom Watzlawick-Quadrat ausgeht: In «Radio verrückter Uri Folge 1» habe ich es angeschnitten: Die sensualistische Philosophie muss ihre Begrifflichkeit dazu verwenden, die Wahrnehmung, also die Aisthesis für Situationen, Menschen, gesellschaftliche Verhältnisse zu sensibilisieren. Das ist ihre wesentliche Aufgabe. Wir dürfen nicht in Denkschemata hängen bleiben, sondern müssen die Welt wahrnehmen und aufspüren lernen. Die Quadrate mit 9, 16 oder 25 Punkten, sind eben erdachte Quadrate, Nietzsche würde vielleicht von «Fiktionen des Denkens» sprechen. Wenn wir uns aber auf das Sehen, das Wahrnehmen konzentrieren, sehen wir Punkte und Geraden, aber keine Quadrate. Von dieser Wahrnehmung aus können wir auch das Problem, die neun Punkte mit vier Geraden zu verbinden, lösen und heben die Schranken unseres Denkens auf. Das ist ein dialektischer Vorgang mit dem dreifachen Wortsinn des Aufhebens: 1. die Schranken werden aufgelöst; 2. die Schranken werden auf eine neue Ebene höher gehoben (aus einem 9 Punkte Quadrat wird ein 16 Punkte Quadrat) und 3. die Schranken werden aufbewahrt; wieder begegnet uns sozusagen ein Quadrat. Wenn wir uns dessen bewusst sind, können wir mit philosophischen, also auch ethischen Fragen anders umgehen. Denn eigentlich ist nicht die Lösung im Filosofix-Fall das Problem, sondern die Aufgabe. Schon die Fragestellung suggeriert uns ein Quadrat, eine binäre Lösung: Würdest du a) die fünf Arbeiter opfern oder b) den einen Arbeiter, indem du die Weiche umstellst. Das bedeutet aber: das System, aus dem die Frage kommt, verlangt von dir, dass du bereit bist, Menschenleben gegeneinander abzuwägen und zu opfern. Wir sollen ethisch auf dieses Quadrat gedrillt werden. Die Antwort aber ist: Nein, ich kann nur mein Bestes geben, niemanden zu opfern. Ich kann nur retten wollen. Schließlich gilt, dass wir in einer Welt leben, die der Fall ist und nicht, die ein Unfall ist. Die Ethik regelt die Welt nicht den Unfall. Denn Not kennt kein Gebot! Daher ist die erste und oberste ethische Aufgabe, eine wohl geordnete Welt aufrecht zu erhalten oder zu errichten. Die Straßenbahnen müssen regelmäßig gewartet, die Bremsen geprüft und alles schön in Schuss gehalten werden. Das ist die ethische Aufgabe; und wenn ich als Weichensteller weiß, dass ich in einem Laden des Schlendrians arbeite und die Weichen stelle, nehme ich schon am System teil und bin ethisch verantwortlich für den Mist, der da passieren kann, ganz egal, wieviel Menschen ich opfere! Ethisch ist, aus dem System auszusteigen, bevor der Unfall eintritt.

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Hast du dich mal mit 'Terror' von Ferdinand von Schirach auseinandergesetzt?

Teil 4
Das gilt für eine zivile Gesellschaft. Die Logik einer militarisierten Gesellschaft ist eine andere. In ihr erst gilt die Ethik des quantifizierbaren Glücks und Unglücks; darin kann man Menschenleben abzählen und bewerten. Es ist aber auch dieselbe militaristische Gesellschaft, die Terror evoziert und produziert. Eine humanistische Ethik ist da schon außer Kraft gesetzt. Es regiert die Technokratie mit der Logik eines Bentham, in der der Mensch nur eine abzählbare Maschine ist. In diesem Fall kann man gar nicht von einer Ethik sprechen, die die hohen Ideale erfüllt, die man gemeinhin an eine Ethik stellt, sondern muss sagen, dass die utilitaristische Ethik gar keine Ethik ist. Mit dem Aufkommen des Kapitalismus hat sich eine Ethik entwickelt, die den Menschen ein Quadrat des Systemimmanenten vorgibt. Darin soll der Mensch funktionieren und ethisch urteilen. Die dialektische Ethik aber lässt uns auf die Rahmenbedingungen der Ethik und der vermeintlich ethischen Entscheidungen blicken. Ein Militärapparat ist an und für sich schon absolut unethisch; darin kann kein Offizier ethisch handeln, es sei denn nach der Ethik des Apparates. Darin gelten Werte wie „Kameradschaft“, „niemand wird zurückgelassen“, „Mut“, „Tapferkeit“ u.ä.
Für mich ist die Frage wichtig, wie werden Menschen durch solche Aufgaben wie die Filosofix-Aufgabe auf eine Ethik des Apparates hin konditioniert. Überall ist die Rede von Werten des christlichen Abendlandes. Das Abendland aber kapitalistisch und technokratisch ist unchristlich; denn das Christentum setzt eindeutig auf eine Individualethik, in der ein Individuum nicht auf das Funktionieren des Systems achten muss und auf sein Funktionieren im System, sondern auf sein eigenes Empfinden, wie es mit bestimmten Entscheidungen und Taten leben kann. Wenn der Weichensteller gerannt wäre und um seine Kollegen zu warnen Steine geschmissen hätte oder wenn er sich selbst vor die Bahn geworfen hätte, weil er mit den Bildern der überfahrenen Kollegen im Kopf hätte nicht mehr leben wollen, wäre dies alles im Rahmen einer christlichen Ethik. Und wohlgemerkt nicht nur im Märtyrertod, sondern auch im womöglich vergeblichen Versuch, seine Kollegen alle zu retten, wenn er alles ihm Mögliche versucht hätte, müsste er sich sagen: dass es eben nicht in seiner Hand lag, den Unfall zu vermeiden. Wer strebsam sich bemüht, ist schon erlöst. Wer sich aber dem Kalkül hingibt, ist schon außerhalb der Ethik und daher sind seine Lösungen selbst das Problem!

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Wie sieht dein persönliches Mise en abyme aus?

Mise en abyme? Die Verschachtelung von Wirklichkeit und Kunst in der Kunst, in der die Wirklichkeit wieder auftaucht und ein Teil der Kunst geworden ist? So etwas wie die Spiegelung der Spiegelung der Spiegelung im Spiegel? Natürlich denke ich dabei spontan an meinen kafkASKen Fortsetzungsroman SOKRATES, für den ich nicht müde werde, Werbung zu machen, als wäre Werbung machen etwas, was ich könnte. Kann ich aber nicht oder zumindest nicht gut. Vielleicht muss ich nach dem Erscheinen des zweiten Bandes eine große und großartige Campagne starten. Wahrscheinlich werde ich, weil ich wieder alles verwechselt habe, Champagner trinken und jubeln wie ein Großer, um am nächsten Tag verkatert die nächste Folge zu schreiben. Ich bin so untröstlich: erst wird aus Uri Bülbül im Roman Uri Nachtigall und dann begegnet dieser Uri Nachtigall in irgendeiner Folge wieder Uri Bülbül. Warum nicht, weil ich zu einer Lesung in die Psycho-Villa eingeladen werde? Und dort lese ich dann aus SOKRATES, und Uri Nachtigall kauft von mir ein Buch und lässt es sich signieren? Wäre das nicht ein Mise en absyme und so ziemlich persönlich? Bitte, hilf mir!
Warum bist du eigentlich noch nicht in diesem Roman?

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Niklas könnte Hilfe brauchen - vielleicht von Kairos, dem Gott des rechten Augenblicks. Aber wenn er ein Hamlet-Syndrom hat, kann ihm auch kein Kairos helfen. SOKRATES Teil 215:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Für manche mochte das ein Glücksfall sein, plötzlich so wahnsinnig viel Geld auf dem Konto zu haben. Aber genau das bereitete Hardenberg die allergrößten Sorgen: es war kein zweistelliger Millionengewinn in einer Lotterie! Es war tausendmal mehr. Und dabei konnte es unmöglich mit rechten Dingen zugehen. Der schleimige Bankdirektor, der Hardenberg jedweden Überziehungskredit seines Girokontos beharrlich verweigert hatte, lud ihn schon mehrmals zum Kaffeetrinken in sein Büro ein und versuchte ihn einerseits auszuhorchen und andererseits ihm das Geld auf dem Konto für irgendwelche Investitionsgeschäfte abspenstig zu machen. Hardenberg war mißtrauisch und überhaupt nicht bereit zu irgendwelchen Zugeständnissen. Selbst bei einer jährlichen Verzinsung von 1,6% wuchs sein Vermögen in schwindelerregender Geschwindigkeit. Und dabei blieb Hardenberg immer diese eine so entscheidende Frage: SEIN Vermögen?
Uri Nachtigall saß im Behandlungszimmer, wohin Schwester Maja ihn fürsorglich gebracht hatte, nachdem sie Ross eine Beruhigungsspritze verabreichte. «Das lähmt Ross und Reiter», kommentierte sie die Spritze süffisant lächelnd. «Einen Moment, ich bin gleich wieder da», sagte sie und ging kurz raus. Draußen fingen die Vögel an laut zu zwitschern. Es wurde hell. Alles in diesem Zimmer und draußen in der Welt bei Morgengrauen machte einen friedlichen Eindruck. Der Theaterphilosoph konnte gar nicht recht die Ereignisse sortieren. Was wollte dieser rasende, brutale Kommissar? War er überhaupt ein Kommissar? Oder doch ein Psychopath? Woran sollte er schuld sein? Eine Weile nachdem sie losgefahren waren, fragte die Taxifahrerin, ob es denn nicht schon etwas zu spät für einen Besuch in der Villa sei. Und er antwortete: «Ich übernachte dort». Dabei bemerkte er, dass er sie damit etwas nervös gemacht hatte. Also schob er eine etwas zurecht gebogene Erklärung hinter her: «Ich bin Autor, schreibe ein Buch über das Sanatorium; da hat man mir freundlicher Weise ein Zimmer dort angeboten.» Das schien das Interesse der Taxifahrerin zu wecken und so spann er seine Geschichte weiter: Er sei kein Psychiater, sondern arbeite in einem freien Theater und suche Stoff für Geschichten, die man auf die Bühne bringen könne. Das lockerte die Atmosphäre zwischen ihnen. Und die Taxifahrerin erzählte von ihrem letzten Besuch in einem Theater, von den Romanen, die sie gerne las und so kamen sie entspannt und gut gelaunt bei der Villa an, ohne dass er erfahren konnte, warum ihr Kollege, der Fahrer des ersten Taxis, in das Nachtigall eingestiegen war, so ängstlich und aggressiv reagiert hatte. Er gab ihr reichlich Trinkgeld und wünschte ihr zum Abschied eine gute Heimfahrt. Er sah dem Taxi noch nach, wie es wendete und zurück fuhr. Dann ging er auf sein Zimmer, nachdem er erleichtert feststellte, dass der Schlüssel, den ihm Schwester Lapidaria gegeben hatte, problemlos das Schloss öffnete.

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In eigener Sache...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Okay, ich gebe es zu, ich finde es selber schon ziemlich durchgeknallt, will aber das Experiment doch mal wagen. Ab morgen gibt es einige Folgen mit philosophischem Schwerpunkt «Radio Verrückter Uri» und damit mich zu sehen und zu hören. Die erste Thematik, der ich mich gestellt habe, war eigentlich die, die ich auch als Frage rundgeschickt hatte: http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/137964759225 Natürlich kam diese Frage auch an mich zurück: einmal von @SchweinepriesterChaostheorie und dann auch gestern von @zerstreuterprofessor Ich habe alle Fragenfelder nutzend gestern und heute 11 132 Zeichen produziert und als Novum auch zwei Videos, die ich «Radio Verrückter Uri» genannt habe. Ich will, weil das Spaß macht, noch einige Folgen zu philosophischen Fragen produzieren und mal sehen, wie eure Reaktionen ausfallen - ich bin schon ganz gespannt. Die Filme werden erst morgen wegen des schnelleren Internets vom Büro aus hoch geladen und auch morgen die Lösungen präsentiert. Ich habe etwa vier Stunden zum Schreiben benötigt, aber allerdings auch einige Zeit über die Antwort nachgedacht, ohne eine Zeile zu schreiben. Das Nachdenken war insofern nicht sehr anstrengend, weil es eben gelegentlich und unwillkürlich erfolgte und nicht einem bestimmten Zeitplan folgen musste. Anders kann man ja auch nicht wirklich kreativ sein. Dann aber passierte es fast spontan. dass ich für mich das Video als philosophisches Medium entdeckte. Das wollte ich heute schon mal los werden, bevor ich euch morgen die Filme und meine Antwort präsentiere :)

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In eigener Sache

Inwiefern ist Schach für dich eine Metapher?

Schach hat Spielregeln, die vornehmlich aus der Rolle der Figuren bestehen. Aus diesen Rollen der Figuren und den damit verbundenen Zügen entstehen nach einer mehr oder weniger durchdachten und geschickten Strategie Konstellationen, in denen die Figuren besonders bedeutsam werden oder ins Abseits geraten können. Eine eigene Strategie zu entwickeln, diese zugleich, so gut es geht unauffällig zu halten, und auch die Strategie des Gegners rechtzeitig zu durchschauen und ihm aber durch die eigenen Blicke nicht zu viel zu verraten, wenn er eine geschickte Positionierung seiner eigenen Figuren nicht bemekrt, all das macht Schach nicht nur reizvoll, sondern hat auch viel mit gesellschaftlichem Leben und seinen Spielchen zu tun. Es wird zwar eine Menge über Ehrlichkeit, Authentizität, Spontaneität usw. geredet, von Liebe und Freundschaft, im Grunde aber lassen sich all diese Dinge auch wie Strategien betrachten. Auch unter Freunden oder in einer Liebesbeziehung gibt es Strategien, der Versuch, dem anderen Menschen zu gefallen, ihn nicht zu ärgern, Hilfreich zu sein oder im Gegenteil zu verletzen und nervös zu machen. All diese Spielchen erinnern mich an Schach. Selbst wenn jemand nicht allzu bewusst plant, sondern intuitiv vorgeht, heißt das nicht, dass er keine Strategien verfolgt.
Ich halte es für übertrieben, das Leben mit dem Schachspiel gleich zu setzen, aber Ähnlichkeiten zu sehen, finde ich hilfreich - vor allem dann, wenn man sich unter Zugzwang wähnt. Dann wird es nämlich besonders spannend in der Ähnlichkeit auch den Unterschied zu sehen; denn wenn sich Dinge ähneln, sind sie nicht identisch, sondern eben zwei Paar Stiefel. Dann kann man auch Regeln brechen; allerdings sollte man nicht aus Tollpatschigkeit ein Schachbrett umschmeißen, sondern gezielt und strategisch sinnvoll, Regeln brechen. Und sinnvoll ist nicht immer das, was dem eitlen Ego dient.

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Spielst du gerne Schach?

Ja, Schach ist das einzige Spiel, das ich neben dem Leben ernst nehmen kann. Die meisten anderen Spiele lassen mich wirklich kalt. Schach hingegen ist für mich eine wichtige Metapher.

Bekommt jeder, was er verdient? Bekommt Alfred Ross, was er verdient? Was aber, wenn der Anschein trügt? Und die Bösen nur scheinbar die Bösen sind? SOKRATES Teil 214:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Lassen Sie sofort meinen Patienten los! Sie werden ihn nicht mehr anrühren! Sonst lasse ich Sie in der Hölle der Dienstaufsichtsbeschwerden schmoren, Sie werden sich nach Ihrer Pension sehnen, der von Schmerzensgeldansprüchen aufgezehrt werden wird.» Uri Nachtigall war vollkommen überrascht von diesem massiven Einsatz der Schwester zu seinen Gunsten. Der Griff an seinem Hals aber lockerte sich nicht. «Es liegt ein Haftbefehl gegen diesen Kerl vor und den werde ich jetzt vollstrecken. Dieser Kerl hat eine Taxifahrerin auf dem Gewissen. Und wenn er jetzt nicht bald die Klappe aufmacht und aufhört sich schlaftrunken zu geben, werde jeden Zahn einzeln aus seinem Schandmaul schlagen, bis er sein Geständnis lispelt!» Uri Nachtigall musste die Situation unbedingt ausnutzen: «Ich weiß nicht, was Sie meinen. Ich habe geschlafen. Ich habe nichts gemacht!» Ein Fausthieb unterbrach ihn. «Mir reicht's!» schrie Maja. Sie drückte die Kurzwahltaste des Telefons in ihrer Hand: «Hier ist DoctorParranoias Sanatorium und forensische Klinik, Schwester Maja am Apparat. Bitte, kommen Sie schnell. Hier ist ein Notfall.» Der Mann in der Notrufzentrale blieb ruhig und gefasst. «Schwester Maja, bitte beruhigen Sie sich! Sagen Sie mir bitte, was genau passiert ist.» «Hilfe, Hilfe!», schrie die Schwester in gespielter Panik. «Ein Patient läuft Amok! Kommen Sie schnell! Beeilen Sie sich, bevor noch mehr passiert!» Dann drückte sie schnell den Auflegeknopf. Uri Nachtigall war äußerst überrascht über die Äußerung der Schwester. In seinem angeschlagenen Kopf drehte sich alles und die Realität fuhr Karussell. Dieser brutale Mensch war also gar kein Kommissar, sondern ein Psychopath und Patient der Psychiatrie! «Nicht schlecht, Schwester! Wirklich nicht schlecht! Mein Respekt! Sie legen sich für Ihre Verrückten ganz schön ins Zeug! Aber das wird ihm gar nichts nützen, denn ich nehme ihn jetzt mit», sagte Ross, während er dem Theaterphilosophen Handschellen anlegte. Ungerührt und mit eiskalter Verachtung schaute Maja seinem Treiben zu, wie er Uri Nachtigall auf die Beine zerrte, dieser sich schwer machte und erneut gezerrt wurde, dann hilflos sich auf den Boden fallen ließ wie ein Sack Mehl, in Panik, von einem Irren entführt zu werden. Da bekam er einen heftigen Tritt in die Rippen, was seinen letzten Widerstand brach und ihm jegliche Luft raubte. «Schluss jetzt, Bürschchen! Widerstand ist zwecklos!» rief der Hauptkommissar, während Uri Nachtigalls letzten verzweifelten Versuche, sich zu wehren, in sich zusammenbrachen. Einen entscheidenden Augenblick lang aber hatte Alfred Ross die Schwester unbeachtet gelassen und war ganz hingebungsvoll mit seinem Delinquenten beschäftigt gewesen. Noch ging ihm der Spruch durch den Kopf, den er der Schwester reinwürgen wollte, dass nämlich sie allein für die Kosten des Noteinsatzes aufkommen müsse, den sie ausgelöst hatte, da durchzuckte seinen Körper ein fürchterlicher Schmerz, der alles auslöschte und ihm das Bewusstsein raubte.

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Was ist wichtiger: Intelligent oder lustig?

Wie kann etwas Unintelligentes lustig sein. «Dick und Doof» oder die Filme von Charlie Chaplin sind durchaus intelligent und deshlab lustig. Witz und Humor beruhen auf Intelligenz. Nicht umsonst ist das Wort "Witz" mit "Geist" sinnverwandt und steht synonym für Intelligenz, wenn man das Wort "Intelligenz" nicht technokratisch für Merkfähigkeit, räumliches Vorstellungsvermögen und die Fähigkeit, schnell Aufgaben zu lösen, versteht. Intelligenz ist eben auch soziale Kompetenz, Kommunikationsfähigkeit, Empathie. Und diese Faktoren erst führen die Intelligenz zum Leben unbd damit auch zur Lust, wovon lustig abstammt. Die technikratische Intelligenz kann sich der Mensch mit Maschinen teilen. Die empathische Intelligenz nicht. Auf dieser aber basiert der Humor.
Natürlich gibt es auch doofe Witze, die absolut unlustig sind und dennoch als Witze gehandelt werden. Aber das ist soviel Humor wie die Zeichnung eines Kleinkindes, das zum ersten Mal einen Kreis mit einem Stift auf einem Blatt Papier zieht.

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Es gibt viele Arten zu töten. Man kann ein Messer in den Bauch rammen, das Brot entziehen, von einer Krankheit nicht heilen, in schlechte Wohnungen stecken, durch Arbeit zu Tode schinden, zum Suizid treiben, in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist verboten. Warum eigentlich?

Weil Steine und Haie keine Gesetze machen können, sondern das Kapital die Pfeife pfeift und die Parlamente dazu Paragraphen tanzen.

Was verstehst du unter Hingabe?

Wenn ich es tatsächlich mal schaffen sollte, meine Philosophie, die aus einer Menge Angedachtem und Fragmentarischem besteht, halbwegs aufzuschreiben und in ein Buch zu gießen, dann wird «Hingabe» ein Schlüsselbegriff werden.
Was dem Existenzialisten das «Engagement», ist dem Paradieseologen seine «Hingabe» ;) Es ist für mich leidenschaftlicher, meditativer, konzentrierter und empathischer als «Engagement».
Es ist das sich tief und gänzlich Einlassen auf eine Situation, auf einen Menschen oder auf eine Tätigkeit, auf eine Aufgabe oder auf ein Thema. Es ist ein tolles Wort und ich muss gestehen, ich wäre bei «Engagement» stehen und stecken geblieben, wenn du mir diese Frage nicht gestellt hättest. Du hast mich wieder einen Schritt weiter gebracht und was für einen Schritt. Danke *-*
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Wie sieht dein Gekritzel aus?

Nur noch selten schreibe ich handschriftlich. Am liebsten arbeite ich an meinem Thinkpad, doch so dann und wann packt es mich: etwas muss schneller geschrieben werden, als ich das Thinkpad einschalten kann. So zum Beispiel die Skizze für @Phinaphilo für ihren Auftritt im SOKRATES-Roman.
Wie sieht dein Gekritzel aus

Es ist kein guter Tag für Alfred Ross, dabei ist aber die Begegnung mit Betti @liebeanalle noch die harmlosere Variante der Ereignisse. SOKRATES Folge 213:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Er wollte ihr trotz seines vorwurfsvollen Geschwätzes helfen. Aber sie wies ihn ab. «Lassen Sie mich in Ruhe!» «Ich werde Sie ins Krankenhaus bringen lassen!» Ross suchte sein Handy. «Nicht nötig!» erwiderte Betti. «Ich habe im Moment etwas Wichtigeres zu tun!» «Wo ist nur mein Handy? Warten Sie! Sie müssen ins Krankenhaus! Außerdem will ich ihre Personalien...» weiter kam er nicht. Ein Sidekick aus der besten Karateschule traf ihn auf die Brust, schleuderte ihn auf die Fronthaube, was die Beule noch mehr vergrößerte und raubte ihm Luft und Bewusstsein. Als seine KO-Zeit verstrich und Überbleibsel seines Bewusstseins sich wieder einschalteten wie eine flackernde Neonröhre, war Betti längst zwischen den Bäumen wieder verschwunden. Ross versuchte zu Luft und Kräften zu kommen. «Was für eine Irre!» keuchte er. Nadias Mahnung im Treppenhaus lag eindeutig jenseits seines Tellerrands. Ratlos betrachtete er sein Auto.
Ratlos las Niklas Hardenberg den Wikipedia-Artikel über Kairos durch: «Kairos ist ein religiös-philosophischer Begriff für den günstigen Zeitpunkt einer Entscheidung, dessen ungenutztes Verstreichen nachteilig sein kann. In der griechischen Mythologie wurde der günstige Zeitpunkt als Gottheit personifiziert.»1 Dabei fiel sein Blick auch auf das Bild eines Freskos von Francesco Salviati im Audienzsaal des Palazzo Sacchetti in Rom. Ein geflügelter Mann äußerst muskulös und durchtrainiert, ein männlicher Engel, beugt sich vor einer Säule tief über eine Waage, die er in der Hand hält. Über ihm hängen zwei Helme und in der Mitte ein Krug mit einer Schleife um den Griff des Krugs. Der geflügelte Mann hat einen kahlrasierten Kopf und nur in der vorderen Partie über der Stirn einen langen Haarschopf. «Man muss die Gelegenheit am Schopf packen», murmelte Hardenberg. Klar. Aber was sollte die Gelegenheit sein in seinem Fall? Doch nicht etwa die Unsumme, deren Nullen er auf einem Blick gar nicht zu erfassen vermochte, was auf seinem Konto plötzlich erschienen war und seitdem täglich wuchs und wuchs, ohne dass er etwas dafür tun musste.
Die Nacht für Uri Nachtigall war jäh zu Ende und er wurde brutal aus seinen Träumen gerissen. Noch klopfte Basti an das besagte dicke Brett vor dem Kopf des schlaftrunkenen oder noch schlafenden Theaterphilosophen wie an eine schwere dicke Holztür einer Blockhütte. Es klopfte heftig und drängend an der Tür. Und noch bevor Uri Nachtigall etwas begreifen konnte, standen Kommissar Alfred Ross und Schwester Maja in seinem Zimmer. Und nicht nur das, ehe Uri Nachtigall sich versah, riss ihn Ross brutal aus dem Bett und schleuderte ihn auf den Schreibtischstuhl. Der nächste Albtraum wurde für den Schlaftrunkenen wahr. Ängstlich sah er zur Schwester Maja, die ausdruckslos und kalt an der Tür stehen geblieben war. «Da pennt er in aller Ruhe, in aller Seelenruhe!» brüllte Ross, während er Uri am Kragen gepackt schüttelte. Dieser begriff immer noch nichts. Da schaltete sich Maja ein.

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Ich bin mir bewusst, dass ich die Verantwortung trage, für die Dinge, die ich schreibe, tue oder sage. Demnach brauchst Du mich nicht belehren oder tadeln.

HenrietteSophie’s Profile PhotoApfelmädchen
Warum nicht? Kann nicht jeder Mensch mal Lob, Tadel, Belehrung brauchen - gerade in einer Gesellschaft und als gesellschaftliches Wesen? Gerade in der Öffentlichkeit und gerade in einer öffentlich wichtigen Frage?
Kritik üben, Kritik sich anhören und für sich bewerten gehören doch zu einem öffentlichen und demokratischen Diskurs dazu.
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Wie würdest du die Welt verändern, wenn du es könntest ( näheres, weiteres Umfeld)?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
«Die Welt verändern» ist ein hoher und sehr abstrakter Anspruch. Er bekommt auf dieser Ebene eine quasireligiöse Funktion, weshalb meiner Meinung nach politische Ideologien, Diskussionen und Auseinandersetzungen etwas von Glaubensverschiedenheiten haben. Man streitet sich um des Propheten oder des Kaisers Bart.
Es gibt auf der einen Seite einen archimedischen Punkt menschlichen Handelns. Und wenn ich «menschlich» sage, meine ich es jetzt im doppelten Sinne, einmal wie eben der Mensch handelt, dann aber auch wie der Mensch menschlich d.h. humanistisch handelt. Denn eines ist gewiss: der Mensch kann auch sehr wie ein Raubtier und barbarisch handeln, sich zu einer Bestie steigern und furchtbare Grausamkeiten verüben.
Ich halte es für einen Irrtum, zu denken, es gebe barbarische und humanistische Menschen. Je nach Situation, Bewusstsein, momentanen Einflüssen und gewisser Disponiertheit neigt man entweder in einer konkreten Situation zu der einen oder anderen Seite. Das hängt auch davon ab, wie man sich momentan zu diesem archimedischen Punkt menschlichen Handelns befindet. Und es ist eine Verführung der Vernunft, anzunehmen, in der Abstraktion liege die Wahrheit.
Wenn man sich blind auf der Seite der Guten wähnt (worin ja auch der Wahn steckt), dann passiert es eben auch schon mal, dass man einen wehrlosen, im Kofferraum eines Autos gefesselten Menschen mit Nazivergangenheit und skrupelloser Ausbeutermentalität erschießt. In einem solchen Moment ist man weit weg vom archimedischen Punkt des menschlichen Handelns, man kippt mit der Tat auf die Seite der Barbaren und betreibt nichts anderes als das, was man aus der Welt schaffen wollte.
Nach meiner Erfahrung und Erkenntnis ist der Mensch zwar ein mit Vernunft behaftetes aber keineswegs ein vernünftiges Wesen. Seine Vernunft ist lediglich die Fähigkeit zur Abstraktion und zu rein begrifflichem und halbwegs logischem Denken. Er kann dies in Mathematik äußerst kunstvoll verfeinern; dagegen kommt die Grammatik der Philosophie schon mit den Regeln der Aussagenlogik und Modallogik ganz gut aus.
In Tat und Wahrheit aber versagt die Vernunft, wo es um das tatsächliche Leben geht. Und mit ihr versagt auch der begriffliche Aspekt der Sprache. Sie wird zur Waffe und die Diskussionen suchen keinen konsensualen wahren Kern unterschiedlicher Standpunkte, sondern werden zu Positionen befestigter Persönlichkeitsburgen in einem rhetorischen Krieg. Das würde ich gerne ändern und es schaffen, dass Menschen gemeinsam um Erkenntnis ringen, um einen Konsens bemüht sind und nicht jedwede Diskussion auf Dissenz ausrichten. Das Wie ist vielfältig: zum Teil schreibe ich mir hier den Wolf, zum Teil agiere ich im Theater und zum Teil im Garten sowie in der Kulturpolitik. Ich kann also die Welt nur verändern, indem ich auf sie einwirke und das versuche ich mit meinen Mitteln wissend, dass sie nicht nach meiner Pfeife tanzen wird und auch nicht soll. Ich bin doch kein Gaddafi, ha, ha ;)

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Kannst du etwas über deine Schulzeit erzählen? Auf welcher Schule warst du? Welchen Schulabschluss hast du? Wie waren deine Noten und wie hast du es im allgemeinen empfunden, Schule? Lieblingsfach/Hassfach? Wie siehst du deine Berufliche

Wen interessiert das?

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