Uri Bülbül

Ach mein Gundelchen fein, dass ich deinetwegen reimen muss, nur weil du die Sache http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/115473442489 nicht verstehst und mir auf die Nerven gehst. Hihi, nur Scherz <3

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Eigentlich ist das Bild schon der Kontext. Die Maske @MaskenmitMasken wurde von mir gefragt, ob sie im @Schreibhaus mitmachen will; sie bejahte die Frage wie auf dem Bild sichtbar «Klingt gut. Ich mach mit.» Darauf sagte ich, sie sei super. Und sie reagierte mit einer weiteren Frage: «Warum?» Und ich antwortete mit dem Bildchen, was so viel heißen soll, dass sie super ist, weil sie im Schreibhaus mitmachen will.

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Darauf hat sie aber auch wieder eine Antwort parat: http://ask.fm/MaskenmitMasken/answer/115073210751 Ich mache lieber nicht noch einen Screenshot, nachher wirft das noch mehr Fragen auf. Hat mein Gundelchen nun alles zu ihrer Zufriedenheit erklärt bekommen?

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Dann können wir ja zu der Frage kommen, wie es um deine literarischen Ambitionen steht? Du sitzt schon im Rundflieger, warum solltest du dann nicht auch noch im Schreibhaus ein Zimmerchen bewohnen. Aber auch für dich gilt, mein Liebes, geh, wenn möglich, nicht in den Keller.

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Persönliche Reife sollte es sein; juristisch ist das Erwachsensein ja schon mit 21 Jahren komplett erreicht. Das deutsche Strafrecht kennt ja eine Grauzone zwischen Erwachsensein und Jugendlichkeit von 18-21 Jahren an, was ich sehr human und sinnvoll finde. Dann aber geht das Recht davon aus, dass die Reife erreicht ist und man für seine Taten voll und ganz einstehen kann.

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Juristen können eine klare Linie auf diese Weise ziehen; wenn wir aber das Leben betrachten und nicht nur die Gesetzesverstöße und Straftaten, dann erreichen Menschen nie oder selten die Reife, um für ihr Leben selbst voll und ganz einstehen zu können. Meist werden Konsequenzen von sich weggeschoben; man sucht andere Fehlerquellen, Schuldige, Sündenböcke.

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Aber auch die klare Rationalität, bewusst und konsequent zu handeln, ist nicht weit verbreitet. Die meisten leben halbbewusst und inkonsequent. Auf der anderen Seite gibt es auch Menschen mit sehr klarem Bewusstsein; das ist aber primär keine Altersfrage, sondern wirklich eine Frage der Persönlichkeit. Manche sind mit 14 oder 15 schon sehr reif, andere mit 50 immer noch unreif, nicht jugendlich und auch nicht verspielt, sondern einfach mit einer unausgereiften Persönlichkeit, die sich immer etwas vormacht und in die Tasche lügt.

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Ich selbst aber spüre auch genau, dass ich einen blinden Fleck habe, den ich nicht richtig ergründen kann und Fehler mache, die Menschen verletzen, die mich lieb haben oder bis zu den Verletzungen hatten. Vielleicht verlasse ich Menschen auch zu schnell, bin ungeduldig und träume ein Leben in Freiheit und Menschlichkeit und zertrample mit meinem Traum das Leben und die Gefühle anderer. Juristisch bin ich erwachsen, ethisch bin ich vielleicht ein Idiot! Oder bestenfalls ein Kind und daher nicht schuldfähig - wer weiß?

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Auch dafür hatte Luisa mehr als Verständnis. «Ich muss erst ins Bad; dann können wir deine Sachen aus dem Auto holen», presste Johanna hervor.
Diese Ereignisse lagen nunmehr zwei Jahre zurück. Seit zwei Jahren lebte Luisa bei ihrer Schwester, ging zur Schule, machte ihre Hausaufgaben, lernte auf Klausuren oder auch nicht, spielte Computerspiele und begann sich für das eine oder andere Hobby zu interessieren, ohne sich so recht entscheiden zu können. Über diese Probleme im Leben ihrer kleinen Schwester konnte Johanna schmunzeln. Seltsam unausgesprochen hatte sich eine Regel in ihr Leben eingeschlichen: es gab keine Männerbesuche zu Hause. Natürlich hätte Johanna nichts dagegen gehabt, wenn Luisa einen Freund mit nach Hause gebracht hätte; aber es passierte einfach nicht. Und auch sie selbst hatte überhaupt kein Bedürfnis nach einem Mann in ihrer familiären Privatsphäre der Zweisamkeit mit ihrer Schwester. An diesem Abend auf der Fahrt vom Polizeipräsidium nach Hause beschlich Johanna ein seltsames Gefühl: eine Mischung aus Melancholie, Sehnsucht, Befreiung mit einer Priese Wut. Sie konnte es sich nicht erklären und wollte sich auch keine weiteren Gedanken mehr machen. Stattdessen freute sie sich lieber auf das Abendessen mit Luisa, die sie mit einer ungewöhnlichen Nachricht empfing, die sie fast beiläufig fallen ließ: «Mutter hat angerufen.»

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Johanna sah versunken zu Boden. Nilam begann wieder schüchtern auf sie einzureden, dass es doch nicht schlimm sei, sie als beste Freundin zu haben; und mit ihr würde sie auch Eikes Schläge besser ertragen. Auch seien doch seine Schläge sehr erregend, oder nicht? «Sei still, sofort!», rief Johanna ihr zu. Nilam verstummte nicht: «Warum sollte ich das tun? Ich bin du, du bist ich. Was macht es denn für einen Unterschied, ob ich rede oder nicht. Im Grunde genommen bin ich dennoch anwesend und du spürst mich jede Millisekunde. Ich bin immer bei dir in deinem Körper - oder bist du in meinem? Vielleicht habe ich ja dann das Recht, dir den Mund zu verbieten.» Johanna schwieg, sie wusste dazu keinen wirklichen Konter, um Nilam zum Schweigen zu bringen. Immer wenn Alfred zu Eike mutierte, trat sie in den Vordergrund und beschützte sie. Irgendwie. Alfred war selbst nicht bewusst, dass Nilam ihn Eike nannte, aber dieser Name passte dann zu Alf. Johanna wusste selber nicht, warum das der Fall war, doch kam ihr dieser Name sehr vertraut vor. «Na? Wer von uns beiden ist nun das graue Mäuschen?», fragte Nilli provokant. Johanna entgegnete trocken: «Damit du dich stärker fühlst nutzt du immer drei Möglichkeiten: Die erste ist die Mitleidstour, damit du deinem Gegenüber dann leichter in den Arsch treten kannst. Die zweite ist das Provozieren, sodass du dann der Person leichter die Schuld zuweist und die dritte Möglichkeit...» Johanna machte eine lange Pause. ( http://ask.fm/MaskenmitMasken/answer/114532868223 redigierte Fassung)

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Ich finde mich auch lustig, wenn ich meine Antworten formuliere; mal sind sie sachlich, mal polemisch und manchmal auch mit einer undefinierten und schwer zu fassenden Sehnsucht nach geistiger Nähe, was platonisch gesehen durchaus auch etwas mit der Erotik der Erkenntnis zu tun hat. Ja, das kannst du ruhig auch lustig finden - hängt auch mit Lust zusammen.

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Mir ist es übrigens mit dem Epikureischen Garten immer ernster geworden durch das Schreiben auf ask. Gundel ( @HeuteBinIch14 ) hat mit ihren Ashram-Anspielungen mich in der Idee bestärkt, dass aus ask-Freundschaften teilweise mehr zu machen ist als nur ein dämliches Herzchensammeln mit «Du Hübsche/r» und «Danke». Natürlich bleibt es dabei:

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Ich will keine Schule der Weisheit mit mir in der Hauptrolle eines Gurus. Aber ein epikureischer Garten der Lüste leuchtet mir völlig ein und die wahre Weisheit kennt keine Hierarchien, sondern nur Freunde. Schulmeisterliches gehört in die Armee, aber ein Tötungsapparat nicht in einen Garten, ebenso wenig der Kapitalismus mit seinem blanken Handelswahn auf die Spitze getrieben in einem Bordell, Puff oder Club.

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«Die Bourgeoisie, wo sie zur Herrschaft gekommen, hat alle feudalen, patriarchalischen, idyllischen Verhältnisse zerstört. Sie hat [...] kein anderes Band zwischen Mensch und Mensch übriggelassen als das nackte Interesse, als die gefühllose "bare Zahlung". Sie hat die heiligen Schauer der frommen Schwärmerei, der ritterlichen Begeisterung, der spießbürgerlichen Wehmut in dem eiskalten Wasser egoistischer Berechnung ertränkt. Sie hat die persönliche Würde in den Tauschwert aufgelöst und an die Stelle der zahllosen verbrieften und wohlerworbenen Freiheiten die eine gewissenlose Handelsfreiheit gesetzt.» (Karl Marx/Friedrich Engels, Manifest der Kommunistischen Partei)

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Die Würde des Menschen, die unantastbar sein sollte und immer ganz schäbig angetastet, verraten und verkauft wird, muss zurückgewonnen werden. Dies ist der einzige Gewinn, den ich akzeptiere und respektiere.

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Und Freiheit ohne Würde ist ebenso unmöglich wie Würde ohne Freiheit. Erstere führt in die Willkür, letztere ins Gefängnis oder aufs Schafott.

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Findest du das noch lustig, freue ich mich, dass ich dich belustigen konnte :)

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Rationalismus ist etwas, was ich kategorisch ablehne. Viele denken, er käme von der Rationalität. Aber der Rationalismus kommt nur von der «Ratio». Was ist der Unterschied, wirst du vielleicht fragen.

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Eigentlich wäre rational etwas Vernünftiges - ganz im besten Sinne des Wortes. Der Rationalismus aber ist das Irrewerden der Vernunft an sich selbst. Er ist wie ein leer laufender und durchdrehender Motor, der überhitzt und verglüht. Es ist, wie wenn du ein Auto im Leerlauf solange mit Vollgas laufen lässt, bis der Tank leer ist. Ich bin kein Automechaniker, gehe aber davon aus, dass der Motor das nicht mitmacht. Andererseits bleibt die Tat sinnlos, ob der Motor es überlebt oder nicht.

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Die Vernunft überlebt den Rationalismus ja meistens auch. Aber ihr Denken ist sinnlos, wenn auch imposant laut.

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Der Empirismus tendiert als Gegenposition aber auch zu Begriffsjonglagen der wildesten Art, lässt sich auf dasselbe Spiel ein und stellt sich einfach auf die Gegenseite. Und das funktioniert im Grunde dann nicht viel anders als der Rationalismus.

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Daher würde ich unbedingt für einen dritten Weg plädieren, ist ja auch dialektisch sinnvoll.

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