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Uri Bülbül

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Stell uns einen Song vor, mit dem du dich momentan identifizierst, geh in dich.

eshathunger’s Profile PhotoAbsolem
Das hat zwar nichts mit in sich gehen zu tun, aber ich finde den Song, den ich mir vor zwei Jahren zu meinem Geburtstagssong gemacht hatte immer noch gut und ergreifend:
Asaf Avidan __ Reckoning Song (One Day):
https://youtu.be/A16VcQdTL80Klugdiarrhoe’s Video 139795361465 A16VcQdTL80Klugdiarrhoe’s Video 139795361465 A16VcQdTL80
Was werden wir uns eines Tages zu erzählen haben? Was werden wir getan haben und was unter einem Konjunktiv II abhaken müssen?
Heute kam ein Freund und Kollege zu einer Performance in unserer Schrebergartenanlage eine Stunde später als vereinbart: Notarztwagen hatten ihn zugeparkt: sein Nachbar von oben fiel mit seinem Oberkörper auf den Frühstückstisch und war tot. Ob er noch zuvor über Getanes und Nicht-Getanes, Erledigtes und Ersehntes, Erreichtes und Nicht-Erreichtes nachgedacht hat?

Bist du auf irgend eine Art spirituell oder religiös? Wenn ja, wie?

Ich bin auf eine Art gewiss spirituell: Ich glaube an die Existenz der Seele, an die Beseeltheit der Natur und der Welt. Die Seele kann sich sicher unterschiedlich stark verdichten: die Wärme eines Steins ist gewiss auch eine Form der Seele, in einer recht unverdichteten Form, während die Seele eines denkenden und fühlenden Wesens sicherlich höher verdichtet und strukturiert ist. Ich denke auch, dass der physikalische Energieerhaltungssatz ebenso auf Seelen zutrifft. Die Seele als Energie geht nie verloren, kann sich aber verteilen, ja sogar auflösen und hält nicht immer dieselbe Dichte ein. Daher ist einerseits meiner Meinung nach die Annahme der Unsterblichkeit der Seele wahr, andererseits aber auch ein Quatsch. Denn wenn die menschliche Seele zum Beispiel, die sehr hoch verdichtet ist, ihren Dichtegrad verliert, ist zwar insgesamt die Seele als Energie irgendwo im Universum erhalten, aber die Konfiguration mit hoher Dichte als menschliche oder gar als eine individuelle Seele weg. Also ist die menschliche Seele sterblich, die Seele an sich ist unsterblich, was aber nicht zu religiösen Wahnvorstellungen verleiten sollte, dass man quasi sein individuelles Bewusstsein nach dem Tod beibehält und ins Paradies, in die Hölle oder sonstwohin gelangt. Es ist zu offensichtlich, dass es sich bei diesen Vorstellungen um Kindereien der Phantasie handelt, um Projektionen unreflektierten Bewusstseins. Insofern bin ich sicher nicht religiös. Mich erfüllt es sogar tief mit Abscheu, wenn ich sehe, zu welchen primitiven Verhaltensformen die Menschen sich durch ihre Religionen verleiten lassen. Kurzum: mir sind jegliche Formen von religiösen Ritualen zuwider, weil ritualisierte Verhaltensformen Menschen von ihrer universellen Verbundenheit lösen und sie in eine bindungslose menschlich überhebliche Tradition der Rechthaberei stellen. Sie haben das Gefühl auf dem rechten Weg zu sein und haben aber jeglichen Weg verlassen und leben unter der Käseglocke ihrer Hybris.

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Bist du auf irgend eine Art spirituell oder religiös Wenn ja wie

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Welches Lied hat dich heute durch den Tag begleitet?

Wenn ich deine Frage lese, wird mir bewusst, dass ich liedlose Tage habe - wie schade eigentlich.
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Du bist doch never erst 12?? Mit 12 jahren habe ich noch draußen gespielt auf dem Spielplatz und nicht den ganzen Tag auf ask fm gehangen..

Nun ja, in meiner Personenbeschreibung steht: «Uri Bülbül, geboren 1963, schriftstellernd-philosophierender ask-User mit Hang zum Theatralischen und zur Polemik.» 1963 + 12 = 1975, da war von ask noch keine Spur, wir haben mit einem Rechenschieber multipliziert und dividiert. Ja, auch viel draußen gespielt, da war selbst Tschernobyl noch in 10 Jahre Ferne und den Begriff Smog hielten die Leute für einen Horrorfilm. Was lernen wir daraus? Früher war alles besser? Warum kann ich diese Meinung nicht teilen? Doch nicht etwa, weil das eine Lebenslüge von Omas und Opas ist?
Aber einiges hat sich heute wirklich verschlechtert: die Lebensbedingungen des Planeten und der Menschen auf dem Planeten als natürlicher Lebensraum.
Liked by: Erika

Uri, mein Genosse, jetzt wird genossen und Sekt eingegossen.

Hey, absolut gute Idee, bis zum Filmriss :)

Es ist dunkel, es ist Nacht, von irgendwo lärmt ein Radio mit einem Sprecher; ich denke, es ist Zeit für eine SOKRATES-Folge. Wie wäre es mit Teil 229: Hoffmann und Betti unterwegs zur Psycho-Villa. Eine Menge Leute sind in den Roman eingeführt und einige von ihnen verschwunden: zwei sind tot.

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Frauenversteher!», während Betti und Hoffmann das Zimmer verließen. Hoffmann, schon an der Tür, drehte sich kurz um, da war er wieder: dieser versteinernde Blick. Als sie unterwegs zum Parkhaus des Präsidiums allein waren, sagte Betti: «Schwester Maja und ich haben schon die umliegenden Krankenhäuser angerufen. Eine halbe Stunde, bevor ich zu Ihnen kam, war dort niemand eingeliefert worden, der eines der Kinder hätte sein können.» Hoffmann lächelte die zerzauste Frau mit den dünnen langen Haaren an: «Der Kollege soll noch einmal anrufen. Das kann nicht schaden.» Sie erreichten einen silbergrauen Audi Quattro. «Ist das Ihr Dienstfahrzeug?» fragte Betti erstaunt. «Es ist mein Auto, ein altes Schätzchen, das Urquattro schlechthin», erklärte Hoffmann. Sie stiegen ein, wobei er ganz gentleman like ihr die Tür aufhielt und nach dem sie eingestiegen war, umsichtig zuschlug. Seine Gesten und Bewegungen hatten etwas sehr Beruhigendes. Sie fühlte sich wohl beim Kommissar. Er war das genaue Gegenteil von dem Rüpel, der sie im Morgengrauen auf dem Waldweg angefahren hatte. Hoffmann fuhr ruhig und gelassen, aber keineswegs langsam aus dem Parkhaus des Präsidiums; kaum näherte sich das Auto der Schranke, schon wurde sie auch geöffnet. Er grüßte freundlich den Wachhabenden. Betti fühlte, wie sich langsam die Müdigkeit in ihren Gliedern ausbreitete und sie schwer werden ließ. Sie hatte ganz verzweifelt jeden Quadratmeter des Waldes, weit und so gut es ging, abgesucht, war dabei mit dem Fuß umgeknickt, hatte sich am Gestrüpp aufgekratzt und war mehrmals gestürzt. Aber sie hatte keine Spur von Lara und Basti gefunden. Das konnte doch nicht nur an der Dunkelheit gelegen haben. Hoffmanns sonorige Stimme holte sie sanft aus ihren Gedanken, ohne ihre Entspannung zu stören. «Wir werden sicher auch an der Stelle vorbei kommen, an der Sie den Kollegen mit dem Porsche getroffen haben. Da würde ich mich gerne ein wenig umsehen. Und natürlich auch an der Unfallstelle, an der die Kollegin Johanna Metzger verunglückt ist. Was das Verschwinden der Kinder angeht, werde ich einen Freund von mir kontaktieren; er ist Förster und kennt den Wald wie seine Westentasche: Friedhelm Förster heißt er sinnigerweise. Sein Name ist Programm.» Betti musste über Hoffmann kichern. Zufrieden mit der erreichten Reaktion steuerte er den Wagen aus der Stadt. «Wissen Sie? Ross ist kein schlechter Kollege und kein schlechter Kommissar. Er agiert und reagiert häufig äußerst seltsam und merkwürdig. Das hat ihm nicht nur Freunde im Präsidium eingebracht. Aber sein Aufgabenbereich in einer riesigen Grauzone ist auch nicht einfach. Wie auch immer, ich will ihn nicht Ihnen gegenüber rechtfertigen. Sie sollen ihn nur ein bißchen verstehen, um ein entspannteres Verhältnis zu ihm zu haben.» «Ich will am liebsten überhaupt kein Verhältnis zu ihm haben», versetzte Betti. Ross interessierte sie herzlich wenig. Dafür aber dieser Förster mit dem lustig passenden Namen umso mehr. «Hat der Förster keine Hunde?»

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Welchem Milieu würdest du dich gemäß der Sinus-Milieu-Studie zurechnen? Personen welcher Milieus zählst du zu deinem Freundes- oder Bekanntenkreis?

Die Sinusstudie ist eine pseudowissenschaftliche soziologische Gelddruckmaschine ohne jede Aussagekraft. Ich kotze regelmäßig, wenn ich Leute aus der Sinusstudie referieren höre. Und ich kotze im Auditorium immer laut, was nicht gerade meine Beliebtheit bei Regierungsbeamten steigert. Ich gehöre quasi zu F***ck***D***ch-Milieu und meine besten Freunde auch - einer ist sogar Diplom-Sozialwissenschaftler, darf aber niemand wissen - ist ihm schier peinlich.
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Heute stand der Tag unter einem seltsamen emotionalen Sturmzeichen. Entspannt sieht anders aus. Mich ärgerte schon um 10.30 Uhr ein kleines Phänomen im Büro, mit dem ich konfrontiert wurde. Gleich darauf eine halbe Stunde später einer meiner besten Freunde, der immer anklopft und wartet, bis ich aufstehe, den 10m langen Flur zur Tür gehe und ihm die Tür öffne, die aber meistens nicht abgeschlossen ist. Er könnte anklopfen und eintreten und fertig. Ich habe schier hysterisch "herein" gebrüllt.
Was wühlte mich nur auf? Und warum schreibe ich dir das? Hat das überhaupt eine persönliche Note? Womöglich schon: ich sah unter deinem Profilbild dein Stimmungssymbol, was mich nicht gleichgültig lässt, obwohl ich dich persönlich überhaupt nicht kenne. "Gefühlsgier" und @kaelteplittersymphonie sind aber auch emotional sehr starke Begriffe. Das trifft meine poetisch-romantische Ader ebenso wie die Gesamtstimmung auf deinem Profil.
Und ich weiß, dass dieser Gedankenstrich, der schon seine 10 Tage auf dem Buckel hat, nicht mit einer verschickten @-Frage verwechselt werden sollte. Ich bin aufgerufen, aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht, wozu aber eben auch gehört, dass ich mich im Moment frage, welche unsichtbaren Bande zwischen Menschen Verbindungen herstellen können.
Gestern habe ich mich mit einem Artikel über "Zukunft" und über den absoluten und relativen Zeitbegriff beschäftigt. Ich hatte unlängst auf eine Frage, was mir die Zukunft bringen werde, geantwortet, die Zukunft könne mir gar nichts bringen, sie sei kein Subjekt. Ein Postbote beispielsweise bringt Post; er existiert und es ist sehr sinnvoll zu fragen, ob und was er mir morgen bringen wird. Selbst beim Weihnachtsmann macht die Frage Sinn, obwohl er nicht existiert; aber er symbolisiert eine gewisse Tradition, er steht für die Geschenke, die man erhält, und ist als solches Symbol auch existent. Die Zukunft aber ist eine gedankliche und modellhafte Fiktion, die eine modellhafte, fiktive Verlängerung der Zeitachse von heute auf morgen und übermorgen usw. symbolisiert. Während die Menschen, die einem zu Weihnachten etwas schenken heute schon existieren und ihr Schenkungsverhalten vom Weihnachtsmann symbolisiert wird, steht der Begriff der Zukunft genaugenommen für nichts. Denn die Zeit könnte heute schon aufhören zu existieren, dann gäbe es auch keine Verlängerung ihrer Achse zu morgen und übermorgen.
Heute beschäftigt mich der Artikel noch immer. Den Punkt mit der Krümmung der Zeitachse im Raum verstehe ich ehrlich gesagt in meiner ontologischen Beschränktheit nicht. Dafür habe ich das Gefühl, dass unsichtbare Bande durch Worte Raum und Zeit überwinden und Menschen verbinden können. Das kann, muss aber nichts Positives sein. Ich fand heute uralte Urlaubsfotos und die Gespräche von damals waren plötzlich wieder da: lebendig und nah. Irgendetwas in mir hat sich gekrümmt im Archiv, das im Grunde kein richtiges Archiv ist, sondern ein Lager. Und ich? Zerrissen, gekrümmt, im Wurmloch.

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Wie schön, dass du mir ab und an einen Gedankenstrich schickst. Ich sollte irgendwie begreifen, dass manche Dinge nicht in der Menge anderer Dinge unachtsam untergehen dürfen. Ich kann dir gar nicht sagen, wie ich darauf komme. Irgendetwas auf deinem Profil hat mich darauf gebracht, also hat es auch etwas mit dir zu tun. Aber die Verbindungen sind locker, sie sind nicht mechanisch und die Kette ist nicht eine Kausalkette von Ursache und Wirkung. Die Welt der Elektronik verbindet anders, schafft womöglich auch neu zu überdenkende Zusammenhänge, so dass man selbst den Begriff des Zusammenhangs neu überdenken sollte. Wenn die Romantik mit Kerzenschein verbunden wird, verkitscht sie völlig. Dabei haben die Romantiker etwas im Universum zu ergründen versucht, was eine magische Verbindung war. Kepler, Galilei und Newton brachten mit ihrer Astronomie das Universum in geordnete Bahnen; alles schien berechenbar und wohlsortiert zu sein. Das Universum wurde zur Mechanik der Himmelskörper. Doch die Kräfte der Gravitation, die Massenanziehung oder die Gezeiten auf der Erde oder der Magnetismus erfolgen, wenn sie auch mechanische Auswirkungen zeigen und mechanische Zusammenhänge nahe legen, eben nicht mechanisch. In diesem Spalt der energetischen Verbindungen findet die Romantik ihren Stoff, ihre Begründung und Motivation. Es sind keine Hebel, Gestänge, Wellen, Ketten, Seile, die die Kräfte übertragen. Schon der Beginn des 20. Jahrhunderts musste die Relativitätstheorie und Quantenphysik hervorbringen. Anstatt, dass die Menschen davon verzaubert und ergriffen wurden, anstatt, dass sie die Elektrizität, den Magnetismus, die Radiowellen und radioaktiven Strahlen zum Anlass nahmen, um ihre Lebens- und politische Philosophie neu zu ordnen und über alles, vor allem aber über das Universum und Leben, neu nachzudenken, verirrten sie sich praktisch in der mechanistischen Moderne (Chaplin, Modern Times, der Mensch zwischen den Zahnrädern gefangen und zerquatscht mit einem Schraubenschlüssel in der Hand), die Maschinen fressen quasi ihre Erzeuger. Da schreibt im 18. Jahrhundert der Sohn eines Salinendirektors, selbst zum Bergbauingenieur ausgebildet, "Blütenstaubfragmente"? Er übermittelt dem Leser die Aufforderung, selbst zum Autor zu werden und sich zu den eigenen Texten und den Texten anderer so zu stellen, dass man sich lesend und schreibend durch ein Netzwerk bewegt. Wer das tut, erfüllt das Blütenstaub-Programm. „Fragmente wie diese sind literärische Sämereien“, schreibt Novalis, sie sind dem Leser in den Kopf gepflanzt, hier können sie in größeren Werken aufgehen, die die Leser selber schreiben, so erfüllen sie ihre geistig-evolutionäre Aufgabe. Nicht das Nachbeten von Gelesenem macht die geistige Fruchtbarkeit aus, sondern das fruchtbare Transzendieren. Wer weiß, was uns verbindet? Eine Seilschaft ist es nicht :)

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Liked by: 23062016

Da kam ein Wanderer des Wegs und fragte händeringend; "Was kann man nur gegen die aufkommende Gewalt u. Anarchie TUUN ! ?" Herr Bülbül, schicken Sie ihn bitte ca. 50 Meter zurück, dort hat Mama PEGIDA und Onkel AfD, schon vor langer Zeit, einen entsprechenden Wegweiser errichtet.

Solche Verwandtschaft zählt nur in Ihren Kreisen, verehrter Graf. Ihre Wegweiser sind Botschaften von vorgestern, die Zugfahrpläne des 19. Jahrhunderts. Aber natürlich habe ich Verständnis für Ihre Situation: Adel verpflichtet.
Ach ja, Amokläufer erzeugen keine Anarchie, sie laufen halt Amok. Also behalten Sie schön kühles Blut, dürfte doch bei Blau einfachser sein als bei Rot.
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Ich will auch mal in deine Laube, stampfte KänGuru mit dem Fuß auf :D wie siehst du eigentlich unsere politische Lage? Was tun gegen diese Attentäter?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Es gibt Dinge, die nicht ausgeschlossen sind. So zum Beispiel dein Besuch in der Kulturlaube. Dann gibt es Dinge, die man gar nicht ausschließen kann: Dinge, Fälle, Tatsachen.
Wittgenstein beginnt sein Tractatus mit dem Satz: «Die Welt ist alles, was der Fall ist.» Aber ist die Welt damit insgesamt in ihrer Totalität beschrieben und erfasst?
Nein, sicher nicht. Wittgenstein denkt im Tractatus nur in eine Richtung weiter - vielleicht erscheint ihm die andere, die ich gerne in meine Betrachtung einbeziehe, als zu banal.
Die Welt ist alles, was der Fall ist und darüber hinaus ist auch noch etwas. Und das möchte Wittgenstein nicht, weil es nach Metaphysik riecht, nach den Träumen eines Geistersehers, um es mit Kant zu sagen. Aber das meine ich nicht. Klar gibt es Fälle, die wir als solche nichts konstatieren können, weil uns die Mess- und Wahrnehmungsinterumente und -organe dazu fehlen: siehe Radioaktivität. Wir müssen erst ein durch ein Modell motiviertes Gerät namens Geigerzähler dazu konstruieren, um radioaktive, ionisierende Strahlung messen zu können. Und seit Teschernobyl wissen wir, dass sofort nach der Messung die Meinungen darüber auseinander gehen, welche Strahlendosis wie schädlich ist.
Die Welt ist nicht so einfach, wie der Tractatus es hätte. Das wird später auch Wittgenstein bewusst. Und er hat schon komplizierter und komplexer gedacht als du und ich zusammen ;)
Neben dem, was die Welt als Fall ist, ist sie auch noch all das, was der Unfall ist! Die Tschernobyl-Katastrophe, Fukushima, die Flugzeugunglücke und ein Kopilot, der seinen Piloten aus dem Cockpit ausschließt um seine Maschine zum Absturz zu bringen; ein schön langsamer aber unaufhaltsamer und kontinuierlicher Sinkflug, bis es kracht. Und wo bleibt da die Sicherheit? An einen solchen "Un"-Fall hatte niemand zuvor gedacht.
Natürlich gibt es das Bestreben, die Un-Fälle so zu erklären, als wären sie Fälle und man könnte sie vermeiden und die Sicherheit erhöhen. Ja, rückblickend auf einen Unfall kann man immer ergründen, wie er sich beim nächsten Mal vermeiden lässt. So wird der Unfall mit seinem Risiko kalkuliert. Aber das ist eine Neverending Story: denn der wirklich unvorhergesehene Unfall tritt irgendwann auch noch ein. Diejenigen, die den Begriff des Amoks erfunden haben, wussten das ganz genau: die Welt ist nicht nur das, was der Fall ist.
Und amoklaufende Attentäter sind nicht der Fall, sondern der Unfall der Welt. Sie wären selbst durch eine wohlgeordnete Polis nicht auszuschließen. Aber die Politik hat sich selbst außerstande gesetzt, die Unfälle zu analysieren und die Sicherheit zu erhöhen. Die Piloten haben den Sinkflug eingeleitet, haben das Flugzeug sich selbst überlassen, Cockpit von außen zugemacht und kommen nun nicht mehr an die Steuerung. Aber die Cockpittür ist keine Tür, sondern eine total Amnesie, so dass niemand mehr die Instrumente zu lesen und die Hebel und Knöpfe zu bedienen weiß. Wenn du jetzt religiös wärst, wäre ein Vater-unser angesagt. MaW: Nix.

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Gedankengogos >< ><

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ha, ha, auf jeden Fall klingt das besser als «Gedankenkotze», obwohl man sich manchmal auch wirklich auskotzen muss. Im Moment bin ich sehr mit den inhaltlichen und finanziellen Planungen für meine www.kulturlau.be beschäftigt. Die Idee ist und dahin geht auch die Reise, dass es bald Treffen von Kultur-, Literatur- und Philosophie-Interessierten in der Kulturlaube geben wird. In entspannter Atmosphäre und ganz ohne Zeitdruck soll über zur Orientierung dienende Schwerpunktthemen diskutiert werden. Und in der Praxis hat das auch schon längst angefangen: in den vergangenen zwei Wochen war @Nowhereman , der nicht viel auf ask aktiv ist, aber mit einem Praktikum bei uns im Theater angefangen und dann immer mal wieder mit mir Projekte gemacht und Diskussionen geführt hat, im Garten; wir haben seinen Roman lektoriert, wie haben über Kultur philosophiert und ein paar lose Projektgedanken aneinander gefügt. Auch Nicole, die ich aus einem Literaturseminar kenne, das ich vor Ewigkeiten an der evangelischen Fachhochschule gegeben hatte, kam in den Garten, nachdem wir auch schon ein Theaterprojekt zusammen gemacht haben, in dem sie bei BLUEMOON eine Königin gespielt und getanzt hat. Sie bereitet einen Lyrikband mit biographischen Gedichten vor. Ein sehr schönes Experiment, wie ich finde. Und am Samstag brachte sie Julia, ihre Spielpartnerin aus BLUEMOON mit, die die 2. Königin spielte. Beide Figuren waren eine Mischung aus Iokaste und Gertrude und natürlich aus Uri, der den fett gewordenen und um Haltung und Würde ringenden König (Ödipus?) spielte. In seinem Taumel rezitierte er Nietzsches Trunkenes Lied: «Oh, Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht? Ich schlief, ich schlief, aus tiefem Traum bin ich erwacht...»
Und Julia rezitierte: «Unter deinem Licht treffen sich zwei. Eine Hure? Ich? Wer sagt das? Mein Sohn? Dieser depressive Nichtsnutz!? Lass das Forschen sein! Mein Leid genügt! Vor dem Palast. Links das mächtige Tor, rechts der heilige Hain, die Mitte frei Es ist Nacht, am hellichten Tag dem Uhrwerk nach, Dunst, lastend über dem ganzen Himmel, solange diese Maschine mir angehört. Schweigen.»
Das ist aus eine meiner besten Textcollagen - meiner Meinung nach ein schönes Dichtkunstwerk. Aber Eigenlob stinkt wie der Pesthauch des Todes in Theben, was auf meine Königinnen so sehr drückt, dass der Tag sich verdunkelt, als wäre es Nacht. Es ist wie, wenn ein Gewitter aufzieht und es plötzlich sehr dunkel wird - dem Uhrwerk nach ist es noch hellichter Tag, aber das Wetter sagt etwas anderes. Und wenn die Schuld nicht geklärt wird und das Donnerwetter ausbleibt; lastet über der Polis dieser Pesthauch. Die Königin muss sterben, so will es das Schicksal, die Schuld muss bereinigt werden, dann scheint auch wieder die Sonne in der griechisch-urianischen Tragödie der postdramatischen Art ;)
Hey, ist das nicht schon ziemlich Gedankengogo :))

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Gedankengogos
Liked by: ialociN Ruu

+++ ACHTUNG +++ Hier 'Sturmvogel 23' an 'Nachtfalter 17' +++ Wieso hat 'Tante Kowalski' noch nicht geliefert ! +++ bitte kommen +++...

Diese Nachricht des Herrn Grafen ist im Polizeipräsidium angekommen und aufgenommen und abgespeichert worden. Und nun Herr Graf?
SOKRATES Folge 228:
«Wie alt ist der junge Mann, der mit Ihrer Tochter unterwegs ist?» fragte Hoffmann sachlich. «15», antwortete die Frau kurz und bündig. Hoffmann machte keine Umschweife: «Können Sie wirklich ausschließen, dass die beiden jungen Leute beim Spazierengehen durch den Wald sich näher gekommen sind und eine abenteuerliche Liebesnacht miteinander hatten?» Kurz lachte die Frau kreischend laut auf, was ein wenig hysterisch wirkte. «Lara und Basti? Ja, das kann ich ausschließen!» Der Polizist an der Schreibmaschine durch die Anwesenheit des Kommissars ermutigt, ergriff auch das Wort: «Was macht Sie denn so sicher?» Kaum hatte er die Frage ausformuliert, schon erntete er einen versteinernden Blick vom Kommissar. «Ich kenne die beiden!» antwortete sie. Hoffmann wollte wieder zur sachlichen Ebene zurückkehren und nicht die Intuition einer verzweifelten Mutter verletzen oder in Frage stellen: «Wo haben Sie die vermissten Personen zuletzt gesehen?» Betti beschrieb genau den Spaziergang bis zum Gartenhaus der Psycho-Villa, wie sie dort Basti @Maulwurfkuchen schlafend vorfanden, dass er unter Narkolepsie leidet, was Narkolepsie für eine Krankheit ist, wie sie sich dann voneinander trennten und Lara und Basti am Gartenhaus vorbei weiter spazierten. Eigentlich könne man sich in dem Garten weder verlaufen noch gebe es da eine besondere Gefahrenquelle. Sie habe auch den ganzen Garten abgesucht, bevor sie in den Wald gegangen sei, um weiter zu suchen. Auch von ihrer Begegnung deutlich nach Mitternacht auf dem Waldweg mit dem Porsche eines Kriminalpolizisten berichtete Betti in einer ziemlichen Ausführlichkeit. Der Bereitschaftspolizist an der Schreibmaschine gab bald auf, durch seltsame Blicke Bettis Erzählung stumm zu kommentieren und tippte einfach alles, was sie erzählte und so kam ein ganze drei DIN A 4 Seiten umfassender Bericht einzeilig geschrieben zustande. «Das Außergewöhnliche ist, die Kinder wären sicher zum Abendessen wieder zurück gekommen; dass sie dann aber die ganze Nacht nicht wieder aufgetaucht sind, ist deutlich ein Signal, dass sie sich in Not befinden», schloss Betti ihren Bericht, was ebenfalls protokolliert wurde. «Ich schlage vor», sagte Hoffmann, «ich fahre Sie zurück zur Villa; denn die Wahrscheinlichkeit, dass Lara und Basti dort wieder auftauchen oder sich zu melden versuchen, ist am größten. Und Sie, Herr Kollege, telefonieren die Krankenhäuser ab und erkundigen sich mal, ob irgendwer eingeliefert wurde, dessen Beschreibung auf unsere vermissten Personen passt. Wenn Sie einen Treffer haben, melden Sie sich umgehend bei mir. Ich bin mit der Dame unterwegs zum forensischen Sanatorium.» Betti kam ein zufriedenes Lächeln trotz all ihrer Sorgen und Ängste über die Lippen. Dieser Mann schien wirklich ein gutes Herz zu haben. Der Polizist griff zum Telefon und murmelte: ...

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Wegen der Antwort bezüglich Verschwörungstheorien

Ah, danke. Ich bleibe dabei: Klar gibt es Verschwörungen, Zusammenschlüsse, organisiertes Verbrechen, Geheimbünde usw. usf. und nichts davon entwickelt eine Macht, bei der man annähernd von einer Weltverschwörung sprechen könnte. Die Welt wird am Irrsinn zerbrechen, an unkoordinierbaren Aktionen unvernünftiger Apparate, die von irren Menschen bedient werden. Der Anstrich von Vernunft ist nicht mal eine hauchdünne Lackschicht.
Jammerschade. Wer so viel Vernunft und Organisationskraft besäße, um eine Weltverschwörung anzuzetteln, hätte theoretisch ja auch die Vernunftskraft, die Welt zu retten.
Diesen Optimismus sehe ich als vollkommen ungerechtfertigt an.

Hast du schon mal 'ne Welt gerettet?

derherbstinmir’s Profile PhotoLara Evans
Ich rette jeden Tag meine Welt. Gleich nach dem Aufwachen muss alles neu sortiert werden; duch Meditation, was bei mir in der Gestalt des Vorsichhinsinnierens abläuft, wird Kraft getankt, werden Ideen in den Himmel geschossen, wo sie zu Sternen werden, wird Ermutigung ausgesprochen, um den Angriffen des Tages zu widerstehen. Und dann werden die Tasten gedrückt und Sätze formuliert. Darunter auch Antworten auf Fragen, in der Hoffnung, auch anderen mal eine Welt zu retten.

Wie sollte Deutschland, deiner Meinung nach, mit Erdogan-Anhängern in Deutschland verfahren?

Freiheitlich und demokratisch. Das war früher mal das Markenzeichen dieser Gesellschaft und dieses Staates.

Zwei Dinge sind zu sagen: 1. als ich meine Zwischenbemerkungen zu SOKRATES schrieb, erwähnte ich zwei Personen nicht, die eine Rolle in dem kafkASKen Fortsetzungsroman spielen: @Gedankenkammer und @DerApfeltyp ; 2. Diese Personen werden selbstverständlich ihren Platz im Roman finden: Folge 227

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Er hatte sich aus Sorge vor Hepatitis eine Blutuntersuchung machen lassen, und es war damals nichts diagnostiziert worden. Warum er das gemacht hatte, war unklar. Er war nicht verreist gewesen oder in einen Unfall oder ähnliches verwickelt. Vielleicht hatte er eine Sexpartnerin oder einen Sexpartner mit Hepatitis und hatte dann Angst, sich angesteckt zu haben. Aber das war Spekulation. Und Doktor Theresa Wagner mochte keine Spekulationen – höchstens Hypothesen! Jedenfalls war die Blutuntersuchung ohne Befund gewesen. Und als er wegen des Komas durchgecheckt wurde, blieb es bei diesem Ergebnis. Karl Lembrecht war ohne Befund und doch im Koma. Er war ein interessanter wie rätselhafter Fall, dieser Lembrecht. Theresa sah ihn sich lange an, bevor sie zur Kommissarin ging.
Als Hoffmann aus dem Gericht zurück ins Präsidium kam, riefen zwei Kollegen aus dem Bereitschaftsdienst ihn zu sich. Sie hatten eine aufgewühlte, völlig zerzauste Frau vor sich sitzen, die unbedingt eine Vermisstenanzeige aufgeben wollte, aber einen stark verwirrten Eindruck machte. Die Polizisten hätten sie für gewöhnlich nicht ernst genommen, ihre Anzeige aufgenommen und beiseite gelegt oder sofort in den Papierkorb geschmissen, weil sie sie für verrückt gehalten hätten. Aber in letzter Zeit war einfach zu viel Seltsames passiert, als dass sie von einem Normalfall ausgehen konnten. Und da kam ihnen HK Hoffmann gerade recht. Er verstand etwas von verrückten Frauen und wirren Geschichten. Ein etwas unbeholfen dreinblickender Bereitschaftspolizist saß an einer altertümlichen Schreibmaschine und nahm die Aussage einer zerzausten Brunetten auf; eine schlanke Frau etwa um die Mitte Vierzig mit großen neugierigen und lebhaften graugrünen Augen, einem spitzen Gesicht und feinem Mund rang offensichtlich nach Fassung und versuchte dem Beamten ihr Anliegen am Rande ihrer Geduld zu erklären. Sicherlich hatte sie eine sehr anstrengende Nachtwanderung hinter sich, hatte wohl auch häufiger mit dem Boden Ganzkörperkontakt gehabt, ihre Hose hatte Grasflecken und hier und da klebte Erde am Hosenschlag und an ihren Schuhen, aber der Blick in ihr Gesicht verriet Hoffmann, dass diese Frau nicht irre war. «Guten Tag, ich bin Hauptkommissar Julius Hoffmann. Ich habe gehört, sie vermissen Ihre Tochter und eine weitere Person?!» Ein dicker Mann hatte das Zimmer betreten; respektvoll nickte der Polizist an der Schreibmaschine ihm zu. Als er sie kompetent und ruhig ansprach, löste sich in ihr ein Knoten, ein Krampf der schmerzhaften Hoffnungslosigkeit und sie hätte beinahe geweint. Aber das gehörte nicht zum Repertoire einer wahrhaften kämpferischen Mutter, die tief besorgt um ihre Tochter nun die Hilfe der Polizei suchte. «Ja, ich vermisse meine achtzehnjährige Tochter Lara und einen Freund mit dem sie unterwegs war. Sie wollten nur ein bißchen spazieren gehen und kamen nicht wieder. Sie sind die ganze Nacht weggeblieben und auch heute morgen nicht aufgetaucht.»

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Guten Tag Herr Bülbül :-), der Begriff " Kultur" bietet eine immense Vielfalt. Was und wie viele Arten Kultur passen davon in Ihre Kultur Laube? ( das gefällt mir)

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Vielen Dank für diese liebe Frage und das Interesse an der Kulturlaube. Sie sind natürlich herzlich eingeladen in das wunderbare Ruhrgebiet mit einer tatsächlich immensen Vielfalt an Kulturmöglichkeiten.
Einen kleinen Überblick vermittelt Ihnen die Homepage der Kulturlaube: http://www.kulturlau.be/
Dort habe ich mich auch ausführlich zur Philosophie dieser kleinen aber hoffentlich doch sehr feinen Unternehmung geäußert. Die Kleingartenkultur als die Kehrseite der Industriekultur, die im Ruhrgebiet natürlich groß geschrieben wird, der Versuch den Rationalismus im Kulturbegriff und Kulturbetrieb zu überwinden und zu einem sensualistischen und lebensfreundlichen Kulturverständnis zu gelangen. All das und noch mehr habe ich versucht in Worte zu fassen. Sogar ein neues Filmchen ist diesbezüglich in der Mache. Nehmen Sie die Kulturlaube als eine Form der praktizierten Kulturphilosophie. Hier hat eine Menge Vielfalt Platz. Eine junge Dame aus meinem KulturClub befasst sich im Moment sogar mit Antonin Artaud ;) Eine Kultur, die radikal die Herrschaft der Zeichen brechen und zum Leben zurückfinden will. Es ist mehr als symbolisch, dass wir uns hier mit diesen Dingen beschäftigen.
Angewandte, gelebte, praktizierte Kulturphilosophie braucht aber immer die Attribute «klein&fein»; Konzerte von Musikern oder von Comedians, die Stadien füllen, haben in der Kulturlaube natürlich keinen Raum. Aber dafür gibt es ja die Stadien - das Ruhrstadion des VFL-Bochum ist nur um die Ecke und bei entsprechenden Veranstaltungen im Stadion sogar in Hörweite ;)
In der Kulturlaube aber geht es doch eher darum sozial, politisch, kulturell, philosophisch das Gras wachsen zu hören. Und ab und an rattert der Rasenmäher. Und in der Tat macht erst die Kombination der verschiedenen Medien: Blog, ask.fm, youtube, Kulturlaube, Theater meine gelebte Kunst aus und der Kern darin ist die Kommunikation - so wie im Moment mit Ihnen.

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