Bist du jemals im Sumpf aus "richtig" und "falsch" versunken? Wie wird entschieden, wenn zwei konträre Ansichten aufeinander treffen? Ist ein Kompromiss der Tod der Sache oder gibt er eine neue "richtige" Richtung vor?
Ob richtig oder falsch oder Sein oder Schein! Könnte das nicht dasselbe sein? Ich sehe einen wichtigen Unterschied, der mir moralisch erscheint. Etwas zu tun oder zu lassen, ist moralisch "richtig" oder "falsch" und das unterscheidet dieses Begriffspaar von Sein und Schein. Ich bin im Sumpf von Sein und Schein versunken und wäre beinahe daran erstickt. Doch vor einigen Tagen, schon lange nach meiner Rettung, kam ich auf die Idee, dass Sein und Schein vom optischen Medium abhängen und beim Aneinandergrenzen der unterschiedlichen Medien oder Sphären Sein zum Schein und Schein zum Sein wird wie der berühmte gebrochen scheinende Stab im Wasser. Aber du wirst sagen: es ist doch richtig, dass der Stab nicht gebrochen ist, keinen Knick hat, So sicher ist man sich, wenn man sich nicht zwischen den Welten bewegt. Aber gerade du, denke ich, gehst doch davon aus, dass Wahrheit Ansichtssache ist, aber genau das müsste dich doch aus dem Sumpf ziehen. Was dem einen richtig erscheint, kann für einen anderen in einem anderen Kontext oder in einer anderen Situation falsch sein. Wenn zwei konträre Ansichten aufeinander treffen, könnte doch eine Lösung in der Suche nach einem Tertium comparationis sein. Zum Beispiel die Antwort auf die Frage: was tut dir gut? Ist das, was du im Grunde deines Herzens begehrst, aber dieses Begehren für falsch hältst, wirklich falsch? Wenn ja, worin liegt das Falsche? Ist es eine Droge, die dich physisch zugrunderichten wird wie auch seelisch deformieren und zerstören? Oder ist es etwas, was andere für falsch halten und wovon sie dir abraten, ohne dass du selbst den wahren und tiefen Schaden sehen kannst, vielleicht womöglich, weil es diesen gar nicht geben wird? Es gibt den Spruch: alles wird schlechter, nur eins wird besser: die Moral wird schlechter! Wenn dich etwas moralisch in den Sumpf treibt, sag dieser Moral Adieu! Und schau, was übrig bleibt, wenn sie subtrahiert ist. Du möchtest gerne deinen Nachbarn töten. Das ist moralisch verwerflich, aber er quält dich durch laute Musik und anzügliche Bemerkungen im Treppenhaus. Zieh die Moral ab! Suche nun das Tertium Comparationis: Okay, ich will ihn töten, aber was wird diese Tat aus mir machen? Wie wird es mir danach ergehen? Wie lange hält die Erleichterung an, ihn losgeworden zu sein? Wie schwer wiegt die Last der schrecklichen Bilder bei der Tat oder die Angst, irgendwann als Mörder verhaftet zu werden? Wäre ein Umzug nicht viel schöner? Du fängst an, dich nach einer neuen Bleibe umzusehen, willst dich verbessern, suchst ein anderes Viertel, neue Einrichtung und Mobiliar usw. Deine Gedanken sind aus dem Kreisen: ich hasse ihn, ich würde ihn am liebsten umbringen, ich hasse ihn usw. raus! Oder: du hast erfahren, dass dich dein Freund betrügt, sollst du ihm verzeihen oder ihn verlassen? Suche das Tertium Comparationis? Betrüge du ihn auch und schau, wie sich das anfühlt und was sich daraus ergibt oder mach noch besser eine ganz andere Sache wie z.B. eine Reise!