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Uri Bülbül

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Interessant - du hast hervorragend meine negative Einstellung zur Polemik erläutert, obwohl ich die Frage in meinen Augen durchaus neutral gestellt habe. Getroffene Hunde bellen, nicht wahr?

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Aber das ist doch jetzt nicht „gebellt“! Sondern „gelobt“. Hmmm, was muss ich daraus schließen, dass ich der Hund bin - ein Kynos, wovon das Wort Zynismus kommt. Ja, mein Meister und Ideal ist Diogenes aus Sinope, auch Diogenes, der Hund genannt :) Begründer der zynischen Schule der Philosophie. Ich finde, er ist auf seine Art ein genialer Antiplatoniker.

Bei mir war's die Strafe für's nicht-besitzen eines Autos. Ich frage, weil da ein Typ saß der in etwa aussah wie du, zumindest soweit ich das beurteilen kann, und ständig mit verschiedenen Leuten recht ulkig geredet hat. Es hätte zu dem Bild gepasst, was ich von dir habe. :)

ApertureTech’s Profile PhotoFlo
Du hast ein nettes Bild von mir. Danke.
Nein, aber ich war das wirklich nicht. Ich bin schon seit Ewigkeiten nicht mehr in Nürnberg gewesen. Und das letzte Mal tatsächlich mit Auto, einem Mitsubishi Colt als Neuwagen ;) Deshalb ereilte mich auch diese harte Strafe damals nicht, die dich zum Gefangenen gemacht hat.
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Der Spruch stammt wohl von Eckhart Tolle. Und ein Blick auf's Profil von @L1vingGod lässt vermuten, dass er sich für seine Bilder auch bei Fremden bedient... --- Was hältst du von Ad-Hominem-Argumenten? Wo verläuft die Grenze zur Polemik?

ApertureTech’s Profile PhotoFlo
Eckhart Tolle, Jetzt! Die Kraft der Gegenwart. Ein Leitfaden zum spirituellen Erwachen (englischer Titel The Power of Now: A Guide to Spiritual Enlightenment), 1997.
Ich habe dieses Wunderwerk nicht gelesen. Aber der zitierte Satz könnte aus diesem Buch stammen. Schmückt sich also @L1vingGod mit fremden Federn, um bei weiblichen ask-usern gut anzukommen?
Lassen wir den Verdacht einfach im Raum stehen, nachdem wir ihn in den Raum gestellt haben - ist auch nicht gar so wichtig.
Meine Rhetorik, mit der ich Mystik in die Nähe der Quantenphysik gerückt und mit dem Wort „Quantenphilosophie“ belegt habe, stammt von mir. Der Gedanke selbst, den ich mit der mir eigenen Rhetorik wiedergab, ist alles andere als neu und findet sich schon seit den Kinderschuhen der Quantenphysik in den 20er Jahren des 20. Jhs. Einige Physiker holten damals zu einer neuen quasireligiösen Kosmologie aus. Mein Plan ist es, das Ganze auch in SOKRATES, dem kafkASKen Fortsetzungsroman zu thematisieren. Es sind bis jetzt 286 Folgen erschienen; und ich habe das Gefühl, das Wesentliche des Romans ist noch ungeschrieben.
Polemik ist für mich eine Stilrichtung der Argumentation, ein Genre, was sich der Ironie, des Saraksmus und Zynismus bedient und auch die Gegenposition angreift, um sie zu entlarven. Gute Polemik ist wie gute Satire: trifft und ärgert und gibt auch der Lächerlichkeit preis.
Meine Antwort auf die Frage nach meiner (ungeschriebenen) Habilitationsschrift ist polemisch. Ob sie gut ist, müssen andere beurteilen. Die Frage selbst könnte ja auch ad hominem polemisch sein.
Ad hominem Argumente sind auch nur ein Mittel der Argumentation, wer sich nur darauf verlässt, ist schnell verlassen. Andere in Mißkredit zu bringen, um sie zu entlarven kann nur in einem gewissen logisch abgesteckten Rahmen funktionieren. Wenn zum Beispiel jemand allzu laut und auffällig die Ehrlichkeit lobt und man ihm einfach seine Lügen nachweist und vorwirft, ist das ein möglicherweise wirksames argumentum ad hominem. Wenn dieselbe Person aber über die Kunst des Lügens spricht, ist dasselbe Argument womöglich nicht sehr griffig. Und wenn jemand über Friedenspolitik spricht und man ihm seine Homosexualität vorwirft, verfehlt das adhominem Argument total seine Wirkung.
Die Art, wie du das Wort „Polemik“ verwendest, akzeptiere ich gar nicht; denn sie impliziert, dass Polemik grundsätzlich etwas Verwerfliches sei. Diese Konnotation ist der Polemik von affirmativen Logikern angedichtet worden, die immer nur auf der Seite des Bestehenden (Systems) stehen, alles vernünftig erklären können und von anderen brave Unterwerfung unter die Vernunft verlangen, die der normativen Kraft des Faktischen huldigt. Es ist eine perfide Lähmung und Vergiftung jeglicher Kritik, die so betrieben wird. Und wer sich aufregt, wird als Polemiker ad hominem disqualifiziert. Ich habe zwei solcher Diskussionen letztens geführt und aufgezeichnet, mal sehen, wann ich zur Auswertung komme.

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Bist du kürzlich in der Nürnberger U-Bahn gesessen?

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Ich wusste gar nicht, dass die Nürnberger ihre U-Bahn als Gefängnis benutzen. Nein, ich saß da nie ein. Und weswegen warst du in der "Nürnberger U-Bahn"? ;)
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@Drehpimmel3000 Du hattest mich doch unlängst gefragt: Gibt es Fragen, die einem ohne eine Antwort mehr sagen als mit? Welche Fragen sind das? Nun habe ich etwas gefunden, was zwar aus dem Fragenfeld von ask kommt, aber eigentlich keine Frage ist ;)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
https://ask.fm/lxoi/answers/139758135766
Wir wissen seit der Relativitätstheorie, die wir doch nicht wirklich verstehen, oder? -wir wissen also seit der Relativitätstheorie, dass Zeit und Raum, Energie und Masse in gewisse, schwer vorstellbare, weil außerhalb unserer alltäglichen Erfahrungswelt liegende Paradoxien verwickelt sein können. Die moderne Physik entwickelt Denkfiguren, die ein an Kant und Schopenhauer geschulter Mittelmaß-Straßen-und Laubenphilosoph nicht mal ordentlich wiedergeben kann ;)
Die Masse kann sich auf einen einzigen Punkt (so wie in der Mathematik definiert) konzentrieren und sich damit dem Raum entheben, weil es dann keine Ausdehnung mehr hat und so eine Kraft entwickeln, dass sie sogar Raum + Zeit darin verschluckt.
Vielleicht muss mal etwas Gras über diese meine Formulierung wachsen, Mann-o-Mann!
Da ist aber nun Prinzessin Lillifee @lxoi eine Frage aufs Profil geflattert, die einem die Ohren schon mal vibrieren lassen kann, während der Schädel heiß läuft:
«Zeit ist überhaupt nicht kostbar, denn sie ist eine Illusion. Was dir so kostbar erscheint, ist nicht die Zeit, sondern der einzige Punkt, der außerhalb der Zeit liegt: das Jetzt. Das allerdings ist kostbar. Je mehr du dich auf die Zeit konzentrierst, desto langsamer vergeht sie» @L1vingGod
Der Autor dieser Zeilen, der Nietzsches Gott-ist-tot-Metapher in seinem Profilnamen umdreht, hat ein Ding der Liebe in die Welt der Prinzessin Lillifee gesandt, nicht um in Raum-Zeitlichen-Kategorien der klassischen Mechanik und Kantischen Kritizismus gemessen und beurteilt zu werden, sondern wirklich der Quantenphilosophie bedarf: nämlich der Liebe!
Unsere Prinzessin bescheiden und liebreizend senkt die Lider und lässt die Wimpern klimpern mit ihrer Antwort auf die wunderbare Botschaft: «True💭 (Danke für den Text) 😚» (a.a.O.)
Es geht doch hier nicht um die einfache Beurteilungskategorie aus der aristotelischen Logik für eine Aussage: true or false!
Alter, hier geht es um die Masse, die sich auf einen Punkt konzentriert, sich der Räumlichkeit enthebt, null Ausdehnung mehr hat und so mächtig wird, dass sie deine tickende Uhr wegschlürft wie ein Chamäleon eine Fruchtfliege.
Klar kann man nun den ollen Newton der Philosophie auspacken, der sich einen Namen als Aufklärer gemacht hat, weil er mal der Frage nachging: Was ist Aufklärung? Dann kann man auch fragen: wie ist es möglich, dass die Kategorien in der Botschaft wild durcheinander wirbeln: Illusion=Kategorie der Erkenntnis; kostbar=Kategorie der Ökonomie, jetzt=auf der Zeitachse, dann aber doch außerhalb der Illusion und das Paradox: je mehr du dich auf die Zeit konzentrierst, desto langsamer (=Kategorie der Zeit) vergeht sie. Ich habe gestern ein Gedicht übersetzt; da ist eine Zeile: Mein Schädel ein Wolkenschaum, ich durch und durch ein Meer - weißt du nun, wo der Hammer hängt? An der klebrigen Zunge des Chamäleons. Siehst du? Dieser und keiner Antwort hätte es je bedurft. Die Frage hebt alles aus den Angeln ;)

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Sehr geehrter Herr Professor Bülbül, darf ich mir Ihre Habilitationsschrift zu Gemüte führen? Keine Sorge, ich habe nicht vor ein Plagiat anzufertigen, ich frage rein aus Interesse.

Ha, ha, sehr witzig. Ich plädiere für einen echten Plagiatsversuch. Machen wir ein Gedankenexperiment: ich gebe Ihnen kleine Hinweise und sie rekonstruieren daraus, was ich geschrieben haben könnte und schon haben Sie meine Habilitationsschrift verfasst.
Nein, bürgerliche Titel und Ämter sind mir nichts! Ich liebte die Universität einst als einen Ort des freien Geistes, der Philosophie und des Wissens, des Forschens und des Studierens und hätte sie niemals in meinem Leben verlassen. Sie aber zeigte mir ein anderes Gesicht: eine kleinkarrierte, dünkelhafte, hierarchische und feudalistisch-technokratische Anstalt und Teil des Ausbeutersystems; der Campus instrumentalisiert durch Drittmittelforschung, Kapitalinteressen, Staatseinmischung, die Geisteswissenschaften von ungebildeten und arroganten und populistischen Politikern unter Sparzwang und technokratisch-ökonomischen Utilitarismus gesetzt, wurde zu einer Hochschule deformiert vor meinen idealistischen Augen! Aber nicht ohne meinen Widerstand! Ein C4-Aristokrat, der an der Einführung des B.A. experimentierte, muss nach einer Diskussionsveranstaltung mit mir in seinem Büro bei seinem Gesindel angekommen, gestöhnt haben: «Wie 1968!» Dies erfuhr ich von einer studentischen Hilfskraft, die mich nicht mehr in der Mensa und Cafete grüßen wollte, weil sie noch ihren Abschluss beim besagten C4-Aristokraten zu machen gedachte.
Nicht eine Zeile hätte ich unter diesen Umständen diesem schnöseligen Gesindel in ihre Studien- und Prüfungsordnungen geschrieben, wenngleich die Regel lautet, dass man nach der Studienordnung studiert, die gültig war, als man sich immatrikulierte. Aber was nützen die errungenen Titel, wenn der Campus kein Campus mehr ist, die Universität keine Universität, keine alma mater, sondern nur ein Apparat, in den man hineingezwängt wird?
Nein, ich gebe auf Titel nichts, auf Ämter und Hierarchien: Ich bin ein Diogenes in der Laube und kein Professor, kein Doktor nicht, kein Magister, habe sagenhafte 20 Jahre studiert um des Studiums willen und bin da, wo ich bin.
So ist die Anrede "Herr Professor" im Falle eines Lauben, Wald- und Wiesen- und Gartenphilosophen im Internet und Theater, zuhause und Straße, aber nicht an der Universität, wirklich nicht angebracht.
Plagiate von meinen Texten erfüllen mich gewiss nicht mit Sorge: Markiere, was du finden kannst, drücke Steuerung und C und füge mit Steuerung und V das Markierte in ein neues Dokument ein und es ist Dein :)
Und wenn ich dich damit zum Professor machen kann, weil eine Habilitationsschrift dabei entsteht, dann wünsche ich dir viel Glück im feudal-technokratischen Gesindelladen im Dienste der Bourgeoisie! Schau, dass du dich nicht allzusehr ausbeuten lässt, verdiene gut, lebe besser und gedenke mein in einer stillen Minute: du sitzt in der Villa, ich in der Laube, das Glück ist mein, die Ämter dein.

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Ja, einen guten Hermeneuten könnte auch SOKRATES benötigen: Friedhelm Förster, Betti und Lara begegnen sich auf dem Parkplatz hinter der Villa. Lara hat keine Lust auf einen Spaziergang und die Realitäten zwischen ihr und ihrer Mutter verschieben sich. SOKRATES Folge 286:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Lara hatte keine Lust auf einen Spaziergang. Ihr war ganz seltsam bei dem Gedanken, mit ihrer Mutter die Wege abzuschreiten, die sie angeblich oder womöglich mit Basti gegangen sein sollte. Für sie war die Welt in Ordnung, alles fühlte sich normal an. Sie hatte ein Nickerchen auf der Parkbank im Garten in der Nähe des Gartenhäuschens gemacht – und das war's! Bettis Realität und die ihrer Tochter stimmten aber genau an dieser Stelle nicht überein. Betti hatte einen sehr kummervollen Nachmittag, Abend, Nacht hinter sich, war lange auf der Suche nach ihrer Tochter durch den Wald geirrt, war mit einem rasenden Porschefahrer zusammengestoßen, der angeblich ein Kommissar war. Sie hatte ihn überwältigt, sie war ihm entkommen und hatte die Suche nach Lara fortgesetzt. Und schließlich und endlich hatte sie bei Kommissar Hoffmann Gehör und Hilfe gefunden. Das war alles sicher nicht geträumt, während Lara sich fast einwenig störrisch in eine Art Gleichgültigkeit zurückzog. Betti nahm Notiz davon, dass ihre Tochter, die sonst sehr heftig schmollen und mißmutig sein konnte, wenn ihr etwas nicht passte, dieses Mal immerhin kooperierte, wenn sie auch offensichtlich keinen Sinn darin sah. Sie gingen schweigend am Gesindehaus, wo Doktor Zodiac am Fenster stand, und am Parkplatz vorbei, wo Friedhelm Förster seine Spürhunde in seinen Geländewagen lotste, die irgendwie aufgebracht waren und widerspenstig bellten. Lara beachtete das kaum. Betti aber bog auf den Parkplatz ab. «Ich will Herrn Förster noch einmal danken und auf Wiedersehen sagen!» Innerlich stampfte Lara wütend auf; äußerlich blieb sie gleichgültig und kühl. Sie blieb einfach stehen, ohne ihrer Mutter zu folgen! Und Betti ließ ihre Tochter einfach stehen, um zu dem dicken Mann auf dem Parkplatz am Geländewagen zu gehen. Worüber die beiden sich unterhielten, konnte Lara nicht verstehen und trotzig nahm sie den Standpunkt ein, dass sie das auch nicht interessierte. Aber sie konnte auch nicht davon ablassen, ihre Mutter und den dicken Förster aufmerksam zu beobachten, was ihr selbst äußerst mißfiel. Der Mann schien irgendwie beunruhigt. Es war kein Abschied mit Smalltalk, was sich auf dem Parkplatz abspielte. Lara wurde nun auch etwas unruhig; denn sie wollte eigentlich schnell wieder nach Hause – weg von all diesen Leuten, weg von der Villa, weg von Basti, Schwester Lapidaria, Doktor Zodiac, Uri Nachtigall. Sie wollte wieder in ihre eigene Welt zurück, sie wollte zu ihrer Katze, zu Blumen, zu ihren Fotografien und Büchern. Die Villa gefiel Lara mit einem Schlag nicht mehr. Die Ferien hier waren für sie zu Ende. Sie hatte genug davon! Betti aber schien von dem, was der Dicke auf dem Parkplatz erzählte, ergriffen zu sein, was wiederum Lara gar nicht behagte. «Mama! Kommst du jetzt!» rief sie voller ungeduld und mit kindlichem Trotz über den Platz. Der Förster sah zu ihr herüber; ihre Mutter aber reagierte nicht auf den Ruf. Lara mochte den Blick des Mannes nicht.

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Und, gerne auch in dem Kontext - Gibt es Fragen, die einem ohne eine Antwort mehr sagen als mit? Welche Fragen sind das?

Hermeneuten sind Spurenleser in Worten und ihren Bedeutungen. Da liegt ein Wort in der Textlandschaft: warum ausgerechnet dieses? Und warum an dieser Stelle? Warum ist diese Formulierung so und nicht anders? Für Spurenleser müssen Zeichen gedeutet werden, weil sie eine Bedeutung haben und einen Grund, warum sie da sind: ich liebe ja die Serie DEXTER. Ein Blutspurenanalytiker - er erinnert mich so sehr an Hermeneuten, die Gedichte und andere Texte analysieren und deuten. In unserem subjektivistischen Bewusstsein (jeder soll doch denken und für wahr halten, was er will) ist die Kunst der Interpretation in Beliebigkeit ertrunken. Meine Logik-Professorin pflegte in solchen Fällen immer zu sagen: «Von Ihnen leihe ich mir sehr gerne Geld. Geben Sie mir 100 DM und verlangen Sie es wieder zurück. Und ich sage Ihnen: 1. habe ich es schon zurückgegben; 2. es waren nur 80 und nicht 100 und 3. wer sagt denn, dass leihen, die Bringschuld impliziert, das Geliehene wieder zurückzugeben! Haben Sie nicht gesagt: jeder hat seine Wahrheit! Und das ist jetzt meine!» (Ursula Neemann)
Dieser Ansatz ist nicht zuletzt deswegen genial, weil er auch auf Handelsbeziehungen und Geschäfte abzielt: sie benötigen unbedingt die Rationalität. Deswegen fördert die bürgerliche (kapitalistische) Geselschaft die Vernunft, aber zugleich wird ihr dies auch dialektisch zum Verhängnis; denn irgendwann erweist es sich, dass kapitalistische Besitzverhältnisse unvernünftig sind.
Aber zurück zum Spurenlesen: die Interpretation hat etwas mit Kausalität zu tun; denn sonst könnte man nicht nach Bedeutung fragen. Dies kann man auf Fragen anwenden und auf Antworten - alles kann wie eine Spur gelesen werden, wenn man es denn kann. Wenn man es aber nicht kann, sind die Steine stumm! Die Fragen "sagen" einem nur etwas, wenn man Spuren lesen kann ;)
Manchmal aber verliest man sich auch. Aber ein Fehler spricht nicht unbedingt gegen das System: es gibt systemimmanente Fehler (innere Dialektik) und akzidentelle Fehler: Diskalkulie. Auch wenn sich jemand ständig verrechnet, ist die Arithmetik nicht daran schuld.

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Genau :) Meine Antwort war also keine insgeheime Kritik an deiner Fragestellung

tittengrabschernumberone’s Profile PhotoPapiertiger.
Mich hat etwas anderes in deiner Antwort eher gereizt als die mögliche "versteckte" Kritik an meiner Frage. https://ask.fm/tittengrabschernumberone/answers/139142380795 Es war der Ton, der so deutlich und vehement von sich wies, anderen Vorschriften machen zu wollen, wie sie zu leben und zu lieben haben.
Ich stimme mit dir überein und lehne es auch ab, solche moralischen Vorschriften zu machen und gemacht zu bekommen. Aber ich fragte mich: warum diese Vehemenz, mit der du das von dir weist: «Ich werde sicherlich auch nicht plötzlich ausholen und erzählen, was Andere meiner Meinung nach tun sollten».
Fühltest du dich durch meine Frage so sehr dazu verleitet? provoziert? Geriet etwas doch in dir so in Wallung, dass du dich selbst bremsen musstest? Einerseits doch der Drang, so etwas auszumerzen und dann andererseits der eigene moralische Anspruch, liberal sein zu wollen, ja geradezu sein zu müssen (warum auch immer?)? Du findest es unmöglich, eine offene Beziehung zu akzeptieren und ebenso unmöglich, anderen darüber Vorschriften zu machen?
Also ganz viele Fragen waren plötzlich da - allein nur aufgrund der oben zitierten Formulierung. Hatte meine Frage etwas ausgelöst, dass du «sicherlich auch nicht plötzlich...»? Das ist so eruptiv ;)
Eigentlich hat es ja auch einen (wenn auch nicht akzeptablen) Grund, warum Menschen anderen in Sachen Lebensführung Vorschriften machen wollen und moraliensauer sind. Sie sind unsicher und ängstlich in ihrer eigenen Lebensführung, haben Verdrängungen, Ängste, sind labil und kompensieren das durch harte und doktrinäre Schutzmauern; denn das in ihren Augen "Unmoralische" könnte ja um sich greifen und in ihr eigenes Leben eindringen. Zu diesen Leuten willst du nicht dazu gehören! Das ist der liberale Anspruch. Aber nun ist meine analytische Neugier geweckt: woher kommt dieser Anspruch?
Ich meine das alles nicht individuell persönlich. Nun hat es sich für mich durch deine Antwort angeboten
Ob du meine Frage kritisierst oder nicht war mir da egal.
Meine Formulierung «Die Frage lautete eindeutig: Was hältst du von offenen Beziehungen?» ist lustig paradox, denn meine Frage ist wirklich eindeutig mehrdeutig ;)

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Würdest du wieder etwas mit einer Ex Beziehung von dir anfangen oder wärmt man kalten Kaffee nicht wieder auf? Warum ? Warum nicht ?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Eine Beziehung ist doch kein Kaffee. Außerdem wärme ich kalten Kaffee wieder auf. Aber mal davon abgesehen, gibt es alte Beziehungen, mit denen ich nichts anfangen würde, und einige Beziehungen, mit denen ich es mir theoreitsch vorstellen könnte, aber erfahren genug bin, zu wissen, dass sich dieses Gefühl auf eine reine Vorstellung bezieht und ich womöglich rein gar nichts empfinden würde, wenn diejenige vor mir stünde. Ich generalisiere diesbezüglich nichts. Wozu Prinzipienreiterei, wenn Knutschen viel schöner sein kann?
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Warst du jemals in eine Schlägerei verwickelt?

HuntingtonBeachBadBoy’s Profile Photostudentenlegende
Nein, im Erwachsenenalter nicht mehr. Zu einer Schlägerei kommt es auch deshalb, weil man sie anzieht, durch Auftreten, Erscheinung, Kraftgehabe, Blickkontakt, Provokation etc. Meine letzte Gewaltaktion war "nur" der Rauswurf eines Gastes aus der damals gemeinsamen ehelichen Wohnung, in der mich einer eine gute halbe Stunde lang provoziert und genervt und auf Warnungen, ich würde ihn rausschmeißen, wenn er sich nicht wieder auf seinen Platz setzt und aufhört, mir sein Gesicht über den Tisch in mein Gesicht zu drücken, nicht reagiert hat. Er hörte nicht auf. Ich musste um den Tisch, den Herrn packen, durch den Gang schleifen und im dunklen Treppenhaus sagen, dass ich ihn beim nächsten Ton, den er von sich gibt die Treppen hinunterschmeißen werde. Ich hätte es getan, aber es kamen andere ihm zu Hilfe und er hatte auch keinen Ton mehr von sich gegeben. Aber das ist für mich keine Schlägerei.
Ich provoziere niemanden, aber jeder ahnt, dass man mich höchst wahrscheinlich nicht ungestraft schlagen kann.

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Liked by: studentenlegende

Wie würdest du dein Herz beschreiben?

Ich habe gehört, es schlägt für mich, für andere, fir irgendetwas. Es schlägt und schlägt. Ich habe gehört, es gibt ein Kammerflimmern, soll ungesund sein und kann zum Tod führen. Ich habe gehört, ich hätte ein gutes, weiß nicht, ob das löblich ist. Vielleicht ist es ein Labyrinth und in seiner Mitte ein Minotaurus, ein Monster, das nicht nur bezwungen sein will, sondern eines Fadens der Ariadne, der Liebe bedarf, um wieder heraus und zurückzufinden.
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Wann gibt es wieder ein Geschichten-Teil, wo es hauptsächlich um Basti geht?

Gute Gelegenheit, sich eine Übersicht über die Handlungsstränge des SOKRATES-Romans zu verschaffen: Nach dem Ausflug mit Basti ist Lara zwar gesund wieder in die Villa zurückgekehrt, aber irgendwie hat sich ihre Stimmung so verändert, dass sie am liebsten abreisen würde. Für Betti, ihre Mutter, hingegen sind noch einige Fragen offen: Wo ist Basti abgeblieben, auch wenn sich Schwester Maja um ihn keine Sorgen zu machen scheint? Was genau ist in der vergangenen Nacht passiert, als Betti ganz verzweifelt ihre Tochter gesucht hat? Und wer genau kann ihre Fragen beantworten? Irgendwie wäre Betti beruhigt, wenn auch Uri Nachtigall sich an der Suche nach Basti und den Antworten auf die Fragen beteiligen würde. Er aber hat sich in sein Zimmer zurückgezogen und grübelt an seinem ThinkPad über andere Dinge.
Jemand, der sich durchaus auch an der Suche nach den Antworten beteiligen und wahrscheinlich sogar viel erfolgreicher sein könnte als Uri Nachtigall, nämlich Ben @Gedankenkammer wird erst gar nicht gefragt, obwohl er, glaube ich, sehr gerne Lara und Betti hilfreich zur Seite stehen würde, wenn er doch nur nicht so schüchtern wäre.
Basti ist bei Viktor in der schiefen Hütte, wo sich unterhalb der Hütte ein ungeahnt großes Labor befindet und wo sich die beiden noch über so manch ein interessantes Thema unterhalten werden, bevor Basti... ja, was eigentlich? Das wird hier nicht verraten. Aber so viel ist sicher: er wird noch lange nicht in die Villa zurückkehren!
Noch jemand wird es mit der Rückkehr schwer haben, wenn sie ihm überhaupt noch einmal gelingt. Jedenfalls schwebt er, das kann man sich denken, in großer Gefahr: Alfred Ross in der Blackbox im Stauraum des Flugzeuges, in dem Luisa und Marcellus Adonis Narrat reisen und das in Casablanca zwischengelandet ist. Die gesamte Crew wird dort ausgetauscht und dann geht die Reise weiter.
Zwei sehr interessante Frauencharaktere begegneten sich am Casablanca-Airport: Pseudonym @Gehirn_Zelle und Philomena @Phinaphilo! Ob das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft wird? ;)
Bald wird es auch höchste Zeit für Doktor Theresa Wagner, ihren Dienst auf der Intensivstation des Krankenhauses wieder anzutreten, wo sie zwei Komapatienten liegen hat: einen Mann, von dem bisher nichts erzählt wurde und Johanna Metzger. Hier eröffnet sich aber überhaupt eine weitere große Erzählwelt. Aber greifen wir nicht vor; denn schließlich gibt es ja noch den Hattinger Wald mit all seiner mysteriösen Magie, wo Basti sich aufhält.
Zwischen den Welten pendelt Nadia, sie ist mal da mal dort, eigentlich könnte sie überall und nirgends auftauchen. Wenn sie aber auftaucht, hat das einen triftigen Grund. Zuletzt hatte Kommissar Julius Hoffmann eine Begegnung mit ihr, was sehr leicht hätte übelst ins Auge gehen können. Er hatte womöglich mehr Glück als Verstand, vielleicht aber hat er es seinem freundlichen Gemüt zu verdanken, dass er davon gekommen ist. Niklas wundert sich und wird sich noch viel mehr wundern. Die Romanwelt wächst :)

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Wenn @Gedankenkammer auf Lara @derherbstinmir und ihre Mutter @liebeanalle trifft, aber seine Gedanken in einem philosophischen Sumpf stecken... SOKRATES Folge 285:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
«Ich gestehe, daß ich sehr geneigt sei, das Dasein immaterieller Naturen in der Welt zu behaupten und meine Seele selbst in die Klasse dieser Wesen zu versetzen. Alsdann aber, wie geheimnißvoll wird nicht die Gemeinschaft zwischen einem Geiste und einem Körper?» «Shakespeares Hamlet hatte mehr begriffen als Kant, als er sagte: „Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als eure Schulweisheit sich's träumen lässt!“ Kant dogmatisiert die Schulweisheit der Mechanik, dass zwei Körper nie denselben Raum einnehmen können. Descartes beispielsweise versuchte wenigstens neben der ausgedehnten Substanz eine weitere nicht ausgedehnte Substanz als Kategorie zuzulassen. Er nannte es die denkende Substanz. Das löste zwar das Problem nicht, wie die nicht ausgedehnte auf die ausgedehnte Substanz einwirken könne, aber immerhin gab es zwei substantielle Seinsarten. Kant macht in „Träume eines Geistersehers“ einen philosophischen Schritt, der so fehlerhaft ist, dass man es von einem Philosophen seiner Größe nicht erwartet hätte: er versucht mit physikalischen Gesetzen nicht physikalische Phänomene zu erklären. Später erweitert die Physik ihre Grenzen von sich aus, weil sie sich mit thermodynamischen und quantenphysikalischen Phänomenen konfrontiert sieht. Kants Physik aber ist reine Mechanik, die Lehre von den Körpern und ihren Bewegungen und Kräften. Man kann auch sagen: Kant versucht mit Machanik Dinge zu erklären, die sich mit Mechanik nicht erklären lassen.» Wieder war @Gedankenkammer drauf und dran sich umzusehen. Aber noch bevor er seinen Kopf aus den Gedanken erhob, kam ihm Laras Blick in den Sinn, ihre strahlenden Augen und die Schamesröte stieg ihm ins erglühende Gesicht. «Wie hübsch sie ist», dachte er, «eine seltene Rose!» Er musste schon fast vor Anstrengung schwitzen, bei dem Versuch, sich nicht noch einmal nach Lara umzusehen. Sie und ihre Mutter waren nach Benjamin in den Speisesaal gekommen und waren vor ihm schon mit dem Essen fertig und gingen. Für @Gedankenkammer wurde es auch höchste Zeit, auf sein Zimmer zu gehen. Am Nachmittag wollten Doktor Zodiac und Schwester Maja mit ihm sprechen. Aber kaum auf seinem Zimmer steckte Ben wieder mit seinen Gedanken in Kants „Träume eines Geistersehers“ und Uri Nachtigalls „Paradieseologie“ fest: «Aber wie natürlich ist nicht zugleich diese Unbegreiflichkeit, da unsere Begriffe äußerer Handlungen von denen der Materie abgezogen worden und jederzeit mit den Bedingungen des Druckes oder Stoßes verbunden sind, die hier nicht stattfinden? Denn wie sollte wohl eine immaterielle Substanz der Materie im Wege liegen, damit diese in ihrer Bewegung auf einen Geist stoße, und wie können körperliche Dinge Wirkungen auf ein fremdes Wesen ausüben, das ihnen nicht Undurchdringlichkeit entgegen stellt, oder welches sie auf keine Weise hindert, sich in demselben Raume, darin es gegenwärtig ist, zugleich zu befinden?» @Gedankenkammer unterstrich die Worte „wie... eine immaterielle Substanz der Materie im Wege liegen“.

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Was beschäftigt dich?

Kein Traum hat mich seit vielen Jahren so ergriffen, wie der, den ich heute so erschrocken über mich träumte! Wie konnte das sein? Woher kam all die Wut, die große Verzweiflung, der ganze aufgestaute Ärger?
Ich beschimpfte im Traum wutentbrannt meinen seit nunmehr fast acht Jahren verstorbenen Vater; und er war so hilflos gegen meine Wut und so unschuldig, er konnte nichts für all das, was ich ihm vorzuwerfen hatte. Ich aber ich verstieg mich immer mehr in meine Wut, soweit, dass ich meinem Vater ins Gesicht schlug.
Benommen wachte ich auf und beschämt, dass ich dies tat im Traum und dass ich dies überhaupt träumte. Ich fragte mich sofort: was ist nur los mit dir, Uri? Dann schlief ich wieder ein, aber die Benommenheit und der Schlag ins Gesicht meines Vaters, eine so unverdiente Ohrfeige, blieb als Eindruck bis zum Abend des zu Ende gehenden Tages.
Ich frühstückte und machte mich auf den Weg ins Büro, obwohl ich eigentlich auch hätte zu Hause bleiben und arbeiten können. Ich musste unter Menschen, unter Freunde und Kollegen. Und blieb denn auch im Büro bis heute Nacht, hätte meinem Freund und dem Leiter unseres Theaters am liebsten von meinem Traum erzählt, während wir eine Verwaltungssitzung morgen im Düsseldorfer Bezirksregierung planen mussten. Ich hatte zuvor fast zwei Stunden wie doof eine Tabelle angestarrt, die erst in Bewegung kam, als der Leiter sich der Aufgabe gemeinsam mit mir annahm. «Wie weit bist du denn? Schick mir mal rüber, was du hast und wir machen die Tabelle zusammen fertig.» Ja, das war ein Wort und so geschah es auch, aber meinen Traum konnte ich ihm nicht erzählen.
Vielleicht morgen auf dem Weg nach Düsseldorf.

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Deine Argumentation läuft darauf hinaus, dass es vollkommen unnötig ist, über irgendein Thema zu diskutieren. Wenn du dich von einem "ich finde, du verzerrst" angegriffen fühlst, tut es mir leid, das geschrieben zu haben.

Nein, wir suchen beide den Dialog. Das nun wirklich in guter Absicht. Ich fühlte mich auch nicht angegriffen. Ich habe auch nicht angenommen, dass du mich verletzen wolltest, sondern tatsächlich: wir suchen den Dialog.
Auf der ersten Ebene führen wir ihn ja auch. Und auf dieser Ebene ist es überhaupt nicht überflüssig oder «vollkommen unnötig..., über irgendein Thema zu diskutieren». Wir schreiben uns doch nicht im Glauben, dass es völlig unnötig ist. Ich würde gerne wissen, welche Stelle in meinem Text dich zu dieser Annahme gebracht hat.
Ich beschäftige mich und das reizte mich an deinen Fragen: mit den Implikationen deiner Fragen bzw. Aussagen. Die stillschweigenden Voraussetzungen. Wie lauten sie? Woher stammen sie? Wie können sie expliziert und gegebenenfalls eliminiert werden? Sowohl in meinem gedicht Mnemosyne als auch in meiner Antwort gehe ich dem (Ver)Schweigen zwischen den Zeilen nach. Das ist kein Vorwurf an dich, das machen wir alle, wenn wir uns sicher in der Sprache zu bewegen glauben. Daher auch mein Matrix-Vergleich.
Der innigliche Dialog zwischen Gedicht und Leser, indem kein Dritter Platz hat, richtet sich nicht gegen die Kommunikation über Literatur im Allgemeinen und Gedichte im Besonderen, sondern gegen Deutungshoheiten. Deine Formulierung von der Verzerrung der Grundaussage macht ja die stillschweigenden Voraussetzungen: 1. das Gedicht hat eine Grundaussage und nicht etwa viele nebeneinander stehende Aussagen, die sich sogar widersprechen könnten, 2. du kennst diese Grundaussage und kannst von dieser Kenntnis aus beurteilen, dass jemand in einem anderen Gedicht «Frei nach Friedrich Hölderlin» diese Grundaussage verzerrt.
Diese Grundannahmen haben nichts mit einem Angriff auf mich zu tun. Sie sind ja von dir gar nicht bewusst gemacht. Ich will mich auch nicht wehren: warum sollte ich nicht die Grundaussage eines Gedichtes in meiner freien Umdichtung verzerren dürfen? Mir ist es viel wichtiger, über die Implikationen zu sprechen, weil das einen Spiegelungsprozess einleiten kann, indem wir uns gegenseitig von der Matrix befreien können, die uns im Denken, Schreiben und Sprechen vorprogrammiert. Ich hoffe auf eine gegenseitige Handreichung und strecke meine Hand aus - nicht in der Abwehrhaltung, sondern in der Begrüßung.

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(Doch das ist ja das Schöne bei vielen guten Dichtern im Allgemeinen und Hölderlin im Speziellen. Sie zwingen einem keine Deutung auf, lassen Platz zur Selbstentfaltung.)

Nicht umsonst stellte ich meinem Gedicht den Satz vor: Frei nach Friedrich Hölderlin. Meine Replik ist ein wenig zu hart ausgefallen vielleicht - mögest du mir verzeihen. Schließlich geht es darum, aus einem elenden Zustand herauszufinden, in dem wir uns alle befinden aber nicht sehen und wahrhaben wollen oder können. Selbst das, was wir uns eigentlich und wesentlich wähnen, selbst unsere Subjektivität, Gefühlslage, unsere Vorlieben und Träume, unsere Sehnsüchte und Ideale sind uns durch die Matrix eingeimpft. Denk einmal darüber nach, wie schwer es ist, hinter deine eigene Matrix zu sehen! Frag dich mal, ob du dir selbst aus eigener Erfahrung ein Bild von Dichtung, Kunst, Leben, Liebe, Sehnsucht oder Tod machen konntest oder dich nur der geleiferten Klischees aus der Matrix bedienst!
Ich weiß, du wirst jetzt sagen: «Woher weiß ich, dass du, Uri, nicht auch eine Ausgeburt der Matrix bist?» Das weiß nicht einmal ich selbst so genau. Denke: «Selbst, wenn Uri eine Matrix-Figur ist, eine Fiktion des Systems, kann er mich zu eigenen Gedanken, zum eigenen Denken anstoßen und alles andere muss ich selbst erledigen.»
Ja, alles andere musst du selbst erledigen. Aber schau hinter deine eigene Matrix, bevor du hier arrogant herumschwadronierst!
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2 Jahre ists her. Meine ersten Schritte auf ask. Aber ich finde, mit dem "Als habe nie EINE Geschichte..." (Hervorhebung von mir) verzerrst du die Grundaussage des Originals, wenn auch mit guter Absicht.

Ich verzerre nichts. Wer die Grundaussage eines Gedichtes sucht, muss sich mit dem Original in einen inneren und durch nichts und niemanden zu ersetzenden Dialog begeben. Weder du noch ich noch sonstwer kann diese Zwiesprache eines Lesers mit dem Gedicht ersetzen und als Vermittler dazwischen greifen. Es ist die Unbildung des elenden Deutschunterrichts, der uns glauben macht, wir könnten in einer Interpretation den Sinn eines Gedichtes extrahieren und anderen präsentieren.
So gerierst du dich auch als Papst, der die „Grundaussage“ von Hölderlins Gedicht „Mnemosyne“ zu kennen und ihre Verzerrungen zu erkennen glaubt. Und dann diese elende am Deutschunterricht geschulte und gehärtete Unverschämtheit: „...wenn auch in guter Absicht“!
Hier sprechen die bösartigen Lumpengeister der staatlichen Wahrheitsverwaltung aus dir, „...wenn auch in guter Absicht“!
Du glaubst Hölderlin zu heiligen und entweihst ihn nur, indem du ihm eine von dir erkennbare eindeutige Grundaussage in seinem Gedicht unterstellst!
Ich nahm einige Verse, Formulierungen des Gedichts als Anknüpfungspunkt:
Ein Zeichen sind wir, deutungslos,
Schmerzlos sind wir und haben fast
Die Sprache in der Fremde verloren.
[...]
...es reichen
Die Sterblichen eh an den Abgrund.
Deutungslose Zeichen im Unverstand verloren in der eigenen furchtbaren Geschichte, deren Atome wir im Einzelnen sind und im Grunde sprachlos in unserer Geschwätzigkeit. Und darin empfinden wir auch keinen Schmerz und müssen doch versuchen zu einer Sprache zu finden - am Abgrund.

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13. Februar 2015 @VictorEremita inspiriert mich mit einem Text «Unwillig nämlich SInd...» zu einem Antwortgedicht. Und heute erinnert mich Facebook daran: MNEMOSYNE

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Frei nach Friedrich Hölderlin:
Mnemosyne
selbstvergessen ahnungslos,
als habe nie eine Geschichte der Welt existiert,
kein Krieg, kein Töten, kein Massengrab,
kein Schornstein, kein Gleis,
kein Viehwaggon mit Menschenfracht zum Ab-
transport,
kein Kettenhund und kein Quartett zum Empfang an der Gaskammer,
als wären Städte nie verdampft und habe gleißendes Licht
Schatten in die Erde eingebrannt
als habe nie eines Menschen Asche einen Schornstein verlassen
Und es starben noch andere viel.
Ein Zeichen sind wir, ahnungslos.
Die Sprache in der Fremde verloren
fremd sind wir uns selbst wir selbst
sterblich reichen wir an den Ab-
grund.

Frank Walter Steinmeier ist unser neuer Bundespräsident. Was hältst du von ihm? :)

The_open_door’s Profile Photoet immutati
Ich weiß, dass ich Bürger dieses Staates bin, seinen Gesetzen und Repräsentanten unterworfen, die das juristische Recht auf ihrer Seite haben, für mich als Teil des Ganzen zu handeln und zu entscheiden. Ich weiß, dass ich mich vielem nicht entziehen kann. Aber mir würde nicht im Traum einfallen, den Bundespräsidenten dieses Staates "meinen" Bundespräsidenten zu nennen: Steinmeier nicht und die davor auch nicht.
Ich bin mit Kommual- und Landespolitik allein schon aus beruflichen Gründen im Dialog. Aber das interessiert mich auch, denn ich leiste keine entfremdete, fremdbestimmte Arbeit. Hätte ich meine Sprecherfunktion im Theater nicht, würde der Dialog nicht von meiner Seite abreißen, sondern von Seiten der Politik bestünde kein Interesse mehr an meiner Person - ich könnte endlich totgeschwiegen und ignoriert werden.
Kommen wir zur SPD: mit ihrem Godesberger Parteirprogramm hat sie sich in der offiziellen Lesart von einer revolutionären zu einer "demokratischen Volkspartei" entwickelt. Schon bei der Bewilligung der Kriegskredite für das Kaiserreich war die SPD allerdings in großen Teilen einfach opportun. Bis zum Ende der Kanzlerschaft Helmut Schmidts gab es eine ernstzunehmende innerparteiliche Opposition. Es geht keineswegs darum, eine Position zu gewaltsamer Revolution zu beziehen und dieser abzuschwören; Das Godesberger Programm war schon ein Abschied vom Reformwillen für diese Gesellschaft. Den nächsten Meilenstein hat die Schröder-Regierung gelegt und die komplett kapitalistische neoliberale Erwartung an eine Regierung umgesetzt. Die Hoffnungskerze einer Rot-Grünen-Reformära war schnell ausgepustet. Darin verwickelt Steinmeier, Schröder, Clement, Steinbrück - ein furchtbarer Indikator für die Übermacht der Opportunisten wurde Lafontaines Parteiaustritt.
Kommen wir zum Bundespräsidenten: Die BILD-Zeitung hat im Falle von Wulff, der bei aller Opportunität und als CDU-Mitglied für eine offene Gesellschaft eintrat und die Integration zum Hauptthema machte, bewiesen, wer das Sagen im Land hat: Wulff konnte seinen Hut nehmen; nach seiner rechtsstaatlichen Rehabilitierung konnte er zwar seine Ehe wieder retten, nicht aber ins Amt zurückkehren. Statt seiner faselte Gauck etwas von Freiheit und hatte nicht das geringste Gespür für eine soziale Republik.
In derselben Tradition wird auch Seinmeier stehen. Mich schockiert, dass die Grünen nicht Butterwegge unterstützt haben - sicher mit Blick auf eine Koalitionsfähigkeit mit der SPD oder der CDU oder sogar mit beiden.
Damit ist für mich die Quintessenz: nicht nur ist dieser Staat nur eine Scheindemokratie, er bietet mir auch keinerlei Identifikationsmomente, so dass seine Repräsentanten nicht meine Repräsentanten sind. Ich muss ihm nicht dankbar sein wie ein Hund an der Leine, dem sein Herrchen ein paar Leckerlis gewährt, wenn er brav ist. Das ist nicht mein Freiheitsverständnis.

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Nachdem Uri Bülbül aus dem Gehölz in seine Kulturlaube zurückgekehrt war, setzte er sich bei Einbruch der Dunkelheit an sein ThinkPad. Die SOKRATES-Figuren warteten schon auf ihn und sein Avatar nachdenklich und angeschlagen auf seinem Zimmer. Folge 284:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Auf ihn ging er aber gar nicht ein in dieser Folge:
Nun war aber auf dem Weg zu Antonios Restaurant aus dem Hattinger Wald in die Stadt, noch auf dem Waldweg, eine andere Fee aufgetaucht, eine verwunderliche junge Dame mit schwarzen langen Haaren und dunklen Augen unter kräftigen Augenbrauen, die ihr ein ganz charakteristisches Aussehen verliehen, eine Fee, die ganz anders aussah als Susanna, die blond war und funkelnde blaue Augen und eine sommersprossige Nase besaß. Aber beide Frauen stellten Hoffmann vor dieselbe Frage: «Bin ich der Einzige, der uninformiert durch die Welt tappt?» Antonio bekam auch nicht mehr als eine Bestellung mit: zweimal den großen Salatteller des Hauses und eine Karaffe Rotwein, zwei Flaschen Wasser. Ein Korb mit Ciabatta und ein «danke, das war's!»
@derherbstinmir und @liebeanalle kamen in den Speisesaal. An ihrem gewohnten Tisch saß niemand. Uri Nachtigall war nicht da, Basti @Maulwurfkuchen fehlte, mit Marcellus Adonis Narrat hatten sie ohnehin nicht gerechnet. An einem anderen kleineren Tisch saß wieder Ben @Gedankenkammer allein, löffelte gedankenverloren seine Suppe und las gleichzeitig aufmerksam in einem Buch. Er nahm keine Notiz von Mutter und Tochter, die den Saal betraten und erst einmal suchend um sich sahen. Nein, sie fühlten sich beide nicht so recht wohl in der Villa. Eine unaussprechlich komische Atmosphäre drückte auf ihre Stimmung. «Wie es wohl, Luisas Schwester geht?» fragte Betti @liebeanalle. Lara sah sie zwar mit ihren großen strahlenden Augen an, aber ein großartiges Interesse stand nicht dahinter. Sie hatte großen Hunger und freute sich erst einmal einfach nur auf das Essen.
Indes hatte Ben seine Suppe ganz in seine Lektüre vertieft schon ausgelöffelt. Der große Aufklärer, der von der «selbstverschuldeten Unmündigkeit» sprach und dass die Aufklärung die Befreiung davon sein sollte, wobei man sich durchaus mal fragen konnte, ob es eine Selbstbefreiung sein musste oder von einem anderen vollzogen werden konnte, berief sich, soweit @Gedankenkammer es beurteilen konnte, auf die Newtonsche Mechanik. «Kerzenlichtaufklärung vor dem Zeitalter der Elektrizität», hatte Uri Nachtigall das in seinem Buch «Paradieseologie» genannt. «Ich habe nichts gegen Aufklärung, sofern sie pragmatisch vorgeht und die eigenen Grenzen erkennt oder zumindest apeironal mitdenkt», hatte er in der Paradieseologie gelesen. «In der Moderne verklärt sich die Aufklärung selbst zum Mythos. Sie wird zur dogmatischen Arroganz des Besserwissens und des Verteufelns, was nicht in bekannte und vertraute Wissenschemata passt.» Kants Geisterseher-Auseinandersetzung hatte eine gehörige Portion davon. Apropos Paradieseologie wo steckte Uri Nachtigall. Dieser plötzlichen Eingebung folgend hob Ben seinen Kopf vom Buch und Suppenteller hoch, um sich umzusehen. Dabei trafen sich kurz seine und Laras Blicke. Schnell senkten beide die Köpfe. Ihrer Mutter entging auch das nicht. Vorwurfsvoll runzelte sie die Stirn.

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