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Uri Bülbül

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Oh, ich habe in meiner letzten Antwort das Thema verfehlt, ha, ha... Aber da kommt schon der elfte Teil des Romans. SOKRATES -Der kafkASKe Fortsetzungsroman:

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Teil 11
«Diese Ereignisse sind meiner eigenen Romanwelt entsprungen», sagte er sich. «Ich habe von meiner eigenen Phantasie eins auf die Nase bekommen: „Hier, du blöder Schriftsteller! Da hast du's! Mitten in die Fresse! Werde glücklich mit den Schmerzen, du Idiot!“» Das Auto fuhr. Es fuhr ihn irgend wohin. Es war jedenfalls nicht der Weg nach Hause. Früher nannte man so etwas «Stadtranderholungsgebiet», ein Waldstück von ordentlichen Ausmaßen, und die Straße wurde enger und kurviger. Er fuhr diese Strecke nicht oft, es war eine Gegend, in die er eigentlich äußerst selten kam. Der Wald war dichter und dunkler, als er es erwartet hatte. Die kleine Straße schlängelte sich ins Tal, wo sich ein kleines romantisches Dörfchen befand, das nun längst eingemeindet war. Viele uralte Fachwerkhäuschen zierten es und neben der Hauptstraße kleine Gässchen. Hier und da hatten sich wohlhabende Menschen ein Häuschen neu erbauen können und hatten das Dorf vergrößert ohne das idyllische Bild zu zerstören. Der Stadtteil hieß Bergersdorf. Vor hunderten von Jahren lebten hier die Bauern und Lehensleute des kleinen Bergersdrofer Fürsten. Er war Burggraf und sollte einen Handelsweg kontrollieren, der durch die hiesigen Wälder führte. Der Benz schob sich nicht zu langsam durch die kleine Hauptstraße und fuhr auf der anderen Seite des nun überquerten Tales wieder bergauf und wieder durch den Wald. Auf dieser Seite im Wald versteckt war eine etwa zweihundert Jahre alte Villa. Die Abbiegung zu ihr verpasste er, weil er zu sehr auf eine deutliche Beschilderung fixiert war. Nach einer geraumen Weile Fahrt gingen ihm zwei Dinge durch den Kopf: 1. «Das kann nicht sein! Ich muss die Abbiegung verpasst haben.» 2. «Warum fahre ich überhaupt dahin? Was will ich dort? Ich sollte besser bei Ayleen auf der Matte stehen und sie zwingen, den Mist in Ordnung zu bringen, der sich über mir zusammenbraut.» Also hielt er an.
Und beim Wenden auf der engen Straße, setzte er das Heck in den kleinen Straßengraben. Nicht tief, aber tief genug, um seinen Benz festzuhalten. Die Reifen drehten durch. Er schaltete auf „P“ und stieg bei laufendem Motor aus, um sich den Schlamassel anzusehen. Jedes andere Auto käme hier weg. Nur sein Benz mit einem Anstrich von Sportlichkeit, was sich „Sportline“ nannte, nicht. Er schaltete den Motor aus und die Warnblinkanlage ein. Was für ein Mist? Was sollte er jetzt tun? Er konnte das Auto unmöglich in dieser Position stehen lassen. Es ragte zur Hälfte mit der Nase in die Straße. Ein Unfall wäre vorprogrammiert. Musste er nun die Gelben Engel anrufen? Das konnte doch nicht wahr sein! Er haderte mit seinem Schicksal als könnte er wie ein trotziges Kind sich der Realität verweigernd aus der Affäre ziehen. Hier zu übernachten erschien ihm auf jeden Fall sicherer, als zu Hause zu schlafen. Würde die Warnblinkanlage die ganze Nacht funktionieren?

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Uri, ich warte bereits sehnsüchtig auf die Fortsetzung deines Romans. Ich möchte dir an dieser Stelle auch mitteilen, dass mich dieser wirklich in seinen Bann gezogen hat. Das Schreiben liegt dir. Wann können wir mit deiner Fortsetzung rechnen?

Das freut mich wirklich sehr. Bisher hat der Roman wenig Anklang gefunden; was auch daran liegen mag, dass er sich noch entwickeln muss. Ich habe versucht, den Leser mit einem ungewöhnlichen Anfang zu fesseln; aber vielleicht den Helden zu früh gebrochen; erst ist er total cool, dann schnell mit der gebrochenen Nase auf dem Boden. Aber wenn ich den Text noch einmal lese, finde ich, dass der Held auch schon zu Beginn nicht souverän ist und sich mit der Situation abfindet. Es kommt kein «Verlassen Sie sofort meine Wohnung» oder so etwas von ihm. Eigentlich würde er kooperieren und flirten, die Aggression geht nicht von ihm aus.
Als Kafka-Fan habe ich an den «Prozess» gedacht: «Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet. Die Köchin der Frau Grubach, seine Zimmervermieterin, die ihm jeden Tag gegen acht Uhr früh das Frühstück brachte, kam diesmal nicht. Das war noch niemals geschehen.» Wir leben in anderen Zeiten; eine Köchin, die einem das Frühstück ans Bett bringt, ist rar und teuer geworden. Mein Held kann sich nur eine klitzekleine Wohnung leisten und hat noch einen Garten. Auch die Normalität hat sich verschoben: es gibt nicht die täglichen überpünktlichen Rituale wie jeden Morgen um 8.00 Uhr das Frühstück ans Bett und um 12.00 Uhr das Mittagessen auf den Tisch usw. Der geregelte oder mit Regeln überformte Alltag ist zerstückelt und chaotisch; aber das ist auch eine Form von schöner Freiheit, wenn man inneren Halt findet und die äußeren Regeln relativieren kann.
Das setzt eine ungeheure Freiheit im Berufsleben voraus. Das gibt es aber nicht oder nur noch ganz selten. Und wenn, vermutet man diese Freiheit eher in den kreativen, künstlerischen Berufsfeldern wie Schriftsteller, Designer; aber auch ein Tischlermeister und Möbelbauer Meister Eder hat in seiner eigenen Werkstatt eine große Freiheit. Auch leidenschaftliche Mechaniker («Schrauber») haben diese Freiheit, sofern sie einen Hinterhof besitzen, wo sie ungestört ihren Reparaturen und Basteleien nachgehen können. Manchmal ist das aber auch umweltbelastend, wenn sie Öl in die Erde ablassen und dadurch Boden und Grundwasser gefährden.
Der Schraubstock des Taktes will uns aber ein anderes alltägliches Lebensgefühl einhämmern. Individuen werden unkontrollierbar, wenn sie selbstbestimmt ihre Arbeit und ihren Tag einteilen. Übrigens ist auch der Hausfrauenberuf sehr selbstbestimmt, wenn der Takt bis zu einem gewissen Grad ausgehebelt werden kann. Aber 1. wird er schlecht bis gar nicht bezahlt, also schwer ein Beruf zu nennen; 2. ist er schlecht angesehen und und total verkannt. Aber nun komme ich vom Thema ab :)
Viel zentraler ist die Frage, warum der Roman SOKRATES heißt. Dazu gab es schon Äußerungen, aber nicht wirklich befriedigende. Und genau diese Frage will ich noch einmal in den Raum stellen und offen lassen, weil sie nicht eindimensional zu beantworten ist, sondern viele verschiedene Möglichkeiten zulässt.

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Mir ist gerade aufgefallen, dass ich noch immer eine goldene banane zu vergeben habe. Ist diese noch vergebbar oder ist sie in der zeit der letzten vier monate verfault?

Natürlich kannst du die Goldene Banane noch vergeben. Was sind die Bananen der Republik? Was stellst du dir darunter vor? war glaube ich die Frage. Ja, und wer dann dementsprechend eine Goldene Banane verdient? Ich würde sagen: die Bananen der Republik verfaulen nie ebenso wenig wie die Goldenen Bananen. Also bin ich total gespannt, wer von dir die Goldene Banane bekommt.

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Gut :D

Ja, das finde ich auch. Schade, dass du meine Antworten nicht liken kannst, weil du ja anonym agierst. Aber mach, wie du es willst. Wahrscheinlich willst du kein ask-Profil einrichten, um deine Anonymität in eine womöglich fiktive Identität zu überführen. Es ist ja nicht ganz klar, wieviel auf ask.fm authentisch ist und wieviel fiktiv. Aber auch das ist gut so. Man weiß letztendlich ja auch nie genau, wieviel von dem, was Menschen, die uns direkt begegnen, erzählen, wahr ist. Es muss ja nicht einmal gelogen sein, weil eine Lüge das BEWUSSTE ERZÄHLEN EINER UNWAHRHEIT ist. Und zwar so, dass die anderen ist für wahr halten. Daher ist mein kafkASKer Roman keine Lüge, auch wenn über ask-Identitäten hier Dinge erzählt werden, die frei erfunden sind. Denn es ist ja von vornherein gesagt, dass es sich um einen ROMAN handelt - und zwar um einen Fortsetzungsroman. Ich liebe es, diesen Fortsetzungsroman zu schreiben, weil ich mich flexibel auf die verschiedensten Dinge einlassen kann und sogar Textbausteine von euch übernehme, wobei natürlich klar ist, dass ich kenntlich mache, wer es geschrieben hat.
Aber ob und welcher Text in den Roman einfließt, entscheide ich und erlaube mir, damit der Stil passt und die Übergänge stimme, hier und da kleine redaktionelle Änderungen vorzunehmen. Dadurch bekommt der Roman auch eine ziemlich starke Eigendynamik.
Ein Beispiel: ich machte mir Gedanken, dass ich der Polizistin eine ausgefeilte Biographie mitgeben möchte. Um was es sich dabei konkret handelt, kann ich der Spannung wegen jetzt noch nicht verraten, aber zugleich machte @MaskenmitMasken einen interessanten Textvorschlag, ohne meine Absichten zu kennen. Aber es passt ausgezeichnet zu dem, was ich für die Polizistin vorhabe: http://ask.fm/MaskenmitMasken/answer/108974076287 Und nun wird demnächst auch ein sprechendes Delphin in den Roman einfließen. Ich hatte einen Studienkollegen und Freund, mit dem ich viel über Delphine gesprochen habe. Er mochte keine Delphine, ich hingegen sehr. Und so hatten wir immer etwas zu debattieren, wenn die Rede auf Delphine kam. Und jetzt soll ein Delphin sogar selbst sprechen - nicht schlecht :)
Welche Profile in den Roman einfließen entscheide, wie gesagt ich. Ich nehme aber gerne Vorschläge entgegen. Auf jeden Fall denke ich zum Beispiel an Gundel @HeuteBinIch14, an den magischen @THEGLORIOUSMERLIN, an @Zodiac6000 und an @MajaFairyDust, die z.Z. ihren Account deaktiviert hat. Das spielt aber keine Rolle; es ist ja ein Roman, also ist alles eigentlich ein Spiel mit Fiktion und Kontrafaktizität :) Ein Schelm, der sich was Böses dabei denkt.

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«Wenige Flugstunden von der Sonne entfernt, wähne ich mich sicher und verglühe spurlos» - das könnte auch ein Satz für meinen «Helden» im kafkASKen Fortsetzungsroman SOKRATES sein. Es wird Zeit für die 10. Folge...

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Was bisher geschah:
https://docs.google.com/document/d/1O_cvvRp7qIerpzTciSZn3vyfhoTfmjkJIdMeghAcPQs/edit?usp=sharing
«Wieder ruhig schlafen - Fühlen Sie sich rundum sicher!» Diese Werbung am Schaufenster hatte viel versprochen. Direkt aus dem Krankenhaus zum Schlüsseldienst. Also stand er vor der Chefin des Ladens und erklärte ihr sein Anliegen. Vielleicht etwas zu umständlich, aber ihm fiel nun einmal das Sprechen schwer. Die dicke Frau blieb reserviert. Sie notierte sich die Adresse, nahm eine Anzahlung und vertröstete ihn auf morgen. Nein, heute sei auf gar keinen Fall mehr ein Monteur frei. Aber gleich morgen früh um 10.00 Uhr würde jemand zu ihm heraus fahren und ein Sicherheitsriegelschloss an seine Tür anbringen. Es hatte keinen Sinn mit ihr zu diskutieren. Er steckte die Quittung ein und ging zu seinem Benz. Aus dem kleinen Büro , das sich im Nebenraum hinter der Ladentheke befand, kam eine junge Frau zum Vorschein. «Ich hätte doch zu ihm fahren und das Schloss anbringen können, Mama», sagte sie, «Warum hast du mich nicht gefragt?» Die Chefin schüttelte abwehrend hektisch den Kopf. «Nein, nein. Lass das mal schön morgen Jürgen und Karl machen. Ich will nicht, dass du zu so einem Irren in die Wohnung fährst!»
Sein Kopf arbeitete irgend etwas und sein Körper irgend etwas anderes. Verfolgten sie ihn? Was wollten die beiden Polizisten von ihm? Was sollte er verbrochen haben? Wessen wurde er beschuldigt? Seine Hand steckte den Schlüssel ins Zündschloss, obwohl er gar nicht los fahren wollte. Wohin auch? Konnte er sich tatsächlich nach Hause trauen? Was erwartete ihn dort? Womöglich hatten sie in seiner Abwesenheit alles auf den Kopf gestellt? Aber was konnten sie suchen? Oder anders formuliert - und diese Formulierung machte ihm durchaus Angst – WAS WOLLTEN SIE IN SEINER WOHNUNG FINDEN? Er ging kurz sein bescheidenes Leben durch: ein Hörspiel mit einem prosaisch-essayistischen Text zu einer Synopse verknüpft veröffentlicht. Hypertextspielereien auf der Suche nach einer neuen Ästhetik, nach denen sich bereits ein Arthur Schopenhauer gesehnt hatte. Der alte Griesgram wäre heute auf facebook, um alle zu schmähen und zu kritisieren. Er würde niemals aufhören, über die unendliche Hegelei als Staatsphilosophaster zu schimpfen. Ja, er war einsam. Einsam wie sein Philosophenvater. Na und? Er war weder schlecht gelaunt noch schlecht gelitten. Er hatte Freunde, Brieffreundschaften, Kontakte, Rendezvous, alles, was sein Herz begehrte. Fast alles!
Er hatte sich keines Vergehens schuldig gemacht. Na und? Dieses Gefühl hatten alle, die unschuldig verhaftet wurden. Aber sie wussten doch wenigstens, wessen sie beschuldigt wurden. Er wusste es nicht, hatte dafür eine gebrochene Nase und eine wirklich miserable Anwältin, die ihn zum Irrenarzt schickte: @DoctorParranoia (man beachte die Schreibweise!). Es war alles ziemlich verrückt.

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"Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!" (Georg Büchner) Schreibe bitte eine Stellungnahme zum Thema ´freier Wille´. (wäre cool, wenn du hierzu zeitnah antworten könntest :-) )

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Ich hoffe neun Tage nach Fragestellung ist noch «zeitnah». Immerhin hast du mit der Frage nach der Willensfreiheit eine der schwierigsten philosophischen Fragen gestellt. Ich habe an zwei, drei Stellen die Meinung vertreten, dass man sich selbst am wenigsten kenne. Man kann am schwersten in sich selbst hinein schauen und sich vollständig analysieren. Immer dreht man sich einigen gewissen Aspekten der Psyche und Persönlichkeit zu und zugleich von anderen wieder ab. Man hat keinen Rundumblick in sich selbst, und kann sich auch nicht auf den Seziertisch legen und von außen oben betrachtend analysieren. Man ist sich selbst immer unbekannt und fremd. Gerade aber in der Philosophie hat man sich lange der Illusion hingegeben, dass man das, was den Menschen wirklich betreffe, auch erkennen könne; wenn ich es nicht an mir selbst sehe, dann eben an meinem Gegenüber, der als Mensch dieselben Eigenschaften hat wie ich.
Dieser Ansatz wird aber erkenntnistheoretisch ziemlich schnell brüchig, wenn man dem Begriff der «Erkenntnis» nachzuspüren versucht. Frei nach Wittgenstein fahren wir den Formen unserer Erkenntnis nach und glauben, den Formen der Welt nachzufahren. Kants «Kritik der reinen Vernunft» ist das ausführlichste und philosophiegeschichtlich das bahnbrechendste Werk zu diesem Thema. Unabhängig von den Formen (Strukturen) unseres Erkenntnisvermögens können wir nichts erkennen. Dieses Erkenntnisvermögen aber präformiert immer unsere Erkenntnis. Objektive Erkenntnis ist also nie eine reine Erkenntnis des Dings an sich bzw. der Welt an sich. Allein schon die Unterteilung in objektiv-subjektiv in einer Dualität der Gegenüberstellung ist eine Form unseres Erkenntnisvermögens. Schon hier fahren wir nicht der Welt sprich der Erkenntnis nach, sondern unseren eigenen Formen.
Eine meiner Lieblingsstellen bei Nietzsche ist die Vorrede «Zur Genealogie der Moral»: «Wir sind uns unbekannt, wir Erkennenden, wir selbst uns selbst: das hat seinen guten Grund.» Aber Nietzsche kapituliert nicht in der Skepsis, dass es eben keine Erkenntnis der Welt an sich gibt, sondern will mit Mitteln des Perspektivwechsels und des Perspektivbewusstseins sich auf die Suche nach uns selbst machen: «Wir haben nie nach uns gesucht, — wie sollte es geschehn, dass wir eines Tags uns fänden?» Der erste Absatz der Vorrede enthält aber noch viel mehr und ist ein sehr intensives philosophisches Gedicht. Nietzsche benutzt hier das Bild eines halb erwachten, sehr verschlafenen Menschen: Was habe ich geträumt, was habe ich gerade wirklich gehört und erlebt? Wo bin ich wach und wo träume ich noch? Wie sicher kann man sich seines Wissens um seine eigene Wachheit sein? Wie erlebt man zum Beispiel das Suchen nach verlegten Schlüsseln? Wo meint man sie hingelegt zu haben? Wie vergegenwärtigt man sich den letzten Moment, in dem man die Schlüssel noch in der Hand hielt? Und wie oft hat man sich darin schon getäuscht?

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"Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen; nichts, nichts wir selbst!" Teil 2...

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Angesichts dieser schwierigen Erkenntnislage ist es nicht möglich, über die Freiheit des Willens zu philosophieren und zu einer objektiven Erkenntnis zu gelangen, die sozusagen den reinen Willen selbst und an und für sich erkennt und wiedergibt. Das aber ist nicht ein Gedanke, den wir im Kopf anfangen und im Kopf beenden können. Arthur Schopenhauer, sehr von Kant beeinflusst, hat zwei Dissertationsschriften geschrieben: die eine beschäftigt sich mit der Kausalität und die andere mit der Freiheit des Willens.
Kurz: Wenn alles in der Welt motiviert ist und nichts ohne Grund, dann ist auch der Wille immer motiviert und nicht ohne Grund, also auch nicht frei, sondern zumindest an eine Kausalkette gebunden. Dennoch kann der Wille eine unbedingte Kategorie in unserem Leben sein, wenn wir eben nicht in der Lage sind zu erkennen, was seine Bedingtheiten ausmacht. Ein wenig ist das so, als würden wir sagen: Wir sehen im Dunkeln nichts. Also ist da auch nichts. Heuristisch gesehen könnte das die Geburtsstunde der Blackbox-Methode sein. Wir wissen nicht, was sich darin abspielt, aber wir wissen, was heraus kommt. Also konzentrieren wir uns darauf, dass der Wille sich frei entfalten kann, egal, woher er kommt und warum er etwas will.
Auch wenn die Puppen von «unbekannten Gewalten am Draht gezogen sind», könnten doch äußere Hindernisse die Bewegungsfreiheit der Puppen behindern oder gar die Drähte durchschneiden. Was bleibt aber dann? Also konzentrieren wir uns darauf, dass, wenn schon die Puppen am Draht gezogen sind, sollen sie sich doch wenigstens so bewegen, wie die Drähte ziehen und nicht noch von außen behindert werden. Das ist auch Büchners Verständnis von Freiheit: Jeder soll nach seiner Façon glücklich werden und niemandes Wille soll durch moralische Gängelei behindert sein. Das ist die große Auseinandersetzung und die herrlichste Stelle der Theaterliteratur in Büchners «Dantons Tod» zwischen Danton und Robespierre. Danton fragt Robespierre, ob er denn der Polizeisoldat des Himmels sei: «Du hast kein Geld genommen, du hast keine Schulden gemacht, du hast bei keinem Weibe geschlafen, du hast immer einen anständigen Rock getragen und dich nie betrunken. Robespierre, du bist empörend rechtschaffen. Ich würde mich schämen, dreißig Jahre lang mit der nämlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, bloß um des elenden Vergnügens willen, andre schlechter zu finden als mich. – Ist denn nichts in dir, was dir nicht manchmal ganz leise, heimlich sagte: du lügst, du lügst!?»
Hierin liegt ein verdammt großer und sensibler Freiheitsgedanke. Verdammt, ich muss immer heulen, wenn ich diese Stelle lese!
Aber es sind nicht diejenigen, die Freiheit gewähren, die die Frage nach der Willensfreiheit positiv beantworten und sagen: «Oh ja, es gibt sie!» http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/111614246585

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«Puppen sind wir, von unbekannten Gewalten am Draht gezogen...» Teil 3: «ch würde mich schämen, dreißig Jahre lang mit der nämlichen Moralphysiognomie zwischen Himmel und Erde herumzulaufen, bloß um des elenden Vergnügens willen, andre schlechter zu finden als mich»

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Wir verlassen mit dieser Argumentation die breit getretenen Wege der Denkfiguren von der Freiheit des Willens. Diese sind wichtig und konstituierend für die bürgerliche Gesellschaft, also für den Kapitalismus und Wirtschaftsliberalismus. Nur freie Subjekte mit freiem Willen können Verträge abschließen und für die Einhaltung der Verträge zur Verantwortung gezogen werden. Die große Kehrseite der Philosophie von der Willensfreiheit ist die Verantwortungsethik. Wer nicht getrieben, notgedrungen und bedingt handelt, kann zur Verantwortung gezogen werden. Sonst muss man versuchen, jedes Handeln zu verstehen und dementsprechend zu bewerten. Das Strafrecht versucht eine Gratwanderung, fragt nach Motiven und Zurechnungsfähigkeit, nach Strafmündigkeit usw. Das bürgerliche Recht, das den Handel und die Zivilgesellschaft regelt, geht überwiegend von der Willensfreiheit und der Selbständigkeit der Rechtssubjekte aus.
Und dennoch versucht man gerade in der wirtschaftlichen Realität die ganze Zeit zu manipulieren, zu täuschen, an Instinkte und Gefühle z.B. beim Kaufverhalten zu appellieren. Die Werbung, also Reklame, ist doch in einem verschwindenden Maß Information. Sie ist zu 99,9% Manipulation. Wo also bleibt da der gute freie Wille von Rechtssubjekten? Den Menschen werden Waren schmackhaft gemacht und ihnen dann unterstellt, sie seien frei und könnten das Kaufen ja auch unterlassen. Doch Menschen unterlassen das Kaufen ja nur aus zwei Gründen: entweder es gefällt ihnen die Ware nicht oder sie haben das Geld nicht dazu. Auf der Illusion der Freiheit wird im Kapitalismus die Ausbeutung aufgebaut. «Du bist ein Subjekt. Du hast die Freiheit, ein Sexsklave zu sein und in Bordells zu arbeiten oder die Ehefrau eines Millionärs zu sein, die immerzu Roooobert schreit, weil sie irgend etwas von ihrem Mann will.»
Philosophisch gesehen müsste man mit Schopenhauer, Nietzsche oder dem wunderbaren Büchner, der bereits mit 23 Jahren verstarb, einen radikalen Grundsatzwandel in der Gesellschaft fordern: Man muss nicht das Augenmerk auf den Inhalt der Blackbox richten, sondern zusehen, dass die Puppen, die von unbekannten Gewalten am Draht gezogen werden, sich in geregelter Form frei bewegen können. Denn Büchners Danton fordert: «Das Gewissen ist ein Spiegel, vor dem ein Affe sich quält; jeder putzt sich, wie er kann, und geht auf seine eigne Art auf seinen Spaß dabei aus. Das ist der Mühe wert, sich darüber in den Haaren zu liegen! Jeder mag sich wehren, wenn ein andrer ihm den Spaß verdirbt. Hast du das Recht, aus der Guillotine einen Waschzuber für die unreine Wäsche anderer Leute und aus ihren abgeschlagenen Köpfen Fleckkugeln für ihre schmutzigen Kleider zu machen, weil du immer einen sauber gebürsteten Rock trägst? Ja, du kannst dich wehren, wenn sie dir drauf spucken oder Löcher hineinreißen; aber was geht es dich an, solang sie dich in Ruhe lassen? Wenn sie sich nicht genieren, so herumzugehn, hast du deswegen das Recht, sie ins Grabloch zu sperren? Bist du der Pol

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Gehört der pinke Baum dir?

Nein, er ist mein Pfirsichbaum, weil ich ihn liebevoll hege und pflege. Aber er ist kein Gegenstand und damit auch kein Besitz.

und zwar am liebsten in Form von einem Delfin oder so :D

Das ist nicht unspannend. Ja, ich denke, es wird sich machen lassen. Es wird ein Delfin und ein «oder so» geben. Das verspreche ich dir. Aber ich benötige dafür etwas Zeit und bitte dich, auf die nächsten SOKRATES-Folgen zu achten.
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ich will auch in deinen Roman eingebaut werden

Aber gerne. Das freut mich. Du lässt meiner Phantasie einen irre großen Spielraum.

Mein lieber Patient Bülbül. Ich wünsche Ihnen eine wunderbare prä-Mitternacht. Ich möchte Sie auf diesem Wege informieren, dass (normale) (und) -Tages-fragen nicht mehr erwünscht sind, wenngleich meine Wenigkeit die Ihren sehr zu schätzen wusste. Ich danke Ihnen vielmals dafür. - Doctor Parranoia

DoctorParranoia’s Profile PhotoWillkommen im Irrenhaus
Ich weiß, mein lieber Doctor, dass Sie für Normalität und «normale» Tagesfragen nichts übrig haben. So habe ich meine Frage nach Humor und Komik und die andere nach Kritik und Kritikaster auch gar nicht verstanden. Es ist ein Ausdruck seltsamer Verschrobenheit, dass Sie auf diese beiden in meinen Augen nicht nur schätzens-, sondern auch beantwortenswerten Fragen nicht eingehen wollen. Sehe ich da eine Art von verkalkter Prinzipienreiterei in der unendlichen Einsamkeit Ihres Irrenhauses?
Es liegt mir nichts ferner als, aus den Fingern gesogene Fragen in die Landschaft zu setzen. Lieber arbeite ich an meinem kafkASKen Roman SOKRATES, worin ich phantastisch die Figuren und Identitäten auf ask.fm einarbeite, die mir interessant, augenfällig und spannend vorkommen. Und ganz gewisslich, mein lieber @DoctorParranoia, gehören Sie zu diesen Identitäten. Gerne möchte ich Ihnen eine entsprechend große Rolle in dem Fortsetzungsroman, dessen einzelne Folgen ich mir erlaube, Ihnen hier noch einmal aufzuzählen, einräumen. Sie haben meine Phantasie äußerst angeregt und das soll sich in dem Roman niederschlagen. Ich bin bereits auf dem Weg zu Ihnen, aber da bleiben auch andere unheimliche Begegnungen nicht aus ;)
Teil1:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/107277631417
• Teil2:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/107427482553
• Teil3:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/107685857465
• Teil4:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/108564466105
• Teil5:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/108902073785
• Teil6:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/109503687865
• Teil7:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/109876599737
• Teil8:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/110452958905
• Teil9:
http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/111095372729
Wenn Sie sich durch eigene Erzählparts daran beteiligen und sich zu Wort melden möchten, wäre es mir eine große Freude, Ihre Beiträge zu empfangen und einzuarbeiten. Diesbezüglich werde ich es wagen, Sie mit ein, zwei SOKRATES-Fragen der allgemeinsten Art zu behelligen.
Hochachtungsvoll
Uri Bülbül @Klugdiarrhoe

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"All deine Bildung - manchmal kommt die einem in die Quere. Es gibt nur einen Unterschied zwischen dir und mir. Ehrlichkeit. Selbstvertrauen." Kommt dir deine Bildung manchmal in die Quere? (Rate mal von wem das Zitat ist, kommst du nicht drauf...)

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
Ja, von wem ist das Zitat nur? Ich weiß einzig und allein, wo es steht: http://ask.fm/point_man/answer/109528508681 Und Ehrlichkeit ist so eine Sache; manchmal würde ich so gerne so gut lügen; aber es ist nicht die Bildung, die mir dabei in die Quere kommt. Außerdem ist der Satz so formuliert, dass die Bildung nicht unbedingt einem selbst in die Quere kommen muss. Er ist etwas ungenau und mehrdeutig: man könnte ihn auch so verstehen, dass die Bildung des einen einem anderen in die Quere kommt. Ja, das wäre sehr schön, wenn meine Bildung allen in die Quere kommt, die sich alles nur leicht, billig und opportun machen wollen. Anders gemeint hätte man den Satz auch eindeutig formulieren können: «All deine Bildung - manchmal kommt sie dir in die Quere.» Ist es nur eine Sprachschludrigkeit? Oder steckt mehr dahinter. Ich hoffe letzteres :)
Aber auch der nächste Satz ist brüchig: Gibt es nur einen Unterschied? Oder doch zwei «zwischen dir und mir»? Denn Ehrlichkeit und Selbstvertrauen machen bei mir 1+1 und nach Adam Riese sind das 2 :) Zwei verdammte Unterschiede und nicht nur einen Unterschied gibt es dann zwischen den beiden Subjekten. Wer formuliert so etwas? Und warum kann er nicht bis zwei zählen? Oder gehören Ehrlichkeit und Selbstvertrauen so eng zusammen, dass man sie quasi als eins zählen kann? Ich finde allerdings, es gehört viel mehr Selbstvertrauen zu einem guten Lügner. Und was hat das alles mit Bildung zu tun? Die Frage, die zum Schluss das der Frage vorangegangene Zitat vereindeutigt, denn nun heißt es plötzlich: «Kommt dir deine Bildung...», sieht die Doppeldeutigkeit des Zitates nicht, weshalb ich auf Sprachschludrigkeit und geringen analytischen Einsatz bei der Konstruktion tippen muss.
Die begriffliche Nähe zwischen Bildung-Ehrlichkeit-Selbstvertrauen ist arg konstruiert.
Wollte jemand schlau sein? Und hat es vergeigt? Nur du kennst die Antwort, lieber Arthur. Kläre mich auf!

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Fällt es dir schwer, Entscheidungen zu treffen? Musst du lange überlegen oder entscheidest du aus dem Bauch heraus? Spielen deine Prinzipien bei deinen Entscheidungen eine Rolle?

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Ich muss gestehen, dass ich kein Prinzipienreiter bin, dennoch habe ich welche. Der Humanismus und Liberalismus stehen an oberster Stelle. Aber klar ist, dass ich keinen Wirtschaftsliberalismus meine wie die Hansel von der FDP. Das einzige Rezept: die Marktwirtschaft wird es schon richten. Klar: sieht man bei den Banken, bei der Bahn und in der Gesundheitsversorgung. Nein, der Mensch ist das Maß aller Dinge und nicht die Kohle.
Innerhalb dieses Rahmens aber muss einfach auch eine gewisse Freiheit von Prinzipien gelten. Sonst wird es allzu schnell dogmatisch. Wie schon einmal gesagt: «Ich vermisse Menschen, die je nach Situation fünf gerade sein lassen können... Die mit einem Augenzwinkern einem das Leben erleichtern, anstatt auf Regeln zu bestehen.» Nicht die Menschen sind für die Regeln da, sondern die Regeln für die Menschen. Also muss man auch den Mut haben, mal eine Regel zugunsten der Menschlichkeit zu brechen. ( http://ask.fm/Klugdiarrhoe/answer/104643017913 )
Und ich hoffe doch sehr, dass ich diesen Mut habe. Insofern fällt es mir eher schwerer, Regeln einzuhalten, als sie zu brechen. Und insofern fällt es mir nicht schwer, Entscheidungen zu treffen. Zudem bin ich der Meinung, dass es eine Zeit für das Denken und Nachdenken gibt und eine Zeit, sich aus dem Bauch heraus zu entscheiden und zu handeln. Aber wie es keine Garantie für die Richtigkeit von Entscheidungen gibt, die durch das Denken zustande kommen, gibt es auch keine Garantie, dass das Bauchgefühl einem immer den richtigen Weg zeigt. Irren ist nun einmal menschlich. Und daher sollte man sich Fehlentscheidungen weder immerzu vorhalten lassen noch anderen ihre Fehler immer und ohne Gnade vorhalten. Wer unter dem Druck steht, fehlerfrei handeln zu müssen, macht erst recht Fehler.
Aber viele Fehler lassen sich auch korrigieren. Deshalb bin ich ein Freund schneller Entscheidungen, beneide aber Menschen nicht, die aus beruflichen Gründen sich ganz schnell entscheiden müssen, wenn Leben und Tod anderer davon abhängt. Bei Ärzten oder Piloten ist es oft so. Soldaten hingegen würde ich niemals zur gleichen Kategorie zählen, weil die eigentliche Entscheidung, in einer Todesmaschinerie mitwirken zu wollen, schon so falsch ist, dass danach prinzipiell nur punktuell richtig oder falsch gehandelt werden kann, wenn es um Leben und Tod geht, dass ich sagen muss: selber schuld, wenn sich jemand in diese Situation bringt. Erst recht habe ich kein Verständnis, wenn Sold und Karriere gelockt haben sollten und nicht etwa die Abenteuerlust.

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Meine 500. Antwort sei @THEGLORIOUSMERLIN gewidmet, auch wenn die Fragen, die mich beeindruckt haben, nicht über das Fragefeld kamen :) Für @THEGLORIOUSMERLIN gehe ich doch gerne ins Archiv und krame etwas heraus, was auch «Too cool for school» wäre :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Es gibt eine gigantische Menge von Fragen und Bemerkungen in meinem ask-Archiv, in dem ich gerne wühle und Fragen herausfische, die ich beantworte. Das ist wirklich meine Lieblingsbeschäftigung. Das ist ein Garten auf seine Art. Vielleicht habe ich mein Erkenntnisparadies gefunden und werde nie mehr aufhören ask-Antworten zu schreiben. Dazu haben einige etwas beigetragen, und es ist tatsächlich eine kleine Fragen-Antworten-Fragen-Kommune entstanden - fernab von Like-Geilen und Hatern.
In letzter Zeit kam es häufiger vor, dass einige ganz wild geworden Fragensalven in die Runde schossen. Da sollte wohl die Quantität die Qualität ausgleichen. Mir kamen die Fragen undurchdacht vor, eben Schnellschüsse nach dem Motto «Sollen sich doch die Beantworter Gedanken machen». Hier und da auch Fragen, die zwar nicht allein auf Menge setzten, aber viel auf Pseudotiefsinn. Eine See von Fragen mit gefährlichen Untiefen. Nein, ich werde ihnen nicht ausweichen, sie nicht umschiffen. Früher oder später werde ich mich ihnen stellen. Ich weiß nur noch nicht, ob ich das tun kann und will, ohne Kritik an den betreffenden Fragen zu üben. Darauf habe ich selbst noch keine Antwort, weshalb ich zögere, diese Gewässer anzusteuern.
Als ich vor ein paar Tagen anfing, mir Gedanken darüber zu machen, welche meine 500. Antwort sein sollte, habe ich natürlich an meinen Rundflug-Kopiloten Arthur @point_man gedacht. Und zwei seiner Fragen hätten durchaus Jubiläumsfragen werden können. Aber vielleicht war auch gerade das das Problem: da ist im Laufe der Zeit eine Freundschaft auf ask entstanden, die mich mir gegenüber mißtrauisch gemacht hat. Würdige ich wirklich die eine einzige Frage als die, die mich zu meiner 500. Antwort reizt, oder würde ich eher das «Gesamtwerk an Fragen», die @point_man bisher gestellt hat, würdigen? Und warum sind es dann zwei Fragen, zwischen denen ich mich entscheiden muss? So habe ich mich entschieden, eine andere Antwort @point_man zu widmen, nämlich meine 555. :) Die beiden tollen Fragen aber, die ich meine, werde ich vorher schon beantworten und lasse Arthur nicht so lange warten.
Eine ganz andere Form von Frage hat mich sehr nachdenklich gemacht und zu einer Antwort gereizt, die auch nicht ausbleiben soll, obwohl Sam bestimmt keine Antwort auf die Frage: «Ja?» erwartet. Sam (@aoesnui), beinahe wäre das der Auslöser für meine 500. Antwort geworden. Der Zusammenhang, in dem diese Frage steht, lässt einigen Raum für Kommentare. Aber auch dazu später mehr, sonst habe ich meinen ganzen Antwortplatz hier verquatscht.
Mich hat Merlins Antizipation meiner Rundflugintention http://ask.fm/THEGLORIOUSMERLIN/answer/110306134991 sehr beeindruckt. Da ist jemand auf gleicher Wellenlänge. Das muss ja nicht immer und ewig so sein, aber in diesem Fall war es bezeichnend und schön: «...sollten wir nicht lieber abstürzen und das ganze Hautnah erleben?» bezogen auf die Rundflüge über die Philosophie verdient dies ein klares Ja und einen Gang in mein Archiv :)

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Ich grüsse den Philosophen in der Maschine und winke von draussen

VWrules’s Profile PhotoShador
Mein lieber Shador, seit drei Wochen und zwei Tagen kreisen wir wie verrückt durch die philosophische Höhenluft und sind aufgrund der Lahmarschigkeit des Flugkapitäns nicht über die Anfänge - nicht mal der Philosophie, sondern der Vorsokratiker schon nicht hinaus gekommen. Aber ich werde wieder Gas geben. Das ist ganz klar. Schließlich ist und bleibt dieses Experiment, auf diese Weise in die Philosophie einzuführen, wirklich spannend. Denn es geht nicht allein um «philosophisches Wissen» wie zum Beispiel, dass es eben die Vorsokratiker, Sokrates, Platon, Aristoteles usw. usf. gegeben hat; vielmehr geht es um philosophisches Denken. Ich will niemandem zu nahe treten und behaupten, er könne nicht denken. Das ist auch überhaupt nicht der Punkt; der Punkt ist, dass die wenigsten Menschen tatsächlich philosophisch denken können. Das ist ein Phänomen - zumal die meisten Menschen sich philosophische Fragen auf jeden Fall mindestens einmal im Leben stellen. Im Grunde aber viel, viel häufiger.
Natürlich werfen meine Äußerungen nun auch weitere Fragen auf und provozieren vielleicht sogar den einen oder anderen: Wieso maße ich es mir an, zu behaupten, die wenigsten Menschen würden philosophisch denken (können)? Was bilde ich mir überhaupt ein? Diese Art von Fragen aber verdeutlichen, dass jemand sich beleidigt fühlt, wenn man ihm unterstellt, er könne nicht philosophisch denken. Das aber würde auch schon implizieren, dass philosophisches Denken einen besonderen Wert hat. Man könnte die Empörung natürlich auch anders deuten: im Grunde kann jeder philosophisch denken, nur Uri behauptet, die meisten seien zu doof dazu.
Aber genau das behaupte ich natürlich nicht. Ich denke, jeder könnte es, und die meisten sollten es zumindest ein paar mal gemacht haben, weil sie eben auch philosophische Fragen formulieren, dann aber in der Beantwortung nicht philosophisch zu denken beginnen, sondern sich mit Allgemeinplätzen und weitverbreiteten Vorurteilen zufrieden geben. Warum das so ist, kann ich mit abschließender Sicherheit gar nicht beantworten: wahrscheinlich spielt es eine große Rolle, dass philosophisches Denken, also gerade die Tätigkeit des Kopfes auf eine bestimmte Art und Weise gesellschaftlich ignoriert, ja mehr noch: verachtet und isoliert wird. Kritisches Bewusstsein, verknüpft mit Sinnfragen und Ergründen von Phänomenen kann für gesellschaftliche Verhältnisse wirklich Gift sein bzw. Sand im Getriebe. Besser scheint es für einige: wenn man Sand nicht ins Getriebe streut, sondern in die Augen.
Aber bei den Anmeldungen und Interessebekundungen zu den Rundflügen habe ich bemerkt, dass sehr wohl einige sich keineswegs davor scheuen, philosophisch zu denken und auch mal die Maschinerie zum Knirschen zu bringen. Ich freue mich aber auch über jemanden, der dem Philosophen in der Rundflugmaschine von außen winkt; denn im Grunde ist dieses Winken der Ausdruck der eigenen Reiseliebe. Es reisen nun mal nicht alle im gleichen Flugzeug mit dem gleichen Ziel.

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"Banks, Arthur Alan: Emanzipation bis zur Unterdrückung. Ein Rückblick, Carlsen Verlag Berlin 2047" Würdest du das Buch lesen? Fändest du das Thema interessant?Oder fändest du es skandalös, dass es Männern noch gestattet ist, Bücher zu veröffentlichen?

point_man’s Profile PhotoName_Datum_Unterschrift
In der Emanzipation geht es bestimmt nicht darum, andere Menschen, die bisher die Unterdrücker waren, zu Unterdrückten zu machen. Allein schon die Kultivierung von Rachegedanken und -gelüsten wäre unemanzipiert bzw. antiemanzipatorisch.
Nein, es gibt wirklich tiefgreifende Ungerechtigkeiten in den Geschlechterrollen und in deren Festschreibungen, die Individuen nach ihren Chromosomen in Verhaltensschemata und Schubladen pressen. In der Verteilung der Lohnarbeit und der Löhne spielen sich große Ungerechtigkeiten ab; aber auch beim Aufstieg in der Arbeitshierarchie gibt es skandalöse Benachteiligungen und Diskriminierungen. Und es ist doch ganz klar, dass Frauen den Kürzeren ziehen.
Die von dir in deiner Frage unterstellte Unterdrückung der Männer, «wenn es mit der Emanzipation so weitergeht», ist zutiefst demagogisch und verdreht das Verhältnis von Opfern und Tätern. Nach wie vor sind es die Frauen, die die größeren Probleme im Berufs- und Familienleben haben, sich nicht sowohl familiär als auch beruflich entfalten können und irgendwo Abstriche machen müssen, ob sie es wollen oder nicht. Sie setzen Prioritäten nicht aus freien Stücken, sondern weil es ihnen gesellschaftlich wie sozial abverlangt wird.
Das Problem der «Doppelbelastung» durch Familie und Beruf ist ein Problem der Frauen und ein Ausdruck ihrer Unterdrückung durch Rollenfestschreibung. Männer lösen sich deutlich schneller von familiären Verpflichtungen und Haushaltspflichten als Frauen. Hygienearbeiten in Bad und WC, Wäsche waschen und Kochen werden wie Selbstverständlichkeiten Frauen auferlegt, während sich Männer, wenn sie sich solcher Aufgaben annehmen, als großzügige Helden der Emanzipation feiern lassen. Und nicht anders ist es um die Sorge für den Nachwuchs bestellt. Wenn ein Mann die Kinder auf dem Spielplatz beaufsichtigt oder kleine Kinder wickelt und füttert, ist er «ein guter Vater, emanzipierter Mann»; wenn dasselbe eine Frau macht, ist es doch «selbstverständlich». Angesichts dessen erscheint mir die Fragestellung zynisch.
Andererseits ist es mir durchaus bewusst, dass der Emanzipationskampf Frauen teilweise auch verhärmt hat, zynisch und kalt gemacht, in ihnen den Machtinstinkt so geweckt, dass sie bereit sind einige soziale Skrupel Männern gegenüber abzulegen und feministischen Chauvinismus zu betreiben. Ich mag diese Frauen nicht; sie sind mir nicht sympathisch. Aber ich kann auch Individuelles von der sozialpolitischen und strukturellen Situation getrennt betrachten. Und eine strukturelle Unterdrückung der Männer sehe ich lange nicht am Horizont. Außerdem möchte ich eine Gesellschaft, in der alle Menschen frei sind. Und diese Freiheit ist auch meine Freiheit. Ich fürchte, ich würde ein Gegenbuch zu deinem schreiben, wenn ich es noch könnte, he, he.

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Fakt ist..?

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Wir kreieren in unserem Theater eine neue Internetseite und ein neues Format für uns, leider ist es noch lange nicht fertig :( In den nächsten Tagen wartet viel Arbeit auf mich. Aber das ist nun keine wirkliche Besonderheit.
Liked by: gott Lasse

könntest du einer frau die Nachricht ihres toten mannes/kindes überbringen?

Ja, zweifelsohne - das könnte ich. Ich würde versuchen, es so einfühlsam und sanft wie möglich zu machen; aber im Grunde bleibt eine Hiobsbotschaft eine Hiobsbotschaft; und die eigentliche Achtsamkeit auf den schmerzerfüllten Menschen erfordert der Moment, nachdem die Nachricht ausgesprochen wurde.
Ich könnte so etwas nicht professionell machen und würde mir Seelsorge oder ähnliches nicht als Beruf wünschen. Aber einmal eine schlechte Nachricht überbringen, wenn es anders nicht geht, das traue ich mir zu. Ich möchte von Berufswegen mit meiner Phantasie und den Phantasien anderer Menschen zu tun haben und nicht mit der Wirklichkeit des Todes oder der Krankheiten, Gebrechen und des Alters. Ich fürchte, es gehört eine gehörige Portion eigene Pathologie dazu, Arzt oder Seelsorger zu sein.
Ich kann auch Blut sehen und mir Operationen oder tote Menschen anschauen. Aber auch hier macht es einen großen Unterschied, ob ich einmalig in solche Ausnahmesituationen komme und mich bewähren muss, indem ich nicht aus den Latschen kippe. Oder ob ich so etwas zu meinem beruflichen Alltag mache.

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Wärst Du lieber in Einzelhaft, oder würdest Du es vorziehen, eine Gefängniszelle lebenslänglich mit anderen zu teilen? Wie gehst Du mit dem Gefühl der Einsamkeit um? Bin schon gespannt auf Deine Antwort :) Liebste Grüße Tante Ask <3

Ich suche gerne meine Ruhe und lausche in mich und meinen Kopf hinein. Am liebsten hätte ich eine Einzelzelle mit Internet und Notebook. Also kommt für mich fast nur Einzelhaft in Frage - selbst dann, wenn ich auf Internet und Notebook verzichten müsste, wäre ich doch lieber allein als mit anderen in einer Zwangsgemeinschaft. Ich würde natürlich sehr viel Sehnsucht nach anderen Menschen entwickeln; ich würde sie alle idealisieren und fruchtbar vermissen. Aber ich hoffe doch sehr, dass ich auch gerade diesen so aufgebauten süßen Schmerz wunderbar genießen könnte.
Mir sind idealisierte abwesende Menschen lieber als anwesende, die mir auf die Nerven gehen.

Es wird Zeit für die 9. Folge von SOKRATES dem kafkASKen Fortsetzungsroman. Die bisherigen Folgen kann man hier übersichtlich nachlesen und kommentieren: https://docs.google.com/document/d/1O_cvvRp7qIerpzTciSZn3vyfhoTfmjkJIdMeghAcPQs/edit?usp=sharing

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
...mit dem Kopf gegen die Tür gefallen, wobei die Türklinke Ihnen die Verletzung an der Nase zufügte.» «Ja, und ich war allein zu Hause!» «Sie können meinetwegen auch mit einer Fußballmannschaft geduscht haben; dann müssen Sie eben die Zeugen herbei bringen!» «Ich sagte ja, ich war allein zu Hause.» Als Belohnung für so viel Einsicht erhielt er die Schmerztabletten aus dem Arzneischrank.
Kaum aber stand er auf der Straße, fragte er sich, ob er richtig gehandelt hatte. Man musste nicht so ängstlich sein! Gerade Angst war doch kein guter Ratgeber. Apropos guter Ratgeber; Ayleen war auch keine große Hilfe gewesen; kaum hatte sie ihm den Weg in ein Irrenhaus beschrieben, machte sie sich einfach aus dem Staub. Keine Lust zu warten, er sei ja in sicheren Händen! Ja, das sah man jetzt, wie sicher die Hände in der Ambulanz waren. Womöglich hatte ihn diese Falschaussage in weitere unabsehbare Schwierigkeiten gebracht, die vermeidbar gewesen wären, wenn er nur eine gute Rechtsberatung an seiner Seite gehabt hätte. Wer weiß, was ihm dieser Doktor Laienjurist für einen Mist eingebrockt hatte? Er schnaufte schwer durch den halb offenen Mund. Ein Unschuldiger wird von der Polizei mißhandelt und gibt es später nicht an, bringt es nicht zur Anzeige! Machte ihn nicht gerade das zu einem Verdächtigen? Was hatte er zu verbergen? Warum konnte er nicht sagen, dass zwei Kriminalbeamte in seine Wohnung eingedrungen und ihn zusammen geschlagen hatten? Jetzt war es zu spät; jetzt musste er sich auf sein Glück verlassen, das ihn allerdings verlassen zu haben schien. Er setzte sich in seinen alten Benz der E-Klasse mit Automatik-Getriebe und einem Sechszylinder-Motor. Aber er startete nicht. Er blieb einfach sitzen. Mißtrauisch schaute er in den Rückspiegel, in die Seitenspiegel, nach vorne, nach Links und nach Rechts. Nein, ich werde jetzt nicht nach Hause fahren, sagte er sich. Erst will ich ein Sicherheitsschloss an meiner Tür, damit ich mich besser verriegeln kann. Noch einmal lasse ich mich nicht unter der Dusche überraschen. Damit startete er den Wagen. Entschlossen fuhr er los, obwohl er nicht hätte sagen können, wie sein Entschluss genau lautete. Wenige Minuten später war er im Zentrum in einem Schlüsselfachgeschäft. Eine dicke ältere Frau versuchte ihn abzuschätzen, während er ihr sein Leid klagte, wie leicht man in seine Wohnung gekommen sei. Die Leichtigkeit, eine Tür zu öffnen, die nicht verschlossen, sondern nur zugezogen war, war nicht ihr Problem. Der Mann vor ihr hatte nicht nur eine schlimm aussehende verletzte Nase und große Probleme mit der Atmung beim Sprechen, er schien auch auf eine komische Art gehetzt. Solche Typen bringen unabsehbaren Ärger, schoss es ihr durch den Kopf. Er erzählte von seinem Anliegen nicht freimütig und ungezwungen, sondern eben wie einer, der etwas zu verbergen hatte. Er achtete auf seine Wortwahl und schien manchmal einen Teil des Satzes zu verschlucken, was das Gespräch der Wahrheit zu nahe bringen konnte.

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