Uri Bülbül

Nein, Sonntag ist schon in zwei Tagen und ich muss gestehen, dass ich den Umzug des Romans von einem auf ein anderes Profil leichter vorgestellt habe. Dabei sind das doch "nur" 115 Folgen, dachte ich erst. Und jetzt frage ich mich: warum mache ich das überhaupt? Warum tue ich mir das an? Warum verweise ich nicht einfach auf das Buch und sage: «Wer sich brennend für einen Fließtext interessiert, kann sich das Buch kaufen und hat dann seinen Fließtext!» Schneide ich mir nicht sogar ins eigene Fleisch, wenn ich mühselig auf dem @Schreibhaus Profil alle Folgen von 1 bis 115 in aufsteigender Reihe platziere. Ich habe Arbeit, andere müssen sich das Buch nicht kaufen und dadurch bekomme ich nicht einmal Geld.

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Aber man kann ja auch denken: es ist ein Geschenk; und gerne bastelt man an Geschenken und gibt sich Mühe. Dafür will man nichts und schon gar kein Geld, wenn man etwas verschenkt. Und so könnten wir doch der Welt den SOKRATES-Roman schenken.

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Zwischenzeitlich fragte mich jemand, ob ich Lehrer in Mannheim sei. Nee, natürlich nicht: ich bin ein Literat und Theatermacher im Revier und kenne Mannheim nur von Autobahnschildern. Ich wünschte, mit der Schule wäre es auch so gewesen, ha, ha :)

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Und ich habe das Gefühl, dass ich die 116. Folge einfach hier wieder auf dem Profil platzieren werde und nicht auf die Herstellung einer vermeintlichen Ordnung warten will. Der Countdown auf @Schreibhaus hat nun dazu geführt, dass man die Folgen 80 bis 115 in einem Stück lesen kann, wenn ich die Fragen nach Mannheim und Schule streiche.

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Nein, es ist keine bestimmte Person, die mich aus den dunklen Gassen meiner Seele befreien könnte. Es sind erstens viele Personen, mit denen das Gespräch suche, mich ausspreche und ihnen, sofern es sie nicht nervt, mein Leid klage. Es ist aber auch ein Ort: der Garten, den ich aufsuche, die Bäume mir ansehe, die anderen Pflnzen, den kleinen Teich, die kleinsten Entwicklungen beobachte oder mich einfach irgendwohin setze und vor mich hin stiere. Ja, das hat schon eine ungeheuer befreiende Wirkung. Auch das Schreiben hilft mir, wenn ich noch einmal den Gang durch die dunklen Gassen meiner Seele nacherzähle, diese Gassen beschreibe, was dann häufig schon die Wirkung hat, dass die Worte die Dinge zu erhellen beginnen oder den Fassaden einen anderen Anstrich geben. So komme ich Schritt für Schritt voran und auf den großen Marktplatz meiner Seele, wo die Sphinx auf mich wartet und mir die entscheidende Frage stellt: Was ist der Mensch? Und ich antworte: Du hast Ödipus eine andere Frage gestellt. Warum bekomme ich so eine schwierige? Sie aber wiederholt ihre Frage nur: Was ist der Mensch? Der Mensch, sage ich, das weiß doch jedes Kind, ist das noch nicht festgestellte Tier. Ein Rätsel selbst, wozu es keine Lösung gibt. Die Sphinx schreit und kreischt und fliegt mit Getöse davon. Und aus der Ferne klingt ihr Kreischen wie ein schrilles Lachen. War das so witzig? frage ich mich. Aber wer kann schon aus so einer Sphinx schlau werden? Ich setze mich an den Brunnenrand und esse mein Stückchen Trockenbrot.

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Wie willst du vermeiden, dass dir Dinge und Menschen oder Wesen im Allgemeinen begegnen, die dir Angst einflößen? Ich kann verstehen, dass du nichts und niemandem begegnen WILLST, was dir Angst macht, aber so etwas passiert einfach und die Frage wird dann sein: Siegt deine Angst oder siegst du?

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Aber mal ganz abgesehen davon: Eine Bratwurst hat nur eine Kurve und ist damit einer Schlange unähnlich, sondern ähnelt eher einem Wurm. Von einer Schlange erwarte ich mindestens zwei oder drei Kurven. Ich meine eine Bratwurst ähnelt nur sich selbst und wenn Frauen in zu engen Kleidern stecken und hier und da ein Fleischpölsterchen hinausquillt, spricht man von Presswurst, was aber an sich nur so gefährlich ist wie die Frau, die mit einer Wurst verglichen wird. Bei schwächelnden Männern spricht man von einer Wurst und meint eben einfach nur, dass sie schwach sind. Legt man so eine arme Wurst auf den Grill, wird trotzdem keine Schlange daraus. Ich persönlich lege keinen Wert darauf, eine Schlange zu streicheln, aber irgendwie reizt mich auch der Gedanke, der Freund einer Riesenboa zu sein, sie legt sich auf meine Schultern, um meinen Hals, schlängelt sich über meinen ganzen Körper, und ich weiß genau, wir sind Freunde und sie würde mir niemals ein Leid zufügen. Aber Angstschweiß sitzt bei dem Gedanken trotzdem schon in den Startlöchern. Aber so richtig schlimm finde ich Bungeespringen.

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Der nächste Geschichtenteil ist wie versprochen auf @Schreibhaus: http://ask.fm/Schreibhaus/answer/129490896973 Und zusammengenommen mit der Antwort, die ich davor gegeben habe: «Die Poetisierung des Lebens erfolgt eben nicht dadurch, dass man ab und an mal ein Gedicht in die Welt absetzt, sondern nach Nietzsches Motto lebt: «Seid Dichter eures Lebens»!» erscheint es mir sogar sehr sinnvoll, nun das Schreibhaus mit SOKRATES, dem kafkASKen Fortsetzungsroman auszuschmücken. Folge 115 ist auf jeden Fall dort zu lesen und alle anderen Folgen davor werde ich nun ins Schreibhaus setzen und in zwei, drei Tagen dort auch die Folge 116 veröffentlichen. Die junge Kommissarin Johanna Metzger hat es nicht leicht mit ihrer Behörde. Aber die Nordstadt, in der sie zur Zeit gelandet ist, birgt auch so manch ein Geheimnis. Jetzt lernt sie dort den Marokkaner Ismail kennen. Ihr Chef möchte sie vom Dienst suspendieren, und ob der Sonderermittler Arthur Francis Suthers ihr helfen mag, ist fraglich. Das Beweismaterial, das sie benötigt, um in ihren Ermittlungen weiter zu kommen, hat ihr Partner Alfred Ross bei sich. Aber inwieweit können sie dieses Material auswerten, wenn das Polizeipräsidium mit seiner Infrastruktur in Forensik, Spurensicherung, Gerichtsmedizin usw. seine Hilfe verweigert?

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Jedenfalls hat es auch der Polizeipräsident nicht leicht. Man weiß ja noch gar nicht, was er für eine Geschichte hinter sich hat, die ihm das Leben schwer macht, und was ihn mit diesem Privatermittler Niklas Hardenberg verbindet, der sich irgendwie angekündigt hat. Jedenfalls beunruhigt das im Präsidium einige, aber hauptsächlich betroffen fühlt sich der Polzeipräsident Alfons Albermann.

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Dann wird es aber auch langsam höchste Eisenbahn, dass Luisa in der Psycho-Villa ankommt. Wir wissen ja immer noch nicht, ob sie zuerst Rufus über den Weg laufen wird. Das könnte tödlich für sie enden. Und du bist mit Lara auf einem ganz eigenartigen Spaziergang, wenn das mal nicht zu einem wahnwitzigen Abenteuertrip wird. Bis Folge 120 werden wir einiges von diesen Themen und Fragen klären können, hoffe ich ;)

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Ach ja, bevor ich es vergesse: Seeräuber werden auch auf den Plan treten. Du kannst dir schon mal überlegen, ob dir «Bunte Kuh» etwa sagt^^

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Ichf freue mich über alle Like; aber themen- und fragengebunden ist es natürlich interessant, wie einzelne reagieren. Ein Like sagt zwar nicht sehr viel aus, aber doch immerhin schon soviel, dass klar ist: diese Antwort wurde wahrgenommen. Darüber hinaus kann es doch auch zu Rückfragen und Folgediskussionen kommen. Das finde ich sehr spannend, wenn sie denn stattfinden. In letzter Zeit sind die inhaltlichen Fragen eher weniger geworden. Einige Fragen lesen sich wie die eines Marktforschungsinstitutes. Sie zielen auf Konsumverhalten und Lebensgewohnheiten ab. Wenn man nicht innerlich vor der Allmacht der offenen Informationsgesellschaft kapitulieren und seine Individualität schützen will, die eigene Person, Persönlichkeit und Privatsphäre, ist es aber gerade wichtig, bestimmte Dinge nicht preiszugeben: dazu zählen Reise- und Konsumverhalten. Was ich in diesem Zusammenhang sehr interessant finde, ist, dass niemand viel oder überhaupt etwas über seine finanzielle Situation schreibt, über die sozialökonomischen Verhältnisse, in denen er lebt. Und niemand macht sich ernsthaft öffentlich Gedanken, ob die harten Fakten der gesellschaftlichen Situation thematisiert und Alternativen gedacht werden können. Zumindest ist das auf ask so. Alternative Ernährungsformen hingegen haben Hochkonjunktur. Aber wirtschaftlich entwickeln sich zum Beispiel mit Bitcoins Zahlungsmittel, die staatsunabhängig und nur auf der Grundlage mathematischer Formeln funktionieren können, ohne dass politische Macht und Stimmung die Währung beeinflussen könnte. Darüber herrscht Funkstille. Wie man Persönliches und Politisches miteinander verbinden kann, wird nicht wirklich thematisiert, auch wenn @simonalein mit hochstilisierten und verschraubten Fragen auf politische Themen und Positionen aufmerksam zu machen sucht(e). Aber Politik ist wie Bruchrechnen, man sollte den kleinsten gemeinsamen Nenner suchen, und man sollte nicht unbeding mit zu großen Brüchen operieren: wozu 3/9, wenn auch 1/3 geht? Und @simonalein hat genau in die entgegengesetzte Richtung gearbeitet und alles größer und verschnörkelter gemacht und dabei auch an manchen Stellen die Grenze zur Albernheit überschritten.

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Natürlich kann man jetzt auch sagen: warum sollte man nicht albern sein? Von mir aus seid, was ihr wollt, aber wer bei Sexfragen immer kichert, zeigt einfach einen gewissen Reifegrad ;) Den Infantilismus richtig zum ask-Motto erhoben hat es ja die Hexe Gundel Gaukel Ey @Heutebinich14. Das hätte funktionieren können, wenn darin die Kunst obsiegt hätte, die Stilisierung, ein ask-Profil als Theater; aber wo sie wirklich elegant werden könnte wie bei einer Skiabfahrt, legt sie sich oft auf die Nase oder setzt sich auf ihren Allerwertesten, weshalb auch der Herzaustausch zwischen uns immer weniger herzlich geworden ist.

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In dem Wald, in dem ihr euch befindet, auf das Haus mit Garten, auf das ihr zugeht und mit dem, was euch dort begegnen wird (mir schaudert's, wenn ich nur daran denke), kann euch alles passieren, da kann es alle möglichen Pflanzen und Bäume geben - natürlich auch Pfirsichbäume, die übrigens zu den Rosengewächsen zählen. Ich habe vor einem Monat zwei Pfirsichsteine in einen Blumentopf gesteckt und warte gespannt, auf das, was kommen mag.

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Aber das war nicht ganz deine Frage. Ja, Mais kann natürlich auch vorkommen, ein kleines, feines Maisfeld hinter dem Steinhaus am See jenseits der Steinbrücke, wenn man schön am Ufer entlang geht. Ja, ich meine, das solltet ihr in der Gesichte auch wirklich tun^^

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Aber nur ganz normaler Mais erscheint mir etwas wenig für die SOKRATES-Geschichte. Ich habe schon eine ganz besondere Idee für den Mais. Uahahaha :)

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Das "Sanatorium" ist ein schönes Wort, etwas veraltet, weil es noch aus einem Gesundheits- und Heilungsmodell stammt, das auf Erholung setzt, nicht auf die schnelle Heilung wie die Sportmedizin zum Beispiel: am besten noch auf dem Sportplatz durch Spray oder Lasereinsatz geheilt und sofort wieder ist der Menschroboter oder Robotermensch wieder einsatzbereit. Die heutige Medizin setzt auf schnelle Heilung; schnell operiert, schnell Medikamente verschrieben und los geht es wieder in den Leistungsstress des Alltags. Keine Zeit für Ruhe und Erholung, keine Zeit für Rekonvaleszens, keine Zeit, einfach mal die Krankheitsphase als einen Austritt aus dem Alltag zu genießen, zu sehen, wie langsam die Kräfte wiederkehren aber auch zu spüren, dass Schmerzen, Fieber und andere Krankheitserscheinungen dazu beitragen können, mal einen anderen Blick auf das Leben zu werfen.

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Da kommen nun Sanatorien ins Spiel, die eingedeutschte Mehrzahlform von Sanatorium: da steckt schon das lateinische Wort für Gesundheit bzw. gesund «sana», es ist ein Ort, eine Einrichtung, wo man langsam genesend wieder gesund werden kann. Aber wer kann sich bitte schön so etwas leisten?

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Sie sind Standvögel, gewöhnen sich an Menschen und lassen sich von Siedlungen nicht stören. Sie können Gärten, Parks, Friedhöfe der Städte bevölkern...» «...oder die Villen von Psychiatern, die forensische Sanatorien leiten», lachte Betti. «Bist du ein Ornithologe, oder was?» Uri Nachtigall musste auch lachen. «Keine Ahnung, es kam so plötzlich über mich.» «Ach so, nicht dass du noch anfängst zu zwitschern wie eine Nachtigall. Ich habe auf youtube schon Gezwitscher von Bülbüls gehört; der Film war in Englisch mit „Nightingale“ übersetzt. Zu Deutsch würde ich mal Nachtigall dazu sagen.» «Ja, aber das wäre zu deutsch!» erwiderte Uri Nachtigall. «Die echten Bülbüls sehen nun mal anders aus als Nachtigallen. Ein schlichtes Äußeres, aber eine gewaltige Stimme – das ist das Hauptkennzeichen einer Nachtigall. Ein herrlicher Gesang, einfach zum Hinhören und Wegträumen.» «Ja, klar, so möchten sie die Weibchen betören!Aber sagtest du nicht auch, dass Bülbüls Standvögel seien? Die Nachtigall ist ein Zugvogel. Bin mal gespannt, wohin es dich ziehen wird.» «Bülbül-Nachtigall, Nachtigall-Bülbül – sehr seltsam finde ich das. Und wir sind jetzt hier. Verstehst du, was ich sagen will? Egal, ob du dich für den Roman interessierst oder nicht, du bist nun hier und gehst mit mir spazieren. Was weißt du, was ich meine? Vielleicht hat sich Basti deswegen so aufgeregt.» Betti jedoch blieb gleichgültig: «Basti regt sich halt manchmal auf. Das bedeutet nicht viel.» Uri Nachtigall schwieg. |* Ob das überhaupt der richtige Aufenthaltsort für ihn war? Hatte Ayleen ihn hier in sein Verderben geschickt? Dass sie hier noch nicht aufgetaucht war, brachte ihn nicht gerade von diesem Gedanken ab: Er war, ohne zu wissen warum, in einer Irrenanstalt gelandet, geschickt von einer Freundin, die sich nicht mehr blicken, dafür aber mutwillig bei Verrückten versauern ließ. Ja, diese Begleitumstände waren sehr merkwürdig. «Vielleicht bin ich ja wirklich verrückt», murmelte er leise vor sich hin und fasste sich prüfend an die Nase, ein Schmerz durchfuhr ihn. Er stöhnte halb erleichtert, dass seine Verletzung kein Hirngespinst war, und halb schmerzvoll auf. «Was ist los?» fragte Betti beiläufig. «Nichts, nichts. Nur meine Nase», winkte er ab. «Mach dir jetzt mal nicht zu viele Gedanken, das wird schon alles. Du wirst ja noch ganz paranoid.» Uri wusste nicht, ob ihn diese Worte beruhigen sollten. „Paranoid“. Ja, das ist das richtige Wort.
Sie waren inzwischen bei der Villa angekommen. Aus der offenen Tür drang Fernsehlärm. Mit dem ersten Schritt in den Aufenthaltsraum wuchs seine Verwirrung nur. Der Raum war komplett umgestellt worden.
* @Gedankenkammer schrieb diese Passage bis Folge 115 *|
** https://youtu.be/zu_pitEH974

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