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Uri Bülbül

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Wie sähe die Welt heute aus, hätte es die beiden Weltkriege nicht gegeben?

sopzock’s Profile PhotoSam
Wie sehe die Welt aus, wenn es den Kapitalismus nicht mehr gäbe?
Meine Frage ist höchst spekulativ und richtet sich auf die Zukunft; deine Frage ist höchst spekulativ und richtet sich auf die Vergangenheit.
Und nun meine anschließende Frage: welche Frage zu beantworten macht mehr Sinn?
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Wann hast Du denn das letzte mal dein Näschen an einen Fliederbusch, oder andere Pflanze gehalten und geschnuppert? Na? aber ehrlich...und? weckt das auch bei dir alle Sinne?

Erwachsenenstammtisch’s Profile PhotoElse's (っ◕‿◕)っ
Mein Flieder blüht erst seit einpaar Tagen; aber prompt musste ich meinem Impuls nachgeben und meine Nase in ein zartes Büschelchen halten. Aufregender war gestern mein Besuch in einem befreundeten Garten, in dem drei Imkerkästen stehen; ich beobachtete den Flugverkehr zwei Meter neben der Einflugschneise, da sagte der Freund, ich solle mal direkt hinter den Kasten treten mit ihm, und er öffnete den Deckel, prompt habe ich das Näschen auch an den Kasten gehalten und ganz tief die wunderbare Wabenluft eingeatmet. Wenn man sehr vorsichtig mit den Bienchen umgeht, muss man sich nicht mit der Imkerrüstung verkleiden - nicht wenn man nur mal einen Blick riskieren will und ganz defensiv und furchtlos vorgeht; die Bienchen haben mich ignoriert - so vorsichtig war ich mit dem Näschen und wurde überhaupt nicht gestochen. Ich fürchte, wenn eine Biene auf mich aufmerksam geworden und mich als Gefahr identifiziert hätte, könnte ich heute nicht so schön von dem wunderbaren Wabenduft berichten.

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Während Uri Bülbül den zweiten Band des SOKRATES-Romans für den Druck vorbereitet, hat sich Uri Nachtigall schon ins Land der Träume begeben, hoffen wir, dass es kein böses Erwachen gibt. Teil 203:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Schweben in türkisener Schwerelosigkeit, hier und da grünes Schimmern in Blau, angenehm die Umgebungstemperatur und kein Gefühl von Hunger oder Durst. Ein unbeschwertes Sein rundum. «Das kann ich nur träumen», denkt er. «Ich bin im Meer und muss mich nicht mal über Wasser halten.» Und dann hört er eine andere Stimme: «Jetzt kannst du mal ganz neu über das Sein nachdenken und über das „Sein des Seienden“ über die „Seinsweisen“ usw. Wie wäre es mal mit einer Existenzialontologie ganz aus der Schwerelosigkeit heraus? So ganz ohne ein Dasein zum Tode-Quatsch» «Ophelia, bist du es?» fragt er, er kann unter Wasser sprechen. Er hat auch genug Luft in den Lungen und keinerlei Not und Drang, aufsteigen zu wollen. Er schwimmt und spricht. Er fragt nach Ophelia. Warum eigentlich? Ist er wieder in diesem Delphintraum, in dem er beinahe ertrunken wäre? «Oh Mann, kannst du nicht mal eine weibliche und eine männliche Stimme voneinander unterscheiden?» fragt die Stimme. Jetzt erst erkennt er sie: es ist Bastis Stimme. «Basti?» «Ja, wer sonst? Weißt du, wo Luisa meine gelben Legosteine hingelegt hat?» Die Legosteine? Sie waren ihm immer noch wichtig. Nun war er in seinem Traum, um ihn danach zu fragen. «Sie hat die Steine bei Schwester Maja hinterlegt. Warum gehst du nicht in ihren Traum?» Diese provokante Frage löste ein wildes Kichern bei Basti aus. Wo war er überhaupt? Warum konnte Uri Nachtigall ihn nicht sehen? Plötzlich fragt er sich, ob nicht auch Haie auftauchen können. Wo Basti ist, können doch Haie nicht weit entfernt sein, geht es ihm durch den Kopf. «Weißt du, was ich will?» fragt Basti. Er kann ihn immer noch nicht sehen. «Nein, ich kann keine Gedanken lesen!» «Ach ja, stimmt! Ich will Geschwister!» Geschwister? Denkt er. Was hat er mit den Geschwistern eines sprechenden frechen Delphinjungen zu tun. «Ich bin nicht frech! Und Haie sind auch nicht in der Nähe!» Ob er jeden Gedanken lesen kann? fragt er sich. Aber er ist sich sicher, dass er nicht laut vor sich hin gemurmelt hat. «Ich kann überhaupt keine Gedanken lesen! Was für ein Blödsinn! Du trällerst alles laut vor dich hin! Da muss man schon taub sein, um das nicht zu hören, was dir durch den Kopf geht!» Er beschließt zu schweigen, ein völliges totales Schweigen, absolute Stille im Kopf sehr angemessen für diese Situation der warmen, behaglichen Schwerelosigkeit. Jetzt wird kein Ton mehr gedacht! «Mach's halb lang!» stöhnt Basti und äußert einen seltsamen Wunsch: «Kann Ophelia in der Geschichte einen blauen Delfin kennen lernen und damit Zwillinge machen und das eine Kind ist dann vorne rosa und hinten blau und das andere Kind hinten rosa und vorne blau?» «Was?!» schreit die Nachtigall schier verzweifelt. «Woher soll ich denn wissen, ob Ophelia einen blauen Delphin kennen lernen kann? Und in welcher Geschichte überhaupt? Außerdem hast du deine gelben Legosteine! Reichen sie dir denn nicht? Spiel mit ihnen!» «Du bist nicht mein Papa. Du hast das nicht zu bestimmen.»

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Für wen oder was wärst du bereit in den Krieg zu ziehen?

sopzock’s Profile PhotoSam
Der Krieg ist ein staatlicher Aggressionsakt gegen einen anderen Staat oder eines Staatenverbundes gegen andere Staaten und Staatenverbünde. Er wird von Staaten organisiert mit staatlichen Apparaten namens Militär durchgeführt. In der Folge wird er auch definiert als die Fortsetzung der (Staats-)politik mit anderen Mitteln. Die Ächtung eines offenen Aggressionskrieges, der einfach begonnen und geführt wird, um einen anderen Staat zu unterjochen, hat im 20. Jahrhundert immer mehr dazu geführt, dass diplomatische Begriffsverwischungen den Begriff "Krieg" in den Hintergrund gedrängt haben. Man spricht von "Konflikten" oder vom "Verteidigungsfall", manchmal von "Freiheitskampf", wenn im anderen Staat Gruppen für andere Zwecke instrumentalisiert werden konnten oder vom "Terror", wenn jenseits von staatlicher Organisation paramilitärische Vereinigungen ihre Ziele verfolgen.
Ich kann all diese Dinge beobachten und beschreiben, thematisieren und theoretisch reflektieren, in nichts davon will ich aktiv verwickelt werden. Und ich rate jedem jungen Menschen davon ab, sich instrumentalisieren zu lassen. Mit anderen Worten: Ich würde für nichts und niemanden in den Krieg ziehen.

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Wenn du eine Sache an der Welt ändern könntest, was würdest du ändern?

Ich würde sofort den Kapitalismus abschaffen, die nationalen Staaten auflösen, eine auf Vernunft und Konsens gegründete nonimperiale Weltregierung gründen, die sofort und augenblicklich damit beginnen kann, die Welt so zu ordnen, dass die Freiheit eines jeden einzelnen Menschen das Maß für Freiheit aller wird.
Über diese Formel habe ich schon häufiger auf meinem Profil philosophiert.

Was meinst du sind wohl die ethischen Richtlinien der us-amerikanischen Außenpolitik offiziell und in Wirklichkeit?

Offiziell halten sich die USA an die Menschenrechte wie die Sowjetunion ihrerzeit an die Theorien von Marx, Engels oder Lenin. Alles steht auf dem Papier und wird in den Sonntagsreden und schönen Presseerklärungen immer wieder verkündet. In Wirklichkeit spielt Ethik gar keine Rolle. Nackte Machtinteressen begründen und rechtfertigen jedes Verbrechen an der Menschlichkeit. Der Kategotische Imperativ lautet: Handle nach der Maxime, die deine Macht vergrößert und dir unermesslichen Reichtum beschert. Und "unermesslich" ist bitte schön wörtlich zu nehmen: All die Milliarden an Euros und Dollars existieren in buchhalterischen Rechnungen, in Wirklichkeit kann niemand, kein Milliardär der Welt, auf zwei Yachten gleichzeitig sein, in zwei Privatjets gleichzeitig durch die Welt düsen, in zwei Whirlpools gleichzeitig baden; selbst die Zweiklassenmedizin, die wenigstens Reichen mehr Gesundheit verspricht, ist eine Illusion. Das Leben entschwindet in der verfetteten Virtualität nicht wahrnehmbarer Möglichkeiten.

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@Gedankenkammer will wissen, welche Bücher mir persönlich am stärksten im Gedächtnis geblieben sind. Schon recht spät, als ich schon auf die 30 zuging, beeindruckte mich Umberto Eco mit "Der Name der Rose". Jetzt aber geht es erst einmal um SOKRATES Teil 202:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Sie konnte sogar einen gewissen Irrsinn, was gelbe Legosteinkäufe aufgrund von Wünschen von sprechenden Delphinen in ihren Träumen anging, vorweisen. «Warum hast du Papa nur umgebracht?» murmelte sie. Johanna blieb reglos und stumm, während Luisa wieder heftig schluchzte. Draußen auf dem Flur war es wieder still geworden. Doktor Theresa Wagner hatte den Theaterphilosophen auf einen Stuhl im Behandlungszimmer gesetzt, drehte das OP-Licht an und ihm direkt ins Gesicht, dass er geblendet zurück wich. Konzentriert mit ernstem Gesichtsausdruck betrachtete sie die Nase: «Das ist nicht ihr erster Unfall, stimmt's? Viel müssen wir aber nicht machen. Tampons in die Nase und fertig!» Uri Nachtigall stöhnte ein wenig: «Ganz schön wehleidig, was? Kennen Sie den: Wacht ein Mann eines Morgens in einer ihm völlig fremden Umgebung auf; er kann sich überhaupt nicht daran erinnern, wie er dahin gekommen ist: fremdes Zimmer, fremdes Bett, er nackt und keinerlei Erinnerung an das Geschehene. Und aus seinem Mundwinkel hängt ein dünner langer Faden. Was denkt er?» Während sie sprach tamponierte sie die blutende Nase. Er konnte nicht einmal den Kopf schütteln. Sie wartete aber auch keine Antwort ab: «Er denkt: hoffentlich ist es ein Teebeutel!» Die Ärztin grinste breit. «Fertig! Sie können nun nach Hause und passen Sie schön auf das Näschen auf, Sie hässlicher Zeisig!» «Wieso nennen Sie mich „Zeisig“?» fragte er. «Nun ja, der Bulle nannte Sie „Uri Nachtigall“, dazu passt aber „hässlich“ nicht so gut wie zu Zeisig!» Er bedankte sich bei ihr. «Sie haben Humor, Frau Doktor, Sie haben wirklich Humor», sagte er zum Abschied. Sie musste über diesen Vogel lachen.
«Kommen Sie, Ross! Gegenüber dem Krankenhaus ist ein Café/Restaurant oder so was. Ich lade Sie ein. Lassen Sie uns ein paar Worte wechseln», sagte der alte Mann, so, dass Ross überhaupt nicht zu widersprechen wagte. Außerdem hatte der Alte seine Neugier geweckt, also willigte er ein, ohne auch nur die leiseste Ahnung zu haben, wer dieser seltsame alte Mann mit den Funken sprühenden Energie geladenen Augen war. Vom Café aus konnten die beiden Männer sehen, wie Uri Nachtigall das Krankenhaus verließ und auf den Taxistand zuging. Er stieg in den vordersten Wagen in der Schlange. Statt aber wie erwartet mit dem Taxi abzufahren, schien es einen Streit im Auto zu geben. Uri Nachtigall stieg empört wieder aus und nahm den dahinter stehenden Wagen, der mit ihm auch tatsächlich losfuhr. Die Taxifahrerin, eine pummelige Frau mit tiefblauen Augen und blondem schulterlangem Haar, das an vielen Stellen schon ergraute, war etwa Mitte Vierzig. «Vor zehn Jahren bestimmt eine unwiderstehliche Schönheit», ging es Uri Nachtigall durch den Kopf, bis ganz plötzlich seine Nase heftig schmerzte. Noch immer hatte sie etwas äußerst Anziehendes und Sympathisches, vor allem aber Resolutes. Sie hörte sich die Adresse in aller Seelenruhe an und startete dann ohne weitere Fragen den Motor. Erst unterwegs hatte sie eine Frage an ihn.

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10 Bücher, die man gelesen haben sollte?

Ich bleibe bei meiner Haltung, die ich mit Lichtenbergs berühmtem Aphorismus garniere. Es gibt keinen Literaturkanon, der frei von Herrschaftswissen und hierarchischen Kulturverhältnissen existiert. Literatur zu kanonisieren, dient nur dazu, das Denken zu dressieren.
Lies mit Bedacht und lerne deine Kunst des Verstehens zu verfeinern.
Sonst bleibst du eben der Affe, der in einen Spiegel schaut; es ist doch dann völlig egal in welche 10 Bücher er unbedingt geschaut haben muss.
10 Bücher die man gelesen haben sollte

Ich bülülülüle Uri Bülülü zurück in sein Bülülülüland

toppkek’s Profile Photo(((toppkek)))
Das ist doch jetzt ein echter toppkek-Zauberspruch. Danke, ich hätte jetzt gar nicht gewusst, wie ich ohne deine Magie zu mir selbst finde *-*
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Was war das letzte Fettnäpfchen, in das du getreten bist?

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Für mich existieren keine Fettnäpfchen. Ich gehe meinen Weg und sage, was ich denke.
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Hast du schon mal das Gefühl gehabt zu nett für ask.fm zu sein?

Was ich für ask bin spielt für mich überhaupt keine Rolle. Die Frage ist für mich, was ask für mich ist oder sein kann. Ich habe aber bei all denjenigen, die mit mir durch Fragen und Antworten oder über Facebook zu tun haben, nicht das Gefühl, dass irgendetwas zwischen uns im Ungleichgewicht ist. Ich finde viele Leute in ihrem Umgang mit mir eigentlich sehr nett. Auch die persönlichen Kontakte sind sehr nett. Nein, ich kann mich diesbezüglich nicht beklagen.
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Was macht ein Soldat in Friedenszeiten?

Soldaten spielen immer Krieg, ganz egal ob zu Sommer- oder Winterzeit, zu Krieg- oder Friedenszeiten. Mal ist das Spielen zu heiß, mal zu kalt, mal mit vielen und mal mit wenigen Toten. Selbst bei den "harmlosesten" Manövern sind Tote einkalkuliert. Sterben ist das Geschäft des guten Soldaten; er zieht seine Montur an und geht über den Jordan. Soldatinnen machen aufgrund der Emanzipation dasselbe. Und wegen ihres Ehrgeizes machen sie es besser als ihre männlichen Kollegen.

Es kommt, wie es kommen muss: SOKRATES Folge 201... ABER... seit Jo und ich vor acht Tagen einen Geschäftsbrief zusammen geschrieben haben, ist eines klar: die Realität bricht in den Roman mit aller Vehemenz ein... demnächst. Aber erst einmal Teil 201...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Nein, nie wäre sie zurück ins Elternhaus gezogen. Allein schon um die Dämlichkeit ihrer Mutter nicht ertragen zu müssen, ihre Trunksucht, ihre glasigen Augen, ihre Stimme, die sich zu vorgerückter Stunde veränderte, ihre geheuchelte Anteilnahme an ihren Belangen, die Fragen, als sie nur gute Nacht sagen wollte, ob sie auch alle ihre Hausaufgaben gemacht habe, wann die nächsten Klassenarbeiten anstünden und ob sie auch mit dem einen oder anderen Lehrer zurechtkomme. Ja, Luisa kam mit allem zurecht nur nicht mit diesen hohlen Fragen! Selbst die gierigen Blicke ihres Vaters konnten an ihr abprallen. Doch das Unbehagen an ihrem Zuhause wuchs stetig. Mit sicherem Instinkt wich sie ihrem Vater aus, schlief sogar bei Freundinnen, wenn sie wusste, dass er zu Hause war. Unauffällig für ihre Freundinnen verabredete sie sich zu Tanz-, Koch- oder Filmabenden, was deshalb ganz gut möglich war, da Franz-Joseph Metzger häufig und für längere Zeit sich unterwegs auf Montage befand. Etwas unangenehm wurde es, wenn er unerwartet nach Hause kam, unangemeldet plötzlich im Hausflur zu hören war oder auch ohne anzuklopfen plötzlich in ihrem Zimmer stehen konnte. Sie begann wieder zu schluchzen, konnte unmöglich ihre Tränen zurückhalten. Es kam ihr alles wie ein böser Traum vor. Noch heute Mittag hatte sie sich über Stoffel geärgert und seinen schweren Motorroller durch den Wald geschoben. Und nun steckte sie in einem grünen sterilen Kittel, saß neben ihrer reglosen Schwester und versuchte zu begreifen, was passiert war. «Luisa, ich muss dir noch etwas sagen...» Sie hatte die Stimme des Arbeitskollegen ihrer Schwester im Ohr. Und verrückter Weise musste sie an die gelben Legosteine denken, an den sprechenden Delphin, daran, wie sie sich am Morgen von ihrem wahren und wahrhaftigen Zuhause bei ihrer Schwester davon gestohlen hatte, weil sie keine Lust hatte, eine Antwort auf ein unfassbares Phänomen zu suchen. Die Träume der beiden Schwestern ähnelten sich, ergänzten sich, verobjektivierten sich, als hätten beide denselben schlechten Horrorfilm angeschaut. Wieder musste sie an die gelben Legosteine denken. Wo waren sie jetzt in dem Augenblick, in dem sie auf der Intensivstation weinte. Sie würde ihrem Vater nie wieder begegnen. Und vielleicht würde Johanna nie wieder gesund werden, wenn sie tatsächlich überleben sollte, was keineswegs sicher schien. Die freundliche Ärztin hatte sie zu beruhigen versucht. Aber Luisa hörte alle Zweifel und Unsicherheiten in der Stimme überdeutlich heraus. Was sollte aus ihr werden, wenn ihre Schwester starb oder als schwer Behinderte vor sich hin vegetieren musste? Das Allerschrecklichste, was sie sich nur vorstellen konnte, war, zurück ins Elternhaus zu ihrer versoffenen Mutter ziehen zu müssen. Da würde sie doch lieber in diesem Irrenhaus wohnen, wo sie den Theaterphilosophen besucht hatte. Er wohnte ja schließlich auch dort und die anderen ja auch! Warum also sollte sie nicht dort wohnen können?

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Immer will ich mir drei tibetische Glocken geben und Selbstgespräche führen! Wenn ich mir so betrachte, was um mich ist, frage ich mich, ob nicht eine Käseglocke ratsamer wäre - einfach über meine schöne Welt stülpen und den Rest ignorieren in der Hoffnung dass das Fallbeil nicht auf die Glocke...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Als alter Politfreak weiß ich, dass man die blöde Realität solange ignorieren kann, bis sie einen einholt. Irgendwann bohrt sich das lange ignorierte Damoklesschwert einem durch die Käseglocke der Illusionen, unter der man prima gelebt hat und einen Hauch von Sorglosigkeit pflegen durfte. Und trotzdem wird man ja wohl mal hoffen dürfen, dass der Nervensägenmann, der einem in die Welt eingedrungen ist und durch dieses Zuhause wütet, einen unter der Bettdecke nicht findet, die man sich über den Kopf gezogen hat.
Hau ab, Nervensägenmann! Ich will über die Welt nachdenken, über kulturelle Bildung und eine lebensbejahende Lebensphilosophie. Nicht über einen faschistoiden Vitalismus, der die Welt in stark und schwach einteilt, in lebenswert und wegzuselektieren, der nicht in Kraft und Vernichtung denkt, in Wahrheit und Methode. Es müsste eine Lebensphilosophie des Organischen sein und nicht des Mechanischen. Nicht die Todesmelodie der Moderne. Denn diese gehört vom 17. bis ins 19. Jahrhundert. Der Nervensägenmann kommt aus der Vergangenheit und will alles zermürben, was frühlinghaft nach Leben strebt. Ihm ist alles ein Sein zum Tode und so kann er nicht aufhören auf den Tod zu starren und fasziniert von den Apparaten der Todesmaschinerie Todesmelodien zu singen. Er kann nur an diese Maschinen glauben und an deren Kraft, an deren Macht, und letztendlich imponiert ihm die Ordnung, die sie schaffen, indem sie alles plätten, was ihnen in die Quere kommt. Der Urwald des Lebens wird gerodet wie die Lunge der Welt mit den modernsten Sägen, Bulldozern und Lastwagen.
Nach seinem Feierabend kommt der Nervensägenmann in meine fragile Welt, sein Geschwätz stinkt noch nach Maschinenöl und er betrachtet mich wie man ein Hamsterchen im Käfig betrachtet, dem man aus der Maschinenwelt ein Rädchen mitgebracht. Das Hamsterchen ist aber frei und wird nicht aufhören, sich gegen das Vordringen der Maschinenwelt zu wehren. Hatte Dalai Lama nicht gesagt, man solle das Kleine nicht unterschätzen: eine Stechmücke im Zimmer und man könne nicht schlafen. Ich will lieber ein Sandkorn im Getriebe sein.
Ich hätte mir einen Freund gewünscht, einen Gesinnungsgenossen, nicht dass ich keinen hätte, aber jeder mehr bedeutet mehr Leben unter der Käseglocke der Utopie. Der Kettensägenmann aber kann nur sägen mit den scharfen Zähnen seines Rationalismus begreift er alles und hinterlässt Sägemehl.
Gestern besuchte mich auch Jo, ein wahrer Freund und Gesinnungsgenosse. Er fragte nach dem Nervensägenmann; ich sagte, er wolle in Leipzig Ethnologie studieren. «Ach du Sch...» rief Jo spontan aus. Und ich bekam einen Lachanfall. Manche verstehen sofort, andere wollen's begreifen und können's nicht! Uns gilt es die alten Begriffe des Lebens aus den Zwängen der Apparaturen zu befreien, die Samen aus den Reagenzgläsern zu holen und sie wieder dem Humus zuzuführen, damit etwas Gedeihliches entstehen kann.

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Gibt es Handlungen von dir, die niemand verstanden hat?

Ich hätte es so gerne. Ich würde am liebsten sagen: Oh ja, wenn ich Theater mache versteht mich niemand. Oder niemand versteht, dass ich auf ask schreibe oder meine Zeit im Garten verbringe. Aber überall gibt es auch jemanden, der dies oder jenes versteht.
Mir wäre Unverständnis eigentlich auch egal, aber die Unverständigen sind aufdringlich und aggressiv. Sie versuchen einen davon zu überzeugen, dass man deshalb nicht verstanden wird, weil man eben Quatsch macht. Und das kotzt mich an.
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Wie schmeckt der Mai?

derherbstinmir’s Profile PhotoLara Evans
Wenn ich mir die ersten drei Maitage ansehe, kann ich nur sagen: LECKER!
Ich war die ganze Zeit im Garten, auch wenn ich vergessen hatte, Kaffee zu kaufen und Sonntag einige Meter neben mir stand. Die Vögel freuen sich immer, wenn sie mich mit dem Spaten in der Hand sehen. Ich grabe ein Stück Erde um und bereite ihnen ein Festessen.
Es wäre ein Irrtum zu glauben, sie wüssten nicht, was der Spaten in meiner Hand bedeutet. Ich warte auf den Tag, an dem sie an meine Scheibe picken, damit ich endlich wieder ein Stückchen Erde umgrabe.

Hast du langfristige Ziele für dein Leben?

Gestern hat mich eine Nachbarin angesprochen, wie wahnsinnig schnell die Zeit vergeht. Sie sieht schon die Sommersonnenwende nahen. «Und bald ist wieder Weihnachten», sagte sie, was ja eigentlich wieder die Sonnenwende bedeuten würde; denn von da an werden die Tage wieder länger. Und dann standen wir etwas unbeholfen am Straßenrand auf dem Gehweg. Ich verspürte den Drang, sie zu umarmen. Ich tat es nicht.
Eines ist klar: die Ziele müssen nun angestrebt werden, ich muss handeln, möchte keine Zeit verlieren, ohne aber in sinnlose Hetze und Eile zu verfallen. Das hat etwas Panisches. Ich muss nun die Tage genießend, die mir wunderbar schön erscheinen, meine Vorhaben Schritt für Schritt voranbringen und abschließen. Wenn die Zeit tatsächlich von einer Sonnenwende zur nächsten nicht mehr als ein Lidschlag ist, habe ich nur verdammt kurzfristige Ziele für mein Leben.

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Abend Uri, wann gibts mal wieder Neues in(?) deinem Blog?

Wow, vielen herzlichen Dank für diese Frage und dein Interesse.
Ich habe vor etwa zwei Wochen angefangen, einen neuen Beitrag zu schreiben: «Ein Philosoph im Theater... Ein Fall für die Komödie?» Meine Gedankenspielereien gingen in die Richtung des Ausspruchs von Nietzsche, ein verheirateter Philosoph gehöre in die Komödie, kam natürlich darüber auch zum Nachdenken über asketische Ideale.
Im Grunde geht es darum, meine derzeitige Trauer über meine Arbeit zu verarbeiten. Ich muss dabei nur aufpassen, dass ich nicht in selbstgefälliger Weinerlichkeit versinke: Oh, uuuh, niemand versteht mich, ich bin so einsam und verkannt ;)
1. Ich mache einfach auch Fehler.
2. Ich stelle mir sehr hohe Anforderungen und Ziele, große, ja zu große Aufgaben.
3. Ich habe auch eine große Schnauze, da bekommt man schon mal eins in die Fresse oder wird, was schlimmer ist, von Leuten nicht ernst genommen, die selber wirklich intellektuelle Nullnummern sind. Ihnen kommt jeder Fehler recht.
Dabei darf ich nun den Wert dieser Situation nicht übersehen. In mir formen und formulieren sich Gedanken und Gefühle, die für mich wirklich eine kleine Erleuchtung darstellen könnten; es ist aber wahnsinnig schwierig, sie in Worte zu fassen. Aber erst wenn das gelingt, ist auch etwas gewonnen.
Von den asketischen Idealen bin ich auf den künstlerischen Willen gekommen - eigentlich überhaupt auf den Schopenhauerschen Willensbegriff. Du kennst sicher den Titel seines Hauptwerkes „Die Welt als Wille und Vorstellung“. Ich habe sehr, sehr lange den Willen zu individuell und subjektiv interpretiert. Der Wille aber, der sich formt, speist sich aus viel, viel mehr als nur aus einem solitären Subjekt. Will sagen: wenn es dich nicht gäbe mit dieser Frage, gäbe es auch keine Antwort und ohne diese Antwort würde mir nicht etwas klar werden, was mir aber nun zur Einsicht verhilft, während ich das schreibe, weil du mich gefragt hast. Und du hast mich nicht aus heiterem Himmel gefragt, sondern weil dich irgendetwas an meinem Blog und an meinen Fragen oder Antworten mit deinem Willen angesprochen hat. Also ist die Welt als Wille bestimmt nicht die Welt eines Individuums und schon gar nicht eines isolierten Individuums. Wir könnten von hier eine Brücke zu Michel Foucaults Diskurs-Begriff schlagen oder zur Marxschen Idee des Kommunismus.
Kurzum: ich habe in dem Entwurf, den ich heute nur aufgerufen habe, weil du mich mit deiner Frage berührt hast, nunmehr 10690 Zeichen geschrieben, das sind drei volle ask-Antwortfelder und etwas mehr. Aber ich habe nicht das Gefühl, den Nagel auf den Kopf getroffen zu haben. Also halte ich den Entwurf noch ein bißchen zurück - zumindest diese Woche noch.

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Ich schenke mir mal drei tibetische Glocken, auch wenn manche es auf ihrem Handy leider nicht sehen können. Mir ist einfach danach :)

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Vor neun Stunden habe ich mir diese Frage gestellt und mich zugleich für ziemlich bekloppt erklärt, weil ich in aller Öffentlichkeit Selbstgespräche führe, dann habe ich schlauer Weise bemerkt, dass ich die tibetischen Glocken vergessen habe, in die Frage einzubauen. Also dachte ich, mache ich einen Screenshot, dabei habe ich aus eigener totaler Schusseligkeit meinen verfassten Text verloren, den ich aus dem Antwortfeld herausgeschnitten hatte, ohne ihn irgendwo anders wieder einzufügen. Wie ich dann die Glocken kopierte, um sie in das leere Textfeld einzufügen für meinen Screenshot, machte es bei mir Dingdong: der ganze Text, den ich als Erklärung für mein Hiersein, um nicht zu sagen mein DAsein verfasst hatte, hatte sich in drei tibetische Glocken verwandelt. Er enthielt eine wunderbar weinerliche Polemik gegen alle, die mein Hiersein nicht als einen Kunstakt begreifen und mich zur Öffentlichkeitsarbeit für unser Theater verpflichten wollen, was jeder Praktikant oder Volontär fleißiger und besser könnte als ich: Agenturtexte kopieren mit den Veranstaltungsterminen versehen und an die Presse schicken. Und dafür soll ich Schriftsteller und Philosoph geworden sein. Also habe ich einen Hinweis auf Götz von Berlichingen mit seinem allerberühmtesten Zitat mit der Aufforderung seinen Allerwertesten doch oral zu genießen platziert. Und dann völlig im Siegeswahn verschusselt den ganzen Text in die drei tibetischen Glocken verwandelt. Und am Abend fragen mich Freunde, ob ich denn heute einen Text verfasst hätte. Der Zweifel an meinem Verstand hat also das Theater schon verlassen und beschleicht meine Freunde, oder es ist anders: die Freunde zweifeln zuerst und die Freunde im Theater denken, er wird schon wissen, was er tut. Bis dato war es ja auch so. Aber soll ich nun die tibetischen Glocken, die ich mir selber gegeben habe, einfach vor sich hin bimmeln lassen?
Ein Klugdiarrhoe wäre kein ebensolcher, wenn er nicht einen neuen langen Text über den verlorenen verfassen würde - noch verschraubter, noch eigenwilliger als der verschollene.
Wisst ihr, was ich meine?

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Ich schenke mir mal drei tibetische Glocken auch wenn manche es auf ihrem Handy

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