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Uri Bülbül

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“Nicht der Mensch ist glücklich, der am meisten besitzt, sondern der, welcher am wenigsten braucht. Wer mit nichts zufrieden ist, der besitzt alles.” Sind das realistische Anforderungen für das heutige Leben in der Konsumgesellschaft? Wer schmeißt als erstes sein Smartphone weg?

Ich glaube, die Aussagen treffen alle nicht zu. Weder Besitz noch geringe Bedürfnisse haben etwas mit Glück zu tun. Vielmehr ist es doch eher umgekehrt: Man ist unglücklich im tiefsten Innern und versucht dies mit Besitz zu kompensieren oder eben mit Verzicht.
Woher aber entsteht ein mehr oder weniger latentes Unglücklichsein?
Das kann viele Ursachen haben: man hat einfach nicht gelernt, mit sich selbst gut auszukommen und einen inneren Frieden mit sich zu schließen; die Eltern schenken einem zu wenig Aufmerksamkeit und fühlbare Nähe und Liebe; man wird von elterlichen ANsprüchen erdrückt, denen man gerecht zu werden versucht, weil man hofft, dadurch mehr Aufmerksamkeit und Zuneigung zu erhalten; man hat Versagensängste, Verlustängste, man hat Schmerzen und körperliche Beschwerden - der Gründe gibt es nicht gerade wenige, die zum Unglücklichsein führen können.
Letztendlich aber ist da auch das Phänomen, dass Menschen mit ein und demselben Defizit sich unterschiedlich unglücklich fühlen können. So sind Glück und Unglück eher auch mentale Einstellungen, was nicht heißen soll, dass man sich einfach mal am Morgen vornehmen kann, heute nicht unglücklich zu sein. Aber dennoch spielen sie sich im Bewusstsein ab. Wer sich auf die Phänomene des Lebens intensiv einlassen kann und offen ist mit allen Sinnen, wer die Dinge, die er besitzt und die ihn umgeben intensiv genießen kann, wird tendenziell glücklicher sein - vielleicht ist er aufgrund seiner offenen Sinne auch mit weniger glücklich und schneller zu beglücken. Wer weniger sieht, fühlt, schmeckt, riecht, empfindet, wird von allem höhere Dosen benötigen und wird nicht so schnell glücklich sein können - vorallem dann nicht, wenn er sich auch gar nicht auf die Dinge konzentrieren und einlassen kann.
Ich weiß aber nicht, ob man Glücklichsein einfach lernen kann. Aber eine Anleitung zum Unglücklichsein, findet ihr auf jeden Fall hier:
https://youtu.be/3BSsSnck2vsKlugdiarrhoe’s Video 136513622969 3BSsSnck2vsKlugdiarrhoe’s Video 136513622969 3BSsSnck2vs

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Related users

Welche Schriftart gefällt dir am besten?

Eine Zeitlang stand ich auf Palatino, dann auf New Century Schoolbook, aber auch auf Times New Roman, aber immer auf Serifenschriften. Sans serif Schriften sind mir zu steif und steril.

Ich hab auch Gefühle :( Uriii

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Ja, das verstehe ich. Kann ich voll gut nachvollziehen. Ich hab auch Gefühle. Wir haben alle ganz viel Gefühle. Darum musst du draußen bleiben, ha, ha :)
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Mein letztes Wort zu Danton ist nicht, dass ich seine Müdigkeit und seine Zweifel an Frauen unterschreiben könnte. Mir tun Ophelia bei Hamlet, der eine ähnliche Müdigkeit hat und Julie bei Danton leid...

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Ich bin ein Phänomenologe und verzweifle nicht an der Sein-Schein-Dialektik. Im Gegenteil die Dinge greifen ineinander, Fiktion und Wirklichkeit, Wahrheit und Lüge, Sein und Schein, sie ergeben ganz neue Interferenzen und Muster, ihr Spiel eröffnet Möglichkeiten und enthebt die normative Kraft des Faktischen ihrer Macht.
Unser lebensmüder Freund, ein Antiheld sozusagen, im Auftrag eines Gespenstes unterwegs, zu rächen die Niedertracht... dass ein Mann lächeln und immer nur lächeln und ein Schurke sein kann, - Hamlet sagt:
«O schmölze doch dies allzu feste Fleisch,
Zerging' und löst' in einen Tau sich auf!
Wie ekel, schal und flach und unersprießlich
Scheint mir das ganze Treiben dieser Welt!
Pfui, pfui darüber! 's ist ein wüster Garten,
Der auf in Samen schießt; verworfnes Unkraut
Erfüllt ihn gänzlich.»
Den Namen der Schwachheit kennt er nur allzu gut:
«Ich weiß von euren Malereien recht gut Bescheid! Ihr schminkt euch? Gott hat euch ein Gesicht gegeben, und ihr macht euch ein anderes?»
Was, mein Freund, was wiegt so schwer, sag mir: was?!
Das Flirren der heißen Luft? Der gebrochene Stab im Wasser? Das Vexierbild eines alten Weibes in einer jungen Dame? Das trügerische Lächeln einer liebenden Hure? Die zarte Hand einer wiegenden Mutter?
Gespenstisch der Blick vom Grabe her: Sieh die hübsche Dame im Wasser gebrochen...
«Wir sind uns fremd – wir Erkennenden. Wir selbst uns selbst.»
«Die Zeit verliert uns. Das ist sehr langweilig, immer das Hemd
zuerst und dann die Hosen drüber zu ziehen und des Abends ins Bett und
morgens wieder herauszukriechen und einen Fuß immer so vor den andern
zu setzen; da ist gar kein Absehen, wie es anders werden soll.»
Ach ja, eine Textcollage aus alten Zeiten.

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Mein letztes Wort zu Danton ist nicht dass ich seine Müdigkeit und seine Zweifel
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Läuft bei dir

Habe schlechte Laune, heute sehe ich die andere Hälfte des Lebens:
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
(Friedrich Hölderlin, Hälfte des Lebens)

https://ask.fm/Klugdiarrhoe/answers/136216286393/likes Vielleicht weil dein Lebensmodell anzuerkennen der Vernichtung ihres eigenen Lebensmodells gleichkäme und sie vor zahlreiche Fragen und Gewissensbisse stellen würde?

Mein Lebensmodell ist nun bestimmt nicht ein besonderes geschweige denn ein besonders tolles Lebensmodell; ich schreibe halt vor mich hin, arbeite in einem Privattheater eines Freundes, der mein Denken, meine Arbeiten wertzuschätzen weiß und es oft genug schwer hat, mich gegen die Umwelt zu verteidigen, denn nicht selten bringt es ihn in Erklärungsnöte, warum er an mir festhält.
«Es gibt eine unglaubliche Aversion gegen dich», hat er mir noch vorgestern gesagt, und es war nicht das erste Mal. Die «Vernichtung des eigenen Lebensmodells» bilden sich die Leute nur ein, weil sie selbst genau wissen, dass ihr eigenes Leben beschissen abläuft, voller Zwänge, Unterordnungen und angeblicher Notwendigkeiten, wofür sie einen Preis zahlen, den sie sich nicht eingestehen wollen. Anstatt aber dann an ihrem eigenen Leben zu basteln, suchen sie nach Mitteln und Wegen Alternativen zu vernichten, um sich bestätigt zu fühlen.
«Siehst du? Man muss so sein wie die fleißige Ameise. Wenn jemand so ist wie die Grille, ist er im Winter auf die Ameise angewiesen.»
Okay. Dann schafft jede Kunst und jede kulturelle Bildung aus der Welt, lebt nur um zu arbeiten und arbeitet nur um zu leben, zerstört Umwelt und ökologische Ressourcen, tötet jede Mitmenschlichkeit ab und werdet einfach zu Arbeitsbarbaren. Das ist bestimmt eine schöne Welt und niemand stellt euch in Frage, wenn ihr den letzten Künstlern habt verhungern lassen.
Nur was mach ihr mit der Stimme und dem Gefühl in euch selbst, was euch immer wieder in stillen Momenten sagt: «Und das soll das Leben gewesen sein?» Ihr hättet nich einmal ein einziges Gedicht, um eure Liebe zum Ausdruck zu bringen. Aber vielleicht genügt auch euer Auto, in das ihr die begehrte Person zerren könnt. Schön designed wäre es nicht, denn Design ist ja Kunst, aber mordsviel PS hätte das Auto auf jeden Fall.
Ich habe einen Vermieter, der mich fragt, ob ich diesen Monat auch genügend zu essen habe, wenn ich ihm bar die Miete in die Hand drücke, und das Haus liegt in einer sehr schönen und vornehmen Gegend. Und wie habe ich es gefunden? Durch eine Künstlerkollegin^^

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ich will nicht als Jugendlicher bezeichnet werden, sondern als Kind, bitte :c

Die Bezeichnung ist kein Problem, das Alter macht's. Ich möchte auch lieber als "junger Mann" bezeichnet werden und bin ein alter Sack. Aber nun gut. Dann bezeichne ich halt den 17-jährigen Basti als Kind und nicht als Jugendlicher.
Vielleicht schaffen Bezeichnungen ja neue Fakten - wer weiß?

Kannst du das genauer ausführen? Hat es sich denn bisher mal ergeben, dass du User hier außerhalb von ask kennen lernen durftest? Weshalb wurdest du enttäuscht? Oder bist du der Meinung, dass Menschen generell enttäuschend sind?

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Nein, möchte ich nicht. Es regnet schon den ganzen Tag, ich habe einen relativ wichtigen Termin abgesagt, weil ich nicht raus will, habe kein Brennholz mehr und die Gasflasche ist auch leer. Ich trete bestimmt irgendjemandem wieder auf den Schlips, da ist dann einer beleidigt, der meint, eine besondere Nähe zu mir aufgebaut zu haben, weil er meine Texte likete und wir uns privat trafen und anfangs sympathisch fanden, bis sich alsbald herausstellte, dass jeder ganz andere Wertmaßstäbe hat und anderen Dingen im Leben eine Bedeutung beimisst. Und meine Dinge gehören nunmal eher zu den bedeutungsloseren Dingen in der Welt und schön, dass man es zu spüren bekommt; ein Diogenes im Fass. Den kann man mal besuchen und nett finden - auch mal ein geistreiches Gespräch führen, dann aber wendet man sich besser den bedeutenderen Dingen des Lebens zu. Konformität, Geld, Wohlstand, Karriere.
Was weiß ich denn? Ich verstehe nichts von alledem.
Noch nie war mir Danton so nahe wie heute:
«Danton.
Sieh die hübsche Dame, wie artig sie die Karten dreht! Ja wahrhaftig,
sie versteht's; man sagt, sie halte ihrem Manne immer das coeur und
anderen Leuten das carreau hin. - Ihr könntet einen noch in die Lüge
verliebt machen.
Julie.
Glaubst du an mich?
Danton.
Was weiß ich! Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir
strecken die Hände nacheinander aus, aber es ist vergebliche Mühe, wir
reiben nur das grobe Leder aneinander ab - wir sind sehr einsam.
Julie.
Du kennst mich, Danton.
Danton.
Ja, was man so kennen heißt. Du hast dunkle Augen und lockiges Haar
und einen feinen Teint und sagst immer zu mir: lieber Georg! Aber (er
deutet ihr auf Stirn und Augen) da, da, was liegt hinter dem? Geh, wir
haben grobe Sinne. Einander kennen? Wir müßten uns die Schädeldecken
aufbrechen und die Gedanken einander aus den Hirnfasern zerren. -»*
_______________
* Georg Büchner, Dantons Tod

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Was verbindest du mit Lesen? Wurde die früher Vorgelesen? Wenn ja, gab es dazu Rituale?

Hilf dir selbst, so hilft dir Gott und die Eltern stehen ihm bei - das war bei uns die Devise. Wenn ich wissen wollte, was irgendwo steht, musste ich fragen und mir wurde geantwortet. So habe ich lesen gelernt. Es war einfach eine Notwendigkeit. Denn wenn die Eltern das obige Motto praktizieren, geben sie zwar freundlich Auskunft, aber wenn sie das Gefühl bekommen, einem den Hintern nachtragen zu müssen, werden sie auch ungemütlich. Und wer will schon ungemütliche Eltern?
Lesen als Kult ist ein Phänomen des bibelbasierten und später säkularisierten Lebens. Ich habe Lesen nicht als Kult kennen gelernt. Kult hat etwas mit Okkultismus zu tun und nichts mit Aufklärung. Daher kommt auch ein mystisches Verhältnis von vielen Leuten zu Büchern, die in jedem Schundroman eine Offenbarung vermuten, weil das Lesen an sich schon als heilige Handlung gilt.
Für mich sind Lesen und Schreiben Kulturtechniken, um zu verwalten, organisieren, zu planen oder zu phantasieren. Man kann sich auch in Tagebüchern den Frust von der Seele schreiben oder in Briefen mit anderen kommunizieren. Warum aber ein habtisch erfahrbarer Brief mehr wert sein soll als eine Email, wenn es um den Inhalt geht und es nicht auf die Duftnote auf dem Papier ankommt, ist mir ein Rätsel.
Ich arbeite auch lieber mit Gutenberg-Veröffentlichungen online als mit gedrucktem Papier in Bibliotheken. Auch PDF-Dateien sind mir praktischer und lieber als Bücher. Man kann darin einfach Wörter und Stellen suchen und viel schneller lesen als in Büchern.
Ich habe zwar nichts gegen Bücher, habe ja auch als Kleinverleger Bücher produziert, aber mir ist die elektronische Technik mit Internet tausendmal lieber als eine Universitätsbibliothek.
Ich finde den Lesekult um Bücher einfach nur evangelikal und anachronistisch.
Andererseits liebe ich den Kaminofen und möchte keine Zentralheizung. Jedem seine Romantik - meine aber ist nicht rationalistisch, sondern sensualistisch.

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Was verbindest du mit Lesen Wurde die früher Vorgelesen  Wenn ja  gab es dazu

Bei welchem User würdest du gerne den Menschen hinter dem Profil kennen lernen? Bei welchem war es dir bereits möglich? Haben sich deine Erwartungen erfüllt oder wurdest du irgendwie überrascht?

Nicolai1995’s Profile PhotoialociN
Menschen enttäuschen mich immer, ganz gleich, wen ich kennenlerne. Wenn ich ihn kennenlerne, bin ich enttäuscht.

Was ist das nur für ein Typ - dieser Marcellus Adonis Narrat, der beim Abendessen in der Psycho-Villa aufgetaucht ist? Uri Nachtigall ist er nicht ganz geheuer. Bei Bellarosa im Hattinger Wald hingegen scheint es gemütlich und unterhaltsam zu sein. SOKRATES Teil 174:

Klugdiarrhoe’s Profile PhotoUri Bülbül
Basti hatte auch eine Menge zu erzählen, er hörte auf jeden Fall auf, bohrende Fragen an Bellarosa zu stellen, weil auch er bemerkt hatte, dass es ihrer Gastgeberin damit gar nicht gut ging. Stattdessen erzählte er davon, dass er am liebsten auch hier irgendwo in Bellarosas Nähe am Bassin in einem Haus ganz aus Käse wohnen und sich dann Käsedreieck-Dreieckkäse* nennen würde. Bastis Erzählungen zauberten Lara ein Lächeln auf die Lippen und sie vergaß darüber schon fast ihr Heimweh. Auch wenn Bellarosa zunächst skeptisch die Augenbrauen hoch zog, kam auch eine gewisse Heiterkeit in ihre Miene. Basti wurde ganz redselig und erzählte schier schwärmerisch, was er sich wünschte, wo sie lebten und dass «die ganzen Leute von der Villa irgendwann mit einem Schiff auf dem Meer rumfahren»* sollten, «und das Schiff hört dann plötzlich 50 Meter vor einer Insel auf, zu fahren und geht anschließend unter und dann schwimmen alle zu der einsamen Insel hin... und auf der Insel ist Dschungel und Strand, also in der Mitte Dschungel und am Rand Strand und ich suche mir in dem Dschungel den größten Baum aus und baue da ein Baumhaus drauf und Rufus findet ein paar wildlebende rosa Schweine und immer wenn wir Hunger haben, grillt Rufus so eins»*. Basti ließ seinen Wünschen und seiner Phantasie freien Lauf. Warum sollten nicht alle Bewohner der Psycho-Villa in einem Ausflug in eine Robinsonade verwickelt werden? Da durfte natürlich eine Schwester Maja nicht fehlen. Als der Name Rufus fiel krampfte sich für eine kurze Sekunde Bellarosas Magen. Aber noch bevor es jemandem auffallen konnte, gingen Gespräch und Thema weiter und der Krampf verflog. «Und Schwester Lapidaria ist zuständig für Obst suchen und wird dabei von einer pinken Riesenschlange mit grünen Punkten gefressen, aber danach direkt wieder ausgespuckt und die Schlange stirbt direkt danach und wird dann von einem Adler aufgehoben und weggeflogen und über dem Meer fallen gelassen», erzählte Basti. Lara konnte ihr Lachen nicht zurückhalten: «Warum stirbt die Schlange und nicht Schwester Maja?» Basti musste darauf nicht lange überlegen: «Ich möchte nicht, dass jemand stirbt»*, antwortete er mit großem Ernst. Und mit ebenso großem Ernst und großer Aufmerksamkeit, die sie ausstrahlte, beobachtete Bellarosa die beiden Jugendlichen. «Niemand?» fragte Lara. «Und was ist mit der pinken Riesenschlange?» «Sie hätte Lapidaria nicht essen dürfen!» konterte Basti. Überraschenderweise biss sich Lara sanft aber sicher an diesem Thema fest: «Die Schwester liegt einem nun mal schwer im Magen und wurde ja dann auch sofort wieder ausgespuckt. Also sollte die pinke Riesenschlange auch nicht sterben, finde ich. Der Adler kann sie ja trotzdem mitnehmen und vom Himmel wieder fallen lassen. Das könnte sie auch überleben: entweder fällt sie ins Meer oder sie fällt irgendwo an Land über einem Wald. Sie verfängt sich in den Baumwipfeln und schlängelt sich wieder nach unten.»
_________________________________________
* @Maulwurfkuchen

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Wieviele Märtyrer haben die Welt verändert, nachhaltig, gravierend?

DerApfeltyp’s Profile PhotoRuu
Die Welt wurde auf jeden Fall nicht von Konformisten nachhaltig und gravierend verändert, sondern immer von nonkonformen innovativen Leuten. Aber diese Aussagen erlauben keine Umkehrschlüsse: Man kann nicht ein Märtyrium auf sich nehmen und sagen, folglich vernändere ich die Welt nachhaltig und gravierend. Auch kann man nicht einfach und stur Nonkonformist sein und denken, damit verändere ich die Welt und bin ein Columbus, Galilei, Einstein oder wer auch immer. Die Inhalte und Bedingungen, für die man einsteht, müssen ebenso stimmen wie der Kontext. Thomas S. Kuhn beschreibt die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen und sie entstehen nicht, weil jemand sich vornimmt, ein Märtyrer zu werden.
Ich fürchte, mein Jesus-Beispiel hat das Märtyrium nahe gelegt. Aber ich sah ihn, als ich es schrieb, weniger am Kreuz als auf dem Berg :)

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Und ich glaube, ein System sucht von innen heraus erst dann nach alternativen zu sich selbst, wenn es schon lange unhaltbar ist. die Gründe dafür habe ich in Ihren Antworten der letzten Wochen wiedergefunden, das freut mich.

AmberMoon92’s Profile Photoblue star
Oh danke schön. Das freut mich auch sehr *-*
Ich würde Ihre Annahme voll und ganz unterstreichen; wenn ein System nicht von Innen heraus überfällig geworden ist, Hegel würde es in seiner Dialektik als das unwirklich werden der Wirklichkeit bezeichnen, können sich einzelne Individuen oder auch Gruppen von Individuen bemühen, so viel sie wollen, ihre Bemühungen werden marginal bleiben. Insofern ist unsere Zeit durchaus äußerst reizvoll; denn ich denke, die Überlebtheit des Systems zeigt sich sehr deutlich und für viele Menschen auch äußerst tragisch.
Als radikaler Humanist kann ich keinerlei Menschenopfer gut heißen. Aber verhindern kann ich es offensichtlich auch nicht.
An dieser Stelle fände ich ein Gedankenexperiment hier nur als Frage interessant: Wie sieht der Warenkorb eines Multimilliardärs aus, wenn er sein gesamtes Vermögen in Waren umsetzen würde? Wie lange könnte er davon seine Familie (nehmen wir eine 12-köpfige Familie an, ich will nicht kleinlich sein) luxuriös ernähren?
Aus diesem Gedankenexperiment könnte man eine Umverteilungsdiskussion beginnen. Man könnte natürlich auch konsumtives von investivem Vermögen (also wahrem Kapital) unterscheiden. Und lediglich jene Milliarden in die Wagschale werfen, die dem konsumtiven Vermögen zuzuzählen wären.
Ein weiteres Gedankenexperiment oder eine Simulation am Computer wäre: wie würde die Welt aussehen, wenn man das Geld insgesamt abschaffen und sofort den Kommunismus (im ursprünglichen oder marxschen Sinne) einführen würde, also: Jeder nach seinen Fähigkeiten und jedem nach seinen Bedürfnissen. Wobei ich Bedürfnisse nicht kollektivistisch verstanden haben möchte; es können ruhig individuelle Bedrüfnisse der unterschiedlichsten Art sein. Denn die Fähigkeiten wären ja auch unterschiedlich, sonst hat man gleichgeschaltete Roboter in Werkshallen statt Menschen.
Man nimmt die Weltbevölkerung, die Gesamtheit der Waren und Dienstleistungen und simuliert, ohne anthropologische Annahmen wie "Der Mensch arbeitet nur unter Zwang" etc. und testet in diesem Experiment, ob ein Wirtschaftssystem zur Ernährung aller und zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse führen kann oder nicht und wie konkret dieses Experiment sein muss und welche Annahmen zur Diskussion stehen. Ich denke, mit Spieltheoretikern wie Varoufakis werden solche Gedankenexperimente so realistisch in ihrer experimentellen Durchführbarkeit wie noch nie. Vor zehn Jahren hat sich kein Mensch für so etwas interessiert. Aber Columbus fand seine Mitsegler auch nicht an einem Tag, ha, ha :)

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