Es ist Nacht, dunkle Nacht, tiefe Nacht, Finsternis, es will und will das Morgengrauen nicht kommen. Der Himmel wie ausgeschaltet, Menschen schlaflos und doch verschlafen. Wohin dämmert der Theaterphilosoph? SOKRATES-Folge 514:
Und dieses Buch hätte der Theaterphilosoph gerne mal in der Hand gehalten. Später aber musste es im digitalen Zeitalter neu aufgelegt worden sein und zwar, wie man auf Google-Books unschwer erkennen konnte, als Textdatei neu erfasst. Es war kein abfotografierter Faksimiledruck der alten Ausgabe. Natürlich nicht, denn wie sollte denn auch in einem Buch im 18. oder 19. Jahrhundert eine Alice am Computer ihres Chefs sitzen? Also konnte der Google-Roman unmöglich mit dem Roman, der auf dem Cover abgebildet war, identisch sein. «Das Ich ist ein Avatar des Selbst in der virtuellen Wirklichkeit der simulierten Realität», formulierte der Theaterphilosoph schon im Halbdämmer in den Schlaf, wobei ihm dieser Satz besonders gut gefiel und er ihn festhalten wollte. «Ich schreibe ihn mir sofort auf, wenn ich wieder richtig wach bin; gerade bin ich so müde und mache mal ein kleines Schlümmerchen», sagte er sich selbst, gähnte er dabei noch? Oder träumte er schon? Die Sätze: «Alice wurde immer neugieriger, während dessen im Polizeipräsidium eine Nachricht Dr. Albermann erreichte. «Jemand recherchiert in Marokko über MAN!» Der Polizeipräsident Dr. Albermann zeigte sich ungerührt. «Danke.» Auf diese Weise also liefen die Dinge aus dem Ruder. Dr. Albermann seufzte.» standen vor den zugefallenen Augen des Theaterphilosophen umgeben von einem Google-Rahmen, links oben ein Button E-Book Kaufen – 5.99 €. Der Theaterphilosoph aber sah auf einem Segelschiff an Deck Smutje kopflos auf dem Boden liegen, er selbst hatte sich selbst enthauptet, er selbst sich selbst! Ein Delphin schnatterte und lachte scheppernd im Wasser, bis der Kapitän rief: «Los! Spring an Deck! Du gehörst nun auch zu uns und gib Smutje seinen Kopf wieder!» «Ich darf bei euch bleiben! Juchuuuu!», jubelte der Delphin und schleuderte in hohem Bogen wie einen Ball den menschlichen Kopf durch die Luft, der hart wie eine Kugel an Deck aufschlug. Der Theaterphilosoph sagte sich: «Komisch! Das ist ja mein Kopf!» Der Delphin aber hatte das ebenso gehört wie die Seeräuber, die alle aus vollem Hals zu lachten. «Ja, mein Lieber, nun weißt du mal, wie es mir geht!», brüllte der Kapitän. «Ganz schön locker sitzt der Kopf auf dem Hals! Los, Magister Wigbold! Tu was Gutes und schenk dem Smutje die Rübe wieder! Dann kann er uns was aus der Kombüse zaubern!» Wie einer Puppe setzte der Maat den Kopf auf den Hals, was ihn wieder zum Leben erweckte. Benommen und verschlafen, sah er um sich und sprach: «O Mensch! Gib acht! Was spricht die tiefe Mitternacht?» «Oh, ein Dichter, der seines Gleichen sucht!», spottete Magister Wigbold. «Ist von Friedrich Nietzsche», sagte Smutje. «Nietzsche?», brummte Magister Wigbold, «Kenn‘ ich nicht!» Wie aus dem Zuschauerraum auf die Bühne oder in den Film versuchte der Theaterphilosoph hineinzurufen: «Ja, kein Wunder! Wir haben hier die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen!» Aber er konnte nicht sprechen, seine Gesichtsmuskeln, seine Sprechmuskeln, alles in seinem Gesicht war wie gelähmt.
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Dinofino ~ O-Reh Gano