Teil2
Das kann dem empirischen Wissen schon mal passieren, dem idealen Wissen vom Kreis nicht. Selbst wenn mein gesamtes Wissen deckungsgleich mit Wikipedia wäre, würde ich zwar meinem Nickname alle Ehre machen, aber mit Gewissheit hätte das nicht viel zu tun. Man kann also auch falsche Dinge wissen, aber man muss schon von ihnen als richtig überzeugt sein, sonst würde das Wissen in andere Begriffssphären hinübergleiten wie z.B. meinen oder vermuten.
-Weißt du, wo ich meine Schlüssel habe?
-Ja, du hast sie auf den Schuhschrank gelegt.
-Das kann nicht sein, weißt du denn nicht, dass der Schuhschrank abgeholt wurde, bevor ich gestern nach Hause kam?
Inhalte des Wissens können sich ändern, aber man kann dadurch wieder zu neuem Wissen gelangen. Das Wissen hebt sich dadurch nicht per se auf. Interessant im obigen Dialog ist, dass der erinnerten Empirie (ich habe gesehen, erlebt, wie du deine Schlüssel auf den Schuhschrank gelegt hast) eine logische, rationale und keine empirische Argumentation entgegen gesetzt wird: Als ich nach Hause kam und mit meinem Schlüssel die Wohnungstür aufschloss, war der Schuhschrank längst nicht mehr da, also kann ich den Schlüssel nicht auf ihn gelegt haben.
In gewisser Hinsicht ist Wissen lebensnotwendig. Wenn wir gar nichts wüssten, würden wir vollkommen blind im Dunkeln tappen. Das ist alles andere als ein schönes Gefühl. Wir wissen um die Existenz von Räumlichkeit, der Zeit, der Kausalität, der Kontinuität und Identität von Dingen, Orten und Personen. Wir reden immer über denselben Schlüsselbund und sind uns sicher, dass auf einen abgeholten Schuhschrank kein Schlüsselbund gelegt worden sein kann. Und dementsprechend handeln wir, sonst wäre kein Handeln, keine Orientierung möglich.
Wir vergewissern uns auch sozial und betreiben durch einen Abgleich unseres Wissens mit anderen Menschen eine Art der Rückversicherung. Und dennoch ist niemals gewiss und mit Gewissheit sicher, dass sich Kollektive nicht irren können. Nun weil alle etwas wissen, muss dieses Etwas lange nicht wahr sein. So ist die Kehrseite des Wissens der Irrtum. Letztendlich kommen wir um die Prüfung des Wissens nicht herum. Das wird immer dann fällig, wenn Zweifel auftauchen. Leider tauchen Zweifel manchmal nicht auf, obwohl man sie dringend bräuchte und manchmal gerade dann, wenn man sie so gar nicht brauchen kann:
Ich muss die Bahn erreichen, bin schon auf der Straße, aber habe ich wirklich den Herd ausgemacht? Ich weiß, dass die Bahn in zwei Minuten kommen wird, ich weiß auch, dass der Rückweg in die Wohnung zwei Minuten dauern wird. Wenn ich doch nur wüsste, ob ich den Herd tatsächlich ausgemacht habe! Dann aber hat die Bahn zehn Minuten Verspätung. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Hausbrand auf jeden Fall verhindern können. Und wenn ich gewusst hätte, dass das Haus abbrennt, wäre ich auf jeden Fall umgekehrt, um nach dem Herd zu sehen, und jetzt weiß ich nicht, ob mein Herd die Ursache des Brandes war.
-Weißt du, wo ich meine Schlüssel habe?
-Ja, du hast sie auf den Schuhschrank gelegt.
-Das kann nicht sein, weißt du denn nicht, dass der Schuhschrank abgeholt wurde, bevor ich gestern nach Hause kam?
Inhalte des Wissens können sich ändern, aber man kann dadurch wieder zu neuem Wissen gelangen. Das Wissen hebt sich dadurch nicht per se auf. Interessant im obigen Dialog ist, dass der erinnerten Empirie (ich habe gesehen, erlebt, wie du deine Schlüssel auf den Schuhschrank gelegt hast) eine logische, rationale und keine empirische Argumentation entgegen gesetzt wird: Als ich nach Hause kam und mit meinem Schlüssel die Wohnungstür aufschloss, war der Schuhschrank längst nicht mehr da, also kann ich den Schlüssel nicht auf ihn gelegt haben.
In gewisser Hinsicht ist Wissen lebensnotwendig. Wenn wir gar nichts wüssten, würden wir vollkommen blind im Dunkeln tappen. Das ist alles andere als ein schönes Gefühl. Wir wissen um die Existenz von Räumlichkeit, der Zeit, der Kausalität, der Kontinuität und Identität von Dingen, Orten und Personen. Wir reden immer über denselben Schlüsselbund und sind uns sicher, dass auf einen abgeholten Schuhschrank kein Schlüsselbund gelegt worden sein kann. Und dementsprechend handeln wir, sonst wäre kein Handeln, keine Orientierung möglich.
Wir vergewissern uns auch sozial und betreiben durch einen Abgleich unseres Wissens mit anderen Menschen eine Art der Rückversicherung. Und dennoch ist niemals gewiss und mit Gewissheit sicher, dass sich Kollektive nicht irren können. Nun weil alle etwas wissen, muss dieses Etwas lange nicht wahr sein. So ist die Kehrseite des Wissens der Irrtum. Letztendlich kommen wir um die Prüfung des Wissens nicht herum. Das wird immer dann fällig, wenn Zweifel auftauchen. Leider tauchen Zweifel manchmal nicht auf, obwohl man sie dringend bräuchte und manchmal gerade dann, wenn man sie so gar nicht brauchen kann:
Ich muss die Bahn erreichen, bin schon auf der Straße, aber habe ich wirklich den Herd ausgemacht? Ich weiß, dass die Bahn in zwei Minuten kommen wird, ich weiß auch, dass der Rückweg in die Wohnung zwei Minuten dauern wird. Wenn ich doch nur wüsste, ob ich den Herd tatsächlich ausgemacht habe! Dann aber hat die Bahn zehn Minuten Verspätung. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich den Hausbrand auf jeden Fall verhindern können. Und wenn ich gewusst hätte, dass das Haus abbrennt, wäre ich auf jeden Fall umgekehrt, um nach dem Herd zu sehen, und jetzt weiß ich nicht, ob mein Herd die Ursache des Brandes war.
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