Während der erste Band von SOKRATES, dem kafkASKen Roman im Satzprogramm entsteht, geht natürlich auch die Geschichte weiter. Die konspirative Wohnung des grausamen Vaters der Kommissarin wird zum Ort einer Begegnung der wunderlichen Art... SOKRATES Teil 102.
«Ach, Osman Abi, das bekommen wir schon hin», erwiderte der junge Mann in einem schier unverschämt ruhigen Ton. Diese Reaktion der beiden Männer wirkte auf Johanna entwaffnend. Sie ließ ihre Pistole sinken: «Wer sind Sie?» fragte sie den Rotblonden. «LKA, Sonderdezernat interne Ermittlungen Francis Arthur Suthers» stellte sich dieser vor. «Darf ich Ihren Ausweis sehen?» «Wenn sie mich nicht gleich erschießen!» Johanna sicherte die Waffe und steckte sie weg. «Arthur, ich gehe», sagte der Opa, «Wenn du mich brauchen, ich gleich da!» «Danke, Osman Abi, bist der beste!» Zum Abschied warf der Alte noch einen überheblichen Blick in Richtung Johanna, als wollte er sagen: «Du wirst noch dein blaues Wunder erleben, Mädchen!» Arthur zog gemütlich seinen Ausweis hervor. Osman Abi verließ die Wohnung, an der Echtheit des Ausweises gab es keinen Zweifel. Sie gab ihm den Ausweis wortlos zurück. Arthur schloss die Wohnungstür. Als er an ihr vorbeiging, die noch immer unentschlossen da stand, aber auch etwas von einem trotzigen Kind annahm, sagte er: «Sie sind ohne Durchsuchungsbeschluss hier eingedrungen?» «Ich dachte, es besteht Gefahr im Verzug. Ich befürchtete, hier ein hilflos gefesseltes Sadistenopfer vorzufinden. Kommt deswegen extra jemand aus dem Innenministerium oder Landeskriminalamt zu mir?» «Ich habe meine Aufgaben und Sie haben Ihre!» antwortete der junge Sonderermittler. «Ich muss mir nun nicht das übliche Geschwätz anhören, dass ich vom Dienst suspendiert werde und so weiter?» staunte Johanna. «Nein, nicht von mir. Und wenn Sie es von irgend jemandem zu hören bekommen, rufen Sie mich an!» Er gab ihr seine Visitenkarte, die sie mit vor Staunen aufgerissenem Mund annahm. Und als sie glaubte, einen klaren Gedanken fassen zu können, fragte sie ihn: «Was machen Sie dann überhaupt hier, wenn Sie mich nicht von meinen Ermittlungen abbringen wollen? Und woher kennen Sie den alten Mann von nebenan?» «Letzteres geht Sie überhaupt nichts an! Und ich bin hier, weil ich mal sehen wollte, was Sie hier treiben.» «Ich suche die Gespielin oder Komplizin von Franz-Joseph Metzger», sagte Johanna. «Woher wissen Sie, dass es sich um eine weibliche Person handelt?» fragte der Sonderbeauftragte. «Das habe ich aufgrund der sexuellen Vorlieben von Franz-Joseph Metzger angenommen» erwiderte sie. Arthur Francis Suthers schlenderte durch die Wohnung und sah sich die Utensilien für Sexspiele mit einer Mischung aus Ekel und Interesse an. «Und Sie sind mit den sexuellen Vorlieben von Franz-Joseph Metzger vertraut?» Johanna war kurz wie vom Donner gerührt, dann aber fasste sie sich sogar für sich selbst überraschend schnell: «Und das, mein Herr, geht Sie nichts an!» Arthur blieb groß, entspannt, fast ein wenig schlagsig. «Ach, meine Liebe, was haben Sie nun vor? Warum gönnen Sie sich nicht eine kleine Auszeit, eine Pause, wenigstens eine Woche?» «Ich werde jetzt die Spurensicherung anfordern. Mal sehen, was wir hier alles finden. Da am Schraubstock ist Blut.»
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